Ich bin anders als die Mehrheit wahnsinnig gefesselt von diesem Roman. Er strahlt in meinen Augen eine fast schon beklemmende subtile Spannung aus.
Ja, aber total! Ich habe eure Beiträge samt und sonders aufmerksam gelesen und kann die geäußerte Kritik in keiner Weise nachvollziehen. Die Autorin hat mich ab der ersten Seite gepackt und nicht mehr losgelassen.
Mir gefällt der ruhige und doch prägnante Erzählfluss. Wir haben nur Nats Perspektive, auf die alles recht fremd wirkt. Die Begründungen, warum sie dort gestrandet ist, finde ich komplett nachvollziehbar: Sie hat ihren (schlecht bezahlten- sonst wären ihre Rücklagen höher) Job aufgegeben, weil sie eine Dummheit begangen hat. Darüber wissen wir noch längst nicht alles, was mehr als deutlich wird. Sie kann sich kein besseres Domizil leisten, hat mit dem Vermieter sogar nachverhandeln müssen, weil dessen ursprüngliche Vorstellungen zu hoch waren. Sie hat offenbar völlig mit ihrem bisherigen Kontaktkreis gebrochen. Da ist wirklich nichts und niemand, was mich sehr neugierig macht, auch mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren.
Mesa schreibt unglaublich bildlich! Ich kann mir alles so gut vorstellen und auch einprägen. Ich habe das Gefühl, dass nichts an mir vorbeiläuft, so aufmerksam bin ich dabei.
Dieser Piter ist eine geheimnisvolle Figur. Er wirkt teilweise bedrohlich auf mich, dann ist er wieder hilfsbereit und freundlich. Auf alle Fälle ist er ein Macho: Er will, dass seine Vorschläge auch umgesetzt werden von dem unerfahrenen Frauchen. Seine Ambivalenz kommt bestens rüber, Nat scheint sie gleichfalls erkannt zu haben, was mich sehr beruhigt. Sie sieht etwas "Aufgesetztes" an ihm.
Der Vermieter ist eine lebendige Frechheit. Allein seine Anrede "Kleine"...
Schade, dass sich Nat nicht besser gegen ihn zur Wehr setzt. Aber sie hat einfach Angst vor dem Kerl, Angst, dass er (eines nachts) auf einmal in ihrem Haus auftaucht. Sie will ihn nicht gegen sich haben. Die von euch genannten Alternativen (Abreisen, Umzug) sind nett, passen aber nicht zu Nats Charakter und Möglichkeiten. Ich empfinde das gesamte Setting als überaus stimmig.
Auch den Schriftzug am verlassenen Haus vermag ich nicht zu bemängeln. Wie oft werden Wände und Häuser in unserer nächsten Umgebung beschmutzt und beschmiert, egal ob in Stadt oder Land? Hat sich einer von euch schon mal persönlich die Mühe gemacht, das zu entfernen? Das ist verdammt viel Arbeit! Wir benachrichtigen bestenfalls die Behörden und erwarten, dass die was tun. Die Ureinwohner des Ortes haben sich längst an den Schriftzug gewöhnt, kennen dessen Hintergrund. Die Geschädigten sind weg, das Haus herrenlos. So what? Wer stört sich daran? Nur ein ängstlicher Neubürger. Das wirkt zweifellos bedrohlich (soll es auch), aber ungewöhnlich finde ich es überhaupt nicht. Allerdings könnte er eine eine Art Prophezeiung und nicht zufällig ins Romankonzept geschlichen sein.
Das Angebot des Deutschen ist natürlich maximal unmoralisch. Dennoch offen und ehrlich formuliert. Ohne doppelten Boden: quid pro quo. Sie hat abgelehnt, die Sache ist erledigt. Piter z.B. ist viel doppelbödiger. Ich bin froh, dass Nat sich nicht tiefer in seine Schuld begeben will. Ihm hat es schon nicht gefallen, dass sie in Sachen Schlange fremde Hilfe gefunden hat. Deshalb muss er sie schlecht reden. Diese Schlangenart ist nämlich giftig (wenn auch nicht hochgiftig). Ich glaube kaum, dass sie jemand "vorsichtig wegtragen" würde. Piter macht sich die Rede recht. Er will Nats Held sein. Ich unterstelle ihm eine gewisse Berechnung. Am langen Ende will er sie unbedingt ins Bett kriegen und unterdrücken. Er hat sowas Dominantes.
Famoses Buch bislang!