Uns bleiben nur noch Höhlen und Weltall - für mich nicht so spannend.
Und die Tiefsee! Aber wie ich weiter unten lese, hat auch schon Wanda darauf hingewiesen.
Das Ganze wird schon sehr tempoarm erzählt. Ich muss aufpassen, nicht einzupennen.
Puh, so geht es mir tatsächlich. Nach den ersten 10 Seiten schlief ich eine ganze Nacht durch. Heute Vormittag weitergelesen: innerhalb der darauffolgenden 50 Seiten noch 5x (!) eingenickt. Das kann an meiner Konstitution liegen, wohl eher am Buch, da ich die Tage zuvor noch die Kopenhagen-Trilogie von Tove Ditlevsen in 80-100 Seiten-Happen verschlingen konnte... Bin froh, dass es nicht nur mir so geht.
Das geht mir genauso. Dennoch bin ich froh, dass Penguin es nicht geändert hat. Eben weil es als historisches Dokument zu lesen ist, wie es auch in der Notiz steht
Bin ich auch vollkommen dabei. Ich halte nichts davon in historischen Büchern etwas abzuändern. Aber ein Hinweis sollte in Neuauflagen dann mit dazu. Dann kann es richtig eingeordnet werden und bleibt nicht unkommentiert so stehen.
Insbesondere am Anfang ist mir das aufgefallen, in den Szenen auf der Themse.
Diese vielen mir besonders schwer. Wie schon andernorts erwähnt, musste ich deshalb noch einmal absetzen und ein paar Tage später es neu versuchen. In dem Moment, in dem Marlows Erzählung anfing, war ich wieder drin. Der Beginn dieser Erzählung konnte mich auch noch fesseln, eben aufgrund der zu dieser Zeit sicherlich nicht üblichen Benennung von Missständen. Gegen Ende dieses LAs wurde es mir aber zunehmend zäh und langatmig/langweilig für mich.
Die Erzählung ist schon recht kurz, kommt mir aber ewig lang vor und es tut sich kaum etwas.
Dito.
Ansonsten erschließt sich mir die Funktion des eingeschobenen Ich-Erzählers bislang nicht.
Das ist ja etwas, was in Büchern aus der Entstehungszeit von "Herz der Finsternis" häufig anzutreffen war. H.G.Wells Erzählungen beginnen mitunter damit, dass einer erzählt, dass er vor einer Weile mit einem Freund bei einer Zigarre und Cognac am Kamin saß und dieser Freund erzählte ihm von einem ganz anderen Mann (es sind immer Männer!), den er auf einer Zugreise getroffen hat und ihm folgende Geschichte erzählte... Also über drei Ecken wird die Einleitung in eine Geschichte gebastelt. Keine Ahnung welchen literaturhistorischen Hintergrund das Ganze hat.
Zu diesem Zeitpunkt kennt der Erzähler noch keinen einzigen schwarzen Menschen persönlich. Wie soll er sie differenziert darstellen?
Ja! Genauso ist es. Für ihn sind Schwarze einfach diese schwarze Masse, die am Ufer rumwabert. Und es ist ja so: Die Weißen konnten ja nicht in der Sprache dieser Menschen kommunizieren - und wollten es sehr wahrscheinlich auch überhaupt nicht, außer ein paar Enthologen vielleicht - wie sollte da ein differenziertes Bild entstehen, wenn man immer nur dieselben Arbeitssklaven vor Augen hat?
Obwohl es ja ein Kolonialismus-kritisches Werk sein soll, stellt er die Weißen eindeutig in den Vordergrund.
Für die Zeit der Veröffentlichung kolonialismuskritisch! Nicht nach unseren heutigen Maßstäben. 1899, aber das habt ihr bestimmt schon gefunden. Ich arbeite mich ja hier chronologisch durch die Kommentare.
Die Fakten sind ja damals wie heute bekannt, doch die eigene Wertung war damals sicher anders gerichtet, so dass ein Erzähler der hier die Zustände anprangert mutig gewesen wäre
Zum einen bin ich mir nicht sicher, inwieweit damals tatsächlich in der Bevölkerung die Fakten zum Kolonialismus bekannt waren. Die sind wahrscheinlich in den Kolonialwarenladen gegangen und haben sich über den Kaffee gefreut, so wie sich heute die Leute jedes Jahr ein neues Smartphone kaufen und nicht darüber nachdenken, wie die eigentlich hergestellt wurden, wo die Seltenen Erden herkommen etc. Ich finde tatsächlich im historischen Kontext betrachtet, prangert der Erzähler schon die Zustände an. Mitunter eher mit subtilem Zynismus, ja, aber das finde ich tatsächlich nicht schlecht gemacht.
Ein Loszetern gleich zum Anfang, wäre der Glaubwürdig des Erzählers abtrünnig gewesen, denn noch hat er sich kein Urteil gebildet und beobachtet seine Mitmenschen in diesen, zumindest noch für ihn, weißen Fleck auf der Landkarte.
Ich finde schon, dass es leise Kritik und Urteile durchaus im Text zu finden gibt und nicht nur beobachtend berichtet wird:
"Die Eroberung der Welt ist - genau betrachtet - nichts Erbauliches; meist läuft es darauf hinaus, dass man denen, die eine andere Hautfarbe oder platte Nase haben, ihr Land wegnimmt." (S.12-13)
"Sie sprach von der Notwendigkeit, 'diese unwissenden Menschen ihrer grässlichen Lebensweise zu entwöhnen', bis mir nachgerade nicht mehr wohl war in meiner Haut." (S.24-25)
"Also nannte man sie Verbrecher, und das verletzte Recht war, wie die krepierenden Granaten, geheimnisvoll über sie hereingebrochen, ein unlösbares Rätsel von jenseits des Meeres." (S.31)
"Es war einfach eine Grube. Vielleicht hatte sie etwas mit dem philantropischen Bestreben zu tun, den Verbrechern zu einer Beschäftigung zu verhelfen." (S.33)
Diese Sätze habe ich mir als besonders wertvoll markiert, weil sie zynisch, ironisch, sarkastisch das Thema behandeln.
Es hat mich gefreut, Marlow als Erzähler wieder zu treffen, der auch einen Großteil der Abenteuer von "Lord Jim" seinen Zuhörern berichtet.
Ach das ist ja interessant. Das Buch kenne ich nur von einer Besprechung aus dem Literaturclub. Diese Zusammenhänge sind immer zwar nicht wichtig für das Verständnis des Romans - nehme ich an - aber trotzdem immer interessant zu hören.
Danke für den Hinweis! Hab es korrigiert. Sehr peinlich das
Durch die Korrektur ist der Witz (für die einen) und die Peinlichkeit (für die andere) leider komplett verloren gegangen! Und dann sagtest du noch kurz vorher, dass du gegen Zensur bist!
Conrad ist ein Landschaftsschilderer, der seinesgleichen sucht. Ich kann mich erinnern, dass in "Lord Jim" Passagen waren, die mich sprachlos machten; viel besser als Kino.
Das Kuriose ist, dass mich diese Beschreibungen tatsächlich noch nicht weiter packen konnten bisher. Das kann sich noch ändern, wenn dann der Dampfer mal eine Weile auf dem Fluss unterwegs ist, aber jetzt zu beginn haben sich mir eher die oben genannten Spitzen gegen den Kolonialismus eingeprägt.
So, also insgesamt war ich quasi vom Mittelteil dieses 1. LAs am meisten angetan. Der Einstieg auf der Themse viel mir unglaublich schwer. Hätte ich gewusst, dass das nur die ganz große Klammer um die eigentliche Geschichte ist, hätte ich mich damit nicht so lang gequält. Dann fand ich besonders die Ankunft auf dem afrikanischen Kontinent und die ersten Betrachtungen von Marlow sehr interessant, aber gegen Ende dieses Abschnitts war es für mich wirklich schwer durchzuhalten. Ich hab die Seiten bis zum LA-Ende gezählt und dann noch ausgerechnet, wie lange ich jetzt noch bis zum Ende des ganzen Buches durchhalten muss. Aber ich habe Hoffnung und bleibe dran.
