Ja, so sehe ich das auch. Es beginnt sehr heftig ( der schrecklichste Morgen seines Lebens, , unter der Guillotine enden). Wir wissen also schon zu Beginn, dass die Geschichte von David und Giovanni tragisch enden wird. Wie es dazu kam, erfahren wir aber nicht gleich. Stattdessen erzählt Baldwin von der Jugend seines Ich-Erzähler und wie und wann er entdeckte, dass er sich zu Männern hingezogen fühlt. Die Sprache Baldwins ist nah an der Gefühlswelt seines Protagonisten. Ich bin gespannt, wie sich die Beziehung der beiden entwickelt.“Sogwirkung” habe auch ich gerade beim Gespräch über das Buch benutzt, @Leseglück. Der Autor schafft es, dass man sofort und direkt in der Welt ist, die er beschreibt. Klasse!
Bei uns galt der Paragraph 175 , der sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte, bis 1994. in den USA war das Verbot in manchen Staaten bis 2003 gültig, in Frankreich wurde Homosexualität 1971 legalisiert.Die Geschichte spielt in den 50er Jahren, da wird sie noch unter Strafe gestanden haben.
Mein Vater sprach daher auch immer von einem "175er", wenn er einen Schwulen meinte. Man muss sich in die soziale Prägung damals hineinversetzen, was es damals für ein "Makel" war, homosexuell zu sein. Nur dann kann man die Verdrängung, die Flucht, das Negieren seiner Neigungen verstehen. David muss unter einem enormen Druck gestanden haben.Bei uns galt der Paragraph 175 , der sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte
Ich kann mir gut vorstellen, dass auch heute, wo Homosexualität viel liberaler gesehen wird, junge Menschen in einen ähnlichen Konflikt geraten, wenn sie spüren, dass sie vom eigenen Geschlecht angezogen werden. Gleichgeschlechtliche Paare sind immer noch nicht die Normalität und als Jugendlicher willst du in der Regel dazu gehören und nicht außerhalb stehen.Dieses Sich-Sträuben gegen die sexuelle Orientierung in Zeiten, wo das noch nötig war. Wie schwer muss es sein, sich selbst zu verleugnen.
Über diesen Kollegen bin ich auch gestolpert. Er scheint mir jemand zu sein, der sich in Giovanni verguckt hat. Bleibt noch zu klären, ob diese Gefühle erwidert wurden bzw. ob es sich bei dem Zombie um einen (ehemaligen) Liebhaber handelt oder um jemanden, der gern Giovannis Liebhaber wäre.Und dann ist da noch dieses Wesen, dieser Zombie, dieser personifizierte Teufel mit Kreuz um den Hals (!), der sehr plastisch vor der Gefahr, dem Feuer und dem Unglück für David warnt, das von Giovanni ausgeht. Möglicherweise ist auch Eifersucht im Spiel.
So, wie der Kerl geschildert wird, ist er sicherlich niemandes (freiwilliger) Liebhaber. Giovanni scheint kein unbeschriebenes Blatt zu sein, vielleicht war/ist er käuflich? Spontan dachte ich an einen Teil vom "Inventar" des Ladens, ähnlich wie Giullome.Über diesen Kollegen bin ich auch gestolpert. Er scheint mir jemand zu sein, der sich in Giovanni verguckt hat. Bleibt noch zu klären, ob diese Gefühle erwidert wurden bzw. ob es sich bei dem Zombie um einen (ehemaligen) Liebhaber handelt oder um jemanden, der gern Giovannis Liebhaber wäre.
Jedes ist anders. Jedes hat ein anderes Thema. Die beiden, die ich bisher las, Beschäftigten sich mit Rassendiskriminierung. Dieses bislang nicht, sondern mit anderen Diffamierten. Aber sprachlich und inhaltlich hat mich jedes überzeugt.Ich bin noch am Anfang (S. 16), aber das Buch hat mich jetzt schon gepackt mit seiner Sprache, seinem Gefühl, seiner unheilvollen Grundstimmung - sind die anderen Bücher von Baldwin auch so?
Genau das wollte ich wissen, liebe @Literaturhexle . Ein weiterer Autor auf meiner Liste *seufz*Aber sprachlich und inhaltlich hat mich jedes überzeugt.
Gleich im ersten Kapitel habe ich mich an "Beale Street Blues" von James Baldwin erinnert gefühlt. Die Sprache, das Gefühl wie du schreibst, sind ähnlich...Ich bin noch am Anfang (S. 16), aber das Buch hat mich jetzt schon gepackt mit seiner Sprache, seinem Gefühl, seiner unheilvollen Grundstimmung - sind die anderen Bücher von Baldwin auch so?
Ich habe bis jetzt einige Bücher von Baldwin gelesen. An die Inhalte kann ich mich gar nicht so sehr erinnern sondern eher an den Sprachstil. Ich sage nur "Sogwirkung"Ich bin noch am Anfang (S. 16), aber das Buch hat mich jetzt schon gepackt mit seiner Sprache, seinem Gefühl, seiner unheilvollen Grundstimmung - sind die anderen Bücher von Baldwin auch so?
Das hatte ich mir auch notiert - ich finde diesen Satz wirklich herausragend!Hätte ich auch nur die leiseste Ahnung gehabt, dass das Ich, das ich finden würde, sich als dasselbe Ich entpuppen würde, vor dem ich so lange weggelaufen war, ich glaube, ich wäre zu Hause geblieben
*zustimm*Es gibt immer wieder Formulierungen, die mich innehalten lassen.