1. Leseabschnitt: Teil 1 - Kapitel 1 und 2 (Anfang bis S. 53)

SuPro

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2019
1.865
4.112
49
54
Baden Württemberg
lieslos.blog
Ich bin längst durch mit dem Buch, da schaue ich jetzt nicht mehr rein, was ich nicht verstanden habe. Dann hätten sich "die Franzosen" früher outen müssen;)
... Du würdest dir die Haare raufen oder nur die Stirnrunzeln, wenn du die Übersetzungen präsentiert bekämest. Sie sind einfach inhaltlich nicht wichtig… Die Einschübe sind einfach nur ästhetisch…(also für mich)
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.485
50.087
49
Dann empfehle ich Dir seinen Erstling „Von dieser Welt“ ( Originaltitel „Go Tell It On The Mountain“) und „ Beale Street Blues“. Die beiden haben mir besser gefallen als „Giovannis Zimmer“.
Haha! Mir auch! Ich würde den Beale Street Blues noch leicht den Vorzug gegen "Von dieser Welt" geben. Aber das ist schwer zu sagen, weil die Themen unterschiedlich sind.
Kennst du auch
Das müssen Essays sein. Im Grunde würde der Band noch zu meiner kleinen Neuauflagen-Sammlung dazugehören. Aber ich bin nicht sicher, ob sich das lohnt.
 
  • Like
Reaktionen: kingofmusic

SuPro

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2019
1.865
4.112
49
54
Baden Württemberg
lieslos.blog
Dann empfehle ich Dir seinen Erstling „Von dieser Welt“ ( Originaltitel „Go Tell It On The Mountain“) und „ Beale Street Blues“. Die beiden haben mir besser gefallen als „Giovannis Zimmer“.
... Vielen lieben Dank für diese Tipps. Wenn sie noch besser sind als „Giovannis Zimmer“, dann müssen sie richtig richtig gut sein. Denn „Giovannis Zimmer“ ist für mich schon unglaublich beeindruckend. Und ich habe erst die ersten beiden Kapitel gelesen…
 
  • Like
Reaktionen: kingofmusic

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.485
50.087
49
... Diese Frage habe mich ich mir auch schon gestellt. Und das ist die zweite Seite an David, die mir nicht gefällt. Also neben der Tatsache, dass er Jaques finanziell ausnutzt.
Es werden noch mehr Seiten kommen, die dir nicht gefallen ;)
Baldwin macht es uns nicht leicht. bei ihm gibt es mehr als schwarz und weiß.
 

SuPro

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2019
1.865
4.112
49
54
Baden Württemberg
lieslos.blog
Dann denk dir das NUR weg. Ich bin aber schon der Meinung, dass die gesellschaftliche und gesetzliche Ächtung der Homosexualität es für den einzelnen noch deutlich erschwert hat, zu homosexuellen Neigungen zu stehen. Es mag auch heute nicht einfach sein, sich dazuzbekennen, weil man aus der Norm fällt, man keine Familie haben kann etc.. Das Schwulsein wird heute aber im Gegensatz zu damals in vielen Gesellschaftsschichten akzeptiert und ist nicht mit den 50er Jahren vergleichbar.
... Ich stimme dir größtenteils zu. Und es stimmt: äußerlich ist es überhaupt nicht vergleichbar. Aber innerlich durchaus. Die inneren Nöte und der innere Leidensdruck… Die sind absolut vergleichbar. Da habe ich keinen Zweifel. Aber wenn die überwunden sind und wenn der homosexuelle Mensch dazu steht und sich akzeptiert so wie er ist, dann wird es viel einfacher. Weil die äußere Welt eine andere geworden ist…
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.553
24.668
49
66
Haha! Mir auch! Ich würde den Beale Street Blues noch leicht den Vorzug gegen "Von dieser Welt" geben. Aber das ist schwer zu sagen, weil die Themen unterschiedlich sind.
Kennst du auch
Das müssen Essays sein. Im Grunde würde der Band noch zu meiner kleinen Neuauflagen-Sammlung dazugehören. Aber ich bin nicht sicher, ob sich das lohnt.
Das Buch kenne ich nicht, wobei es bestimmt aufschlussreich ist. Aber im Moment interessieren mich andere Bücher.
 

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Die in Kapitel 1/Eins geschilderten homosexuellen Erfahrungen Davids sind für mich zunächst einmal ein Ausprobieren. Sie sind noch keine Vorfestlegung zu seiner sexuellen Orientierung. Am allerwenigsten er selbst weiß das wohl wirklich zu diesem Punkt einzuschätzen. Aber er ist in höchsten Maße verunsichert, beschämt und erschreckt (S. 28) und beginnt eine Reise, von der er sich Klarheit erhofft. aber: weit gefehlt:
[zitat]Hätte ich auch nur die leiseste Ahnung gehabt, dass das Ich, das ich finden würde, sich als dasselbe Ich entpuppen würde, vor dem ich so lange weggelaufen war, ich glaube, ich wäre zu Hause geblieben.[/zitat]
Dazu meine ich, dass die schon die Sätze davor sehr wichtig sind:

[zitat]“Perhaps, as we say in America, I wanted to find myself. This is an interesting phrase, not current as far as I know in the language of any other people, which certainly does not mean what it says but betrays a nagging suspicion that something has been misplaced."[/zitat]
und scheinbar sehe ich nicht nur Filme mit innerem Auge beim Lesen, sondern höre auch Lieder, denn ich war sofort dabei: "When I find myself in times of trouble..."
 
  • Like
Reaktionen: Renie und kingofmusic

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Die Todesstrafe ist Anfang der 80er in Frankreich abgeschafft worden. Bis dahin war die Guillotine das favorisierte Mittel. Keine Ahnung, ob es mehrere davon gab. Aber scheinbar war sie praktisch: keine Unterhaltskosten, keine Vorbereitungszeit, leicht zu reinigen und ein humaner Tod (kurz und schmerzlos).:confused:
Ich habe auch Todesstrafe in Frankreich gegoogelt, weil mich die Guillotine einigermaßen geschockt hat. Die letzte Hinrichtung damit fand in Frankreich 1977 statt. Aber was ist hier passiert? Auch wenn Homosexualität in Frankreich in den 1950ern strafbar war, dann doch nicht mit Todesstrafe belegt...
 
  • Like
Reaktionen: Renie und parden

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
5.869
7.759
49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Hui, eine lebendige Diskussion, die hier losgetreten wurde. Sehr interessant, das alles nachzulesen. Und ja, das Buch reizt zum googeln - gerade was die Guillotine anbelangt oder die Strafbarkeit von Homosexualität in den einzelnen Ländern.

Baldwin schildert die Geschehnisse (bislang) einzig aus den Gedanken und Erinnerungen Davids heraus, womit die Sicht begrenzt und sehr individuell erscheint. Er eröffnet den Roman mit einem Paukenschalg, der den Leser sofort neugierig werden lässt. David erscheint als ein sehr zerrissener und ja, auch komplexer Charakter, wie hier vorher bereits jemand schrieb. Dabei spielt Baldwin geschickt mit Nähe und Distanz - in einzelnen Szenen schwinge ich emotional mit David mit, wie z.B. bei seinem Erleben der ersten Nacht mit einem Jungen und danach; und an anderen Stellen distanziere ich mich wieder von ihm, einfach weil unsympathische oder nicht nachvollziehbare Züge Davids zutage treten.

Bisher mein erstes Buch von Baldwin, aber er könnte auf meiner to-do-Liste landen. Mal schauen, was sich hier weiter entwickelt. Die Guillotine steht als großes Fragezeichen im Raum...
 
Zuletzt bearbeitet:

Leseglück

Aktives Mitglied
7. Juni 2017
543
1.272
44
67
... Ich glaube nicht, dass David mit seinem Vater über seine Gefühle und Neigungen sprechen wollte. Er wollte ja selbst nichts davon wissen. Er hat sich so sehr erschreckt. Möchte diese neue Wahrheit verleugnen und verdrängen. Tief in sich vergraben. Er ist noch weit davon entfernt, sie als gegeben zu betrachten, zu akzeptieren und Anderen mitzuteilen.
Ja das stimmt. Ich meine Davids Vater hat ihm ein - heute würde man sagen - toxisches Mânnerbild vermittelt. Das hat David leider verinnerlicht, was ihn um so mehr dazu bringt seine homosexuelle Neigung zu verdrängen.
Der Ekel vor den Transvestiten zeigt auch, dass er die gesellschaftliche Meinung hierzu ( wie du schreibst) verinnerlicht hat. All das macht es ihm so schwer sich zu akzeptieren wie er ist.
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.355
10.665
49
49
Mein Vater sprach daher auch immer von einem "175er", wenn er einen Schwulen meinte. Man muss sich in die soziale Prägung damals hineinversetzen, was es damals für ein "Makel" war, homosexuell zu sein. Nur dann kann man die Verdrängung, die Flucht, das Negieren seiner Neigungen verstehen. David muss unter einem enormen Druck gestanden haben.
Ich kann mir gut vorstellen, dass viele sich tatsächlich nicht getraut haben ihren Gefühlen zu folgen, und unglücklich mit einer Frau verheiratet waren. Denke auch für James Baldwin war es ein heikles Thema, einen Roman dieses Themas zu veröffentlichen war sicher nicht leicht.
 
  • Like
Reaktionen: Renie

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.355
10.665
49
49
So, wie der Kerl geschildert wird, ist er sicherlich niemandes (freiwilliger) Liebhaber. Giovanni scheint kein unbeschriebenes Blatt zu sein, vielleicht war/ist er käuflich? Spontan dachte ich an einen Teil vom "Inventar" des Ladens, ähnlich wie Giullome.
Auf mich wirkte es so, als ob er David vor Giovanni warnen wollte. Fraglich bleibt für mich nur, warum? Hat er selbst ein Auge auf David geworfen, oder meint er es tatsächlich gut mit ihm, da er mit Giovannis Lebensstil vertraut ist?
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.355
10.665
49
49
Ich habe bisher einen Roman des Autors gelesen, und der hat mir gut gefallen. Wobei man diesen sicher nicht mit ihm vergleichen kann.
Ich musste während des Lesens oft daran denken, ob die sexuelle Neigung schon als kleines Kind erkennbar ist. Hätte der Vater etwas erkennen können? Doch in dieser Phase des Buches ging es viel um andere Dinge. David mag es zum Beispiel nicht, wenn sein Vater mit der Tante streitet. Sie prangert an, dass dieser sich mit einer anderen Frau trifft, wirft ihm vor, dies täte dem Jungen nicht gut. David ist dies vorher gar nicht bewusst geworden, erst durch die Vorwürfe der Tante setzt er sich damit auseinander und entwickelt ein Gefühl dafür, und hinterfragt die Abwesenheit des Vaters nun ständig. Dies alles, und der frühe Verlust der Mutter, haben David sicherlich geprägt. Dann kommen als er älter wird die Gefühle ins Spiel.
Nach dem Unfall gibt er dem Vater das Gefühl, dass er dessen Vorschlag, dessen Idee umsetzt, obwohl dies eigentlich seine eigene war. Er will Abstand, merkt das er ihm gut tut, und nimmt trotzdem Rücksicht auf die Gefühle des Vaters. Ich bin gespannt wie Giovanni ums Leben kommt, und welchen Einfluss David darauf haben wird.
 
  • Like
Reaktionen: Renie

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.355
10.665
49
49
Hui, eine lebendige Diskussion, die hier losgetreten wurde. Sehr interessant, das alles nachzulesen. Und ja, das Buch reizt zum googeln - gerade was die Guillotine anbelangt oder die Strafbarkeit von Homosexualität in den einzelnen Ländern.

Baldwin schildert die Geschehnisse (bislang) einzig aus den Gedanken und Erinnerungen Davids heraus, womit die Sicht begrenzt und sehr individuell erscheint. Er eröffnet den Roman mit einem Paukenschalg, der den Leser sofort neugierig werden lässt. David erscheint als ein sehr zerrissener und ja, auch komplexer Charakter, wie hier vorher bereits jemand schrieb. Dabei spielt Baldwin geschickt mit Nähe und Distanz - in einzelnen Szenen schwinge ich emotional mit David mit, wie z.B. bei seinem Erleben der ersten Nacht mit einem Jungen und danach; und an anderen Stellen distanziere ich mich wieder von ihm, einfach weil unsympathische oder nicht nachvollziehbare Züge Davids zutage treten.

Bisher mein erstes Buch von Baldwin, aber er könnte auf meiner to-do-Liste landen. Mal schauen, was sich hier weiter entwickelt. Die Guillotine steht als großes Fragezeichen im Raum...
Wollte es kaum glauben, als ich Google befragt habe und erfahren habe, dass um 1950 in Frankreich diese Tötungsart tatsächlich noch benutzt wurde. Irgendwie habe ich eher Bilder aus viel entfernteren Zeiten im Kopf gehabt.