Ich bin längst durch mit dem Buch, da schaue ich jetzt nicht mehr rein, was ich nicht verstanden habe. Dann hätten sich "die Franzosen" früher outen müssen
Fürs nächste Mal. Bin leider etwas später erst dazugestoßen.
Ich bin längst durch mit dem Buch, da schaue ich jetzt nicht mehr rein, was ich nicht verstanden habe. Dann hätten sich "die Franzosen" früher outen müssen
Tatsächlich habe ich die ganze Zeit überlegt, ob die französischen Ausdrücke nicht nervig sind, für jemanden, der kein Französisch kann. Aber irgendwie ist es mir immer wieder durchgegangen nachzufragen.Ich bin längst durch mit dem Buch, da schaue ich jetzt nicht mehr rein, was ich nicht verstanden habe. Dann hätten sich "die Franzosen" früher outen müssen
... und nicht nur wenn man die Zeit bedenkt, in der der Roman spielt. Auch heute ist das Erkennen der eigenen Homosexualität noch mit großem Erschrecken und vielen Ängsten verbunden...Alles nachvollziehbar wenn man die Zeit bedenkt in der der Roman spielt.
... Ich glaube nicht, dass David mit seinem Vater über seine Gefühle und Neigungen sprechen wollte. Er wollte ja selbst nichts davon wissen. Er hat sich so sehr erschreckt. Möchte diese neue Wahrheit verleugnen und verdrängen. Tief in sich vergraben. Er ist noch weit davon entfernt, sie als gegeben zu betrachten, zu akzeptieren und Anderen mitzuteilen.Das macht es D. sehr schwer offen mit dem Vater über seine Neigungen zu sprechen...er will seinen Vater nicht enttäuschen.
... Das hast du wunderschön ausgedrückt!hier geht es um mehr. hier geht es nicht um homosexuelle Kontakte, sondern um homoerotische Liebe,
Das sind die äußeren Verbote. Die haben alles noch um ein Vielfaches erschwert. Aber noch heute erleiden, erdulden und ertragen homosexuelle Menschen oft große Nöte aufgrund von inneren Verboten und gesellschaftlichen Vorstellungen. Vor allem junge Menschen, die noch weit davor stehen, sich selbst zu akzeptieren wie sie sind und die auch noch weit davon entfernt sind, sich zu outen.Bei uns galt der Paragraph 175 , der sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte, bis 1994. in den USA war das Verbot in manchen Staaten bis 2003 gültig, in Frankreich wurde Homosexualität 1971 legalisiert.
... Ich finde nicht nur dann. Also nicht nur dann, wenn man die damalige Zeit vor Augen hat. Denn, wie gesagt, das waren äußere Normen und Gesetze. Noch heute gelten diese Normen und Gesetze oft innerlich weiter.Nur dann kann man die Verdrängung, die Flucht, das Negieren seiner Neigungen verstehen.
... So erlebe und erfahre ich das vielfach. Es ist oft eine Qual, mit anzusehen, wie es da um Verleugnung und Verdrängung geht. Um Ängste, um innere Konflikte, um Selbstzweifel…Ich kann mir gut vorstellen, dass auch heute, wo Homosexualität viel liberaler gesehen wird, junge Menschen in einen ähnlichen Konflikt geraten, wenn sie spüren, dass sie vom eigenen Geschlecht angezogen werden. Gleichgeschlechtliche Paare sind immer noch nicht die Normalität und als Jugendlicher willst du in der Regel dazu gehören und nicht außerhalb stehen.
... Interessante Gedanken!Bei der Beschreibung der Bar und ihrem Publikum ist mir bewusst geworden, wie schnell man mit der Bezeichnung "klischeehaft" zur Stelle ist. Wäre dieser Roman in der heutigen Zeit geschrieben worden, hätte man die Darstellung der schwulen Gäste und deren Umgang miteinander als klischeehaft abgewatscht. Aber da dieser Roman in den 50ern geschrieben wurde, wo die Schwulenszene noch nicht das Format hat, das sie heute hat und erst recht nicht gesellschaftsfähig war, kann man auf gar keinen Fall von Klischees sprechen, wenn man wie wir in die damalige Zeit zurückblicken.
Dennoch frage ich mich, wie die Öffentlichkeit damals auf diese Beschreibungen reagiert hat. Hätte man diese Beschreibungen in der damaligen Zeit auch schon als klischeehaft bezeichnet? Ein bestimmtes Bild muss man ja auch damals schon von Schwulen gehabt haben. Dieses tuntige Gehabe, dass ein paar Gäste der Bar an den Tag legen und die entsprechenden Klamotten gehörte mit Sicherheit dazu.
...Vielleicht weder Davids noch Baldwins... Vielleicht die antizipierte Meinung der damaligen Gesellschaft?Ist das D.s Meinung oder etwa die von Baldwin?
... Ob die anderen Bücher auch so sind, weiß ich nicht. Ich habe noch keines von ihm gelesen. Aber das wird sicher nicht mein letztes von ihm sein. Ich bin richtig angefixt…Ich bin noch am Anfang (S. 16), aber das Buch hat mich jetzt schon gepackt mit seiner Sprache, seinem Gefühl, seiner unheilvollen Grundstimmung - sind die anderen Bücher von Baldwin auch so?
... Diese Einschübe sind nicht wirklich wichtig. Ich liebe es, über sie zu stolpern. Es steigert noch das Gefühl, in Paris zu sein…Das Einzige, was mich bisher an diesem Buch stört, sind die vielen französischen Einschübe. Ich kann bis auf die bekannten Worte Merci etc. keinerlei französisch. Klar, das ein oder andere wird meist sinngemäß erklärt, aber trotzdem stehe ich immer wie der berühmte Ochs vorm Berge . Aber egal - Augen zu und durch .
... Es sind nicht mal Redewendungen. Es ist überhaupt nicht schlimm, diese Einschübe nicht zu verstehen. Da verpasst man nichts. Aber andererseits gibt es einem was (mir zumindest) wenn man sie versteht… Dann fühlt man sich noch mehr hinein versetzt…Genau das nervt mich bis zum Schluss! Man kann doch nicht davon ausgehen, dass jeder Französisch kann! Vieles sind ja nur Redewendungen, manchmal wird es auch wiederholt. Aber oftmals musste ich es ignorieren, hatte nämlich keine Lust, den Google Übersetzer zu bemühen.
Dann denk dir das NUR weg. Ich bin aber schon der Meinung, dass die gesellschaftliche und gesetzliche Ächtung der Homosexualität es für den einzelnen noch deutlich erschwert hat, zu homosexuellen Neigungen zu stehen. Es mag auch heute nicht einfach sein, sich dazuzbekennen, weil man aus der Norm fällt, man keine Familie haben kann etc.. Das Schwulsein wird heute aber im Gegensatz zu damals in vielen Gesellschaftsschichten akzeptiert und ist nicht mit den 50er Jahren vergleichbar.Ich finde nicht nur dann. Also nicht nur dann, wenn man die damalige Zeit vor Augen hat. Denn, wie gesagt, das waren äußere Normen und Gesetze. Noch heute gelten diese Normen und Gesetze oft innerlich weiter.
Das klingt plausibel! Hier wurde immer nur spekuliert, ob es Davids oder Baldwins Einstellung ist. So richtig passte für mich nichts. Das könnte der Königsweg sein: die herrschende gesellschaftliche Meinung....Vielleicht weder Davids noch Baldwins... Vielleicht die antizipierte Meinung der damaligen Gesellschaft?
Eigentlich glaube ich, dass es Davids und die gesellschaftliche Meinung ist. Baldwin scheint mir ein sehr offener und liberaler Mensch zu sein.
Vielleicht ist es aber nicht einmal Davids Meinung. Vielleicht „muss“ er so denken. „Muss“, um die Abwehr seiner eigenen Homosexualität und die Abwehr seine Neugierde aufrecht zu halten.
Dann empfehle ich Dir seinen Erstling „Von dieser Welt“ ( Originaltitel „Go Tell It On The Mountain“) und „ Beale Street Blues“. Die beiden haben mir besser gefallen als „Giovannis Zimmer“.... Ob die anderen Bücher auch so sind, weiß ich nicht. Ich habe noch keines von ihm gelesen. Aber das wird sicher nicht mein letztes von ihm sein. Ich bin richtig angefixt…
...In diese Komplexität, wie du es ausdrückst, zeigt sich die innere Zerrissenheit von David. Die Widersprüchlichkeit. Die Konflikthaftigkeit. Ich finde, dass der Autor das genial gemacht hat.Die Figur David finde ich ziemlich komplex. Er verleugnet seine homosexuelle Neigung (aus damaliger Sicht evtl. aus nachvollziehbaren Gründen) und legt sich zum Beweis seiner Normalität eine Freundin zu. Dennoch verkehrt er mit homosexuellen Männer und geht in diese Bar. Dort schaut er aber auf alle, insbesondere die Transvestiten herab. Er hält sich offensichtlich für etwas besseres. Deshalb ist er auch so unangenehm berührt, als er feststellt, dass alle sein Tächtelmächtel mit Giovanni mitbekommen haben.
Ganz seltsam ist auch seine Beziehung zu Jacques. Jacques steht auf David und gibt ihm Geld - wohl um ihn auf lange Sicht ins Bett zu kriegen. David tut aber so, als verstehe er diese Anmache nicht, weil er ja angeblich nicht homosexuell ist. Diesen Schein kann er nicht mehr aufrecht erhalten, als er mit Giovanni für alle erkennbar anbändelt.
... Diese Frage habe mich ich mir auch schon gestellt. Und das ist die zweite Seite an David, die mir nicht gefällt. Also neben der Tatsache, dass er Jaques finanziell ausnutzt.Die Frage nach der Arbeit habe ich mir nicht nur einmal gestellt. Er lebt auf Papis Rechnung und pumpt die Leute an. Man muss nicht alles verstehen.