1. Leseabschnitt: Teil 1 (Beginn bis Seite 55)

Circlestones Books Blog

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28. Oktober 2018
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Wienerin auf Rügen
www.circlestonesbooks.blog
Da ich Band 1 nicht gelesen habe, startet der Roman für mich damit, viele unterschiedliche Personen kennenzulernen. Durch die interne Vernehmung habe ich jedoch alle Informationen zum Fall Jannis erhalten. Besonders spannend ist es für mich nicht, eher ein Roman mit unterschiedlichen Themen und Konflikten. Bei Kriminalromanen und Thrillern suche ich immer nach Ermittlern und Ermittlerinnen im Graubereich, Figuren mit Eigenheiten, unangepasst. Ben Neven war für mich durchaus interessant, aber das hat sich mit Seite 54 geändert. Das ist für mich mehr als nur ein persönlicher Konflikt, mit dieser Neigung ausgerechnet in diesem Recherchebereich, als Beruhigung des Gewissens, Schönreden? Ein Fall für einen guten Therapeuten und gerade als Ermittler sollte Ben Neven das wissen. Auf dem Buchrücken steht "kompromisslos und aufwühlend behandelt". Natürlich kann ich wohl nach 55 Seiten noch keine Aussage dazu treffen, aber "kompromisslos" ist dieser Ermittler für mich bisher nicht. Ich vermute nach diesem persönlichen Start, dass dies eher kein Autor für mich ist.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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So, dann leg ich mal los.
Mir missfällt ein wenig der Schreibstil, es wirkt auf mich irgendwie abgehakt das Ganze. Die Personen kann ich nun am Ende dieses Abschnitts versorgen, hat aber ein wenig gedauert.
Der Kriminalfall läuft für mich eher nebensächlich ab bisher, die Probleme der Protagonisten sind dem übergeordnet, aber das könnte sich im weiteren Verlauf natürlich geben.
Ich kann nicht mal sagen, dass es mir überhaupt nicht gefällt, aber bisher fühle ich mich noch nicht so richtig wohl mit dem Buch..

Die Handlung wirft Fragen auf. Landmann plagen Selbstzweifel, er glaubt den Freitod der Tochter hätte verhindern zu können. Seine Erkenntnis stützt er auf mathematische Gleichungen, doch das Leben unterwirft sich anderen Gesetzen. Wer kann wissen, ob sie sich, wäre sie vor Ort geblieben, nicht schon früher genommen hätte. Das er als Vater an solche Dinge denkt, kann ich gut verstehen, es zeigt den innigsten Wunsch, nämlich das sie noch da wäre.
Ben ist mir suspekt. Er scheint eine Neigung zu haben, die man nicht gutheißen kann, und hat damit bei der Polizei nichts verloren.
Josy wirkt momentan irgendwie wie ein Racheengel auf mich, es ist ein Gefühl, auf Informationen kann ich mich da bisher nicht stützen.
 
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wal.li

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1. Mai 2014
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Ben ist mir suspekt. Er scheint eine Neigung zu haben, die man nicht gutheißen kann, und hat damit bei der Polizei nichts verloren.
Ich tue mich auch etwas schwer mit Ermittlern, die zu viele Probleme haben. Dies hier finde ich auch grenzwertig. Mir gefallen die Romane um Kimma Joentaa etwas besser.
 
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wal.li

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1. Mai 2014
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Die Art der Perspektiv-Wechsel macht die Lektüre auf der einen Seite distanziert, andererseits auch spannend, finde ich. Das Thema des Falles ist für mich schon belastend. Was Menschen, meist Männer, mit Kindern machen, geht echt garnicht. Und die Polizisten, die die Ermittlungen führen, müssen sich das Beweismaterial ansehen und nach Hinweisen suchen und distanziert bleiben. Das wäre kein Job für mich. Wenn dann ein Beamter auch noch solche Neigungen hat, ist es eine Gratwanderung. Ich meine ehrlich gesagt auch, Ben hat nichts bei der Polizei zu suchen.
Ich glaube, dass man das Thema in einer Reihe nicht ewig aufrecht erhalten kann. Er muss auffliegen und dann ist die Reihe vorbei oder es kommt ein anderer Ermittler hinzu.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ich glaube, dass man das Thema in einer Reihe nicht ewig aufrecht erhalten kann. Er muss auffliegen und dann ist die Reihe vorbei oder es kommt ein anderer Ermittler hinzu.
Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, aber ich stimme dir da völlig zu..
Ausserdem bereue ich doch, den ersten Band im Vorfeld nicht gelesen zu haben, es wäre glaube ich doch von Vorteil gewesen.
 

buchregal

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8. April 2021
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Ich hatte am Anfang meine Schwierigkeiten mit dem Buch. Diese permanenten Perspektivwechsel machten es mir nicht leicht. Der Schreibstil ist nicht wirklich rund und ich hatte immer das Gefühl, dass mir etwas fehlte. Dann habe ich nachgeschaut und festgestellt, dass es einen Vorgänger gab. Den hätte ich besser zuvor gelesen.

Wer ist Josy? Eine Person aus dem vorigen Buch? Wer sind die anderen, zu denen sie zurückkehrt?

Ben Neven hatte Jannis gefunden und den Täter erschossen. Wie es üblich ist, gab es dann eine interne Untersuchung. Ben hat dabei mitgearbeitet, aber war dennoch nicht offen. Wie sich herausstellt, ist er zwar Ermittler, aber in gewisser Weise auch Täter. Wie kann man mit seinen Neigungen in dem Job arbeiten? Ben Benötigt eine Therapie und einen anderen Job. Er weiß das wohl am besten, aber wahrscheinlich ist er da nicht ehrlich zu sich selbst, wenn er glaubt, dass er das schon hinkriegt.

Bens Kollege Christian Sandner ist wohl erst später ins Team gekommen, nachdem Landmann (Bens Mentor) aufgehört hat. Er lebt mit Anne zusammen, hat aber keine sexuelle Beziehung zu ihr. Was ist ihr widerfahren?

Mark Lederer arbeitet mit Christian und Ben in einer Abteilung, aber er kennt seine Grenzen und schaut sich die Bilder und Videos nicht an. Ich finde es komisch, dass er dann genau in dieser Abteilung ist.

Dahms Hat nicht nur die Technik für den Austausch der Bilder und Videos bereitgestellt, er hat sogar seine zweijährigen Zwillinge vergewaltigt.

Das alles geht beim Lesen unter die Haut. Ich denke, dass ich etwas länger für dieses Buch brauche, denn manchmal fällt es mir schwer weiterzulesen.
 
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Amena25

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23. Oktober 2016
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Ich kenne zwar auch den ersten Band nicht, habe aber das Gefühl, dass meine ,,Probleme", ins Buch zu finden, nicht daher rühren. Gewöhnungsbedürftig, allerdings auch sehr interessant und ungewöhnlich für einen Krimi finde ich den Stil, die sehr literarische Ausdrucksweise. Auch der sehr häufige Perspektivwechsel macht es einem nicht leicht, Zugang zu den Figuren zu finden.
Mit Ben Neven tue ich mich noch etwas schwer. Er wirkt zunächst kompetent und sympathisch, bis man von seinen ,,Neigungen" erfährt. Das gesamte Thema ist schwer zu ertragen. Dass ausgerechnet einer der ermittelnden Beamten ähnlich gestrickt ist, macht das Ganze noch brisanter.
Mir geht es wie einigen anderen hier: keine leichte Lektüre!
 

Christian1977

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Bei Kriminalromanen und Thrillern suche ich immer nach Ermittlern und Ermittlerinnen im Graubereich, Figuren mit Eigenheiten, unangepasst.
Viel unangepasster geht es doch nicht?
Dies hier finde ich auch grenzwertig
Es ist selbstverständlich grenzüberschreitend, das macht diese Reihe doch zu einer mit Alleinstellungsmerkmal.
Wer ist Josy? Eine Person aus dem vorigen Buch?
Nein, sie ist neu.
Er weiß das wohl am besten, aber wahrscheinlich ist er da nicht ehrlich zu sich selbst, wenn er glaubt, dass er das schon hinkriegt.
Spürst du denn nicht die Zerrissenheit der Figur?
Was ist ihr widerfahren?
Das wird doch gesagt, sie wurde als Kind mehrfach missbraucht.
 
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Christian1977

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Zunächst einmal möchte ich darauf hinweisen, dass das Buch nicht mit Kriminalroman betitelt ist, sondern mit Roman. Sprich, man sollte vielleicht nicht einen "gewöhnlichen" Krimi mit Tätersuche und Schweden-Pipapo erwarten.

Trotz des Titels hätte ich nicht erwartet, dass die Handlung fast schon nahtlos an den ersten Band anschließt. Alles ist mir auch nicht mehr präsent, zum Beispiel werde ich Markos Erschießung noch einmal nachlesen. Wobei ich denke, dass sich das meiste auch so klären wird.

Ansonsten bin ich schon wieder total gefesselt von dieser bedrückenden und melancholischen Atmosphäre, die alle Beteiligten umschlingt.

Wie subtil Jan Costin Wagner die Spannung aufbaut, wie er die Gedanken der Figuren, ihre Erlebnisse miteinander verbindet, finde ich meisterlich.

Josy scheint die Brücke zu einem neuen Fall zu schlagen. Ich bin auf den weiteren Verlauf sehr gespannt.
 

Christian1977

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Ich glaube, dass man das Thema in einer Reihe nicht ewig aufrecht erhalten kann. Er muss auffliegen und dann ist die Reihe vorbei oder es kommt ein anderer Ermittler hinzu.
Ehrlich gesagt hoffe ich sogar, dass die Reihe trotz ihrer Stärke nicht ewig hält, denn wenn wir ehrlich sind, verliert jede Reihe nach drei bis maximal vier Fällen doch meistens ihren Reiz.

Ich wollte noch ergänzen, dass ich es erschreckend authentisch finde, wie Jan Costin Wagner die zwei realen Missbrauchsgeschichten, die durch die Medien bekannt sind, so detailliert zusammenfügt. Wüsste man es nicht besser, würde man so etwas in seiner Schrecklichkeit nicht für möglich halten.
 

Sassenach123

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Ehrlich gesagt hoffe ich sogar, dass die Reihe trotz ihrer Stärke nicht ewig hält, denn wenn wir ehrlich sind, verliert jede Reihe nach drei bis maximal vier Fällen doch meistens ihren Reiz.

Ich wollte noch ergänzen, dass ich es erschreckend authentisch finde, wie Jan Costin Wagner die zwei realen Missbrauchsgeschichten, die durch die Medien bekannt sind, so detailliert zusammenfügt. Wüsste man es nicht besser, würde man so etwas in seiner Schrecklichkeit nicht für möglich halten.
Authentisch, ja. Es ist wirklich harter Tobak das zu lesen mit dem Bewusstsein, dass es so ähnlich immer wieder geschieht. Das macht der Autor wirklich gut
 

Literaturhexle

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Trotz des Titels hätte ich nicht erwartet, dass die Handlung fast schon nahtlos an den ersten Band anschließt.
Das hat mich auch total überrascht. Meist kann man einzelne Fälle eines Ermittlers problemlos ohne Zusammenhang lesen, hier hat man wirklich einen sehr direkten Übergang.

Aber das Wesentliche wird wiederholt. Man wird gebrieft, so dass die wichtigsten Versatzstücke für jeden verständlich sind. Wer den ersten Band kennt, wird es zweifellos etwas leichter haben. Aufmerksam lesen muss man Wagner ohnehin.


Ansonsten bin ich schon wieder total gefesselt von dieser bedrückenden und melancholischen Atmosphäre, die alle Beteiligten umschlingt.
Wahnsinn, wie schnell man in dem Roman ankommt, trotz der verschiedenen Perspektiven.
 
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Literaturhexle

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Auch ich war ein wenig befremdet, wie deutlich die Perversion Ben Nevens schon auf den ersten Seiten zutage tritt. Ich meine im ersten Band war davon noch versteckter die Rede, wenn auch in der Sache eindeutig.
Die Tochter schläft und er zieht sich diese Filmchen rein... was ist, wenn sie aufwacht?!? Auch scheint er "das Material" unerlaubt vom Tatort mitgenommen zu haben. Die Schüsse auf Marko Gerhardt scheinen auch nicht ganz astrein gewesen zu sein. Da ist wohl der Ehrgeiz mit dem Guten durchgegangen...

Seine Pädophilie muss eigentlich früher oder später auffallen. Er scheint sich immer weniger vorzusehen. Solch ein Mensch ist im Polizeidienst nicht haltbar.

Mir gefallen die unterschiedlichen Charaktere. Noch kann ich Anne nicht einschätzen. Sie war obdachlos, als Christian sie im Zuge der besagten Ermittlung kennenlernte. Sie gab ihm über ein Kinderbild den entscheidenden Tipp zur Ergreifung der Kinderschänder um Anton Holdner. Nun scheint sie bei ihm zu wohnen. Er hatte sich sehr schnell in sie verliebt. Die Erwartungen der beiden an eine Beziehung scheinen jedoch unterschiedlich zu sein. Anne wirkt zwar weit gefestigter als in Band 1, dennoch halte ich die Freundschaft für fragil.
 

Christian1977

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Die Schüsse auf Marko Gerhardt scheinen auch nicht ganz astrein gewesen zu sein. Da ist wohl der Ehrgeiz mit dem Guten durchgegangen...
Ich habe das mittlerweile noch einmal nachgelesen, auf S. 292 in "Sommer bei Nacht". Tatsächlich ist es eine sehr emotionale und heftige Szene. Ben stürmt völlig ungebremst auf Marko zu und schießt ihn einfach nieder. Danach tritt er ihm noch ins Gesicht. Das mit dem Griff an die Hosentasche ist folglich gelogen, auch Christian wird das wissen.

Solch ein Mensch ist im Polizeidienst nicht haltbar.
Das ist sicherlich die zentrale Frage. Er ist ja trotzdem ein sehr guter Ermittler - mit Fehlern, die direkt aus seiner sexuellen Gesinnung resultieren, siehe Marko. Wahrscheinlich ist er nicht haltbar. Allerdings behindert er nicht die Ermittlungen.
Anne wirkt zwar weit gefestigter als in Band 1, dennoch halte ich die Freundschaft für fragil.
Auch hier habe ich noch einmal nachgeschaut, und der erste Band endet ja damit, dass Anne Christian bittet, sie "Nadine" zu nennen. Weil sie mit ihrer "echten" Identität einfach nicht zurechtkommt. Das ist hier gar kein Thema mehr. Entweder weil J.C. Wagner die Leser:innen nicht verwirren will, oder weil sich die beiden mittlerweile dann doch auf "Anne" geeinigt haben...
 
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Christian1977

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Ich meine im ersten Band war davon noch versteckter die Rede, wenn auch in der Sache eindeutig.
Das habe ich eben noch vergessen: Das ist, denke ich, auch der Situation geschuldet, dass es im ersten Band halt die große Überraschung war, wenn man es nicht schon aus diversen Rezensionen wusste. Hier geht der Autor offenbar davon aus, dass die meisten Leser:innen Band eins schon kennen. Von der Explizität her hatte ich keine Unterschiede ausmachen können.
 
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Literaturhexle

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dass es im ersten Band halt die große Überraschung war
Die war es für mich. Ich musste es zweimal lesen, weil ich mir das gar nicht vorstellen konnte.

Von der Explizität her hatte ich keine Unterschiede ausmachen können.
In meiner Erinnerung gab es da nur ein zwei Erektionen, hier geht er weiter. Aber darauf kommt es nicht an, kann sein, dass ich das verdrängt habe;)

Ben stürmt völlig ungebremst auf Marko zu und schießt ihn einfach nieder. Danach tritt er ihm noch ins Gesicht
Ich hatte nur ein geliehenen EBook. Deshalb ist es prima, dass du uns noch einmal briefst. Ein sehr ambivalentes Verhalten, will mir scheinen, diese Brutalität. Es müsste doch Sympathien für diese Leute hegen. Tut er aber nicht. Hoffentlich ist er nicht selbst verstrickt und hat ein Filmchen auf der Festplatte... Alles wäre möglich.