1. Leseabschnitt: Prolog bis Hälfte Erster Teil (Seite 11 bis Seite 89)

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Warum war sie mit den Gregorys auf dem Friedhof?
William?
Ehrliche Worte tun manchmal weh, sind aber oft besser als sich etwas vorzumachen.
Ganz deiner Meinung. Wenn ich manchmal im TV sehe, wie die Leute darum herumeiern, die Sache (was auch immer) zur Sprache zu bringen, fällt mir nix mehr ein, das ist doch nicht normal!
Es gab mal so ein Artikel / Buch ?? - da wurde solche Phrasen aufgedeckt, sehr lustig "ich muss mir dir reden" - (oh, er/sie/es will mich verlassen).
"Es ist etwas passiert" (jemand ist gestorben) -
mehr kann ich nicht erinnern, aber ich gucke jetzt Serien viel grinsender an als vorher.
 

Federfee

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13. Januar 2023
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das ist doch nicht normal!
Leider doch, wenn 'normal' bedeutet, dass es meist so ist. Dabei gibt es genügend Kommunikationstipps. Manchmal reicht schon einfaches 'aufeinander eingehen' oder 'nachfragen'.
Man sollte das in Schulen viel mehr üben oder auch bei der beruflichen Fortbildung. Es würde allen nützen.
 

Bücherfreundin

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Von mir aus könnte die Autorin übrigens statt des Kursivdrucks für die Dialoge gerne Anführungszeichen verwenden
Von mir aus auch. Diese Experimente in Sachen Darstellung eines Dialoges bin ich etwas leid . Was soll das? Die Leute sprechen miteinander, wir sind daran gewöhnt, dass dies im
Text deutlich wird - was spricht dagegen?
 

Bücherfreundin

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Irgendwann wird das Millie bewusst (61
Ich denke, für Millie ist das alles auch deshalb so schwer, weil Bea ein Einzelkind ist. Bisher galt der einzigen Tochter die ganze Fürsorge und Aufmerksamkeit , jetzt muss die Mutter auf ihr Kind verzichten - das ist ein radikaler Wechsel, womit ich nicht behaupten will, dass es wesentlich einfacher wäre, auf zwei oder drei Kinder zu verzichten, um sie in Sicherheit zu wissen…
 

Renie

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Ich hoffe, die Autorin überrascht mich und lässt jemand anderen sterben, vllt den kleinen Bruder oder den Hund?
Es könnte aber auch Ethan gewesen sein, wobei ich auch eher auf einen der Brüder tippe. Da wir im Prolog 20 Jahre weiter sind, könnte Ethan das Alter dahingerafft haben, bei den beiden Brüdern müsste es ein besonderer Umstand gewesen sein, also Krankheit, Unfall, Mord, Selbstmord. Zunächst dachte ich an den Vietnamkrieg. Doch der betraf die USA erst ab 1964.
Oder ganz verrückt: Einer der Brüder ist während Beas Zeit in den USA gestorben und man trifft sich zum 20. Jahrestag.
Daher bleibt es spannend bei der Frage, wessen Beerdigung stattgefunden hat. Vielleicht doch der Hund!
 

Barbara62

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Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Frauvonhintenbilder in anderen Ländern ebenso trendig Gefühlighistorisches anpreisen und deshalb im Verruf sind.
Ich kann berichten, dass es in Norwegen exakt so ist wie bei uns. Die Romane in den Supermärkten haben zu mindestens einem Drittel Frauen von hinten drauf. :apenosee
 

Renie

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Die amerikanische Familie Gregory nimmt Bea sehr liebevoll auf, besonders Nancy. Mütterlich sein ist gut, aber sie übertreibt es ein wenig, z.B. mit dem Baden. Und wenn man genauer hinschaut – wie Bea es irgendwann tut – ist auch in dieser Ehe nicht alles in Ordnung.
Nancy erinnert mich an die Hausfrauen aus der Werbung der 40er/50er Jahre. Ich muss immer an die Persil-Werbung denken, in der vermittelt wird, dass es die oberste Aufgabe einer Frau ist, wenn sie ihre Familie mit strahlend sauberer Wäsche beglücken kann. Und dazu ein gepflegtes Äußeres, Schürze tragend versteht sich, und das Leben als Hausfrau und Mutter ist perfekt.
In dem kleinen Disput, den sie mit Ethan hat und er ihr klar macht, dass sie ihre Mütterlichkeit übertreibt (s. Badezeremonie), stellt er ihren Sinn im Leben in Frage. Was bleibt ihr denn noch, wenn sie nicht mehr perfekte Mutter sein darf bzw. kann?
Wie anders ist da Millie. Durch ihre Arbeit scheint sie emanzipierter. Bea fehlt ihr zwar, aber das hält sie nicht davon ab, ihr Leben auch ohne die Tochter zu leben. Millie blickt eher nach vorn und Nancy hält an der Vergangenheit fest.
 

Barbara62

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Nancy erinnert mich an die Hausfrauen aus der Werbung der 40er/50er Jahre. Ich muss immer an die Persil-Werbung denken, in der vermittelt wird, dass es die oberste Aufgabe einer Frau ist, wenn sie ihre Familie mit strahlend sauberer Wäsche beglücken kann. Und dazu ein gepflegtes Äußeres, Schürze tragend versteht sich, und das Leben als Hausfrau und Mutter ist perfekt.
In dem kleinen Disput, den sie mit Ethan hat und er ihr klar macht, dass sie ihre Mütterlichkeit übertreibt (s. Badezeremonie), stellt er ihren Sinn im Leben in Frage. Was bleibt ihr denn noch, wenn sie nicht mehr perfekte Mutter sein darf bzw. kann?
Wie anders ist da Millie. Durch ihre Arbeit scheint sie emanzipierter. Bea fehlt ihr zwar, aber das hält sie nicht davon ab, ihr Leben auch ohne die Tochter zu leben. Millie blickt eher nach vorn und Nancy hält an der Vergangenheit fest.
Und trotzdem halte ich Nancy für glücklicher. Sie hat einen Grundoptimismus, eine Zufriedenheit, die Millie fehlt. Typisch amerikanisch vielleicht? Bea könnte es jedenfalls nicht besser getroffen haben. Auch die Ehe von Nancy und Ethan ist, trotz ihrer Unterschiede, glücklicher als die von Millie und Reginald. Und das alles auch ohne Krieg.
 

Renie

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Mir ist noch eine Sache zu den Perspektivwechseln aufgefallen: Oft ist es bei unterschiedlichen Perspektiven so, dass es Überschneidungen gibt, also Szenen aus unterschiedlicher Sichtweise erzählt werden, was ein gern genommenes stilistisches Mittel ist. In diesem Roman haben wir das nicht. Hier wird die Handlung bisher fortlaufend, aber im Wechsel der Perspektiven erzählt. Der Roman hat etwas von einem erzählerischen Staffellauf :grinning Trotzdem nichts wirklich Außergewöhnliches passiert, wird die Handlung dadurch vorangetrieben. Ich mag das!
 

dracoma

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Ein weiterer Kitschfaktor könnte sein, dass William im Krieg umkommt und Bea trotzdem Gerald missachtet. William ist ja sehr fixiert auf seine Einberufung.
Genau den Gedanken hatte ich auch: William kommt im Krieg um. Und vermacht seine Freundin/Verlobte was weiß ich, an seinen zuverlässigen Bruder Gerald.
Aber das ist einfach zu kitschig. Groschenheft-Niveau. So darf der Roman nicht laufen.
Ich meine das jetzt ernst: ich vemisse sie nicht.
Ich schon. Für mich ist das Weglassen eine modische Attitüde, die nicht zuverlässig funktioniert.
Ich habe aber grundsätzlich kein Problem mit Veränderungen ;).
Egal wie man es sieht: für mich ist es kein Grund für eine Abwertung des Romans.
 

Renie

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Und trotzdem halte ich Nancy für glücklicher. Sie hat einen Grundoptimismus, eine Zufriedenheit, die Millie fehlt.
Das stimmt, allerdings nur für den Moment. Ich bin sicher, dass ihre Unzufriedenheit steigen wird, wenn sie feststellen muss, dass die Kinder erwachsen werden und sie nicht mehr in gewohntem Maße gebraucht wird. Doch ich schätze sie so ein, dass sie es irgendwann schaffen wird, sich einen neuen Lebensinhalt zu suchen.
 

dracoma

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Mein Nervfaktor geht außerdem immer an, wenn Nachnamen abgekürzt werden. "Mr und Mrs G"... Das ist irgendwie so typisch amerikanisch.
@Barbara62 hatte schon beobachtet: aus Beatrix wird Bea. Und Beatrix passt sich an: sie nennt Gerald jetzt nur "G".
Nur wenn es ernst wird, werden sämtliche Namen gebraucht. Ich finde das aufgesetzt, aber das ist vielleicht in manchen Familien so.
 

Gina_Lesefuchs

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21. April 2024
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Ohnehin empfinde ich - neben der durch die Sprache erzeugten Melancholie - den unmerklichen Konflikt zwischen den jeweiligen Eltern bislang am stärksten. Mir gefällt es, wie Laura Spence-Ash die Psychologie der Figuren zeichnet.
Das geht mir genauso, diese Konflikte sind sehr lebensnah beschrieben.
Auch das ein 'altes Thema': Kommunikationsstörungen, leider immer wieder aktuell.
Und hier sehr gut geschrieben.
Wie anders ist da Millie. Durch ihre Arbeit scheint sie emanzipierter.
Dafür erscheint Nancy mir aber viel herzlicher, während Millie sehr verbittert wird. Natürlich muss Millie auch mehr erleiden als Nancy, aber sie kommt mir so vor, als ob ihr Glas ohnehin immer halb leer ist...
 

dracoma

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dass sie ihre Mütterlichkeit übertreibt (s. Badezeremonie), stellt er ihren Sinn im Leben in Frage. Was bleibt ihr denn noch, wenn sie nicht mehr perfekte Mutter sein darf bzw. kann?
Wie anders ist da Millie. Durch ihre Arbeit scheint sie emanzipierter.
Und darum verteidigt sie ihre Mutter-Kompetenz auch so entschlossen. Allerdings ist sie nicht aufs Mutter-Sein beschränkt, sondern zusätzlich in Sachen Wohltätigkeit etc. unterwegs. Beatrix zählt einige Beispiele dafür auf.
Ja, das stimmt, der Vergleich mit der Persilwerbung trifft es!
Auf der anderen Seite: mit der First Lady Eleanor Roosevelt haben sie einen ganz anderen Frauentypus vor sich.

Ist Millie wirklich anders? Die Tatsache, dass sie arbeitet, hat sicher mit den finanziellen Notwendigkeiten in London zu tun.
 

Wandablue

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Brandenburg
Ich schon. Für mich ist das Weglassen eine modische Attitüde, die nicht zuverlässig funktioniert.
Es gibt so viele modische Attitüden - eine gute Wortwahl - merke ich mir. Anbetracht der anderen modischen Attitüden in der gängigen Sprachverhunzung ist die für mich nicht schlimm - aber andere dafür um so mehr. Gut, hier empfindet jeder anders.
 

dracoma

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16. September 2022
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Ich verabscheue aus Tierschutzgründen das Essen von Hummern. Also hat die Familie Gregory inklusive Bea schon mal einen Minuspunkt.
Einspruch! Einspruch! Familie Gregory lebt in einer Zeit, in der die Tierschutzgründe, Hummer betreffend, noch nicht galten. Du guckst durch eine heutige Brille auf die andere Zeit.
Ohnehin empfinde ich den unmerklichen Konflikt zwischen den jeweiligen Eltern bislang am stärksten.
Ja, das sehe ich auch so. Wobei ich die Konflikte in beiden Familien allerdings eher als "merklich" empfinde.