1. Leseabschnitt: Prolog bis Hälfte Erster Teil (Seite 11 bis Seite 89)

Gina_Lesefuchs

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Literaturhexle

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Eine Entwicklung im Schreiben. Früher hatte man Sütterlin. Früher hatte man Anführungszeichen. Heute hat man beides kaum mehr. Findet euch damit ab.
:grinning :grinning :grinning
Wenn man dich und deinen trockenen Humor nicht kennen würde.... könnte man diesen Post eventuell in den falschen Hals kriegen...:think

Zusammen mit der angesetzten Asche bei Murakami (Lesemontag?) komme ich aber gerade aus dem Lachen nicht mehr raus:rofl:thumbsup
You made my day
 

dracoma

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Meistens ist es ganz klar, wer spricht.
"Meistens" - eben: meistens, aber nicht immer. Vor allem im 2. LA habe ich einige Male die wörtlichen Reden trennen müssen, und zwar dann, wenn der Rede-Einschub ("sagte sie" u. ä. ) fehlt.
Warum keine Anführungszeichen? Sie bieten eine klare Ansage und sind deswegen hilfreich.
 

Christian1977

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Aber bis in die USA, das dürfte für die betroffenen Kinder ein krasser Wechsel der Lebensumstände gewesen sein. Das Heimweh war vorprogrammiert…
Ich fühlte mich gleich an "Schmales Land" von Christine Dwyer Hickey erinnert, das wir hier auch einmal in einer Leserunde lasen. Dort kam das Kind aber vom Feind aus Deutschland nach Maine.
Mir gefällt das Cover so gar nicht, und im Buchladen hätte ich das Buch nicht in die Hand genommen.
Ein furchtbares Cover! Genau wie Barbara hätte ich fast allein deswegen nicht an der Leserunde teilgenommen.
Was heißt das: "die Trauer, als sie sie verloren hatte" (S, 15), was mag da passiert sein? Und wieso wünscht sie sich, für immer mit den Gregorys zusammen zu sein und nicht mit ihren eigenen Eltern?
Ich weiß jetzt nicht, ob du dir die Fragen nur am Anfang gestellt hast oder sie immer noch stellst? Die Trauer über die "verlorene Familie" erkläre ich mir mit dem Ende des Krieges und Beas Rückkehr nach England. Und das Zweite, weil das Leben bei den Gregorys viel leichter scheint! Richtig leicht sogar!
Oh, ein leichter Roman!
Ja, wie das Leben bei den Gregorys. Ich bin ja nun kein Zyniker, aber ich war von der Leichtigkeit in der Gastfamilie doch etwas angenervt. Sage und schreibe auf Seite 82 gibt es den ersten Konflikt zwischen William und dem Vater, weil der Sohn nicht mit auf die Insel will. Vorher ging mir das tatsächlich alles zu leicht dort. Bis auf die Zwistigkeiten zwischen den Jungs, aber das zählt ja nicht.
Da alle den sonnigen William lieben (außer sein Vater, ein strenger Oberlehrer-Typus), wird er auch für Bea ihre erste Liebe werden. Was Gerald nicht gefällt.
Das ist in meinen Augen vorprogrammiert. Gerald buhlt ja bereits von Beginn an um Beatrix (niedlich: Blumenstrauß mit verfärbten Händen). Ja, könnte kitschig werden. Oder was fürs Herz. Oder beides. Ein weiterer Kitschfaktor könnte sein, dass William im Krieg umkommt und Bea trotzdem Gerald missachtet. William ist ja sehr fixiert auf seine Einberufung.
Von mir aus könnte die Autorin übrigens statt des Kursivdrucks für die Dialoge gerne Anführungszeichen verwenden.
Ich bin ja auch ein Verfechter der Anführungszeichen. Hier freue ich mich aber, dass anders als sonst manchmal überhaupt eine Abgrenzung durch das Kursive stattfindet.
dass Beatriz in den Kapitelüberschriften inzwischen Bea ist, sie ist eine andere geworden.
Das ist mir auch aufgefallen. Ich brachte es eher mit einer größeren Nähe der Familie Gregory und der Leserschaft zur Hauptfigur in Verbindung.
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Warum keine Anführungszeichen? Sie bieten eine klare Ansage und sind deswegen hilfreich.
Dass es keine mehr geben soll (Wanda), kann ich nicht bestätigen. Sie wegzulassen scheint mir gerade eine Mode zu sein in der "gehobenen" Literatur. Kommt alles wieder;)
Ich fühlte mich gleich an "Schmales Land" von Christine Dwyer Hickey erinnert,
Ich auch!
Ein furchtbares Cover
Ist eben das Originalcover. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Frauvonhintenbilder in anderen Ländern ebenso trendig Gefühlighistorisches anpreisen und deshalb im Verruf sind.
Ja, könnte kitschig werden. Oder was fürs Herz. Oder beides.
Ach, du suchst ja schon danach wie ein Spürhund :grinning
Bis jetzt bin ich noch relaxed im Genussmodus. Außerdem glaube ich, dass im Teil II die Sache ernster werden dürfte. Dann sind die 5 sonnigen Jahre nämlich vorbei. Der Prolog hatte viel Tiefe mMn.
 

Wandablue

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in weiterer Kitschfaktor könnte sein, dass William im Krieg umkommt und Bea trotzdem Gerald missachtet.
MIr graut.

Innere Konflikte gibt es bei den Gregorys durchaus - Nancy scheint mit ihrem Ethan nicht ganz so glücklich zu sein und sucht zu viel emotionale Nähe zu ihren Kindern. Ausserdem haben sie unterschiedliche Ansichten zur Erziehung.
 

Wandablue

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Warum keine Anführungszeichen? Sie bieten eine klare Ansage und sind deswegen hilfreich.
Ich meine das jetzt ernst: ich vemisse sie nicht. Nirgends. In "Glück" von Jackie Thomae gibts auch keine. Sie verschwinden. Und mit ihnen, sie sagte, er sagte, es sagte - es gibt auch positive Entwicklungen. Dagegen habe ich in "Okaye Tage" massenhafte :innen. Jetzt ratet mal, was ich lieber habe.
 

Christian1977

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Ich lese den Roman bisher recht gern, er hat etwas Behagliches und Warmherziges. Ist ja auch mal schön. Überhaupt fällt mir häufig "schön" ein. Schön sind die Beschreibungen der Landschaft, der Atmosphäre trotz - oder wegen - der vielen Adjektive. Schön ist diese Insel natürlich, wow, welch Luxus, eine eigene Insel. Schön ist das Leben der Gregorys - zumindest bislang.

Manchmal ist mir das alles etwas zu schön. Wie oben erwähnt, gibt es den ersten Konflikt in der Familie auf S. 82. Oder die Annäherung zwischen Ethan und Beatrix: Wie kommt es dazu? Am Anfang wollte Ethan das Mädchen gar nicht aufnehmen, später ist sie "sein Mädchen". Auf S. 63 heißt es ganz beiläufig, "selbst Ethan hat sie ins Herz geschlossen". Für mich war das eigentlich ein zentraler Konflikt, doch er wird überhaupt nicht entwickelt oder aufgelöst. Schade! Mein Nervfaktor geht außerdem immer an, wenn Nachnamen abgekürzt werden. "Mr und Mrs G"... Das ist irgendwie so typisch amerikanisch. Bei "Schmales Land" passte es, weil Mrs Äitsch damit noch veräppelt wurde, hier ist es wohl leider ernst gemeint.

Bei den häufigen Perspektivwechseln und kurzen Abschnitten fragte ich mich erst, ob dies eventuell den Lesefluss stören könnte. Ist aber nicht so. Ich habe nur die männlichen Figuren zu Beginn manchmal namentlich etwas durcheinander bekommen.

Mit den Figuren habe ich insgesamt kleinere Probleme. Das beginnt schon mit der Hummerszene. Ich verabscheue aus Tierschutzgründen das Essen von Hummern. Also hat die Familie Gregory inklusive Bea schon mal einen Minuspunkt. Als Vertreter der Arbeiterklasse ist mir Reginald bislang am sympathischsten. Ohnehin empfinde ich - neben der durch die Sprache erzeugten Melancholie - den unmerklichen Konflikt zwischen den jeweiligen Eltern bislang am stärksten. Mir gefällt es, wie Laura Spence-Ash die Psychologie der Figuren zeichnet. Das eine Elternpaar löst sich immer stärker ab, während auf der anderen Seite des Meeres eine Familie zusammenwächst.

Trotz der kleineren Mäkeleien lese ich gern weiter.
 
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Wandablue

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Ich verabscheue aus Tierschutzgründen das Essen von Hummern.
Yes.
Aber das kann man dem Roman ja nicht zum Vorwurf machen.

Dass Ethan am Anfang zögerlich ist, wird dadurch erklärt, dass er nicht weiß, wie man mit Mädels umgeht. Nachvollziehbar. Mir ist es lieber, man ist erst verhalten und taut dann auf. Immerhin verstreicht doch Zeit - er gewöhnt sich an sie. (Hoffentlich nicht zu sehr, ich habe Angst, er wird eifersüchtig auf William).
 

Federfee

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13. Januar 2023
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wie unterschiedlich die Wahrnehmungen sind und wie viele Missverständnisse ungeklärt bleiben, weil vor allem die Erwachsenen nicht miteinander sprechen.
Auch das ein 'altes Thema': Kommunikationsstörungen, leider immer wieder aktuell.
Der Prolog schafft gleich eine etwas wehmütige Stimmung, und er wirft jede Menge Fragen auf.
Genau diese beiden Fragen habe ich mir auch notiert.
Oh, ein leichter Roman! Im Vergleich zu dem, was wir vorher hatten,
Das Lied des Propheten und Anständige Leute
Muss auch mal sein ;-)
ein echtes Sanftgewicht
Hihi. Hoffentlich wird dir das nicht angekreidet. Ich finde sowas ja gut.
Sehr traurig, dass die Eheleute sich entfremden, denn sie sind nicht ehrlich miteinander. Diese Ehe wird nicht halten - oder, was meint ihr?
Das glaube ich auch nicht. Da ist zu viel Unehrlichkeit bzw. Verschweigen um nicht zu sagen: kleine Rachegefühle.

Von mir aus könnte die Autorin übrigens statt des Kursivdrucks für die Dialoge gerne Anführungszeichen verwenden.
Mich stört es überhaupt nicht.
Zusammen mit der angesetzten Asche bei Murakami (Lesemontag?)
Hast du ihn wirklich verbrannt? :smilehorn :eek:
aber ich war von der Leichtigkeit in der Gastfamilie doch etwas angenervt.
Ich zuerst auch; ich dachte, sie sind zu perfekt. Das hat sich ja dann relativiert.
 

Federfee

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13. Januar 2023
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Aus dem Prolog ergeben sich für mich zwei Fragen, die ich im Auge behalten werde:

'So viele Jahre hat sie versucht zu vergessen.' (14 u.) - Was und warum?​
Warum war sie mit den Gregorys auf dem Friedhof? Warum ist sie wieder weg, obwohl sie es eigentlich nicht wollte?

Beas Familie ist nicht ehrlich zueinander und das bringt sie auf die Dauer auseinander. Das zeigt sich im Miteinander der Eltern, aber auch in den Briefen, die zwischen der USA und London hin- und hergehen. Ehrliche Worte tun manchmal weh, sind aber oft besser als sich etwas vorzumachen. Irgendwann wird das Millie bewusst (61).

Die amerikanische Familie Gregory nimmt Bea sehr liebevoll auf, besonders Nancy. Mütterlich sein ist gut, aber sie übertreibt es ein wenig, z.B. mit dem Baden. Und wenn man genauer hinschaut – wie Bea es irgendwann tut – ist auch in dieser Ehe nicht alles in Ordnung.

Gut finde ich die kurzen Kapitel, jeweils aus der Sicht einer der beteiligten Personen erzählt. Sprachlich gibt es ein paar bildhafte Naturbeschreibungen und einzelne Sätze. Leicht gestört haben mich nichtssagende Adjektive wie wunderschön (13 u.), hübsch, pittoresk (15 u.) und die oft zu gleichen Satzanfänge: Subjekt – Prädikat -... Ich will aber nicht zu kritisch sein – es ist ein Debüt.​