1. Leseabschnitt: Montag (Barcelona) (Anfang bis S. 86)

Amena25

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23. Oktober 2016
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Ich muss gestehen, dass ich mich mit dem Schreibstil, den Figuren und auch mit dem Inhalt noch etwas schwer tue. Die Art, wie die beiden Schwestern Leia und Ripsa miteinander umgehen, finde ich merkwürdig, unterschwellig aggressiv. Leias ständige Furcht kann ich auch noch nicht so ganz nachvollziehen. Noch kann mich das Buch nicht so richtig fesseln.
 

ElisabethBulitta

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Das Verhalten der beiden Schwestern zueinander birgt eine Menge Konfliktpotenzial sind sich.
Leia erinnert mich irgendwie an mich. Auch ich halte von so einem Luxus nicht viel. Und so ein Aufenthalt auf einem Luxusschiff wäre auch nichts für mich. Wie dem auch sei: Den Gegensatz dazu bei der Flucht finde ich schon frappierend. Ich denke, dass man sich mit so einem Buch auch einige Feinde machen kann, denn wir werden nicht gerne daran erinnert, wie gut es uns im Grunde geht. Auch die Darstellung der Schiffsbesatzung und den Gegensatz zu den Passagieren finde ich gut. Das Nachwort habe ich auch schon gelesen und verstehe durchaus, warum das Buch vom Finnischen Kulturfonds unterstützt wurde.
Leias unterschwellige Angst (die ich im Moment auch noch nicht so ganz nachvollziehen kann) sowie der Stromausfall bringen ein wenig Spannung bzw. Rätselhaftes in die Handlung, aber so ganz thrillermäßig finde ich das Buch bisher auch nicht. Interessant ja, aber der Thrill bleibt bisher aus.
Nachdem ich die ersten Seiten gelesen habe, kommt ich mit dem Schreibstil besser zurecht.
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Bei dem Thema "kritische Auseinandersetzung mit dem Kreuzfahrtreisen" musste ich unvermittelt an David Foster Wallace " Schrecklich amüsant - aber in Zukunft ohne mich" denken. Ich habe es zwar selbst nicht gelesen - auch weil mir das Thema seehr, seehr fern ist und Kreuzfahrten für mich so gar nicht auf der langen, langen Reiseliste stehen. Aber ich erinnere mich an eine Rezension von @Renie und ein Gespräch mit ihr darüber. Wäre wahrscheinlich ein gutes Begleitleseprogramm, oder, @Renie?
 
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Bei dem Thema "kritische Auseinandersetzung mit dem Kreuzfahrtreisen" musste ich unvermittelt an David Foster Wallace " Schrecklich amüsant - aber in Zukunft ohne mich" denken. Ich habe es zwar selbst nicht gelesen - auch weil mir das Thema seehr, seehr fern ist und Kreuzfahrten für mich so gar nicht auf der langen, langen Reiseliste stehen. Aber ich erinnere mich an eine Rezension von @Renie und ein Gespräch mit ihr darüber. Wäre wahrscheinlich ein gutes Begleitleseprogramm, oder, @Renie?
David Foster Wallace setzt mit seinem "Schrecklich amüsant, aber in Zukunft ohne mich" noch einen drauf. Hier wird das Luxus-Liner-Bordleben noch drastischer dargestellt. Anlass für dieses Buch war ein Schreibauftrag für den Autor. Er sollte seine Erfahrungen während einer Kreuzfahrt zu Papier bringen. Das hat er dann auch gemacht. Nach den 2 Wochen brauchte er erstmal Urlaub. Sein Buch heißt also nicht umsonst "Schrecklich amüsant ..." ;)
 

Anjuta

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Der Thriller ist eigentlich so gar nicht mein Genre. aber ich lasse mich gern auch mal auf Abenteuer und andere Wege ein. Also habe ich mich für die Kollision in der Leserunde gemeldet. Und werde im ersten Leseteil erstmal nicht enttäuscht. Es fesselt mich durch Spannung, aber auch durch interessante Kniffe in der Schreibweise. Da ist zum Beispiel Kapitel 6 - eines der ganz kurzen Kapitel, wie sie immer mal wieder eingestreut werden, den Erzählstil durchbrechen und irgendwie wie eine Bombe einschlagen in das normale Erzählen. Hier wird man aufgestört und ist verwirrt. Vor allem, wenn dann auf der nächsten Seite in einem wieder konventionellen, im Erzählfluss weiterführenden Kapitel, die Situation am Anfang (es klopft) noch einmal genauso wiederholt wird.
Ich finde hier auch eine gelungene, mich schmunzeln machende Darstellung der Verfrachtung der Passagiere auf einem Kreuzfahrtschiff aus Sicht einer Skeptikerin. Nordische Ästhetikgewohnheiten treffen dann an Bord auf Plastikkultur, die auch in der Luxusausführung nicht gefallen kann.
Und wir lernen auch noch eine ganz andere Art von Schiff kennen, das, auf dem Amira und ihre Eltern auf der Flucht sind - im Überlebenskampf gegen die Verhältnisse und die kriminellen Schleuser. Nur kurz können wir einen Blick auf dieses Schiff werfen, bekommen aber eine eindringliche Darstellung der Fluchtgründe:
S. 86: "Als DIE die Mädchenschule geschlossen haben, hatte ihre Mutter niemanden mehr, den sie in Englisch und Französisch unterrichten konnte. DIE legten fest, dass die Mutter dem Vater auch nicht im Laden helfen durfte, den er aufgemacht hatte, als DIE ihn nicht mehr an der Universität haben wollten. ..."
Die Nebeneinanderstellung dieser zwei Schiffstypen und Personen bereitet uns - neben dem Titel des Romans - schon auf ein unheilvolles Aufeinandertreffen der zwei Welten vor. Auch das treibt die Spannung in die Höhe.
Die Personen Ripsa und Leia habe ich noch nicht ganz verstanden. Aber dafür habe ich ja noch viele Seiten, viele Leseteile Zeit.
 
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Renie

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Die Personen Ripsa und Leia habe ich noch nicht ganz verstanden.
Das geht mir genauso. Insbesondere Leia bereitet mir Kopfzerbrechen. Sonderlich sympathisch ist sie mir nicht. Dieses Schreckhafte, das sie ständig demonstriert, nervt mich ein bisschen. Dann finde ich dieses Moralapostel-Getue völlig deplatziert. Das macht mich agressiv. Ihre Schwester aber auch.
 

Mikka Liest

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@Amena25

Es ist immer wieder interessant, wie unterschiedlich das selbe Buch auf unterschiedliche Leser wirken kann – ich liebe den Schreibstil richtig!

Die beiden Schwestern haben viel Konfliktpotential, aber noch habe ich den Eindruck, dass sie sich im Grunde sehr lieben. Mal schauen, ob sich dieser Eindruck bald ändert? Ich denke, Leia leidet an massivem posttraumatischen Stress, was sie erlebt hat, war schrecklich.

@ElisabethBulitta

Ich konnte Leias Ablehnung von übertriebenem Luxus auch gut nachvollziehen. Ein Urlaub auf so einem schwimmendem Riesenhotel mit Dauerbespaßung wäre für mich ein Albtraum... Dieses Schiff hat zweieinhalb mal so viele Passagiere, wie das Kaff, in dem ich lebe, Einwohner hat!

Der krasse Gegensatz zwischen dem Luxusschiff und dem Flüchtlingsboot verdeutlicht wirklich sehr, in was für einer dramatischen, schrecklichen Situation sich die Flüchtlinge befinden.

@Anjuta

Ja, die interessanten Kniffe gefallen mir auch sehr gut! Bisher finde ich das sehr geschickt gemacht.