1. Leseabschnitt: Kapitel I bis VII (Beginn bis Seite 65)

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.858
12.454
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Warum zum Teufel wählen sie ausgerechnet diesen Ort mit seinen Hillbillys? Noch dazu mit einem dunkelhäutigen Teammitglied? Ich hoffe, dazu gibt es noch einen Hinweis außer der schönen Natur.
Meine Theorie:
Ich schätze, wir befinden uns in Ostdeutschland. Eine Arbeitskollegin von mir macht regelmäßig Kanu-Urlaub in Brandenburg und ihre Erzählungen, was die Natur betrifft, decken sich mit dem, was ich lese. Da wir nicht genau wissen, in welcher Zeit die Geschichte spielt, könnte sie bspw. kurz nach der Maueröffnung stattfinden. Damals war die Gegend noch sehr heruntergekommen und touristisch noch nicht so erschlossen, wie das heute der Fall ist, aber dennoch als DDR-Urlaubsziel bekannt.
Wenn dem so ist, kam unser Kleeblatt vermutlich gar nicht auf die Idee, dass sie rassistisch angegangen werden könnten. Zumal Rassismus in den neuen Bundesländern erst mit den Jahren hochgekocht ist.
 

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.858
12.454
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Ist die Reaktion der vier Freund:innen im Gasthof nicht komplett unrealistisch? Würdet ihr mit dem Konter: "Das N-Wort ist zutiefst rassistisch" gegenüber eindeutigen Rassisten antworten? Und würdet ihr nicht den Gasthof einfach verlassen, wenn so mit einem eurer Freunde umgegangen wird? Wenn ihr sogar Zelte dabei habt?
Du darfst nicht vergessen, dass die Vier ziemlich angeschickert sind. Da wird man schon mal mutig und verteidigt seine ethischen und politischen Grundsätze.
 

Christian1977

Bekanntes Mitglied
8. Oktober 2021
2.554
12.487
49
47
Ich schätze, wir befinden uns in Ostdeutschland. Eine Arbeitskollegin von mir macht regelmäßig Kanu-Urlaub in Brandenburg und ihre Erzählungen, was die Natur betrifft, decken sich mit dem, was ich lese. D
Ja, davon bin ich auch ausgegangen, ich dachte an den Spreewald.
Da wir nicht genau wissen, in welcher Zeit die Geschichte spielt, könnte sie bspw. kurz nach der Maueröffnung stattfinden.
Das kann wiederum nicht sein wegen der Handys und der Euro-Zahlung.
 

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.858
12.454
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Für Stimmungen sorgen kann der Kurbjuweit: Diese unterschwellige Bedrohung, die die Handlung von Beginn an begleitet, ist schon gruselig und sorgt für Spannung. Selbst in seinen idyllischen Naturbeschreibungen finden sich immer wieder Momente, die unheimlich sind.
Das Szenario ist dabei fast schon surreal, daher kann ich nachvollziehen, dass von einigen die Glaubhaftigkeit in Frage gestellt wird.
 

JoanStef

Aktives Mitglied
5. Oktober 2020
726
945
44
61
Bayern
Was meinst du genau mit "liebevoll"? Ich finde, das Cover strahlt eine große Bedrohung aus, ohne dass ich es kapiere. Aber "liebevoll" wäre mir nicht in den Sinn gekommen, ehrlich gesagt.
O.K zu "liebevoll: ich meine damit, dass der Einband, die Papierqualität, die Schriftgröße als auch der Umschlag im Vergleich zu einigen Anderen, sorgfältig kreiiert und gestaltet und ausgeführt wurden.
Es gibt momentan so viele Bücher, die Papier benutzen, dass man ungern berührt.
Die verwendete Schriftgröße und das Layout erscheinen oft ohne "Mühe" oder Bedacht, einfach mal gemacht worden zu sein.
Inzwischen finde ich es wichtig, die Bücher nicht nur hinsichtlich auf ihren Inhalt, sondern auch auf die Fertigungsweise, zu bewerten. Und diese teilweise "schlampige" Herstellung, ist mir nicht nur in den Mängelexemplaren aufgefallen.
Das meinte ich mit "liebevoll"... :)
 

JoanStef

Aktives Mitglied
5. Oktober 2020
726
945
44
61
Bayern
Ich habe noch einmal darüber nachgedacht und möchte folgende Frage zur Diskussion stellen:

Ist die Reaktion der vier Freund:innen im Gasthof nicht komplett unrealistisch? Würdet ihr mit dem Konter: "Das N-Wort ist zutiefst rassistisch" gegenüber eindeutigen Rassisten antworten? Und würdet ihr nicht den Gasthof einfach verlassen, wenn so mit einem eurer Freunde umgegangen wird? Wenn ihr sogar Zelte dabei habt?

Ihr merkt, meine Fragen sind tendenziös gestellt, aber irgendwie komme ich nicht klar mit der Reaktion.
Ich kann diese Reaktion auch nicht so ganz nachvollziehen.
Es wäre auch interessant, wie alt oder jung unsere Protagonisten sind.?
 

JoanStef

Aktives Mitglied
5. Oktober 2020
726
945
44
61
Bayern
Das kann gut sein. Aber geblieben wäre ich da trotzdem auf keinen Fall!
Da wäre auch ich ganz schnell weg gewesen. Aber vielleicht ist es wirklich so, dass die Gruppe dieser Art "Rassismus" noch nicht ausgesetzt war. Es sieht für mich etwas danach aus, als ob sich jeder in der Gruppe erst noch mit dem Thema Rassismus und dessen feinen Grenzen, auseinandersetzen muss.
 

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, dass dieses Buch nicht in der Gegenwart spielt.
Was mich wirklich vewundert, ist dass der Autor immer nur N.... schreibt. Hier im Zusammenhang mit der Beschimpfung müsste das Wort ausgeschrieben stehen dürfen.

Gut gemacht, ist die unbehagliche Stimmung, die ständige Unterschwellige Bedrohung. Die Einheimischen scheinen allerdings schon eine besonderer Art von Feindseligkeit an den Tag zu legen, nicht nur Josef gegenüber. Der Fahrer des 25 kmh Autos hat ja gar nicht mal wissen können, dass im Auto hinter ihm ein Schwarzer sitzt.

Alles in allem erinnert mich das Buch stark an den Film Beim Sterben ist jeder der Erste. Rednecks und eine Flussfahrt, nichts was es nicht schon mal gab.
 

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Es sieht für mich etwas danach aus, als ob sich jeder in der Gruppe erst noch mit dem Thema Rassismus und dessen feinen Grenzen, auseinandersetzen muss.
Alltagsrassismus ist immer noch so gegenwärtig, dass es mich sehr wundern würde, wenn Josef und seine Freunde noch nie damit konfrontiert gewesen wären.
 

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Ist die Reaktion der vier Freund:innen im Gasthof nicht komplett unrealistisch? Würdet ihr mit dem Konter: "Das N-Wort ist zutiefst rassistisch" gegenüber eindeutigen Rassisten antworten? Und würdet ihr nicht den Gasthof einfach verlassen, wenn so mit einem eurer Freunde umgegangen wird? Wenn ihr sogar Zelte dabei habt?
Es kommt mir fast so vor, als wäre es die Botschaft des Autors, damit es auch der dümmste Leser kapiert. Als Reaktion bei direkter Konfrontation halte ich diese Antwort auch für unrealistisch und aufgesetzt.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.241
49.146
49
Also ich kann nicht in die Begeisterung einstimmen. Ich habe zunächst mal unsere Freundesgruppe selbst sehr strange und klischeebehaftet empfunden.
Als alte Schulfreunde machen sie jährlich einen Ausflug, sie haben schon viel miteinander erlebt, können jederzeit auf alte Geschichten zurückgreifen, wenn das Gespräch ins Stocken kommt.

Schauplatz ist irgendwo in Ostdeutschland. Die Störche, die weiten Felder, die schlechten Straßen, die heruntergekommenen Orte, die schweigsamen, unfreundlichen Bürger, der offene Rassismus.... Hier sehe ich eine ganze Menge Klischees. Da muss man erstmal drauf kommen:
Der Storch ist ein Scheißnazivogel. 8

Josef scheint es wirtschaftlich als Apotheker gut zu gehen. Er fährt ein standesgemäßes Auto. Als die Gruppe wegen Amalias Verletzung anhalten muss, verhalten sie sich aus meiner Sicht großspurig, arrogant und affig. Möglicherweise sprechen sich solche Ankömmlinge auf dem Land auch schnell herum.

Diese Szenen in der Gaststube wirken wie aus einem billigen Spielfilm. Stereotyper geht es kaum. Sind sie bei den Völkischen gelandet? ("Die Enkelin" grüßt;)) Anders macht diese offene Ablehnung absolut keinen Sinn. Wie bescheuert ist es, jemandem die Toilette zu verwehren? Irgendwo muss er sich ja entleeren. (Was er ohne viel Aufsehen auf dem Pickup tut: Nicht labern, sondern handeln, scheint Josefs Devise zu sein.)
Dass das N-Wort hier nicht ausgeschrieben wird, macht keinen Sinn. Inhaltlich ist es schließlich relevant und jeder Leser weiß, was gemeint ist. Zuviel aufgesetzte Korrektheit m.E..

Am nächsten Tag fährt Bodo wie eine gesengte Sau. Er will es dem kleinen Fahrzeug zeigen - wie ein Spielkalb verhält er sich auf der Straße mit einem Auto, das den Neid der Einwohner heraufbeschwören kann. Augenscheinlich hat Josef als einziger Verständnis: "Oder er hatte Angst." Eine Möglichkeit, die die anderen gar nicht sehen.

Vielleicht ist die Frau am Bootsverleih ja tatsächlich die Beifahrerin den Wagens gewesen? Dann wird aus deren ominösen Verhalten ein Schuh. Unsere Gruppe lässt sich vollends über den Tisch ziehen, ich denke auch die Kaution sehen sie nie wieder, zumindest fiel nicht das Wort "Quittung".

Amalia ist eine Neunmalkluge. Sie ist nicht nur die Quotenfrau, sondern sie will auch alles ganz (politisch) korrekt haben. Mich würde sie nerven. In dem Zusammenhang das "N-Wort" zu kritisieren, ist doch kindisch und intellektuell. Später der Schreibfehler im Namen, die Kritik an den erschlagenen Wespen, der Disput um die Schlagfrau, Indigenensprache statt Indianersprache... Man kann political correctness auch übertreiben!

Die Beziehung zwischen Amalia und Josef ist noch nicht geklärt, von beiden Seiten nicht. Was sollten sonst die nächtlichen intimen Mails? Musste er eine Frau aus der Heimat heiraten? Da bin ich noch neugierig.

Gero soll Samenspender für die Freundin seiner Frau werden. Aha. Noch so ein Thema, über das wir trefflich diskutieren könnten und das zu den Störchen passt. Die Strauße indessen könnten Metaphern für Josef sein: Auch der hat hier nichts zu suchen, sondern gehört nach Afrika. :rolleyes:

Amalia ist Rallyes gefahren und war ein Jahr in Reha. Hat ihr Florian eventuell einen Unfall nicht überlebt?

Man bekommt allerlei Vergangenes vor die Füße geworfen. Der Misthaufen vor der Schule war auch reichlich unappetitlich. Ich mag diese Freunde nicht. Sie strahlen ziemlich viel Überheblichkeit und wenig Empathie aus. Ich lese nicht uninteressiert weiter, aber das Ganze hat mir noch zu viele Schubladen.

Gibt es heute wirklich noch so Ecken, in denen so offen gegen Schwarze geredet wird ?
Vielleicht in völkischen Siedlungen. In ganz normalen Orten kann ich mir das kaum vorstellen. Will es auch nicht. So plump und eindeutig, wie es hier geschieht, wirkt es unwahrscheinlich auf mich.
Das passt in meinen Augen nicht so zu Amalia, die ja insgesamt doch recht umsichtig und durchgeplant wirkt.
Findest du? Umsichtig? Würdest du in einer Wirtschaft offensichtlich deinen eigenen Wein trinken und dich noch darüber totlachen? Sie hat keine Landkarte mitgenommen! Dass Handys auf dem Land keinen Empfang haben, ist nichts Neues. Sie hat keine Ahnung von Preisen und lässt sich übervorteilen. Sie lebt iwie auf einem anderen Stern.
Was mich wirklich vewundert, ist dass der Autor immer nur N.... schreibt. Hier im Zusammenhang mit der Beschimpfung müsste das Wort ausgeschrieben stehen dürfen.
Finde ich auch (s.o.)
 
Zuletzt bearbeitet:

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.403
23.949
49
66
Also ich kann nicht in die Begeisterung einstimmen.
So viel Begeisterung lese ich hier nicht heraus.
Aber wie Du auch schreibst: Das Verhalten der Freunde ist sonderbar, kindisch.
Die Enkelin" grüßt
An die habe ich ebenfalls gedacht.
Die Strauße indessen könnten Metaphern für Josef sein: Auch der hat hier nichts zu suchen, sondern gehört nach Afrika. :rolleyes:
Wobei er sich gegen den Vergleich wehrt, schließlich ist er in Deutschland geboren.
Holzhammermethode des Autors.
Ich komme mir vor wie in einem mittelguten Fernsehfilm. Von Kurbjuweit habe ich mehr erwartet.
 
Zuletzt bearbeitet:

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.241
49.146
49
Ich komme mir vor wie in einem mittelalten Fernsehfilm. Von Kurbjuweit habe ich mehr erwartet.
Oh wie schön. Ich bin nicht alleine;)
Mir kommt bislang alles sehr plump vor. Die Gegend, die Figuren, die Vergleiche,...
Alles viel schwarz/weiß. Ich sehe schon die Verfilmung im ZDF mit top Schauspielern. Liest sich wie ein Drehbuch.
 

Christian1977

Bekanntes Mitglied
8. Oktober 2021
2.554
12.487
49
47
Also ich kann nicht in die Begeisterung einstimmen
Hab ich auch nirgendwo gelesen eigentlich.
Sind sie bei den Völkischen gelandet? ("Die Enkelin" grüßt;))
Vielleicht sollten sie es mit einem Buch mit lieben Hunden gegen die Nazis versuchen ;).
Würdest du in einer Wirtschaft offensichtlich deinen eigenen Wein trinken und dich noch darüber totlachen?
OK,OK, hast mich überzeugt.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.241
49.146
49
Würdet ihr mit dem Konter: "Das N-Wort ist zutiefst rassistisch" gegenüber eindeutigen Rassisten antworten?
Diesen Konter empfinde ich als komplett gestelzt und nahezu unreif. Man kann weiterfragen, hinterfragen. Die Argumente umdrehen. Aber sich doch nicht an einer Vokabel aufhängen- Kindergarten!
Ob es natürlich Sinn macht, mit solchen Leuten zu streiten, sei dahingestellt. Dann geht man eben.
 

kingofmusic

Bekanntes Mitglied
30. Oktober 2018
7.240
18.649
49
48
O Mann, wieder so ein Buch von dem ich mir von vornherein mehr erwartet habe :rolleyes:. Vielleicht zu viel? Ehrlich gesagt, kann ich @Literaturhexle nur vollumfänglich zustimmen. So eine klischeetriefende (Motten-)Kiste mit darüber hinaus mehr als merkwürdig agierenden Protas - nein, bisher bin ich mehr enttäuscht als erfreut. Da helfen die schönen (und gleichzeitig bedrohlich wirkenden) Naturbeschreibungen auch nicht.
Bodo entspricht mit seinem Fahrverhalten genau meiner Meinung von BMW-Fahrern - ich mag weder diese noch eine andere deutsche Automarke; bei beiden Marken kriege ich Zustände, wenn ich die hinter mir habe :) .
 

Neueste Beiträge