Ich bin begeistert. Feiner Roman, frech, erfrischend, unterhaltend, ernste Note mit Leichtfüßigkeit. Dann noch Singapur - Herz was willst du mehr?
Das ganze Essen finde ich absolut authentisch und köstlich - in deutschsprachiger Literatur gibt es ja weitaus weniger genussvolle Momente, da empfinde ich diesen Roman geradezu als Sinnenfreude. Er erinnert auch deutlich daran, welchen großen Stellenwert Essen in China z.B. einnimmt. (Ich habe mal irgendwo gelesen, dass "Hast du gegessen?" in China auch als Begrüßungsformel, quasi statt "Guten Tag" verwendet wird - passt also).
So und nun zu meinem Helden Sukhin. Ich kann mich zu 96% mit ihm identifizieren, ein paar Abzüge muss ich machen, weil ich kein Mann bin und doch ganz gern Sport mache. Aber in dem, was da zum Unterrichten und Korrigieren und Leben an der Schule steht, kann ich mich fast komplett wiederfinden. Englische Literatur ist ja auch mein Metier und die Art, das Larkin-Gedicht zu analysieren - herrlich, das macht so Spaß, damit bekommt man jeden. Und was gibt es für tolle Gedichte!
Ich finde seine Einkaufsaktion gelungen, wenn man kein begeisterter Shopper ist, da kann das ja nun wirklich auch eine Herausforderung werden etwas für CNY zu besorgen und da man seine Zeit auch besser nutzen kann, finde ich seine Vorgehensweise sehr effizient.
Auch Sukhins Kollegen-Phobie, die Art, wie er Dennis Wortwahl begutachtet, ist doch einfach genial: seine Aversion gegen den dreimaligen Einsatz von Plan in einem Satz und den fehlenden Gebrauch von Adjektiven, das ist so authentisch und nachvollziehbar für mich.
Ich würde den Roman bisher als einen Glücksgriff bezeichnen. Mir gefällt er.