1. Leseabschnitt: Kapitel 1 bis Kapitel 12 (Anfang bis S. 81)

claudi-1963

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29. November 2015
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Ich bin mir noch nicht sicher, auf welche Seite ich mich schlage. Zumindest scheint sich Kadoke keiner Schuld bewusst.
Ach so, Kadoke bleibt bei mir Kadóke, da kann er behaupten, was er will. Kadoké geht mir einfach nicht geschmeidig von den Lippen.
So geht es mir auch, ich kann mir nicht vorstellen, das es auf Einseitigkeit beruht. Denn Michette hat ja jetzt auch einen Schlßstrich darunter gemacht, also warum hätte sie das nicht früher tun können? Doch anderseits, sollte sich ein Arzt, bzw. Psychiater niemals so privat auf Patienten einlassen, das wahr wahrscheinlich sein größter Fehler.
 

claudi-1963

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Mit der Wut von Michette bin ich zu Beginn etwas überfordert. Für mich fühlt sich die Geschichte so an, als wenn ich etwas verpasst habe. Zum Glück kann ich nach und nach etwas erfassen was da in dieser alternativen Therapie passiert war. Allerdings ist die Wortwahl schon ab und zu etwas abgehoben und provokant. Ich glaube nicht das Kadoke, das alles so gewollt hatte wie es Michette jetzt hinstellt. Das es sicherlich nicht in Ordnung war, das er eine Patientin zu Hause behandelt hat ok. Doch ich denke man kann nicht alleine Kadoke die Schuld geben. Michette hätte ja sicherlich jederzeit beenden können, so wie sie es dann schlußendlich getan hat.
Das er es dann aber mit seiner weitläufigen Cousine Anat, ebenfalls mit einer anderen dominaten Frau zu tun bekommt, fand ich schon lustig. Ihre Art passt wirklich zu einer orthodoxen Jüdin, wie sie im Buche steht. :)

Und Rianne ist eine religiöse Frau, die total vom Christentum und Judentum fasziniert ist. Auch sie erscheint mir recht gut dargestellt zu sein,den ich kenne selbst solche Personen. Irgendwie passt sie ja dazu, zu dem ganzen Durcheinander.

Das dieser neue Freund von Michette dieses Buch geschrieben hat, wo er Kadoke niedermacht, verdankt er sicher Michette. Ich vermute mal das sie die treibende Kraft für das Buch war. Sie will Kadoke bloßstellen, warum auch immer? Wollte er sich nicht mehr therapieren oder was war der genaue Grund warum sie ihn auf einmal nur noch beschimpft. Vielleicht erfährt man im Laufe des Buchs noch etwas mehr.
Das Kadoke sich einerseits ärgert, anderseits sie aber auch verehrt erheitert mich. Ich bin gespannt wie das Zusammenleben der beiden wird, jedenfalls langweilig wird es nicht werden. :D

Auch Kadokes Vater irritiert mich etwas, erst das Verkleiden als Frau, die er für seine Sicht der Trauer verwendet und dann das ständige das er nicht mehr leben will ist schon traurig. Er scheint den Tod seiner Frau nicht überwunden zu haben und möchte eigentlich nur noch sterben. Ob Anat wohl recht hat und ein Heim für ihn vielleicht besser wäre?
 

claudi-1963

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In der Situation als Anat abends vor der Tür steht, räumt er sich gegenüber sogar ein, dass er mit solchen Dingen nicht gut umgehen kann, und er den Beruf vielleicht sogar deshalb gewählt hat, nicht wegen seiner Eltern. Aber du hast schon Recht, es wirkt oft etwas gestelzt und unsicher,nicht das, was man von einem professionellen Psychiater erwarten sollte
Irgenwo haben doch alle Psychiater mehr oder minder im Laufe ihres Berufslebens selbst eine Macke weg. Ich habe das Gefühl, das genaus dies uns der Autor vermitteln möchte.
 

claudi-1963

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Sie scheint das Paradebeispiel für eine Philosemitin zu sein. Jemand, der das Klischee vom Judentum liebt. „Philosemiten sind Antisemiten, die die Juden lieben.“ Soll mal jemand so definiert haben. Vielleicht will sich Grünberg hier über diese besondere Zuneigung zum Juden an sich lustig machen.
Nein das glaube ich nicht, den es gibt schon auch solche Christen die total von Judentum fasziniert sind.
 

claudi-1963

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Das glaube ich nicht. Wie gesagt, alle (bewussten) Christen haben eine enge Beziehung zu Israel.
So kann man das auch wieder nicht sagen. Alle Christen, die das Judentum als die vorangegangene Religion vor dem Christentum ansehen haben ein Herz für das Judentum. Das sind aber eher wenige Christen.
Da stimme ich Dir zu. Aber wenn Rianne im Restaurant Israel riecht, klingt das für mich schon satirisch.
Das mag für dich vielleicht hier satirisch klingen, vielleicht wollte er das auch so. Doch klar riecht man das wenn man in ein israelisches Restaurant geht, weil sie die orientalischen Gerüche erlebt die sie damit vielleicht verbindet. Und wenn man so fasziniert ist wie Rianne, dann ist man dafür viel empfänglicher.
 
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claudi-1963

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Rianne hat schon einen Hau, das stimmt. Alle Personen sind "drüber". Aber über normale Leute schreibt ja keiner.
Es passt halt so schön zu den anderen Figuren, die ebenfalls drüber sind. Anderseits steckt auch in einigem ein Stück Wahrheit, den ich habe auch schon solche Menschen erlebt wie Rianne und Anat.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Völlig richtig. Aber es sagt etwas über den Autoren aus. Bzw. den Erzähler: einen unzuverlässigeren Erzähler habe ich selten erlebt. Ich trau ihm nicht.
Das geht mir zunehmend auch so (zu Beginn des zweiten Leseabschnitts - ich poste das nur deshalb hier, um Wanda zitieren zu können). Kadoke erinnert mich ein wenig an den Protagonisten in Coetzees "Schande". Der war ein Professor, der wegen einer Beziehung zu einer Studentin freigestellt wurde, und sich offenbar auch keiner Schuld bewusst; allerdings leuchtete da die Unsauberkeit des Ganzen aus jeder Zeile förmlich heraus.
 

claudi-1963

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Das geht mir zunehmend auch so (zu Beginn des zweiten Leseabschnitts - ich poste das nur deshalb hier, um Wanda zitieren zu können). Kadoke erinnert mich ein wenig an den Protagonisten in Coetzees "Schande". Der war ein Professor, der wegen einer Beziehung zu einer Studentin freigestellt wurde, und sich offenbar auch keiner Schuld bewusst; allerdings leuchtete da die Unsauberkeit des Ganzen aus jeder Zeile förmlich heraus.
Also wie gesagt es könnte genauso gut so gewesen sein, das Kadoke wirklich nichts getan hat. Also ich würde ihn jetzt nicht einfach so verurteilen nur weil er da Grenzen überschritten hat. Wer sagt den das Michette wirklich die Wahrheit gesagt hat? Irgendwie finde ich ihre Aussagen auch sehr merkwürdig.
Ich stelle fest, das wir Frauen immer sehr schnell Männer verurteilen und die es wirklich schwer haben was anderes nachzuweisen. Man sieht ja das es scvhon öfters so war, das Frauen so was behaupten nur weil sie sauer auf den Mann sind.
Klar gibt es auch die andere Seite wo es wirklich so war. Aber ich denke, das Kadoke einfach etwas zu naiv in seinem Verhalten war und dachte er bewahr sie so vor ihrem Selbstmord.