1. Leseabschnitt: Kapitel 1 bis 7 (Seiten 5 bis 52)

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Aber warum hätte sie das erwähnen müssen???
"Meinetwegen" hätte sie es nicht erwähnen müssen. Aber sie lässt die Frau dadurch in einem negativeren Licht dastehen, indem sie behauptet, sie hätte sich so furchtbar aufgeregt, weil die Opfer Schweizer waren. Es war halt eher ein Argument für ihre Unzuverlässigkeit.
 

luisa_loves-literature

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9. Januar 2022
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Aber ob die Idee reicht, muss sich erst noch weisen. Bisher - nein.
Da bin ich ganz deiner Meinung.
Ach, ist sie unzuverlässig? Was bringt dich darauf. Wäre natürlich dann interessant. Ich glaube (noch) nicht, dass sie unzuverlässig ist.
Ich habe sie auch als unzuverlässig empfunden. Bei der Geschichte mit dem Flugzeugabsturz erwähnt sie zum Beispiel zuerst gar nicht, dass der Onkel von der Patin (?) ums Leben kam. Und danach tut sie so, als müsste das dem Therapeuten bekannt sein.
Die Erzählerin lässt alles aus, was sie in ein schlechtes Licht rücken könnte, z.B. warum ihre Patentante sie nicht bei sich behalten will.
Genau, unzuverlässig ist sie allein schon durch die Auswahl dessen, was sie erzählt und was nicht.
Hä? Das sollte ein Psychiater tunlichst unterlassen, seine patienten zu manipulieren!!!
Aber er weckt ihr Interesse, indem er Katharina Material zur Verfügung stellt.
Ich meinte, dass Katharina ihren Psychiater manipuliert - nicht umgekehrt! :D Habe mich da wohl etwas uneindeutig ausgedrückt.
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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So. Wo fange ich an? Auch ich habe so etwas schon gelesen. Die Beichte einer Nacht war aber doch um Klassen flüssiger geschrieben? Dieses Werk hier erinnert mich mehr an

Aber egal. Neues Buch.
Ich empfinde den Sprachstil von Beginn an als sehr anstrengend. Die Erzählerin diktiert die Regeln, lässt keine Fragen zu. Sie ist von sich und ihrer Klugheit überzeugt. Sie kokettiert, macht ständig Andeutungen, ohne wirklich konkret zu werden. Man vermutet, dass ihr etwas Schlimmes widerfahren ist. Sie ist mir nicht sympathisch. Sie wirkt auf mich kompliziert und eigenartig. Sie selbst beschreibt sich als belesen, als gute Beobachterin, als schreckhaft und sensibel. Sie liebt Wortspiele, redet gern und ist 17 Jahre alt.

Zahlreiche Fakten führen uns in die Zeit der Handlung: 1970. Wozu diese vielen Fakten? Hier wird eindeutig sehr viel unnütze (?) Information mit eingestreut, geradezu, als wolle die Erz. ablenken. Sie erzählt sprunghaft, oft zusammenhanglos. Sehr anstrengend.

Von der Pflegetante erhalten wir ein sehr schlechtes Bild. Sie ist die Schwester der Mutter, war extra in die Schweiz gekommen, um zu helfen. Das hieße, dass sie ihrer Schwester zugetan gewesen sein muss (oder natürlich dem Vater). Die Erz. macht einen sehr renitenten, überheblichen Eindruck auf mich. War sie wirklich nur Opfer? Ich könnte mir auch vorstellen, dass sie provozieren kann ohne Ende. 1970 ging man mit störrischen Kindern anders um als heute.

Bislang empfinde ich den Text als sehr ambitioniert. Gedichtfragmente, Träume,... Nein, bis jetzt spüre ich weder einen Lesesog noch gefält mir die zähe, sprunghafte Erzählung.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Diese Bewusstheit Katharinas, dass es einen dem Text enthobenen Zuschauer gibt, gefällt mir einfach nicht.
Was euch so alles auffällt. Das ist bei mir in ihrem Redefluss untergegangen.
scheint eine massive Selbstbehauptung und Grenzziehung zu sein, der mit schwerer Traumatisierung einhergehen. In m
Ach, siehst du! Auf mich wirkt dieses Gehabe überheblich. So kann man sich irren. Aber klar, es gibt Anzeichen, dass sie Schlimmes hat durchmachen müssen. In Summe fühlt sie sich in der Anstalt ja jetzt sicher.
Das Buch ist kurz und muss mit allerhand belanglosen Banalitäten gefüllt werden. Gedichten. Romanen
Du sprichst es natürlich wieder wandalike unverblümt aus, aber bislang ist das auch mein prägender Eindruck. Zum Glück hat das Buch keine 300 Seiten;)
 
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Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Zahlreiche Fakten führen uns in die Zeit der Handlung: 1970. Wozu diese vielen Fakten? Hier wird eindeutig sehr viel unnütze (?) Information mit eingestreut, geradezu, als wolle die Erz. ablenken. Sie erzählt sprunghaft, oft zusammenhanglos. Sehr anstrengend.
Manchmal ist es einfach so, dass Herr oder Frau Storyteller nichts anders zu erzählen haben. Ich habe hier eindeutig die Stimme Schifferlis gehört und nicht die Gedanken Katharinas.
Diese historischen Ausschweifungen (obwohl kurz) empfinde ich eher als störend denn als förderlich, ich möchte Psychologie in so einer Art von Roman und keine Zeitungsausschnitte.

Dagegen finde ich die Sprache als flüssig und spannend. Keineswegs anstrengend. Die Sache mit den Kärtchen mag ich. Ich finde sie lustig.
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Was haltet ihr von dem Druckbild, weiße Flächen für Gesprächspausen?
Finde ich sehr gut gemacht.
Ach, ist sie unzuverlässig? Was bringt dich darauf. Wäre natürlich dann interessant. Ich glaube (noch) nicht, dass sie unzuverlässig ist. Sie sagt nämlich nichts.
Allerdings werden wir gleich zu Beginn auf Seite 5 in die Annahme gestoßen, sie sei unzuverlässig. "Ob es die Wahrheit ist müssen Sie selbst entscheiden."
Aber die Geschichte? Vllt ist die belanglos. Der Vater hat eine kranke Frau und hat ein Verhältnis mit deren Schwester. So what? Was ist so schlimm daran?
Wenn die Schwester aus Deutschland kommt, muss auch die Mutter aus Deutschland sein, oder?
Der Vater hatte ein Verhältnis mit der Pflegetante. Diese war nicht verwandt mit der Mutter. die Schwester der Mutter ist die Patentante, die, die sich über den Flugzeugabsturz bitter beklagt hat.

Ich frage mich ja, ob es den Psychiater wirklich gibt, ob die Erzählerin tatsächlich ein physisches Gegenüber hat. Wenn der Psychiater ihrer Fantasie entspricht, wäre es auch einleuchtend, dass dieser Züge des Vaters hat. Denn ich stelle in Frage, ob sich eine traumatisierte junge Frau einem Mann gegenüber öffnet, der dem Mann ähnelt, dem sie offensichtlich Schuld am Trauma gibt.
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Sie ist mir nicht sympathisch.
Mir ist sie auch nicht sympathisch. Deshalb vermute ich ja im Hintergrund auch doch potentielle Manipulation, um eine geringere Strafe zu bekommen. So richtig lehrbuchhaft passt sie noch nicht ins Opferbild, denn wenn sie diese Grenzen zieht, weil sie so stark traumatisiert wurde, dann wäre sie schon weit gekommen, wenn sie das selbst schafft. Normalerweise ist das zu Beginn von Therapiesitzungen eben die Aufgabe des/der Therapeut:in. Und auch allen anderen Beschreibungen deinerseits, wie sie auf den ersten Blick wirkt, stimme ich zu. Für mich wäre es die der spannendere Ausgang, wenn sich alles noch einmal dreht zum Ende hin. Mal sehen.

Ich frage mich ja, ob es den Psychiater wirklich gibt, ob die Erzählerin tatsächlich ein physisches Gegenüber hat.
Das ist ja mal ein cooler Gedanke! Hah, sonst bin ich meist diejenige, die sowas in Leserunden einwirft (nur selten stimmt es am Ende). Diesmal hat mich noch das Setting als solches von solchen Ideen abgelenkt. Das lasse ich mal auf mich wirken und lese gleich unter dieser Prämisse im Hinterkopf den zweiten Abschnitt. Wäre auf jeden Fall eine interessante Plotentwicklung.
Diese hervorgehobene Ähnlichkeit mit dem Vater hatte mich auch irritiert.
In einem analytischen oder tiefenpsychologischen Setting wäre diese tatsächliche oder nur angenommene Ähnlichkeit sogar sehr zielführend, weil eine Projektion der Gedanken und Gefühle der Patientin gegenüber ihrem - nicht in diesem Setting erreichbaren - Vater auf den Therapeuten so übertragen werden würden und der Therapeut dann (in einer normalen Situation, wenn er auch reden dürfte) damit therapeutisch arbeiten kann. Da diese unbewusste "Ähnlichkeitssuche" der Standard in Therapien ist, hatte sie mich gar nicht irritiert, sondern zeugte eher für den "Fortschritt" der Therapie.