Ich staune immer wieder über deine Querverweise und Bezüge... Was bist du für eine belesene Frau, Häsin!Truman Capotes Erzählungssammlung, die unter dem Titel "Frühstück bei Tiffany" bei Rowohlt erschienen ist, gibt es eine Geschichte aus Haiti:
.Heute schlug man Diebe, und eines Tages würden auch diejenigen geschlagen werden, die für Gerechtigkeit und das Wohl des Volkes kämpften. (S. 21)
Ich hab nicht mehr gelesen als alle anderen hier, bei mir ist nur das Problem, dass ich mir alles Gelesene merke - und alles andere nicht. Ich gehöre zu den Leuten, die alles auf einem Einkaufszettel notieren und den Zettel dann daheim vergessen. Weil ich an meine Lektüre denke statt an den Einkauf.Ich staune immer wieder über deine Querverweise und Bezüge... Was bist du für eine belesene Frau, Häsin!
Ich frage mich bei der Lektüre immer wieder, ob diese vorgestrige Mentorenrolle, die George für Lotus bisher spielt, dem Umstand zuzuschreiben ist, dass es sich um einen Klassiker handelt - oder ob die Leute in Haiti halt so denken.Puh, gut das wir für dieses Buch länger Zeit haben. Durch die teils sehr ausführlichen Anmerkungen ist die Lektüre sehr intensiv. Ich bin auch noch nicht mit dem 1. Abschnitt durch, aber bisher mag ich es. Und auch hier wird wieder deutlich, wie aktuell Klassiker heutzutage sind; allein durch Sätze wie diese
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Oh! Dann würde mich interessieren, wie dann erst in ihren Augen die patriarchalische Familienstruktur aussieht!In unserem Reiseführer (gekauft in den Nullerjahren, vielleicht ist es inzwischen anders) wurde dieses System übrigens als matriarchalische Familienstruktur bezeichnet.
Von partiarchalisch kann natürlich keine Rede sein in einer Familie, in der überhaupt kein Mann präsent ist. Insoweit ist die Bezeichnung durchaus richtig. Es geht ein wenig zu wie im Tierreich (ich meine das natürlich nicht beleidigend!). Die Männer sorgen für die Durchmischung des Genpools, die Frauen für alles andere.Oh! Dann würde mich interessieren, wie dann erst in ihren Augen die patriarchalische Familienstruktur aussieht!
Liebe @Häsin, meine Frage war nicht ernstgemeint -> also ein Joke!Von partiarchalisch kann natürlich keine Rede sein in einer Familie, in der überhaupt kein Mann präsent ist.
Der Schuster heißt Charles, George ist ihr Freund. Beide haben so eine Art Mentorenrolle in ihrem Leben.Ich bin sehr gut, wenn auch langsam und bedächtig, ins Buch eingetaucht. Ganz besonders positiv überrascht bin ich von den Anmerkungen, die mir dabei helfen, mich in das Leben in der ersten Hälfte des 20.Jh. auf Haiti reinzudenken. Dabei tauchen immer wieder auch Gedanken an "Back to Blood" von Tom Wolfe in mir auf. Der Roman spielt im Miami der Gegenwart. Dort gibt es neben viele kubanischen Einwohnern auch haitianische. Ein (schwarz-heitianscher) Familienvater, der den gehobenen Standard seiner Familie hervorheben will, verbietet den Kindern Kreolisch zu sprechen. Sie sollen fließendes Französisch können. Jetzt verstehe ich die klare Abgrenzung noch besser. Und ohne die Anmerkungen zu "Töchter Haitis" würde ich die komplizierten Einordnungen nach Hautfarbe und Sprache nicht annähernd gut durchschauen.
Die Figur der Lotus ist mir bisher nicht sympatisch (muss sie ja auch nicht). Sie scheint ein recht abgesichteres Leben zu führen. Und obwohl ihre Mutter als Prostituierte gearbeitet hat, damit also auch zur "dienenden" Bevölkerungsschicht gehörte, hat Lotus nur wenige Vorstellungen davon, wie schlecht es der unteren Bevölkerungsschicht geht. Sie schreit ihre Bediensteten an (im jungen Erwachsenenalter), behandelt sie herablassend, versucht tolle Partys zu feiern, fühlt sich damit aber auch nicht gut, und hat hysterische Ausbrüche, wenn ihre Zeichnungen sie erschrecken. Erst die Schreibkräfte und ihr "Buckeln" lassen sie so richtig aufmerken. Ob das von Dauer ist, werden wir sehen.
Kurios fand ich, wie sie es schafft, weiterhin nicht in kognitive Dissonanz durch George (hieß der Schuhe reparierende Bibelleser so?) zu kommen. Es geht ihm, seiner Tochter und den Enkelkindern schrecklich und sie geht seelenruhig nach jedem Treffen in ihr "größtes Haus im Stadtteil" zurück. Sie schien bisher das Leid in ihrem Land aus Selbstschutz ausgeblendet zu haben. Hadert eher mir eigenen Befindlichkeiten als mit dem Zustand ihrer Umwelt.
Ich bin sehr gespannt diese Geschichte weiter zu verfolgen und vor allem noch mehr über Haiti und dessen Bewohner zu lernen.
Ich denke schon, jedenfalls habe ich andere Worte, die in diesem Zusammenhang vorkommen (hougan zum Beispiel) auch schon mal gehört ...Ist dieses "Vodou" eigentlich ´ne andere Schreibweise von Voodoo?
Das muss man ihr zugute halten. Darüber hinaus hat sie wenig Liebe von ihrer Mutter erfahren. Alles, was sie über deren Broterwerb weiß, musste sie sich selbst zusammenreimen. Liebe und Fürsorge erfuhr sie nur durch das Dienstmädchen, das sie auch mit Charles, und damit dem wahren Leben, zusammen brachte. Auch Maria starb zu früh.Lotus sitzt gesellschaftlich zwischen allen Stühlen.
Was diese Frau.... erlebt hatte, sollte ich auch irgendwann kennenlernen.
Was das angeht, hätte das Nachwort für Klärung sorgen können, wenn man es als Vorwort vorangestellt hätte - sorry, dass ich vorgreife: im Kreol werden Verben nicht konjugiert, es gibt keine Vergangenheitsform bzw. sie ergibt sich aus dem Zusammenhang. Ähnlich wie wenn wir sagen "Gestern geh ich zu Edeka und kauf Kartoffeln" - machen ja viele Leute. Man hat also bei der Übertragung versucht, diesen speziellen Charakter der Sprache zu bewahren. Manchmal muss man es sich zusammensuchen, welche Zeit eigentlich erzählt wird, mich verwirrt das auch.Ich habe noch kein klares Bild von Lotus, die ihre Erinnerungen im Präteritum und die Gegenwart im Präsens erzählt, oder?
Bist du schon durch, oder hast du das Nachwort nur vorgezogen?Was das angeht, hätte das Nachwort für Klärung sorgen können, wenn man es als Vorwort vorangestellt