Da ich ein Fan von nicht chronologischem Erzählen bin, gefällt mir der Anfang sehr
Der Einstieg über den misslungenen Vortrag im Jahr 1898 vor der Royal Geographical Society ist eindringlich und mit Humor geschildert - wie die zwei unterschiedlich großen Kisten zeigen.
Die Tatsache, dass Louis die Menschen vor sich als "hügelige Ebene aus Hüten" wahrnimmt und sich damit in eine Art Naturbetrachtung flüchtet, zeigt, wie unwohl er sich fühlt.
Dann springt die Handlung zu Louis - eigentlich Hans Roth Geburt, 1849. Schon die Hebamme meint, dass die Mutter unmöglich im 9.Monat sein könne, der Bauch sei zu klein. So kommt Hans klein, aber mit sehr großem Kopf auf die Welt - ein Opfer des Spotts seiner Mitmenschen. Unglaublich, dass die Mutter ihn als 13-jährigen einfach alleine lässt. Er flieht aus dem Dorf und dann wird erneut in einem Zeitsprung geschildert, wie sich Jahre später ein Journalist nach dem Jungen im Dorf erkundigt.
Ein weiterer Zeitsprung erzählt, wie ein australische Lady im Jahr 1961 das Dorf besucht, aus dem Hans stammt. Sie ist auf Spurensuche, da sie den Mann als kleines Mädchen kennen gelernt hat und er ihr immer noch in Träumen erscheint.
Sie findet das Buch - The Adventures of Louis de Montesanto - As Told by Himself - und hat eine Biographie in ihrer Handtasche, die ihn zu diskreditieren scheint: Short Man, Tall Tale.
Auch der Titel des Romans wird in diesem Kapitel "erklärt", auf einer Autogrammkarte ist Louis zu sehen,
"ein magerer Mann [....] bis zu den Hüften im Wasser, zwischen seinen Beinen der glänzende Panzer einer Schildkröte, und es sah aus, als wolle der Mann auf der Schildkröte reiten." (S.21)
Welchen Sinn ihre Notizen haben, werden wir vielleicht noch erfahren.
Im Folgenden werden chronologisch die Stationen Hans bzw. Louis bis zu seinem erzählt:
Pfarrer Sägesser
Drei Jahre Herumtreiben und Gelegenheitsjobs
Emma Campell, der er seinen Namen verdankt und mit der über Paris nach London kommt und die ihn dem Bankier
Monsieur Bischofberger empfiehlt - ein echter Unsympath, der ihn zu Sir William Stevenson schickt, der zum Gouverneur einer Kolonie in Australien berufen wird. So gelangt Louis auf den fernen Kontinent - als Butler, der Lügengeschichten erzählt.
"Abends erzählte er den Bediensteten, er sei ein französischer Edelmann italienischer Abstammung und nur hier, um Demut zu erlernen." (S.47)
Und zum ersten Mal erfahren wir etwas von seinen Gefühlen. Er wird von den Bediensteten gehasst, da er sie "bestimmt" genauso wie er von den Kindern seines Dorfes geärgert wurde, schließen sie ihn in seine Kajüte ein. Er fragt sich, warum er die Gesellschaft von Menschen nicht suche und ihm Bindungen ein Graus seien. Ob das mit dem Verhalten seiner Mutter zusammenhängt? Die ihn einfach allein gelassen hat und ihn vorher als Nichtsnutz bezeichnet hat?