Die Faszination für diese Waffe ist enorm und ich musste immer wieder an Reportagen über Waffen und die Waffenlobby in den USA denken. Und tatsächlich häufen sich im Buch auch kurze Hinweise auf die USA, Hinweise, die einfach nur eingeworfen werden, ohne sie in die Handlung einzubauen: in der Uni wird darüber diskutiert, in der Zeitung steht etwas usw usw. Das ist mir etwas platt.
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob Nishikawa zu irgendetwas oder irgendjemandem eine Beziehung hat. Die Mädels, die die beiden Studenten aufgabeln, werden unterteilt in hässlich und normal, auch nach der gemeinsam verbrachten Nacht erfährt man keinen Namen, ja es stellt sich nicht einmal die Frage nach demselben ... Ich glaube gar nicht, dass Nishikawa ein negatives Frauenbild hat, er hat schlichtweg keines.
Erst dachte ich: wie blöd, dass hier gar kein Name verraten wird. Als dann einige Namen auftauchten, merkte ich: nicht nötig, kann ich mir eh nicht merken. Zwei Seiten weiter schon vergessen...
Wenn ich an Japan denke, denke ich an Kampfsport und vielleicht noch traditionelle Waffen wie Katanas. Der Revolver fällt also aus meinem persönlichen Japanbild heraus, obwohl mir natürlich bewusst ist, das auch in Japan die Entwicklung der Waffen nicht stehengeblieben ist.
@parden
Das erste Kapitel ist schwer zu toppen! Die Kapitel danach fand ich auch etwas schwächer, aber immer noch sehr interessant.
Interssanterweise habe ich schon mehrere Bücher japanischer Autoren gelesen, in denen ein Protagonist selber scheinbar keinen Antrieb hat. In "Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki" zum Beispiel wird der Protagonist von seinen Freunden brutal und ohne Begründung verstoßen, und er nimmt das einfach hin, besteht nicht auf einer Erklärung und leidet schweigend, jahrelang.
Ich frage mich, ob das irgendeine Entwicklung in der japanischen Gesellschaft widerspiegelt. Man hört ja viel darüber, wie leistungsorientiert das Leben dort schon vom Kindergarten an verläuft, vielleicht führt das dazu, dass manche Menschen schon in jungen Jahren eine Art Burnout haben und mental aussteigen.
Das mit der Offenbarung des Johannes fand ich in der Tat auch merkwürdig, hab es aber eher als typischen "Diogenesromanopener" gesehen und mir nicht großartig Gedanken darüber gemacht .Ich weiß nicht warum, aber für mich ist Japan noch immer der "westlichste" Staat (Ost-)Asiens (wenn man mal von Kasachstan etc. absieht, die aber zu meiner Schulzeit ja noch Teil der UdSSR waren). Allerdings muss ich zugeben, dass ich von Japan nicht wirklich viel Ahnung habe. Aber da die Japaner technisch sehr interessiert sind (und schon immer waren), wundert mich der Revolver an sich nicht. Wobei ich mit Revolver eher Wild West-Filme assoziiere und auch zu glaube, dass der Revolver durch Selbstlader sehr ins Hintertreffen geraten ist. Der "Vorteil" einer Schusswaffe gegenüber einem Schwert ist natürlich, dass sie effektiver ist und vor allem die Distanz zum "Opfer" vergrößert.
Mich hat eher beim Lesen gewundert (und ich muss zugeben, dass dieses mein erster Japaner ist), dass dem eigentlichen Text ein Vers aus der Offenbarung des Johannes vorangestellt ist und auf S. 25 z.B. von Thanatos die Rede ist. Das passt für mich so gar nicht zu Japan. Ich habe spaßeshalber mal nachgeschaut: Weniger als 1% der Japaner sind Christen (und es gibt sogar eine japanisch orthodoxe Kirche mit 30.000 Mitgliedern), und griechische Mythologie liegt ihnen bestimmt auch eher fern ...
Das mit der Offenbarung des Johannes fand ich in der Tat auch merkwürdig, hab es aber eher als typischen "Diogenesromanopener" gesehen und mir nicht großartig Gedanken darüber gemacht .
Ja, ich habe ihn mir auch noch ein paar Mal durchgelesen und kann ihn mittlerweile mit Nishikawa und dem Revolver in Verbindung setzen. Er (Nishikawa) ist auch "lau" und wird vom Revolver manipuliert und "ausgespien"...Stammt der von Diogenes oder vom Autor? Jedenfalls passt es zum Roman, nachdem ich alles gelesen und mich mal damit auseinandergesetzt habe. Zumindest wenn ich's nicht im rein chistlichen Sinne interpretiere.
Ja, ich habe ihn mir auch noch ein paar Mal durchgelesen und kann ihn mittlerweile mit Nishikawa und dem Revolver in Verbindung setzen. Er (Nishikawa) ist auch "lau" und wird vom Revolver manipuliert und "ausgespien"...
Die nächsten Zitate in einem Diogenes-Roman werde ich nun mit anderen Augen lesen .
Absolut! Nur der Fund und später der Besitz der Waffe geben dem Protagonisten etwas Freude. Alles andere scheint Monotonie- selbst sexuelle Abenteuer sind keine Höhepunkte (im Gegensatz zu seinem Freund).Das erste Kapitel fand ich grandios - ein beeindruckender Einstieg in absoluter Trostlosigkeit
Vom Grundsatz her muss es doch vom Autor stammen, oder? Ich war immer davon ausgegangen, dass solche Zitate Leitmotive des Autors sind. Ich lasse mich aber gerne belehrenStammt der von Diogenes oder vom Autor?
Vom Grundsatz her muss es doch vom Autor stammen, oder? Ich war immer davon ausgegangen, dass solche Zitate Leitmotive des Autors sind. Ich lasse mich aber gerne belehren
Das erste Kapitel fand ich grandios - ein beeindruckender Einstieg in absoluter Trostlosigkeit. Ein zielloser Lauf durch regennasse und dunkle Straßen mündet in den Fund einer Leiche. Und nach dem ersten Schrecken dann die Faszination, die das Herz noch schneller schlagen lässt: der Revolver. Der Ich-Erzähler nimmt ihn mit ohne einen Gedanken an mögliche Folgen zu verschwenden, endlich passiert etwas im Einerlei der Tage - oder könnte zumindest passieren.
Die darauf folgenden Kapitel konnten mich nicht ganz so begeistern, da sich der Ich-Erzähler ziemlich gefühllos und oberflächlich präsentiert. Seine Obsession hinisichtlich des Revolvers - nun gut. Aber der Rest seines Lebens - passiert einfach. Eher zufällig getroffene Entscheidungen und ebenfalls ungeplante Begegnungen bestimmen den Alltag, Langeweile und Eintönigkeit herrschen vor. Der Ich-Erzähler wirkt wie jemand ohne eigenen Willen, dem meistens alles egal ist.
Erst dachte ich: wie blöd, dass hier gar kein Name verraten wird. Als dann einige Namen auftauchten, merkte ich: nicht nötig, kann ich mir eh nicht merken. Zwei Seiten weiter schon vergessen...