Vielen Dank für den Link. Es ist wirklich schrecklich, die Fotos der glücklichen Kinder anzusehen, die zum Teil wenige Wochen vor ihrer Deportation entstanden sind.Passend zum 1. Kapitel:
Wenn ich den breit lächelnden Georgy Halpern sehe, kommen mir die Tränen. Wenn es nicht "nur" niedergeschrieben steht, sondern man diese Kinder mit eigenen Augen sieht, fragt man sich noch mehr, wie die Ausführenden so kalt sein konnten, diese Kinder dort wegzuverschleppen. Wer bringt es über das Herz Kindern in die Augen zu sehen und sie ins Verderben zu schicken?Es ist wirklich schrecklich, die Fotos der glücklichen Kinder anzusehen, die zum Teil wenige Wochen vor ihrer Deportation entstanden sind.
Nur diese Art von hinterhältigem Hochstapler ist "neu". Also nicht die Behauptung im Widerstand gewesen zu sein. Gefühlt waren ja auch 80% aller Deutschen angeblich im Widerstand. Aber wie dieser Mann innerlich seine "Heldentaten" zelebriert, die gar nicht stattgefunden haben. Und trotzdem finde ich es gut dargestellt, wie der Sohn, selbst als Anfang 30Jähriger noch dem Vater nichts antworten kann, wenn er mit seiner Vergangenheit prahlt.Nun ist das thematisch ja alles nicht neu. "Abrechnungen" mit dem Nazivater gibt es zuhauf.
Der französische Titel ist noch stärker:Allein der Titel "Verräterkind" zeugt von Schmerz,
Und er zeigt, worum es ihm geht. Nicht in erster Linie um den Vater, sondern wozu dessen Handeln ihn gemacht hat. Der Sohn eines Verräters zu sein, ist eine Last, die man ohne eigenes Verschulden zu tragen hat.Allein der Titel "Verräterkind" zeugt von Schmerz
Ein Pfarrer hat mir mal gesagt, vom Verbrechen eines Menschen wären noch die beiden folgenden Generationen traumatisiert. Obwohl den Ich-Erzähler offensichtlich keinerlei Schuld trifft, hat er beim Besuch von Izieu Skrupel und überlegt, ob er dessen nicht unwürdig ist.Weil Chalandon stets authentisch wirkt, weil ich seine Wut spüre. Seine Zerrissenheit.
Allein der Titel "Verräterkind" zeugt von Schmerz, denn es wirkt wie eine Beleidigung des Kindes und eben nicht des Vaters.
Ich habe mir während dieses ersten Leseabschnitts so viele Notizen gemacht, wie sonst zu einem ganzen Buch. Fast jeder Satz hat Gewicht.Mir fällt es aufgrund der enormen historischen Dichte dieses ersten Abschnitts auch schwer eine "Meinung" zum Roman zu bilden bzw. hier aufzuschreiben. Was ich sagen kann: Der Roman/biografische Roman hat mich gepackt. Ich stelle es mir schrecklich vor, diesen Vater mit in den Gerichtssaal zu lassen. Dort könnte alles passieren.
Der Vater behauptet ja, keine Gewissensbisse zu haben. Sprechen aber nicht die Vertuschung der Vergangenheit und die Lügen doch dafür, dass er eine Schuld/ein Unrecht spürt?Nur diese Art von hinterhältigem Hochstapler ist "neu". Also nicht die Behauptung im Widerstand gewesen zu sein. Gefühlt waren ja auch 80% aller Deutschen angeblich im Widerstand. Aber wie dieser Mann innerlich seine "Heldentaten" zelebriert, die gar nicht stattgefunden haben. Und trotzdem finde ich es gut dargestellt, wie der Sohn, selbst als Anfang 30Jähriger noch dem Vater nichts antworten kann, wenn er mit seiner Vergangenheit prahlt.
Genau, es ist eine Last, die man ein Leben lang nicht los wird. Die die eigene Identität belastet und beschmutzt.Und er zeigt, worum es ihm geht. Nicht in erster Linie um den Vater, sondern wozu dessen Handeln ihn gemacht hat. Der Sohn eines Verräters zu sein, ist eine Last, die man ohne eigenes Verschulden zu tragen hat.
Ein Kompliment von diesem Vater ist was Vergiftetes.Warum findet der Sohn das so schlimm?
Da ist etwas zu klären in dieser Rolle! Das übermittelt Chalandon offen und permanent auch zwischen den Zeilen und erschafft so die Spannung, die diesen Roman ausmacht. Es ist nicht so sehr das historische Geschehen (das uns trotzdem ohne Zweifel ungemein berührt). Aber dies ist kein Roman, der uns Historie nahebringen möchte, sondern es geht viel mehr um die Beziehung zum Vater und die Rolle, die darin dessen Vergangenheit spielt. Eine Verhältnis voller Bewunderung und - mit zunehmendem Alter - aufbrechender kritischen Distanzierung.Ich habe geträumt, dass du mit mir dort bist, Papa.
Ich bin gespannt wie es weitergeht!Während meiner gesamten Kindheit hatte ich leidenschaftlich an alles geglaubt, was er mir erzählte, und während meines restlichen Lebens musste ich erkennen, dass nichts von all dem stimmte. Er hatte mich ständig belogen. Und gequält. Also ließ ich sein Leben hinter meinem zurück.
Ich bin mir nicht sicher. Ich hatte eher das Gefühl, er stellt sich halt jeweils auf die Seite, die gerade en vogue ist, um gut dazustehen. Der zweite Abschnitt öffnet sich dieser Thematik noch stärker.Sprechen aber nicht die Vertuschung der Vergangenheit und die Lügen doch dafür, dass er eine Schuld/ein Unrecht spürt?
Neben dem von @RuLeka angesprochenen Punkt glaube ich, dass er vor allem damit hadert, Nazis und Widerstand, Rechts und Links in einen Topf zu werfen. Mich erinnerte dies an das Zitat von ??? bzw die damalige Meinung, dass Sozialisten auch nur Faschisten in roten Hemden seien.Warum findet der Sohn das so schlimm?
Warte mal die nächsten Leseabschnitte ab! Wie oben schon erwähnt.Sprechen aber nicht die Vertuschung der Vergangenheit und die Lügen doch dafür, dass er eine Schuld/ein Unrecht spürt?
Kurioserweise kenne ich den Namen „Barbie“ in Zusammenhang mit einem Nazi aus einem Film aus Ende der 90er oder Anfang der 00er. Der Titel fällt mir nicht mehr ein. So eine RTL Sonntagmachmittagsposse (könnte Rat Race gewesen sein) von einem wilden Autorennen quer durch die USA. Unter den Teilnehmenden eine Familie, deren Tochter am Wegesrand eines Highways das Schild zum „Barbie“-Museum liest und dann nur noch quengelt und dorthin möchte. Der Vater gibt klein bei und es wird (wenn ich mir recht erinnere) nicht nur ein für die Tochter enttäuschender Ausflug dahin gemacht, sondern auf dem Parkplatz tummeln sich lauter Neonazis und die krachen sogar mit dem Auto in das Museum und ziehen dann den Ärger einer Horde Neo-Nazis auf sich, die sie auch noch verfolgen. Warum ich das erzähle: Ehrlich gesagt war bis vor kurzem der Name Barbie für mich nur einer von vielen Nazi-Namen. Mit dem Wissen jetzt, was der Mensch alles konkret zu verantworten hatte, finde ich den Witz aus dem o.g. Film noch geschmackloser als er ohnehin schon war. Der Filmausschnitt verdeutlicht aber auch, dass es in den UsA ohne weiteres möglich ist, einem Nazi-Verbrecher ein „Erlebnismuseum“ zu widmen.Während des Barbie-Prozesses war ich 15 Jahre alt. Ich erinnere mich, den Namen damals gehört zu haben, aber warum wurde das nicht im Geschichts- oder Politikunterricht thematisiert?
Ich habe nicht spezifiziert: Natürlich denkt die Tochter, es sei ein Museum für die Barbie-Puppe!!das Schild zum „Barbie“-Museum liest und dann nur noch quengelt und dorthin möchte.
Das Kompliment ist in meinen Augen auch ziemlich sarkastisch und kommt bestimmt nicht von Herzen...Ein Kompliment von diesem Vater ist was Vergiftetes.