1. Leseabschnitt: Kapitel 1 bis 5 (Beginn bis Seite 72)

Renie

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19. Mai 2014
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Der Inhalt lässt sich kurz und knapp zusammenfassen: Eve, Malerin, schleicht eines Abends - wir befinden uns in der Weihnachtszeit - um ihr Haus herum, in dem sie bis vor Kurzem noch in gelangweilter Eintracht mit ihrem Gatten residiert hat und das dieser nun mit Eves Nachfolgerin bewohnt. Danach fährt sie U-Bahn und gibt sich dabei ihren Gedanken und Erinnerungen hin.

Ob die Nachfolgerin die Ursache für Eves Auszug war? Ich bin mir nicht sicher, denn lt. Klappentext hat sich Eve einen jungen Lover gegönnt. Wer brachte also den Stein ins Rollen? Der Ehemann oder Eve?
Durch Eves Erinnerungen erfahren wir, welche Kunst sie macht: sie malt irgendwas mit Blumen bzw. kreiiert irgendwelche Installationen, in denen Blumen vorkommen (zweckentfremdet?). Mit ihrem Werk "Underground Florilegium" hatte sie scheinbar ihren Durchbruch.
Die Autorin bringt immer wieder Namen von Künstlern ins Spiel, indem sie Vergleiche anstellt (malt wie ...). Da ich ein Kunstbanause bin, sagen mir die meisten dieser Künstler und ihre Werke nichts.
Bleiben wir bei der Kunst: Sehr lustig finde ich die Formulierungen von Kunstkritikern, Journalisten etc. Je komplizierter und verschlungener, desto besser. Ein bisschen erinnern mich diese Formulierungen an Buchbesprechungen im Feuilleton bzw. bei manchen Bloggern, die sich bei ihrer Wortwahl förmlich überschlagen und das Ergebnis ist dann viel Lärm um nichts.

Wir erfahren in chronologisch unsortierten Erinnerungen von Eve, wie sie zu der erfolgreichen Künstlerin geworden ist, die sie heute ist, inklusive ihrer Ausbildung, ihres früheren Liebeslebens, ihre Beziehung zu einem exzentrischen Künstler, ihre Familie.
Dabei erweist sie sich ihren Mitmenschen und ihrer Familie gegenüber als verächtliche Zynikerin - zumindest gedanklich. Denn im direkten Umgang mit ihnen bleibt sie immer höflich.

Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich diesen Roman mag. Es fällt mir schwer, mich von der Geschichte und Erzählweise treiben zu lassen. Sicherlich gibt es interessante Momente, welches Evas Gedanken über ihre Mitmenschen sind. Ihr Sarkasmus bringt mich dabei zum Schmunzeln. Diesen Momenten stehen allerdings die Beschreibungen ihrer "Blumen-Malerei" gegenüber, die ich mich gleichgültig lassen.
Mal sehen, wie es weitergeht. Noch bin ich optimistisch. Ich hoffe aber, dass Eve irgendwann aus der U-Bahn aussteigt.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Ich bin noch nicht ganz durch mit dem LA. Aber bisher gefällt mir der Schreibstil sehr gut. Manche Formulierungen, Spitzen gegenüber anderen finde ich sehr gelungen. Die Protagonistin ist sicher keine Identifikationsfigur, das stört mich aber nicht. Diese muss ja nicht unbedingt sympathisch sein.
 

MRO1975

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11. August 2018
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Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich diesen Roman mag. Es fällt mir schwer, mich von der Geschichte und Erzählweise treiben zu lassen. Sicherlich gibt es interessante Momente, welches Evas Gedanken über ihre Mitmenschen sind.
Das geht mir auch so. Ich hatte gestern Abend angefangen und es wieder weggelegt und vorhin noch einmal begonnen. Die Gedankenwelt von Eve ist schon interessant. Allerdings bin ich kein Fan von inneren Betrachtungen und hoffe, dass die Außenstory über die U-Bahnfahrt hinausgeht.

Zu den Kunstthemen fand ich die Einschätzung der Kritiker durchaus erheiternd. So eine gestelzte, verschlungene Ausdrucksweise und am Ende wird mehr hineininterpretiert als drin ist. Manchmal ist eine Dalie eben nur eine Dalie und der Künstler hatte gerade nur lachsfarben zur Hand.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Manchmal ist eine Dalie eben nur eine Dalie und der Künstler hatte gerade nur lachsfarben zur Hand.
Darüber habe ich auch gelacht. Bin aber erst Kapitel 2 Ende.
Die Schreibweise ist arg manieriert, z.B. S. 35 "So machte sie sich nach NY auf, hungrig nach transparantiver urbaner Erfahrung (sie ist erst 21, auch ihr bedeutendstes Kunstwerk schuf sie ganz jung, direkt nach dem College), begierig, Grenzen zu sprengen, angetrieben von universellem Zorn (was soll das sein?) und überzeugt, dass diese Transplantation (hei, Organtransplantation? es handelt sich um einen schlichten Umzug) zu einer besseren Künstlerin machen würde."

Ei, solche Sätze machen es der geneigten Wanda schwer, die ja als unbegabte (wenngleich erfolgreiche ! ) Künstlerin und Konkurrentin vorkommt!

Ich bin aber durchaus neugierig und tauche gerne in Eves Innenwelt ab.

Der Wechsel von Präsens und Gegenwart und dem Imperfekt ist sehr gut gelungen. Beides ufert nicht aus und ist so angelegt, dass es mich nicht nervt.
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Ob die Nachfolgerin die Ursache für Eves Auszug war?
Zunächst sah es so aus, als ob Kristof die Trennung herbeigeführt hätte, irgendwo gegen Ende meine ich aber ein Sätzchen gelesen zu haben, dass sie als treibende Kraft ausmacht. Ich finde es aber nicht mehr (allerdings sollte der Klappentext nicht soooo schief liegen).
Dabei erweist sie sich ihren Mitmenschen und ihrer Familie gegenüber als verächtliche Zynikerin - zumindest gedanklich. Denn im direkten Umgang mit ihnen bleibt sie immer höflich.
Da bin ich alles andere als sicher. In dem Drei-Freundinnen-Trio hat es schon oft geraucht. Unsere Eve scheint nicht unschuldig zu sein, sie nimmt sich, was sie braucht (der sündige Name ist wahrscheinlich Programm). Allein wie sie über ihre Tochter ablatzt, da kann ich mir kaum vorstellen, dass sie ihr persönlich gegenüber nett und freundlich ist... Sie haben auch Funkstille.
Oder die durchdringenden Blicke, die sie der gegenüber sitzenden jungen Frau zuwirft- nur weil sie ihr die Jugend nicht gönnt. Eves beißender Zynismus brodelt so heftig, dass sie sich noch an längst vergangenen Erlebnissen hochschaukeln kann. Solche Vulkane brechen auch dann und wann aus. Eve ist für mich momentan das personifizierte Böse. Über alles und jeden zieht sie (wenn auch nur gedanklich) her. Das ist nicht normal.
Ei, solche Sätze machen es der geneigten Wanda schwer, die ja als unbegabte (wenngleich erfolgreiche ! ) Künstlerin und Konkurrentin vorkommt!
Wanda kommt bislang schlecht weg. Ich hab schon an dich denken müssen. Hat bestimmt Seltenheitswert, deinen Namen in einem Buch verarbeitet zu lesen;)
Die Buch-Wanda macht schlechte Kunst, ist eifersüchtig, simuliert einen Suizid usw.
Ob sie zur Gegenspielerin wird?

Was ich gar nicht nachvollziehen kann, ist diese kranke, abhängige Beziehung zu dem Künstler. Das kann sie heute auch nur noch bedingt verstehen, sie will sich ja von ihm bewusst distanzieren. Eve wirkt heute so stark, sie läuft wertend durch die Welt und macht alles schlecht, was nicht von ihr kommt. Aber als junge Frau hat sie sich sexuell demütigen lassen, neun Monate lang!
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Ob die Nachfolgerin die Ursache für Eves Auszug war? Ich bin mir nicht sicher, denn lt. Klappentext hat sich Eve einen jungen Lover gegönnt. Wer brachte also den Stein ins Rollen? Der Ehemann oder Eve?

Daraus ist zu schließen, dass Eve die Ehe gekündigt hat, oder?

Ich finde es auf die Schnelle nicht mehr, aber irgendwo stand wörtlich, dass sie ihn „verlassen“ hat. Die Trennung ging wohl eindeutig von ihr aus.

Und wenn ich das richtig gelesen habe, hatte sie diese Affäre, noch während sie mit Kristof zusammen war.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich fühle mich auch noch nicht ganz zu Hause in dieser Geschichte. Der Schreibstil ist anspruchsvoll, es stecken ein paar hübsche Sätze drin. Manchmal (Beispiele oben) schießt er aber auch übers Ziel hinaus. Maniriert passt.

Die Erzählerin ist bislang unglaublich unsympathisch und von sich selbst überzeugt. Manche Sätze sind so böse, dass man schon wieder grinsen muss:" Wanda Wilsons einziges Talent ist ihr monströses Selbstmitleid."
Oder die Erklärung des "Fetter-Freund-Faktors"....
Eve lässt nix anbrennen, das sage ich eucho_O
Die Beschreibung verschiedenen Installationen und Kunstwerke - nun ja, auch ich bin ein Banause und hoffe, dass das keine allzu große Bedeutung haben wird.

Oh schaut: Helmut hat seine Hausis gemacht:
:reader1:reader3:reader5:reader2
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Da bin ich noch nicht, es ist ein Roman, den man nicht durchschludern kann.
Absolut! Schon was Anspruchsvolleres, sehe ich genauso.
Ich kann sowieso schlecht durchschludern;)
Aber die Autorin gibt uns bereits in diesen ersten 60 Seiten unheimlich viele Informationen über verschiedenste Leute an die Hand. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das nur für die Galerie macht.
Mein Buch ist schon ganz bunt mit lauter Klebezetteln. Merken kann ich mir das nicht alles. Endlich mal wieder ein Diskutierbuch:D
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Ich habe über den Roman gehört, dass sich der Anfang etwas zäh liest. Diesen Eindruck hatte ich bei einigen Passagen ebenfalls. Ich schaue mir Kunst generell lieber an als darüber zu lesen. Aber ich kann auch nicht behaupten, dass mich das Buch langweilt.

Ihr habt recht: Eve ist ziemlich bissig, bisweilen sogar richtig böse. Trotzdem finde ich sie eher amüsant als unsympathisch. Sie ist auch sich selbst gegenüber nicht zu gnädig, so zumindest wirkt es bis jetzt auf mich.

Was mir außerdem aufgefallen ist, ist, dass man genau lesen muss. Manchmal steckt in einem Nebensatz oder nur einem Wort ein entscheidendes Detail. Wie Wanda schreibt, liest es sich nicht schnell weg.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Ich kleb keine Zettel. Hat es einen Florian Kis gegeben? Ist mir eigentlich bis jetzt egal.

Kapitel 3 Ende: Eve hat mich. Ich mag sie nicht, aber sie erzählt sehr interessant. Wanda Wilson macht Konzeptkunst. Igitt. Sich filmen, während man sich Schamhaare zupft. Diese Künstler machen vor nichts Halt. Aber Wanda Wilson hat Biß (wusste ich es doch).

Diese Liaison mit Florain Kis. Ist vllt ganz typisch. Typisch Frau und typisch Studentin. Aber wer hat noch nie was getan, wofür er sich schämt.

Blumenkunst ist auch extravagant. Ich müsste was davon sehen, um zu wissen, ob ich das mag.
 

Wandablue

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Erster LA geschafft. Erstes Resümee: positiv.

Ich reagiere gut auf Sätze, die mir gefallen. Es ist nicht der reine Inhalt, der mir zuerst ins Herz geht.

Sätze und Formulierungen, die ich gefunden habe:

"Tage holpriger Unschuld
- Das war der Preis, den man für die Nähe zu seinem Genie zahlen musste.
Wohl wahr. Jedenfalls, wenn es sich um Männer handelt. Denke dabei vor allem an Picasso, der faszinierend war und wohl zu phantastisch nur für eine Frau.
- es gab in Eves Liebesleben keine langen Schatten
-jeder künstler braucht ein Narrativ - selbst ein schlechter
dieses überwiegende Gefühl von Bitterkeit gab sie als Kunst aus (Wanda).
Da ist sie nicht alleine. Ich denke an Rilke.
- in diesem Querschnitt moderner großstädischer Vielfalt (öffentl. Nahverkehr) fehlten nur die Superreichen.
Nicht nur. Ich hatte eine Kollegin, die "mit den Plebs" nicht in körperliche Berührung kommen wollte.

Eve geht es um die Kunst und ihre Arbeit. (Das Primat der Arbeit). Die soll im Vordergrund stehen und nachdem sie ein paar Umwege gemacht hat, Anbetung, Groupie, Ehe, Mutterschaft, ist sie wieder dort angekommen, wo sie von Anfang an (Ehrenpreis) hingehörte.

Mal sehen, ob der unbekannte Lover sie schließlich doch noch von ihrem Lebensziel abbringt.
 
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Wandablue

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Erinnert uns das Buch ein wenig an "Der letzte Prinz" von Steven Price? Mich schon. Es ist zwar viel frischer geschrieben und ich ärgere mich nicht so über Eve wie ich mich über den Prinzen geärgert habe ob seiner Passivität, aber ich meine doch in der Machart Ähnlichkeiten zu erkennen. Ich mochte ja den Prinzen.
 
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Wandablue

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Hätte man (Wanda) doch "Arbeit und Struktur" nicht nur auf dem SuB, sondern im Kopf. Gibt es Ähnlichkeiten, sieht Eve die künstlerische Arbeit ähnlich wie Herrndorf? Einige haben es gelesen, ich weiß, könnt ihr etwas darüber sagen?

Diese Besessenheit vom eigenen Schaffen, - das ist künstlerspezifisch, oder?
 

Sassenach123

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Ich finde es auf die Schnelle nicht mehr, aber irgendwo stand wörtlich, dass sie ihn „verlassen“ hat. Die Trennung ging wohl eindeutig von ihr aus.

Und wenn ich das richtig gelesen habe, hatte sie diese Affäre, noch während sie mit Kristof zusammen war.
So habe ich das auch verstanden.
Sie hat meiner Meinung nach generell eine sehr gewöhnungsbedürftige Einstellung was Nähe und Liebe angeht. Es scheint sie alles nicht zu berühren, weder wenn ihr Mann, noch wenn sie selbst fremd geht.
 
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Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Momentan bin ich noch sehr zögerlich, was meine Meinung zum Roman angeht.
Eves Welt ist meiner sehr fern, das war mir vor dem lesen schon klar. Doch ich kann beim lesen auch nicht sagen, dass mich sonderlich interessiert wie Eves Leben verlaufen ist. Ich finde keinen Draht zu ihr.
Vieles an Eves Denken, zum Beispiel der Umgang und die Gefühle zu Nancy, sind sehr gefühlskalt. Eve selbst fühlte sich bei der eigenen Mutter auch nicht wohl. Aspekte wie der scheinbar dahin geworfene Vermerk, dass der Wiesenkerbel motherdie im englischen heißt, kommen unverhofft und zeigen doch sehr viel von ihrem inneren. Auch wenn ich mit Eve als Person nicht viel anfangen kann bisher, gefallen mir diese Einschübe recht gut. Mal sehen wie es sich weiter entwickelt.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Hätte man (Wanda) doch "Arbeit und Struktur" nicht nur auf dem SuB, sondern im Kopf. Gibt es Ähnlichkeiten, sieht Eve die künstlerische Arbeit ähnlich wie Herrndorf? Einige haben es gelesen, ich weiß, könnt ihr etwas darüber sagen?

Diese Besessenheit vom eigenen Schaffen, - das ist künstlerspezifisch, oder?
Wird wohl so sein, da kann ich mich überhaupt nicht reindenken. Habe aber in anderen Romanen schon Ähnliches gelesen, diese Besessenheit scheint den Künstlern in die Wiege gelegt zu sein. Doch oft sind sie auch sehr leidenschaftlich, dass beobachte ich bei Eve weniger.