1. Leseabschnitt: Kapitel 1 bis 5 (Beginn bis Seite 72)

Querleserin

Bekanntes Mitglied
30. Dezember 2015
4.048
11.071
49
50
Wadern
querleserin.blogspot.com
Auch ich hatte anfangs einige Probleme in diesen manierten (sehr passender Ausdruck) hineinzufinden. Aber inzwischen bin ich angekommen. Eve ist auch mir nicht sympathisch, aber das muss sie nicht. Sie erzählt in Schleifen immer wieder von ihrem Leben, wobei sie sich durchaus chronologisch vorarbeitet und dieses Leben ist sehr interessant. Also weiterlesen...
 

Anjuta

Bekanntes Mitglied
8. Januar 2016
1.638
4.786
49
62
Essen
Wir sind mit Eve dauernd unterwegs durch London, erst zu Fuß beim "Window-Stalking", dann in der UBahn zurück. Während dieser ganzen Zeit ist sie mit Selbstreflexionen über ihre Ehe, die sie hinter sich gebracht hat, ihre Freundschaften und ihre "Karriere" als Künstlerin beschäftigt und so vermittelt sich uns das Leben dieser Eve über ihre eigenen, eher dunklen, der sentimentalen Weihnachtsstimmung angepassten Selbsteinschätzungen.
Ich genieße als Ehemals-Londonerin die beschriebenen Lokationen und deren Charakterisierungen, wohin mich dieser Gedankenstrom über dieses Leben führt, da bin ich noch komplett unsicher.
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.513
24.474
49
66
der sündige Name ist wahrscheinlich Programm
Ganz bestimmt. Der Zusammenhang wird ja hergestellt. „ Die erste Eva hatte die säuselnden Argumente der Schlange gehört, sie abgewogen und ihre Entscheidung getroffen. Adam spielte dabei keine große Rolle. Auch er hatte sich als Langweiler entpuppt.“ ( Genial!)
“ Die Eve aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert musste nicht überredet werden.“
Sehr gut gefallen mir auch die Einsprengsel zu ganz anderen Themen, wie die Geschichte mit der jungen Vietnamesin, die Eve und ihr Mann zu Unrecht verdächtigt hatten und die infolge des Brexit abgeschoben wurde oder die Erklärung, warum die englische Oberschicht so undeutlich nuschelt. Oder die Jugendlichen, die quer durch Europa trampten oder nach Indien wanderten „ Millionäre im Vergleich mit den Einheimischen, aber extra barfuß, und auf der Suche nach einem Ich, das die Mühe kaum wert war.“
Oder die Erkenntnis, dass Sex geübt werden musste und nicht wie Crack sofort süchtig macht.

nur weil sie ihr die Jugend nicht gönnt.
Ich glaube nicht, dass sie neidisch ist, eher weiß sie , was nach dieser Verliebtheit alles folgt. Ihre Erinnerungen gehen zurück zu Florian Kis, der ein guter Lehrmeister in Sachen Liebeskummer war. Hier hat sie sich in einen charismatischen Künstler verliebt, der seinen Ruf missbraucht, indem er scharenweise Frauen umlegt.
Eve ist für mich momentan das personifizierte Böse. Über alles und jeden zieht sie (wenn auch nur gedanklich) her. Das ist nicht normal
Sie ist zynisch, gnadenlos anderen gegenüber, aber das „ personifizierte Böse“, das sehe ich nicht. Ja, sie spricht nicht nett von ihrer Tochter, ( „ dieses liberale Dummchen mit ihrer Glutenunverträglichkeit und ihrer Schwachsinnstoleranz“) , doch diesen Typ, den sie hier beschreibt, der nervt mich auch. Und Eve hat selbst ein Muttertrauma , ungeliebt und nicht wertgeschätzt. Ich glaube, Eve weiß auch sehr wohl Bescheid über ihre eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten .
Auch das Thema Blumenkunst eignet sich sehr gut, um verschiedene Aspekte aufzuzeigen. Beim „ Ehrenpreis“ kommt die Autorin wieder auf den Brexit zu sprechen, den sie wie die meisten Intellektuellen in Großbritannien ablehnt. So lässt sie Eve überlegen, dass die englischen Gärten, auf die die Engländer sehr stolz sind, ein Gegenargument zur Fremdenfeindlichkeit darstellen. Denn dort finden sich viele Beispiele für Diversität und Globalisierung. Die schönsten Pflanzen - alles Migranten.
“ Männertreu“ - eine Blume, die innerhalb von Minuten welkt….
Wanda Wilson macht Konzeptkunst
Irgendwo habe ich gelesen, diese Wanda sei Marina Abramovic nachempfunden.
Mir macht die Lektüre richtig Spaß.
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.513
24.474
49
66
Es gehören allerdings immer zwei dazu. Das war so ein Abschnitt, wo ich mich fragte, was sind das für Frauen, die anklopfen, sich auf die Couch legen und wieder gehen? Ohne jeden Anspruch?
Frauen, die sich über Männer definieren, davon gibt es immer noch zu viele.
Kein Wunder, hat Eve so eine schlechte Meinung über ihre Freunde und Bekannten. Da muss man zur Zynikerin werden.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.435
49.835
49
Frauen, die sich über Männer definieren, davon gibt es immer noch zu viele.
Kein Wunder, hat Eve so eine schlechte Meinung über ihre Freunde und Bekannten. Da muss man zur Zynikerin werden.
Also ich kann ihren Zynismus nicht entschuldigen. Für mich klaffen Eigen- und Fremdbild auseinander.
Sie hat sich selbst bei dem alten Künstler zum Affen gemacht, für den Erfolg vieles getan, die Tochter vernachlässigt.
Eve ist kein Opfertyp. Sie teilt auch aus und zwar ordentlich.
(Ich finde es wieder mal höchst interessant, wie unterschiedlich man einen Charakter beurteilen kann;))
 
  • Like
Reaktionen: MRO1975 und RuLeka

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.513
24.474
49
66
Also ich kann ihren Zynismus nicht entschuldigen. Für mich klaffen Eigen- und Fremdbild auseinander.
Sie hat sich selbst bei dem alten Künstler zum Affen gemacht, für den Erfolg vieles getan, die Tochter vernachlässigt.
Eve ist kein Opfertyp. Sie teilt auch aus und zwar ordentlich.
(Ich finde es wieder mal höchst interessant, wie unterschiedlich man einen Charakter beurteilen kann;))
Ich glaube nicht, dass wir so unterschiedlich diese Frau beurteilen. Ich versuche nur, sie zu verstehen. Das heißt ja nicht, dass ich ihr Verhalten billige. Opfer will sie ja auch nicht sein.
Doch in diesem ganzen Zirkel gibt es lauter Egozentriker. Eigen- und Fremdwahrnehmung - damit haben viele ihre Schwierigkeiten. ( Den Splitter im Auge des anderen und den Balken im eigenen….)
 

MRO1975

Bekanntes Mitglied
11. August 2018
1.538
3.981
49
48
Gibt es Ähnlichkeiten, sieht Eve die künstlerische Arbeit ähnlich wie Herrndorf?
Eve liebt ihre Kunst und ordnet ihr auch viel unter. Herrndorf war aber regelrecht besessen. Man muss sich nur vorstellen, dass er ja recht früh von seiner Erkrankung erfahren hat und dann war getrieben, so viel wie möglich zu schreiben, weil er noch so viel sagen wollte. Beethoven soll auch so ein fanatischer Workaholic gewesen sein.
 

kingofmusic

Bekanntes Mitglied
30. Oktober 2018
7.302
18.933
49
48
Wundert euch nicht - ich komme nicht so schnell voran mit dem Buch. Muss nichts über die Qualität aussagen :) . Aber ich kann mich nicht oder nur schwer auf die Geschichte konzentrieren. Keine Ahnung warum...