1. Leseabschnitt: Kapitel 1 bis 5 (Beginn bis Seite 42)

Sassenach123

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Die geschilderte Familienkonstellation ist befremdlich. Der Vater als jähzorniger Tyrann, eine Mutter, die kaum existiert und eine Großmutter, die dem Protagonisten alles gibt, was er eigentlich von den Eltern bekommen sollte.
Bei deiner Aufzählung nennst du die Personen, die auch mir vordergründig in den Sinn kommen. Dabei wundert mich ein wenig, dass der 2 Jahre jüngere Bruder nur einmal kurz erwähnt wird. Auch wundert mich, dass die Großmutter nur den älteren Jungen unter ihre Fittiche genommen hat.
 

Literaturhexle

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Die Diagnose sagt ihm aber, dass er die Reise möglicherweise nicht mehr beliebig vor sich herschieben kann, bevor sie unmöglich wird.
Genau so wollte ich auch antworten. Wenn, dann jetzt, wird er sich gesagt haben.
Hast du ihn jetzt eigentlich so getauft oder habe ich den Namen überlesen?
Ich glaube, sie hat Fritz mit Felix verwechselt...Zu lesen war m.E. nichts darüber außer "Ich".
 

Barbara62

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Der Fritz hatte durch die Großmutter Rückzugsmöglichkeiten und konnte ihm aus dem Weg gehen. Wenn die Angst vor dem Vater so groß gewesen wäre, hätte sich der Junge nicht auf Diskussionen mit dem Vater eingelassen und Widerworte gegeben oder Forderungen gestellt, selbst in dem Wissen, dass die Reaktion seines Vaters sehr schmerzhaft sein wird.
Heißt der Ich-Erzähler Fritz? Es war zumindest eine große Trauer seinerseits da, dass der Vater war, wie er war. Das traumatisiert.
 
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Barbara62

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Bei deiner Aufzählung nennst du die Personen, die auch mir vordergründig in den Sinn kommen. Dabei wundert mich ein wenig, dass der 2 Jahre jüngere Bruder nur einmal kurz erwähnt wird. Auch wundert mich, dass die Großmutter nur den älteren Jungen unter ihre Fittiche genommen hat.
Dem Jüngeren scheint es nichts ausgemacht zu haben. Ich stelle ihn mir als sonniges Kind vor, das alles weglacht. Der Große ist ernst und nimmt sich alles zu Herzen.
 

Literaturhexle

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kingofmusic

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Mich hat bisher allen voran beeindruckt, wie authentisch der Roman wirkt. Und zwar sowohl in den Kindheitsszenen, als auch in den ersten beiden einleitenden Kapiteln der Gegenwart.

Durch den schnörkellosen Stil und das bedingungslose Einlassen auf die Perspektive des Kindes habe ich manchmal tatsächlich den Eindruck, eine Autobiografie zu lesen. Ich kann mir bei der Lektüre sehr gut vorstellen, dass ein Kind diese Kriegszeit so empfunden haben muss. Die Angst vor den Angriffen des "Feindes", die Faszination, die solche NS-Feiern (nicht nur) auf Kinder haben mussten - das bringt Felix Schmidt mir nahe, ohne dabei zu beschönigen oder zu übertreiben.

Ebenso die Ambivalenz des Vaters, der sich in der Erziehung als wenig liebevoll erweist, sich gesellschaftlich aber nicht einmal ansatzweise verbiegen lässt. Eine bemerkenswerte Figur, wie ich finde. Zudem erzeugt dieses Verhalten bei mir doch eine ziemliche Spannung, wie es mit ihm und seiner Familie weitergeht.

Zwischendurch gibt es immer wieder Sätze, die mich aufhorchen lassen und die mich berühren. Der letzte Absatz auf S. 15 zum Beispiel. Da habe ich eine Gänsehaut bekommen.

Oder eine Seite danach über die Großmutter: "Ihre wärmenden Hände haben mir auch in späteren Jahren die Liebe und den Halt gegeben, die ich von den Eltern nicht bekam."

S. 34: "Ich hätte gerne einen anderen, einen verständnisvolleren Vater gehabt."

Aus all diesen Sätzen lese ich eine große Ehrlichkeit heraus, die mir der wertvolle Kern dieses Buches zu sein scheint.

Lobend erwähnen möchte ich zudem noch den Umgang mit Corona. Ich habe schon Romane gelesen, die genau im ersten Lockdown spielten, und die Menschen lebten wie in früheren Zeiten, waren im Hotel, reisten umher etc. Felix Schmidt verschweigt die Pandemie nicht, gibt ihr aber genau den Raum, in dem sie für die Handlung und das Befinden des Ich-Erzählers von Bedeutung ist.

Was nun Fiktion ist und was autobiografisch? Unabhängig davon empfinde ich es als Geschenk, dass wir auch heute noch Romane von Zeitzeugen lesen können, die uns diese Zeit so in Erinnerung rufen, dass wir sie nicht vergessen. Gerade auch in den heutigen Tagen.

Sorry, falls das zu pastoral klang, aber genau so empfinde ich gerade.
Du brauchst dich für nichts entschuldigen; ich habe ähnlich empfunden - ich habe den ersten Abschnitt sogar ein zweites Mal gelesen, weil ich - ach, keine Ahnung; es hat sich so ergeben :cool:.
 

kingofmusic

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DU, MEINE GÜTE! GANZ SICHER NICHT! :eek: Was soll jetzt der Autor denken, dass Du einen Serienmörder in die Diskussion wirfst (bildlich gesprochen). Jetzt sieh mal zu, wie Du aus der Nummer rauskommst, mein lieber King.:p
Na ja, du hast ja vorher den Autor von Haarmann gelesen, da lag das irgendwie am nächsten :p :D.
 
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ulrikerabe

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14. August 2017
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Mich hat bereits der erste Satz gefangen genommen:
Das war bei mir auch Liebe auf den ersten Blick. Das Buch ist eine Wohltat. Nicht vom Inhalt selbstverständlich, aber die Art wie es geschrieben ist, so authentisch und von den Gefühlen, die es bei mir erzeugt. Ein Buch, das ich gern in einem durch lesen würde. Ich musste mich nach dem ersten hier festgelegten Abschnitt wirklich einbremsen.