So, ich hab jetzt auch endlich angefangen. Das Allermeiste habt ihr ja schon geschrieben und ich kann mich dem positiven Urteil bislang nur anschließen.
Auch für mich ist es der erste Dörte Hansen-Roman. Am Dienstag bekam ich in einer Lesung erste Eindrücke von ihm, doch selbst lesen ist ehrlich gesagt noch einmal etwas anderes. Zumindest für mich.
Ich habe schon den ersten Satz als unglaublich melancholisch empfunden. Mit ihm gibt Dörte Hansen die weitere Richtung vor. Ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich nur aufgrund der Sprache eine Gänsehaut bekomme.
Klug und berührend wie sie mit den Inselmythen spielt, wie auf S. 12 beispielsweise. In Bezug auf die Inseln ist mir ein Satz besonders positiv aufgefallen: "Alle Inseln ziehen Menschen an, die Wunden haben, Ausschläge auf Haut und Seele." Ich glaube, da steckt viel Wahrheit hinter. Zumindest aus persönlicher Sicht. Inselaufenthalte (bei mir in der Regel Neuwerk, siehe mein Profilfoto) machen etwas mit dem Menschen.
Die Figuren weisen schon bei ihrer Einführung eine erstaunliche Tiefe auf. Ob die bislang vorgestellten Mitglieder der Familie Sander oder Pastor Lehmann. Ich hatte sofort das Gefühl, in sie hineinschauen zu können und mit ihnen zu fühlen, obwohl man sie noch gar nicht lange kennt. Das ist schon erstaunlich und wahrscheinlich eine große schriftstellerische Kunst.
Noch ein hinreißender Satz zu einer Figur: "Wenn es einen Menschen gibt, der von der See zurückgeliebt wird, ist es Henrik Sander." (S. 40)
Auf Henrik bin ich besonders gespannt, da ich ihn aus der besagten Lesung schon etwas kenne.
Gut gefallen hat mir auch der leise Humor, der immer wieder durchblitzt. Gerade auch bei der Schilderung der Tourist:innen (S. 52). Man fühlt sich irgendwie auch ertappt. Obwohl Rainer Moritz (Hamburger Literaturhaus-Chef) bei der Lesung sagte: "Es erkennen sich gerade diejenigen nicht darin, die eigentlich gemeint sind." So ungefähr sagte er es jedenfalls.
Ich bin bislang also rundum zufrieden und freue mich auf den zweiten Abschnitt.