1. Leseabschnitt: Kapitel 1 bis 4 (Beginn bis Seite 67)

Sassenach123

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Auch das ist mir entgangen. Woher soll Isabel denn von dem Jungen im Krankenhaus wissen?
Isabel weiß es nicht. Ich habe für mich die Verbindung gezogen, da durch die Vaterschaft der behandelnde Arzt mit Bobby und Isabel zusammengeführt werden. Ist nur eine Vermutung, aber ich denke schon, dass dies noch eine Rolle spielen wird. Habe mich da wohl ein bisschen tollpatschig ausgedrückt ;)
 
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Literaturhexle

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was ist mit Isabel? Ihr wusstet es nicht.
Da habe ich mich definitiv verplappert. Da man Bobby seine "Farbe" nicht ansieht, habe ich angenommen, dass seine Mutter eine Weiße ist. Aus welchem Teil der Welt weiß ich allerdings nicht. Dadurch, dass sie in einem schlechten Viertel wohnen (Home...), gehören sie zur Unterschicht. Sie leben dort, wo die Farbigen auch wohnen. Der Diner, in dem sie arbeitet, wird auch eher eine Spelunke sein, die Löhne schlecht. Man geiert auf Trinkgeld.


Dann auch: ist man dagegen versicher
In USA gibt es nicht mal Krankenversicherungen für jedermann. Überschätz sie nicht. Warum auch sollte der Eigentümer etwas versichern, dessen Schaden seine Angestellten tragen :p ??? Das ist ein Ausbeuterbetrieb. Wenigstens stelle ich ihn mir so vor.
 

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Zuallererst bin ich ziemlich verwirrt, es wird mir nicht so recht klar, wer weiß und wer schwarz ist. Sicher ist das Absicht, aber es ist trotzdem verwirrend
Ich denke auch, dass es ABsicht ist. Ich bleicke auch nicht zu 100 Prozent durch und mich beruhigt, dass ich nicht die Einzige bin, bei der bestimmte Zusammenhänge Verwirrung hervorgerufen haben.
Das erste Kapitel ist das stärkste. Für mich. Aron komm aus dem Knast und geht stracks zu Bobby, seinem besten Freund von damals. Im Auto erzählt er Bobby wie es gelaufen ist. Furchtbar.
Stark die Szene im Besuchsraum!
Das fand ich auch bislang die stärksten Szenen im Buch. Sehr beeindruckend geschuíldert. Zuerst dachte ich, es geht um racial profiling, doch das ist wohl nicht der Fall. Vielmehr geht es wohl auch darum, wie Gefängnisse Kriminelle auch mit hervorbringen. So habe ich das zumindest verstanden.
 

Wandablue

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Da habe ich mich definitiv verplappert. Da man Bobby seine "Farbe" nicht ansieht, habe ich angenommen, dass seine Mutter eine Weiße ist. Aus welchem Teil der Welt weiß ich allerdings nicht. Dadurch, dass sie in einem schlechten Viertel wohnen (Home...), gehören sie zur Unterschicht. Sie leben dort, wo die Farbigen auch wohnen. Der Diner, in dem sie arbeitet, wird auch eher eine Spelunke sein, die Löhne schlecht. Man geiert auf Trinkgeld.



In USA gibt es nicht mal Krankenversicherungen für jedermann. Überschätz sie nicht. Warum auch sollte der Eigentümer etwas versichern, dessen Schaden seine Angestellten tragen :p ??? Das ist ein Ausbeuterbetrieb. Wenigstens stelle ich ihn mir so vor.
USA. Gut. Ziehe ich NIE hin.
 

Wandablue

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Isabel weiß es nicht. Ich habe für mich die Verbindung gezogen, da durch die Vaterschaft der behandelnde Arzt mit Bobby und Isabel zusammengeführt werden. Ist nur eine Vermutung, aber ich denke schon, dass dies noch eine Rolle spielen wird. Habe mich da wohl ein bisschen tollpatschig ausgedrückt ;)
Im ersten Moment habe ich gedacht, dass Winston der Vater von Aron ist - musste dann natürlich sehen, dass dem nicht so ist. Als Winston in einen Pub will, was trinken, wird auf die Hautfarbe angespielt, aber nicht gesagt, wer welche hat.
Ja, wir sollen Verbindungen herstellen im Kopf, das ist gewollt. Weiss nicht, ob das so richtig geglückt ist. Sehn mr mal. Die Verwirrung ist geglückt. Sehn mr mal, wie wir das am Ende einordnen. Finde es jedenfalls komisch.
 

Literaturhexle

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Ja, wir sollen Verbindungen herstellen im Kopf, das ist gewollt. Weiss nicht, ob das so richtig geglückt ist.
Es kann natürlich sein, dass amerikanische Leser da schneller schalten - weil sie diese Problematik verinnerlicht haben. Bei uns gibt es auch einen Rassismus, der aber wieder anders gelagert ist und wenig mit der Schattierung der Hautfarbe zu tun hat.
 

Sassenach123

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Das ist ein Ausbeuterbetrieb.
Stimmt, sie bringt ja sogar ihr eigenes Wechselgeld mit, wenn ich das richtig verstanden habe. Von dieser Schicht blieb damit also nicht viel übrig, funktionieren kann so ein System nicht. Wenn sie Bobby nicht hätte, der ja meist den Großteil der Miete aufbringt, wäre Isabel aufgeschmissen. Nur schade, dass es anscheinend auch keine andere Möglichkeit außer den AA Treffen und dem eigen Willen zu geben scheint, die sie nutzen könnte, um die Sucht zu besiegen, denn die kostet sie auch eine Menge Geld
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Mir gefällt, wie der Autor John Vercher, diese Handlungsstränge miteinander verknüpft: Plötzlich tauchen wie aus dem Nichts irgendwelche Nebendarsteller auf, die sich zu Keyplayern in diesem Roman entwickeln könnten.
Zuallererst bin ich ziemlich verwirrt, es wird mir nicht so recht klar, wer weiß und wer schwarz ist. Sicher ist das Absicht, aber es ist trotzdem verwirrend.
Es ist ja uch nicht nur die Zuordnung, wer ist weiß, wer ist schwarz, auch wie gehören die Personen zusammen. Ich dachte bei der anfänglichen Erwähnung von Isabel an Bobbys Freundin, nicht an seine Mutter.

Am Ende des ersten Kapitel wissen wir, dass Bobby schwarze Gene trägt Er wusste es mit elf Jahren, als er das N-Wort verwendet und seine Mutter ihm sagt, dass "selbst ein Nigger" ist. Also muss Bobby wohl "weiß" aufgewachsen sein.
Er hat das wohl auch nie seinem besten Freund Aron mitgeteilt. Vielleicht wäre es für Aron vor dessen Verhaftung kein Problem gewesen (glaube ich aber eher nicht). Aber nach Arons Radikalisierung im Gefängnis, hätte Aron Bobby wohl nicht gesucht und mit auf diese verhängnisvolle Fahrt genommen.

Was mich allerdings verwirrt hat: es ist Winter, es liegt Schnee, die Sraßen sind glatt, es ist kalt. Aber Arons Nazis Tattoos auf seinem Oberkörper sind zu sehen? (s. 19) Hat der nichts an?

Der Switch zu Robert und seiner Ehekrise reißt mich dann aus der Bobby-Aron-Geschichte heraus. Ein kurzer Gedanke: In einem Roman sollten Personen nie denselben Vornamen tragen, außer sie stehen in einem Zusammenhang. Das klärt sich dann bald, als wir erfahren, dass Robert Bobbys Vater ist.

Für mich hat das Buch einen (unbehaglichen) Sog. Ein Sturm zieht auf. Sprichwörtlich.
 

luisa_loves-literature

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Ich denke auch, dass es ABsicht ist. Ich bleicke auch nicht zu 100 Prozent durch und mich beruhigt, dass ich nicht die Einzige bin, bei der bestimmte Zusammenhänge Verwirrung hervorgerufen haben.
Es ging euch genau so, wie ich aus euren Beiträgen entnommen habe, ist Bobby weiß, schwarz, was ist mit Isabel? Ihr wusstet es nicht.
Ich denke, der Autor treibt da ein absichtliches Verwirrspiel mit der Zuordnung - man muss sich das erst erschließen. Vermutlich geht es dabei auch um die eigenen Zuschreibungen, die einem verdeutlicht werden sollen - wen habe ich mir "weiß" vorgestellt usw.

Das Verwirrspiel bzw. der Eindruck, dass immer wieder ein Stückchen Info oder Zusammenhang fehlt, hatte ich insbesondere im ersten Kapitel. Ich empfinde es als sehr mühsam, wenn ich mir gerade im Eingangskapitel alle wesentlichen Details zusammenklauben muss und ich habe es zweimal gelesen, nur um festzustellen, dass es immer noch nicht ganz passt. Zum Glück wird es ab Kapitel zwei deutlich leichter und als Isabel als Figur auftaucht, war ihr Name ja bereits gefallen - das hilft.

Aaron kommt mir irgendwie einfältig und retardiert vor. Gerade die Szene im Hot Dog Laden, als er erst vorgeblich gar nichts mitbekommt und dann "freundlich" aus heiterem Himmel auf die Provokation eingeht. Er erinnert mich an den großen, gutmütig wirkenden, aber grenzenlos gefährlichen Jungen, den man manchmal in Hollywood-Filmen findet. Die Gewalt kommt hier so absolut unerwartet und dann massiv und mit der Begründung: "Ich schütze nur meinen Freund."

Das Netz der Erzählung finde ich sehr gelungen - ich mag vor allem die Gleichzeitigkeit und die Verbindung der Stränge. Isabel kommt nach Haus und Bobby ist nicht da - wir wissen aber, wo er ist. Robert sieht, wie der schwerverletzte Junge eingeliefert wird und plant zu Lou's zu gehen - da trifft er Isabel. Diese Art des Erzählens der simultanen Ereignisse finde ich wunderbar.

Allerdings habe ich ein leichtes Plausibilitätsproblem mit der Tatsache, dass Robert Isabel nur so halb erkennt (die Szene wird ja aus Isabels Sicht geschildert und sie nimmt nur ein leises Erkennen wahr) bzw. dass beide nichts darüber sagen, dass sie sich gegenseitig wieder erkennen. Gut - zwanzig Jahre nicht gesehen, aber sie hatten ja schon eine kurze gemeinsame Zeit, wäre da nicht "mehr" drin gewesen?

Was die Situation in den USA angeht - schwer zu sagen...angesichts der immer wieder auftretenden Ereignisse bin ich mir nicht so sicher, ob sich der Status quo wirklich verbessert hat.
Ich könnte mir vorstellen, dass der Roman 1995 angesiedelt ist, weil das Thema des Rassismus sehr präsent und aktuell in den Medien und der Wahrnehmung in den 90ern war. Die USA und speziell Kalifornien standen noch immer unter dem Eindruck der schweren Unruhen von 1992, die durch den Fall Rodney King ausgelöst wurden - dessen Name im Roman ja auch auf S. 56 erwähnt wurde.
Außerdem ist 1995 das Jahr des O.J. Simpson Prozesses (der im Roman auf S. 30 Erwähnung findet), welcher extreme mediale Aufmerksamkeit in den USA zur Folge hatte und dadurch, dass geklärt werden sollte, ob ein schwarzer Footballstar seine weiße Ex-Frau und deren ebenfalls weißen Bekannten ermordet habe. Die Stimmung war durch diese beiden Ereignisse sehr aufgeheizt... Ich war '94 und '95 in den USA und kann mich noch lebhaft daran erinnern, wie der Simpson-Fall in allen Details wie ein True Crime-TV Drama auf vielen Sendern zur Prime Time live ausgeschlachtet wurde. Man war quasi hautnah dabei.

Einen Roman, der sich so wie "Wintersturm" mit Rassismus befasst, in den 90ern anzusiedeln, erscheint mir daher sehr sinnvoll - auch, weil man subtil zeigen kann, dass doch nichts besser geworden ist - wie der Fall George Floyd zeigt.