1. Leseabschnitt: Kapitel 1 bis 4 (Anfang bis Seite 82)

MRO1975

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11. August 2018
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Ist aber sehr glaubwürdig: wenn man den ganzen Tag von früh bis spät hart arbeitet, hat man keinen Sinn für "die da oben". Im Moment reichen die Schnipsel: importiertes Getreide und Fleisch, Preisverfall.
Die Weimarer Republik hatte alle paar Wochen eine neue Regierung in dieser Zeit. Das wäre zu zeitaufreibend, das genau zu spezifizieren. Außerdem war die Not in den Städten größer. Dort nagte der Hunger.
Dass nebenbei die Rechten größeren Zulauf bei der letzten Wahl bekamen, das wurde, so meine Ich, erwähnt.
Die Politik war in Hannes Umfeld kein großes Thema, dadurch ist sie es auch im Buch nicht.
Das finde ich auch sehr glaubwürdig. Mit Politk befassen sich die meisten ja nur, soweit sie selbst betroffen sind. Aus Sicht eines Bauern interssieren da natürlich auch nur bestimmte Dinge und nicht das gesamte Geschehen in Berlin.
 
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MRO1975

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11. August 2018
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Das Landei bin ja ich. In einem Dörfchen im Allgäu aufgewachsen. Darf ich mein Erinnerungswissen anbringen;)?

Früher - vor den Mistbreitern (eine Maschine, die an den Traktor gekoppelt wird und den Dung mit einer Art rotierendem Messer zerkleinert über das Feld streut) wurde der feste Mist auf den Leiterwagen geladen und mit den Mistgabeln händisch verteilt. Damit die wertvolle Fracht nicht verloren ging, wurden die Seiten des Leiterwagens mit den Mistbrettern verschlossen. Jedenfalls war das in unserer Gegend früher so.
Wer noch tiefer in die Materie eintauche möchte, ich könnte noch über Odelfässer sprechen:)
Ja, bitte! Ich bin leider ein Stadtkind.
 
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Wandablue

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Brandenburg
nnerer Druck kommt auf, entlädt sich in Verzweiflung und Aggression. In meiner Vorstellung hat das Boxen ihm zwar Techniken beigebracht, aber das Eigentliche entwickelt sich in ihm, unabhängig davon.
Gute idee - darüber hätte Hannes ein bisschen nachsinnen sollen! So kommt es nicht rüber. Ich meine, wir erraten schon ne Menge. Aber wir wollen nicht nur aufs Raten angewiesen sein.
 
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Wandablue

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Also für mich ist Hannes als Figur sehr glaubwürdig und gelungen. Sein Verhalten geht völlig in Ordnung bis jetzt.
Da bin ich bei dir. Mit 16 darf man auch noch ein wenig widersprüchlich sein. Er hat das cholerische Temperament vom Vater vllt geerbt, kann sich aber deutlich besser im Zaun halten.
Ich mag die Figur, wünschte aber, Florian hätte uns ein bisschen näher rangelassen. Z.B. auch Sexualität. Damit war man damals vllt zurückhaltend. Aber die Problematik ist doch da bei einem jungen Burschen. Und es ist ein moderner Roman, der nur von damals erzählt, aber heute geschrieben ist.
 
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Wandablue

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Außerdem kann sich auch die Städterin folgendes zusammendenken: das Pferd hat Krämpfe, das Pferd stirbt. Das Pferd hat wohl was Schlechtes gefressen. Ich will beim Lesen weder Landwirtschaft noch Veterinärmedizin studieren.
Die besten Bücher sind für mich immer die, wo ich nebenher noch so einiges erfahre, was ich nicht weiß.
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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auch Sexualität. Damit war man damals vllt zurückhaltend. Aber die Problematik ist doch da bei einem jungen Burschen. Und es ist ein moderner Roman, der nur von damals erzählt, aber heute geschrieben ist.
So unterschiedlich ist das! Ich genieße es, mich nicht mit Hannes pubertären Phantasien beschäftigen zu müssen. Das hat man so oft in der Literaturo_O. Nicht jeder 16-jährige hat ständig Träume und Erektionen....
Mir gefällt seine Zurückhaltung. Außerdem muss er ständig schwer arbeiten. Das wird sich auch auf diesbezügliche Energien auswirken. Seine Sexualität darf gern privat bleiben:D
 

Wandablue

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Brandenburg
So unterschiedlich ist das! Ich genieße es, mich nicht mit Hannes pubertären Phantasien beschäftigen zu müssen. Das hat man so oft in der Literaturo_O. Nicht jeder 16-jährige hat ständig Träume und Erektionen....
Mir gefällt seine Zurückhaltung. Außerdem muss er ständig schwer arbeiten. Das wird sich auch auf diesbezügliche Energien auswirken. Seine Sexualität darf gern privat bleiben:D
Das ist nur ein Beispiel. Es hätte auch anderes sein dürfen, was uns zeigt, dass wir uns in einem modernen Roman bewegen.
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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@Wandablue⠀

Danke, da konnte ich die Leserunde doch direkt mit einem Lacher beginnen. Bereit! ⠀

@Bibliomarie⠀

Ja, es wirkt schon alles sehr grau und freudlos... Mir tat Hannes direkt sehr leid, denn der ist viel zu empfindsam für so eine karge und oft auch kalte Umgebung.⠀

Es wird ja immer mal wieder angedeutet, dass der Vater als Junge genau so war wie Hannes jetzt. Was ich sehr bestürzend finde, denn da zeichnet sich ja eine mögliche Zukunft für Hannes ab...⠀

Hannes lernt von seinem Vater ja jetzt schon, dass ein echter Mann seine Probleme mit Gewalt löst.⠀

@Renie⠀

Geht mir genauso, das ist eine Zeit, die für mich eine dicke, fette Wissenslücke ist.⠀

Mir tat zwischendurch richtig das Herz weh... Hannes hat sich immer so die Anerkennung seines Vaters gewünscht, aber irgendwann war es dann auch einfach zu spät.⠀

Ich denke, der Vater sieht sich selbst, wie er früher mal war, in Hannes, und daher ist seine Aggression dem Sohn gegenüber fast Autoaggression. ⠀

Dummerweise ist es trotzdem Hannes, dem's weh tun.⠀

Es ist auffällig, dass die Vorwände des Vater scheinheilig sind. Gerade wurde noch beschrieben, wie sich Hannes abrackert und schuftet wie ein Tier, und dann heißt es: Ja, wenn Hannes vielleicht auch mal anpacken würde!!⠀

@Literaturhexle⠀

Wie traurig, dass Hannes lernen muss, dass er sich nur durch Aggression Anerkennung verschaffen kann... ⠀

Eine Zeitlang kann er die Erwartungen des Vaters erfüllen, aber das kann auf Dauer nicht funktionieren – wegen dem Vater, nicht wegen Hannes. Und das muss er dann auch erkennen. Ich glaube, das ist es, was ihn wirklich bricht.⠀

Stimmt, jetzt wo du es sagst – hat Ähnlichkeit mit der Schreibe von Dörte Hansen!⠀

Ich hatte ja gehofft, dass Hannes in Maras Familie ein Gegengewicht zum Lebensentwurf der Eltern findet, aber das droht zu Kippen, weil Maras Vater finanzielle Schwierigkeiten hat.⠀

Ich musste manchmal an einen Nachhilfeschüler von mir denken, der war viel größer und kompakter gebaut als seine Mitschüler, weil er schon seit der Grundschule auf dem elterlichen Hof half. Aber er hat das tatsächlich geliebt (inklusive Stallausmisten und harter Arbeit) und er wollte auch unbedingt später den Hof übernehmen. ⠀

Der hat mal einen Jungen, der ihn immer wegen des Stallgeruchs und seiner Klamotten verhöhnt hat, quer durch die Klasse geschmissen. Danach war Ruhe. Das wäre vielleicht eine Lösung nach Geschmack von Hannes Vater gewesen, auch wenn er dem anderen keine aufs Maul gehauen hat. ⠀

@Renie⠀

Ich konnte Hannes' Wut verstehen. Er hat dieses Pferd geliebt und brauchte ein Ventil für seine Trauer. Ob es wirklich schlechtes Heu war oder nicht, das spielt eigentlich gar keine Rolle mehr. ⠀

@RuLeka⠀

Ja, ich denke, der Vater war in jungen Jahren genau wie Hannes. Traurig, dass das Leben ihn da so verändert hat. ⠀

Stimmt, einem Bauern darf man nicht nachsagen, dass er sich schlecht um seine Tiere kümmert. Das ist sicher die schlimmste Beleidigung. ⠀

Schade, dass Hannes Thies nicht mehr besucht, das schien doch ein guter Freund zu sein.⠀

@kingofmusic⠀

Na dann!⠀

@Wandablue⠀

Hoppla, Gedankensprünge sind mir jetzt gar nicht störend aufgefallen! Aber ich muss gestehen, dieser Hauptsatz-an-Hauptsatz-Stil funktioniert für mich im richtigen Setting auch. Einfache Umstände, einfache Leute, einfacher Satzbau. Hier finde ich es wirklich stimmig.⠀

@Sassenach123⠀

Ich dachte ja, es würde sich herausstellen, dass Hannes das Boxen hasst und sich nur noch hinquält, um den Vater zu beeindrucken. Und dann entwickelt er sich zum harten Kerl. Für eine Weile.⠀

@Sassenach123⠀

Ich hoffe wirklich sehr, dass Hannes nicht den gleichen Weg nimmt wie sein Vater, also was Emotionen und zwischenmenschlichen Umgang angeht. Meine Hoffnung ruht da ganz auf Mara und ihrer Familie.⠀
 

Literaturhexle

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@Mikka Liest
Ich schätze deine Beiträge immer sehr. Allerdings kann Ich kaum nachvollziehen, auf was du dich bei den einzelnen Teilnehmern beziehst. Wäre es dir nicht möglich, so wie wir auch, den Abschnitt, den du kommentieren möchtest, zu markieren und so ins Eingabefeld zu übernehmen? Das ist wirklich ganz einfach und macht kaum mehr Mühe;)
 

Mikka Liest

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@Bibliomarie⠀

Oh ja, Hannes' Vater hat den "Fliegenschissblick", wie mein Vater das nennen würde. Da wird nach dem kleinsten Vorwand gesucht. ⠀

@Wandablue⠀

Es würde mich sehr wundern, wenn der Vater der Mutter gegenüber noch nie handgreiflich geworden wäre. Ausdrücklich gesagt wurde es, glaube ich, nicht, aber man kann es erahnen.⠀

Die Sache ist die: hätte ein "geschmeidiger" Stil hier notwendigerweise gepasst? Es ist kein geschmeidiges Leben, da hakt und reibt es sich an allen Ecken und Enden.⠀

@FlorianK⠀

Ich kann mir vorstellen, das man als Autor manchmal am liebsten manches wieder rausstreichen würde... Aber wie heißt es so schön, "kill your darlings"?⠀

Wahrscheinlich gibt es die richtige Dosierung, die für alle Leser:innen passt, einfach nicht... ⠀

@MRO1975⠀

Heute sieht man das so, dass es für diese Art von Aggression keine Rechtfertigung gibt. Aber sogar meine Eltern, nur eine Generation entfernt, haben immer wieder erzählt, dass sie früher öfter mal verdroschen wurden und das ganz normal war. Auch in der Schule gab's Dresche. ⠀

Die Eltern meines Vaters waren Schweinebauern, das klingt in seinen Erinnerungen wie zweihundert Jahre entfernt.⠀
 
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Mikka Liest

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@Mikka Liest
Ich schätze deine Beiträge immer sehr. Allerdings kann Ich kaum nachvollziehen, auf was du dich bei den einzelnen Teilnehmern beziehst. Wäre es dir nicht möglich, so wie wir auch, den Abschnitt, den du kommentieren möchtest, zu markieren und so ins Eingabefeld zu übernehmen? Das ist wirklich ganz einfach und macht kaum mehr Mühe;)

Oh, ich dachte, dann hätte ich ja immer so zwanzig einzelne Posts nacheinander und das wäre dann nervig...