1. Leseabschnitt: Kapitel 1 bis 4 (Anfang bis S. 62)

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.484
50.085
49
Wirklich? Ich hatte den Eindruck, dass Elisabeth jetzt allein lebt und ein Liebesverhältnis (?) mit der anderen Krankenschwester Victoria hat...
Das eine schließt das andere nicht aus! Mit Victoria hat sie augenscheinlich eine sinnliche Verbindung, aber auch persönlich verstehen sie sich gut. Im nächsten Abschnitt kommt noch etwas dazu...
Der eheliche Beischlaf wirkt nicht gerade berückend - da darf es noch etwas mehr sein;)
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.484
50.085
49
Aber als gehetzt empfinde ich ihn nicht.
Den Eindruck hatten seine Fieberträume gemacht, in denen er von Station zu Station springt und Happen aus seinem Lebensbuffet (herrliche Formulierung!) präsentiert. Hinzu kam die Angst vor dem Fotografen.
Informationen, die wir über die Protas und ihre persönlichen Geschichten erhalten werden quasi im Vorübergehen eingestreut und erst später intensiver betrachtet
genau. Man muss ziemlich aufpassen, dass einem nichts Wichtiges abhanden kommt durch diese Erzählweise.
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.355
10.665
49
49
Offenbar hat Elisabeth einen Ehemann. Herrlich das Zitat aus dem Buch "Die Frau als Hausärztin":D Das Buch gab es wirklich! ich bin gespannt, ob wir noch mehr Zitate erwarten dürfen.
Diesbezüglich hat mich die fast schon lieblose Beschreibung von ihr gewundert. Wenn sie über Mr. Crane spricht wirkt dies viel emotionaler auf mich. Bin gespannt,ob wir nochmehr über die Qualität der Beziehung erfahren. Gewundert hat mich auch, dass sie bei dem Vorfall der versuchten Vergewaltigung nicht zu ihrem Mann gegangen ist.
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.355
10.665
49
49
Cora machte schon gleich einen unsympathischen Eindruck auf mich. Sie wirkt sehr herrisch und hochnäsig. Und was ist mit der Nichte? Warum ist sie eigentlich
Da bin ich ganz bei dir. Sie benimmt sich außerdem so, als wäre sie steinreich und hätte Einfluss. Wenn ich das richtig verstanden habe, bekommt die Familie in Sussex, wo deren Wohnsitz liegt, nicht mal mehr Brötchen beim Bäcker. Wie bezahlen Sie da eigentlich diese Kur in Badenweiler? Es wirkt ja schon so, als ob Mr Crane und sein " Hofstaat" dort Privilegien genießt.
 

Amena25

Aktives Mitglied
23. Oktober 2016
695
882
44
Elisabeth wird offensichtlich von ihren Mitmenschen sofort als gute Zuhörer in und Gesprächspartnerin empfunden. Das gilt für Mr Crane, aber auch für den Fotografen, Dr Fraenkel und Leutnant Fischer.
Und offenbar gilt sie auch als sehr kompetent, wenn sie von Dr. Fraenkel sofort die Verantwortung für Mr. Crane übertragen bekommt.
Die Beschreibung des ersten Zusammentreffens finde ich sehr interessant. Elisabeth hatte ja wohl noch kein Foto von ihm gesehen, hat aber doch eine klare Vorstellung. Ihre Blicke treffen sich sofort, doch dass wird in keinster Weise kitschig beschrieben.
Unvorstellbar, dass die Reise eines Schwerkranken vier Tage in einer Kutsche gedauert hat!
Das Verhältnis zu ihrem Ehemann klingt sehr nüchtern, wie auch andere hier schon angemerkt haben. Von Emotionen, so wie in Bezug auf Crane, ist hier nichts zu spüren.
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.898
14.933
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Sie erinnert sich nun daran wie sie Mr. Crane damals kennenlernte. Schwester Elisabeth leidet unter ihrer entstellten Gesichtshälfte, und ist überrascht, dass Mr. Crane sie gar nicht wahrzunehmen scheint. Das gefällt ihr, zumal sie den Schriftsteller sehr bewundert, sich sogar mit einem seiner Werke vergleicht.
Ich hatte das Gefühl, dass er die linke, vernarbte Gesichtshälfte sehr wohl wahrnimmt. Für ihn muss es gewesen sein, als ob eine seiner Romanfiguren aufersteht. Er ist der erste, der sie in 5 Jahren darauf anspricht, nicht einmal ihr Mann hat das getan!

Elisabeths Verletzung.
[zitat]Zwei Gesichter haben ist doch gut. Hat doch eh ein jeder. Die Meisten stehen nur nicht dazu. S. 47[/zitat]
Ich sehne mich nach einem Ort der Ruhe"[/zitat]

Diese beiden Zitate hatte ich mir ebenfalls notiert. Letzteres deutet für mich auf eine Todessehnsucht hin.

Dieser Überfall wirkt auf mich erschreckend selbstverständlich. Er kam völlig unvorbereitet (nicht nur für Elisabeth) und erweckt in mir den Verdacht, dass Männer sich in dieser Zeit einfach genommen haben, wonach ihnen war. Und wenn frau zur falschen Zeit am falschen Ort war, hat sie Pech gehabt bzw. ihr Pech herausgefordert - selbst Schuld. Die zögerliche Reaktion des Polizeibeamten macht deutlich, dass solch eine Attacke bestenfalls als Kavaliersdelikt zu betrachten ist: Männer sind halt so, und wenn sie Soldaten sind und ihren Kopf fürs Vaterland hinhalten, genießen sie erst recht einen Sonderstatus. Das ist haarsträubend.

Es war Krieg, die Täter waren anscheinend Soldaten, denen hat man sicher sehr viel durchgehen lassen... Ob die Polizei da überhaupt Zugriff hatte? Sicher wollten sie keinen Ärger mit dem Militär.

Ist das so? Für mich ist die Frage, warum ihr damaliger Verlobter nicht ihr heutiger Ehemann ist, noch nicht geklärt. Vielleicht habe ich es aber auch überlesen.

Ich habe es so verstanden, dass der damalige Verlobte nicht mit der plötzlichen Entstellung klarkam. Er hat bei ihrem Anblick geweint. Ich vermute, sie hat ihn "freigegeben".
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.898
14.933
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Ich bin sehr gut in den Roman gestartet, allerdings lese ich ihn bisher mehr als Roman über eine sehr interessante Frau. In Elisabeths Leben gab es zwei Wendepunkte, die thematisiert werden: den Unfall und das Zusammentreffen mit Stephen Crane.

Die Verknüpfung der beiden Zeitebenen ist genial gelungen. Ich mag es, dass die Geschichte vom Mai 1900 in der Rückschau erzählt wird. Elisabeth hat nach der Begegnung mit Crane eine Entwicklung durchgemacht (S. 14). Nun, 1914, durch die Begegnung mit Leutnant Fischer, droht die Gefahr, dass sie sich zurückentwickelt. Sie beginnt, ihre vernarbte Gesichtshälfte wieder zu verstecken, was sie seit damals nicht mehr getan hatte.

Von Stephen Crane hatte ich bis zu diesem Roman leider noch nie etwas gehört, eine echte Bildungslücke, die ich nun schließen werde.

Eine Frage hätte ich an den Autor: Wie ist die Entscheidung für das Präsenz gefallen, gibt es dafür einen Grund? Ich frage ganz neutral. Manchmal mag es in Romanen nicht, weil es so vereinfachend wirkt, hier dagegen stört es mich nicht. Es ist aber schon eher ungewöhnlich, oder?

Ein Lob auch an den Verlag: Die Schriftgröße ist genial. Und das Cover gefällt mir auch. Wir sehen nur Cranes rechte Gesichtshälfte und das Porträt ist verpixelt. Elisabeth hat in der einen Woche, die er im Fieber in Badenweiler war, nicht alles über ihn erfahren, so erkläre ich es mir.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.484
50.085
49
bin noch ganz unentschlossen, ob ich mich vorab über Stephen Crane informieren soll oder ob ich den Roman
Ich bedaure es auch manchmal, dass ich den Inhalt der genannten Werke aus Cranes Feder nicht kenne. Besondere Rolle spielt da die Geschichte "das Monstrum/Monster".
(Ich meine im Herbst wird Pendragon eine entsprechende Geschichtensammlung von Stephen Crane herausbringen - das nützt uns jetzt aber noch nichts;))
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.553
24.665
49
66
Ich bedaure es auch manchmal, dass ich den Inhalt der genannten Werke aus Cranes Feder nicht kenne. Besondere Rolle spielt da die Geschichte "das Monstrum/Monster".
(Ich meine im Herbst wird Pendragon eine entsprechende Geschichtensammlung von Stephen Crane herausbringen - das nützt uns jetzt aber noch nichts;))
Ich habe in meinen Anthologien rumgesucht, ob ich irgendwo eine Geschichte von Stephen Crane finde. Habe aber nur „ Das blaue Hotel“ gefunden. Die Geschichtensammlung werde ich mir zulegen und ich freue mich schon auf die nächste Leserunde.
 
  • Stimme zu
Reaktionen: Literaturhexle

AndreasKo

Autor
27. Dezember 2020
60
145
17
59
Diesbezüglich hat mich die fast schon lieblose Beschreibung von ihr gewundert. Wenn sie über Mr. Crane spricht wirkt dies viel emotionaler auf mich. Bin gespannt,ob wir nochmehr über die Qualität der Beziehung erfahren. Gewundert hat mich auch, dass sie bei dem Vorfall der versuchten Vergewaltigung nicht zu ihrem Mann gegangen ist.
 

AndreasKo

Autor
27. Dezember 2020
60
145
17
59
Es ist eigentlich völlig gleich, ob man Crane nun als Literaten kennt oder nicht - für den Roman spielt es keien rolle. Den Grafen Almasy aus "Der englische Patient"... nun, den kennt auch kaum jemand. Völlig schnuppe.
In "Mr. Crane" regiert nicht die Vernunft, da regiert die Sehnsucht und das Leben, der Krieg und der Eros.