Ich bin mit dem ersten Lebeabschnitt schon durch. Das liegt vor allem daran, dass dieser Roman mich wirklich gleich gefesselt hat. Man merkt, dass die Autorin gut recherchiert hat und sie schafft es auch geschickt, dieses Wissen beiläufig und nicht lehrbuchartig einzuflechten. Chapeau!
Zum Inhalt der ersten drei Kapitel:
Im ersten Kapitel lernen wir die Familie Larcher kennen. Jean Larcher ist Buchbinder und betreibt eine recht gut laufende Werkstatt in Paris. Er stammt aus ärmlicheren Verhältnissen (sein Vater war Schumacher) und achtet daher sehr aufs Geld. Sein Sohn Nicolas legt ihm dies gern (wohl zu unrecht) als Geiz aus.
Zwischen Vater und Sohn schwelt ein Konflikt. Nicolas möchte gern etwas von der Welt sehen, lernen und seinen eigenen Weg finden. Jean hatte dagegen darauf gezählt, dass Nicolas (wie er selbst) Buchbinder wird und ihm im Geschäft hilft. Dazwischen steht Marianne (Jeans Frau und Nicolas Mutter), die versucht, nach besten Kräften zwischen den beiden zu vermitteln.
Die beschriebene Atmosphäre innerhalb der Familie Larcher hat mir gefallen. Marianne und Jean haben nicht aus Liebe, sondern der Mitgift wegen geheiratet. Dennoch bilden sie ein gutes Gespann und mögen sich offensichtlich. Ich habe es jedenfalls geglaubt.
Im zweiten Kapitel lernen wir Paul Damas kennen. Er ist Buchbindergeselle und will in Paris sein Glück finden (er scheint das Gegenstück zu Nicolas zu sein...). Als er den Laternenmann vom Place des Victoires kennenlernt, lernen wir mit ihm einiges über die gegenwärtige politische Lage und den regierenden König (Louis XIV). Den Platz habe ich mir im Internet einmal angeschaut. Die im Buch beschriebene Statue Louis XIV. wurde bei der Französischen Revolution entfernt. Jetzt steht dort eine Reiterstatue Louis des XIV.
Jedenfalls scheint Paul kein ganz schlechter Kerl zu sein. Er musste seine Heimatstadt zwar verlassen, weil er eine Affäre mit der Frau seines Meister hatte (das scheint ein wiederkehrender Charakterzug bei ihm zu sein). Er teilt aber auch sein letztes Geld mit dem Laternenmann und darf dafür in dessen Zimmer übernachten.
Im dritten Kapitel dürfen wir dem Lever des Königs beiwohnen - vom ersten Augenaufschlag, über den Toilettengang bis zur ersten Ratssitzung des Tages. Dabei erfahren wir alles Mögliche über seine recht komplizierten Familienverhältnisse. (Ich habe mir keinen Stammbaum gemalt, noch komme ich mit und notfalls hilft das Internet.)
Der König ist nicht mehr der Jüngste, er ist 51 und die Gicht plagt ihn. Außerdem ist er besorgt über ein Papier, das er erhalten hat und in dem ihm vorgeworfen wird, dass er am Niedergang Frankreichs schuld sei. Interessant fand ich, dass ihm das offensichtlich zu schaffen macht und er - der König - sich recht hilflos fühlt, da er seine Widersacher nicht offen dafür heranziehen kann. Auch die Macht eines Königs ist begrenzt. Jedenfalls machte er auf mich einen sehr menschlichen Eindruck. Ein interessante Sichtweise.
Mit den französischen Begriffen habe ich mich etwas schwer getan, da ich so gut wie kein Französisch kann. Dann habe ich entdeckt, dass die französischen Passagen am Ende des Buches übersetzt sind. Sehr nett!
Guter Start! Ich lese gespannt weiter.