1. Leseabschnitt: Kapitel 1 bis 20

MRO1975

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11. August 2018
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Rachman ist bei der Diskussion auf diesen Punkt auch näher eingegangen. Er meinte die Art, wie wir heute Ausnahmetalente wahrnehmen, hat sich deutlich geändert. In früheren Zeiten sah man einem Künstler aller Verfehlungen nach, wenn nur sein Schaffen außergewöhnlich war. Heute ist das nicht mehr zwingend so, zumindest nicht mehr in diesem Ausmaß. Wir erwarten auch von Ausnahmetalenten, dass sie sich an die Regeln halten. Als Vater ist Bear schlicht und ergreifend ein Unglück, ein Totalausfall. @Querleserin
Wirklich ein interessanter Punkt. Muss man auf Genies Rücksicht nehmen? Ich meine nicht. Evtl. nehmen Genies sich auch nur mehr heraus, weil es genug Leute gibt, die ihnen das nachsehen. Wenn für sie die gleichen Spielregeln wie für alle gelten würden, wären sie vllt. noch genialer. :)
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Hilter am Teutoburger Wald
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Bear ist ein großer Künstler, aber er ist auch ein großer Egoist. Er macht es sich in meinen Augen selber sehr einfach, indem er zu jeglicher Kritik im Prinzip sagt: Ja, ich bin da ein schlechter Vater/Ehemann/Mensch, aber ich bin Künstler und kann gar nicht anders. Schon erstaunlich, dass seine Kunst ihm anscheinend nicht genug Zeit und Muße lässt, um einen Tag mit seiner Tochter zu verbringen, aber genug für Ehebruch...

Ich sehe das wie Renie, ich finde Pinchs Kindheit nicht sehr glücklich, denn er wurde quasi erdrückt vom Ego seines Vaters.

MRO1975 sprach die Metapher mit der Steinpilzsauce an, und die passt auch in dieser Hinsicht perfekt: Bear kippt die Steinpilzsauce nicht nur über seinen ganzen Teller, sondern nimmt auch ALLE Sauce für sich selbst.

Das passt auf die Sauce, das passt auch auf die Kunst, denn seiner Frau und seinem Sohn lässt er keinen Raum für IHRE Kunst.

Ich glaube übrigens nicht, dass Bears Urteil, was das Bild seines Sohnes betrifft, unbedingt zu vertrauen ist. Ich vermute, dass da auch eine Rolle spielt, dass Pinch zu seinem Vater ziehen will, um zu malen – Bear hat aber gar keinen Platz in seinem Leben für Pinch. Ich habe Bear im Verdacht, die Hoffnungen seines Sohnes ganz bewusst zerstört zu haben, damit der dann auch den Wunsch aufgibt, zu ihm zu ziehen.

Ah, ich sehe gerade, dass Leseglück und Querleserin und andere da sehr ähnliche Gedanken hatten!

Ich finde schon, dass Pinch eine starke Motivation zur Kunst hat, er stürzt sich ja richtig auf die Lehrbücher und vergisst auch immer wieder die Zeit, wenn er malt, da wird dann gesagt, drei Stunden fühlen sich an wie drei Minuten. Und er malt ja nicht NUR Vergrößerungen.
 
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milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Ich habe, ehrlich gesagt, ein wenig gebraucht, um in die Geschichte und den Schreibstil einzufinden, aber der Roman kann mich von Seite zu Seite mehr fesseln.

Ich finde auch, dass Pinch keine leichte Kindheit hatte. Ich hoffe, er kann sich davon noch erholen. Bear ist mir mit seiner egomanischen Art zutiefst unsympathisch. Er ignoriert die Bedürfnisse seiner Familie komplett. Auch Natalie tut mir leid, denn sie wird entweder von Bear im Stich gelassen oder geht in seinem Schatten total unter.

Ansonsten kann ich mich euren Beobachtungen und Sichtweisen nur anschließen.