1. Leseabschnitt: Kapitel 1 bis 10 ( bis S. 76)

wal.li

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1. Mai 2014
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Ich habe mich mal an den ersten Abschnitt herangewagt. Die Einteilung nach Datum gefällt mir sehr gut.
Es geht schon sehr spannend los mit einem Mord an einer bekannten Schauspielerin, der so eigentlich nicht stattgefunden haben kann. Gleichzeitig wird man in die Zeit des zweiten Weltkrieges hineinversetzt. Die Familie Rubinstein hat gerade den Deportationsbefehl bekommen, entsetzlich, wie Menschen damals behandelt wurden. Erst wegen ihres Glaubens ausgegrenzt und dann wurde so getan als seien sie seelenlose Dinge. Isaak hat gleich ein schlechtes Gefühl, schließlich sind auch schon andere Juden nach "Verschickungen" nie wieder aufgetaucht. Er fasst sich ein Herz und versucht, sich und seine Familie zu verstecken. Zum Glück hilft ihm seine ehemalige Freundin Clara.
Ich finde es immer wieder sehr beklemmend, wenn ich Schilderungen über den zweiten Weltkrieg lese und die unsägliche Art mit der die Juden abgewertet wurden. Das hat die Autorin hier auch sehr gut und eindringlich dargestellt. Ich bin schon gespannt wie es weitergeht.
 

ElisabethBulitta

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8. November 2018
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Erst wegen ihres Glaubens ausgegrenzt und dann wurde so getan als seien sie seelenlose Dinge.

Das hatte nicht wirklich was mit dem Glauben zu tun. Vielleicht für den "kleinen Mann auf der Straße" (noch meine Oma hat gesagt, die Juden hätten unseren Herrgott ans Kreuz genagelt, was allerdings historisch Quatsch ist), aber die Alex Beer auf S. 15 schreibt: "Minderwertige, Volksverderber und Reichsfeinde" - im Prinzip war es eine "wissenschaftliche" Begründung. "Survival of the Fittest" - dem haben die Nazis u.a. nachgeholfen. Und zu denen, die diesen Prozess gestoppt haben, gehörten neben den Kranken und Behinderten auch die Juden. Es hat ja auch nichts genützt, zum christlichen Glauben zu konvertieren.

Jedenfalls gelingt es Alex Beer sehr gut, die Atmosphäre einzufangen. "Sie (also die Gestapo-Männer) hätten alles Mögliche sein können." (S. 9) - das macht das Grausame umso grausamer, weil die Nazischergen erschienen wie Menschen wie du und ich. Und schon das Eintreten dieser Männer ließ mir die Nackenhaare hochstehen.

In diesem ersten Leseabschnitt (und den ersten beiden Tagen des Romans) werden im Prinzip drei Szenerien gezeichnet: das Schicksal der Rubinsteins, der Mordfall an der Schauspielerin und das Schicksals Weissmanns.

Dass der Portier Hildebrandt verdächtigt wird, war mir gleich klar, da schwante mir schon Böses. Obwohl die "Befragungs-/Folterszene" jetzt an sich nicht allzu grausam geschildert ist, wurde mir doch schon wieder anders. Ich weiß, warum ich mit Büchern über diese Zeit oft Probleme habe, weil nämlich gerade die Nähe und somit das Reale so bedrückend sind.

Bade und Oberhausner werden wegen "Befangenheit" von dem Fall abgezogen. Mich würde es ja nicht wundern, wenn Nosske hinter dem Mord an Lotte Lanner steckte. Nun ja, man möchte den schönen Schein halt wahren.

Insgesamt hat mir dieser erste Leseabschnitt sehr gut gefallen und ich hoffe, dass es so bleibt.
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Bei mir dauert es noch ein bisschen, da ich gerade eine LR beende, aber vielleicht schaffe ich es auch heute noch das Buch zu beginnen. ;)
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Insgesamt hat mir dieser erste Leseabschnitt sehr gut gefallen und ich hoffe, dass es so bleibt.

Ich mochte die Bücher von Alex Beer, die im Wien der Zeit nsch dem 1. Weltkrieg spielen sehr. Das mag auch ein bisschen mit der Ortsverbundenheit zu tun haben, aber hier fehlt mir ein bisschen der atmosphärische Sog. Vielleicht weil das Thema, die Zeit schon viel häufiger verarbeitet wurde.

Aber selbstverständlich hoffe und bange ich mit Isaaks Familie. Der Leser hat ja den Nachteil, historisch zu wissen, was damals passiert ist.

Ich vermute stark, dass Nosske etwas zu verheimlichen hat.

Weissmann in einem Lazarettzug zu töten, ist geschickt. (nicht ganz neu, kennt ihr das Alphabethaus von Jussi Adler Olsen, da passiert etwas ähnliches...)

Ich bin jetzt sehr gespannt, wie sich Isaak als Weissmann machen wird!
 

Amena25

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23. Oktober 2016
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Dieser erste Abschnitt ist sehr beklemmend, mit der Geschichte der Familie Rubinstein, mit Isaak persönlicher Entscheidung, nicht mit seiner damaligen Freundin zu fliehen, sondern bei der Familie zu bleiben. Ausgerechnet Clara ist jetzt die einzige, die der Familie hilft. Wie sie allerdings Isaak in die Rolle Weissmanns drängt, finde ich ziemlich beängstigend. Auch wenn sie ihn ja gut kennt, kann sie nicht wissen, ob er nicht völlig von der Situation überfordert ist und sich verrät. Aber dadurch baut die Autorin natürlich sehr geschickt einen Spannungsbogen auf.
Die Darstellung von Nosske und den anderen SS-Leuten kommt mir etwas klischeehaft vor. Aber vielleicht haben sich ja auch viele an diese Rolle gehalten.
Insgesamt gefällt mir das Buch aber bisher sehr gut.
 

Xanaka

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12. Juli 2015
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[QUOTE="ElisabethBulitta, post: 70043, member: 2321"

Jedenfalls gelingt es Alex Beer sehr gut, die Atmosphäre einzufangen. "Sie (also die Gestapo-Männer) hätten alles Mögliche sein können." (S. 9) - das macht das Grausame umso grausamer, weil die Nazischergen erschienen wie Menschen wie du und ich. Und schon das Eintreten dieser Männer ließ mir die Nackenhaare hochstehen.[/QUOTE]

Ja der Einstieg und das Einfangen der bedrohlichen Atmosphäre kommt besonders gut rüber. Man kann beim Lesen die Bedrohung förmlich spüren.
 
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Xanaka

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12. Juli 2015
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Ich finde die Autorin hat es uns mit dem Einstieg in das Buch sehr leicht gemacht. Es hat nicht lang gedauert und schon kannte man bereits die wirklich wichtigen Figuren und vor allem welche Rolle sie spielen.

Der Mord an der Schauspielerin ist grausam, abschreckend aber eben auch sehr merkwürdig. Vom Gefühl her würde ich meinen, dass Nosske auf jeden Fall für ihren Tod verantwortlich ist. Alles deutet auf ihn hin und wahrscheinlich ist er vom Charakter her auch jähzornig. Da rutscht dann eben mal schnell die Hand aus. Gerade in der damaligen Zeit war ein Menschenleben eben nicht viel wert. Aber nun hat es eben die angesehene Schauspielerin erwischt und da muss Nosske sehen, wie er am besten sauber aus der Sache herauskommt. Seine beiden Kumpels tun auf jeden Fall um den größten Schaden von ihm abzuwenden.

Durch den geplanten Einsatz des Sonderermittlers bekommt der Fall noch einmal eine völlig neue Bedeutung. Leider wird der wohl in Nürnberg nicht mehr ankommen. Ich bin ja mal gespannt, wer das geplant und eingefädelt hat.

Und für Isaak und seine Familie hoffe ich einfach mal das Beste. Obwohl ich es schon verstörend fand, dass Rebekka erst einmal voller Misstrauen gegenüber Clara war. Was hätten sie denn zu verlieren gehabt. Aber wahrscheinlich war ihnen damals die Gefahr nicht so bewußt.

Ich bin gespannt, wie es weitergeht und vor allem, welche Rolle Isaak in der Geschichte bekommen wird.
 

Bibliomarie

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Schon nach wenigen Seiten hat es mich gepackt. Ich finde die Atmosphäre von Angst und Hoffnungslosigkeit gut getroffen. Die Rubinsteins und auch die anderen Bewohner des Judenhauses müssten ja inzwischen ahnen, wohin die Reise gehen soll, aber das kann man gar nicht an sich heranlassen, wenn man nicht völlig verrückt werden möchte.
Ich finde es mutig, was Isaac auf sich nehmen wird um seine Eltern und die Schwester mit den Kindern in Sicherheit zu bringen. Schon einmal hat er seine persönliche Neigung zurückgestellt um ihnen Schutz zu geben.

Der Mord an der Lanner ist ein richtiges Looked Room Rätsel. Eigentlich kann es nur Nosske gewesen sein, aber da hätte ich eher auf einen tödlichen Schlag getippt und nicht auf eine durchgeschnittene Kehle.
Jetzt muss der arme Hildebrandt dafür büßen.

Das Untergrund Netzwerk funktioniert aber rasch und effizient, der Ermittler wird im Zug unschädlich gemacht.

Ich finde die Geschichte bisher sehr spannend und auch ein wenig mysteriös.
 
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Bibliomarie

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Ich finde es immer wieder sehr beklemmend, wenn ich Schilderungen über den zweiten Weltkrieg lese und die unsägliche Art mit der die Juden abgewertet wurden. Das hat die Autorin hier auch sehr gut und eindringlich dargestellt. Ich bin schon gespannt wie es weitergeht.

Das geht mir auch immer so, egal ob im Roman, Krimi oder im historischen Sachbuch. Man ist durch die persönlichen Schicksale ganz nah dran.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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aber die Alex Beer auf S. 15 schreibt: "Minderwertige, Volksverderber und Reichsfeinde" -QUOTE]

Wobei es dann auch noch für Jeden möglich war, unliebsame Mitmenschen in einer der Kategorien zu denunzieren. Hatte er noch ein Pöstchen in der Maschinerie ging es noch leichter.
 

claudi-1963

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So nun endlich habe ich auch mal den ersten Abschnitt gelesen. Bisher gefällt mir das Buch sehr gut. Alex Beer nimmt mich sehr gut in die Zeit des Nationalsozialismus mit. Ich kann mich unheimlich gut in die Ängste von Isaak hineinversetzen, der sich für seine Familie einsetzt das er deshalb sogar seine Freundin Clara verlässt. Auch die Machenschaften der SS und wie sie mit ihren Gefangenen umgehen, erscheint mir gut dargestellt. Durch die recht große Schrift und die kurzen Kapitel, lässt sich das Buch auch gut lesen.

Clara war mir erst etwas unsympathisch, wie sie da Isaak in seiner Not um seine Familie behandelt hat, aber ich glaube sie scheint doch noch was für ihn zu empfinden. Den warum sonst sollte sie sich in solche Gefahr begeben und nun doch Isaaks Familie in Sicherheit bringen? Nur schlecht das Isaak nun alleine sich durchschlagen muss. Aber wer weiß, vielleicht ist sein Weg sogar der bessere?

Der Tod der Schauspielerin ist bisher noch recht merkwürdig, war es dieser Nosske oder doch jemand anderes?
Das sie diesen Hildebrandt nun dafür drankriegen wollen, finde ich recht glaubhaft dargestellt. Und es tut mir auch wahrlich leid, zu sehen wie sie dem Armen zusetzen, aber das er es war glaube ich weniger.

Ich frage mich wer die Flugblätter gedruckt hat und so viel Mut hatte sie unters Volk zu bringen. Ob derjenige wohl den Mord gesehen hat?
 
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Obwohl ich es schon verstörend fand, dass Rebekka erst einmal voller Misstrauen gegenüber Clara war.
Also ich muss ehrlich sagen, ich wäre damasl auch misstrauisch gewesen. Es gab genug Deutsche die erst den Juden geholfen haben und sie danach doch verraten haben. Deshalb kann ich Rebekkas Misstrauen gut nachvollziehen. Anderseits was haben sie zu verlieren, sie erwartet ansonsten eh nur der Tod.
 

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Clara war mir erst etwas unsympathisch, wie sie da Isaak in seiner Not um seine Familie behandelt hat, aber ich glaube sie scheint doch noch was für ihn zu empfinden.

Er hat sie verlassen und bittet nun um Hilfe, dass sie nicht vor Freude jubelt, kann ich verstehen. Aber sie riskiert sehr viel für seine Familie und dafür will sie eine Gegenleistung.
 
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claudi-1963

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Er hat sie verlassen und bittet nun um Hilfe, dass sie nicht vor Freude jubelt, kann ich verstehen. Aber sie riskiert sehr viel für seine Familie und dafür will sie eine Gegenleistung.
Das ist schon klar das sie da nicht begeistert ist, aber sie ist ja schon von Beginn an sehr komisch. Und das er sie verlassen hat, hat er ja für sie getan, den Mischbeziehungen und Ehen waren zu der Zeit ganz schlecht.
 

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Also ich muss ehrlich sagen, ich wäre damasl auch misstrauisch gewesen. Es gab genug Deutsche die erst den Juden geholfen haben und sie danach doch verraten haben. Deshalb kann ich Rebekkas Misstrauen gut nachvollziehen. Anderseits was haben sie zu verlieren, sie erwartet ansonsten eh nur der Tod.

Rebekka war nicht nur misstrauisch, sie hat die Beziehung zu Clara missbilligt, deshalb auch diese spürbare Abneigung.
 

Bibliomarie

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Was bitte ist ein Looked-Room- Mystery? Das lese ich hier zum ersten Mal und kann nichts damit anfangen.

Das Geheimnis des verschlossenen Raums. Bei klassischen Krimis aus dem angelsächsischen Sprachraum ein gern gewähltes Genre. Das Verbrechen/Mord war im Grunde nicht möglich, da der Raum z.B. von innen verschlossen war und es keine anderen Ausgänge gibt. S.S. van Dine und J. Carr waren Spezialisten dafür, aber auch Poe. Natürlich gibt es dann noch eine realistische Erklärung.
 
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