1. Leseabschnitt: Kapitel 1-4 (Beginn bis Seite 93)

Eulenhaus

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13. Juni 2022
321
1.502
44
Haruf‘s Geschichte erzählt, beginnend um die Jahrhundertwende, über mehrere Generationen von den Farmerfamilien Goudnough und Roscoe, die in der Prärie Colorados leben. Der Ich-Erzähler Sanders berichtet in teils derber Sprache über die dominierende Hauptfigur Roy und den Menschen, die mit ihm leben. Roy zieht mit seiner für die Landwirtschaft viel zu zarten Frau Ada in den Westen. In der kargen Gegend ohne Bäume sind die Sommer gnadenlos heiß und die Schneestürme im Winter unbarmherzig. Die landwirtschaftlichen Arbeitsabläufe, von Haruf sehr gut recherchiert, beschreibt er detailgetreu. Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und kenne die schwere, andauernde Arbeit noch in den 60/70er Jahren. Die schwere Handarbeit auf der Farm ist mit der heutigen Landwirtschaft nicht zu vergleichen.
Die Kinder Edith und Lyman werden mit Hilfe der alleinerziehenden Nachbarin, einer Pfeife rauchenden Halb-Cheyenne, geboren. Für Roy sind die Roscoes wegen ihrer indigenen Wurzeln minderwertig.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
4.295
10.432
49
49
Puh, die Schicksale der Hauptpersonen in Harufs Romanen waren ja immer hart, doch hier kommt es mir sehr krass vor. Die Einöde, mir war gar nicht klar, dass die Gegend um Holt so karg und so trocken ist, die Anstrengung dem Boden etwas abzugewinnen. Roy als Ehemann und Vater zu haben ist ebenfalls eine Strafe. Mir drängt sich die Frage auf, ob Edith, die mit dem Schuld des Vaters etwas zu tun haben könnte, denn sie scheint ja etwas schwerwiegenderes begangen zu haben, wenn sie mit 80 Jahren, obendrein krank, dem Richter vorgeführt werden soll.
Bei den anderen Romanes fühlte es sich an wie ein Besuch bei einem guten Bekannten, hier ist es diesmal nicht so, ich komme aus dem Gefühl der. Betroffenheit gar nicht heraus. Die Handlung ist interessant, aber den Zauber, der sonst meist durchblitzte hat sich bisher noch nicht eingestellt.
 

Eulenhaus

Aktives Mitglied
13. Juni 2022
321
1.502
44
Mit 42 Jahren stirbt die Mutter. Der Vater zwingt die 17jährige Edith, die ganze Verantwortung zu übernehmen. Im darauffolgenden Jahr kommt es zu dem tragischen Unfall mit der Mähmaschine. Für zartbesaitete Gemüter ist die ausführliche Beschreibung nicht zu empfehlen. Roy wird arbeitsunfähig und noch herrischer und unerträglicher als vorher. Edith und Lyman sind Gefangene des Vaters und der Farm. Sie können das Band, das sie an ihr Zuhause bindet, nicht durchtrennen.
Mit 25 Jahren versucht die hübsche, aufgeweckte Edith auszubrechen. Sie freundet sich mit John an. Im Gegensatz zum harten, rauen Ton des Vaters findet Haruf Worte für eine gefühlvolle, romantische Liebesgeschichte.
Brutal beendet Roy die junge Liebe. Er verstümmelt seine Hand noch weiter, beschimpft John als Halbblut und Bastard, wieder diese Ausgrenzung.
 

pengulina

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22. November 2022
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Das ist der erste Roman von Haruf, den ich lese, bisher kannte ich nur den einen Film. Die Beschreibung des Unfalls finde ich sehr gelungen, sie erzeugt einen regelrechten Sog, die Panik ist regelrecht zu spüren. Auch die Romanze zwischen John und Edith finde ich gut beschrieben. Mal sehen, wie es weitergeht.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Es beginnt in der Gegenwart des Ich- Erzählers.
Eine achtzigjährige Frau liegt im Krankenhaus, doch sobald es ihr etwas besser geht, wird ihr der Prozess gemacht werden.
Da ist man doch gleich gespannt, was diese Frau getan haben soll. Aber die Sympathie des Erzählers ist auf ihrer Seite.
Denn dem Reporter, der ihn bedrängt, will er nichts sagen.
Stattdessen erzählt er uns Lesern die Geschichte und holt dazu weit aus:
Wie es damals , 1896 war, als Roy und Ada hierher kamen auf der Suche nach eigenem Land. Holt war noch nicht die Stadt, wie wir sie später aus Kent Harufs Büchern kennenlernen sollen.
Das Land ist karg, der Boden wenig fruchtbar. Es ist ein hartes Stück Arbeit, dem Boden etwas abzuringen. Roy ist ein sturer Mensch und für Ada ist es schwer, sich hier einzuleben. Zum Glück bekommt sie etwas Hilfe von der Nachbarsfrau, eine Halb- Cheyenne. Die lebt dort mit ihrem sechsjährigen Sohn John, der, wie wir später erfahren werden, der Vater des Ich- Erzählers ist.
Zwei Kinder kommen zur Welt, Edith und zwei Jahre später Lyman.
Schon früh müssen die Kinder mithelfen auf der Farm. Das ist nicht ungewöhnlich.
Ada schrumpft äußerlich und innerlich neben ihrem hartherzigen Mann, mit Anfang Vierzig stirbt sie. Nicht einmal ihren letzten Wunsch, in der alten Heimat beerdigt zu werden, erfüllt ihr Mann.
Für die Kinder wird es noch schlimmer, v.a. für Edith, die nun auch noch die Aufgaben ihrer Mutter erfüllen muss.
Dann geschieht der schreckliche Unfall, bei dem Roy fast alle Finger verliert. Doch man hat kein Mitleid mit diesem Mann, so wenig wie der Erzähler.
Nun sitzen Edith und Lyman noch mehr in der Falle. Den verkrüppelten Vater mit seiner Arbeit alleinlassen, das geht nicht.
Haruf zeigt auf, wie wenig Fluchtmöglichkeiten oder Ablenkungen Landkinder zu dieser Zeit hatten. Keine und keine Zerstreuung, keine Freude.
Er beschreibt sehr genau, was für Arbeiten täglich anfallen und wie wenig idyllisch die sind.
Edith scheint trotzdem eine aufgeschlossene junge Frau gewesen zu sein. Lyman ist wie ein geprügelter Hund, verkriecht sich in sich selbst.
Der Vater ist ein brutaler Despot, sich gegen ihn aufzulehnen , ist beinahe unmöglich.
Als er mitbekommt, dass Edith und John sich näher gekommen sind, greift er zu einer radikalen Maßnahme. Er hackt sich den letzten verbliebenen Finger ab, um Edith noch stärker an den Hof zu binden. Edith hat verstanden. Sie hat keine Möglichkeit, von zuhause wegzukommen, sich ein eigenes Leben mit Mann und Kinder aufzubauen. Sie ist bis an dessen Tod an den Vater gebunden.
 
Zuletzt bearbeitet:

RuLeka

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30. Januar 2018
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teils derber Sprache
Es ist die Sprache der Menschen, die er beschreibt.
Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und kenne die schwere, andauernde Arbeit noch in den 60/70er Jahren. Die schwere Handarbeit auf der Farm ist mit der heutigen Landwirtschaft nicht zu vergleichen.
Wir können uns das heute kaum mehr vorstellen.
Bei den anderen Romanes fühlte es sich an wie ein Besuch bei einem guten Bekannten, hier ist es diesmal nicht so,
So Menschen wie Roy möchte man nicht kennen. Aber es gibt doch auch positive Figuren. Aber ja, die Welt hier ist uns fremd.
Obwohl die Roscoes bedingungslos helfen
Er nimmt die Hilfe nur widerwillig an.
Indigene stehen in der Hierarchie auch unter den ärmsten Weißen.
Für zartbesaitete Gemüter ist die ausführliche Beschreibung nicht zu empfehlen.
Aber um die Härte des Lebens und auch der Figur zu verstehen, war die Beschreibung notwendig.
Im Gegensatz zum harten, rauen Ton des Vaters findet Haruf Worte für eine gefühlvolle, romantische Liebesgeschichte.
Genauso muss es sich für Edith angefühlt haben. Hier endlich mal Liebe zu finden und gezeigt zu bekommen ist eine ganz neue Erfahrung für sie.
aber sooo reißerisch hätte es Haruf auch nicht ausdrücken müssen
Ich habe die Szene nicht als reißerisch empfunden, sondern als sehr realistisch.
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Also die Erlebnisse, die wir hier im ersten Abschnitt lesen sind schon heftig. Irgendwie kann ich Ada verstehen, das sie es in dem damaligen Holt nicht ausgehalten hat. Sicherlich weil sie recht einsam war und weil Roy ja schon ein ganz schöner Griesgram ist. Das sie dann so jung sterben musste lag bestimmt auch an ihrem Heimweh und der schlechten Versorgung zu dieser Zeit.

Bei dem Unfall dachte ich erst, hoffentlich trifft es nicht Lyman. Aber, das Roy dann fast alle Finger verliert, das ist wirklich krass. Schon allein die Vorstellung immer auf andere angewiesen zu sein ist schlimm. Das er nun noch verbitterter wird und seine Kinder noch mehr herumscheucht da war ich mir sicher.

Die beiden tun mir echt leid, so ein Leben haben sie eigentlich nicht verdient. Roy ist auch wirklich egoistisch, was er beweist als er sich noch seinen letzten Finger abhackt.
Ich wüsste nicht, ob ich nicht trotzdem weggegangen wäre und ihm seinem Schicksal überlassen hätte. Aber Edith scheint ein wirklich guter Mensch zu sein, sie könnte das nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren.
Doch die Vorstellung so jemanden wie Roy über 30 Jahre ertragen zu müssen ist schon heftig. Zumal er ihr auch noch vorschreibt mit wem sie sich treffen darf und mit wem nicht.
Das nun ausgerechnet diese Edith ihren Bruder umgebracht haben soll, kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Allerdings denke ich auch, das über 30 Jahre so ein Leben zu führen einen Menschen verändert. Vielleicht auch Edith, wer weiß?
Trotzdem glaube ich nicht so recht, das sie es gewesen sein soll.

Was ich etwas eigenartig finde, zum arbeiten war John immer recht für Roy, aber wenn es um Edith geht dann weigert er sich vehement dagegen. Ich glaube Roy ist jemand, dem man es nie recht machen kann und der das Wort Liebe nicht kennt.

Das scheint diesmal eine ganz andere Darstelleung von Holt zu sein wie bei den letzten Büchern. Allerdings gefällt es mir auch mal die Anfänge dieser Stadt mitzuerleben.
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Nicht einmal ihren letzten Wunsch, in der alten Heimat beerdigt zu werden, erfüllt ihr Mann.
Das fand ich auch sehr schade, das er nicht einmal nach ihrem Tod auf den Wunsch einging. Selbst hier ist er noch egoistisch und sagt, das er sie hier haben möchte.
Als er mitbekommt, dass Edith und John sich näher gekommen sind, greift er zu einer radikalen Maßnahme. Er hackt sich den letzten verbliebenen Finger ab, um Edith noch stärker an den Hof zu binden.
Diese Szene war für mich total irrsinnig, den dadurch wird er ja noch unselbstständiger. Klar für ihn war nur wichtig, das er damit Edith ans Haus bindet. Aber sie hätte auch durchaus anders reagieren können, im Grunde war es ein Risiko von ihm.
Wohl wahr, aber sooo reißerisch hätte es Haruf auch nicht ausdrücken müssen ;). Ist glaube ich auch die "wortgewaltigste" Szene, die ich von ihm kenne.
Also ich fand das gar nicht reißerisch, sondern man konnte es sich dadurch viel besser vorstellen wie geschockt im Grunde alle von dem Unfall waren. Ich glaube, da hatte noch keiner daran gedacht was das alles für Konsequenzen nachzieht. War er schon zuvor ein Tyrann, wurde er es nach dem Unfall noch mehr.
Leider, doch ich befürchte fast, dass er damit nicht der einzige war. Ich vermute stark, dass das zu der Zeit bei vielen der Fall war. Obwohl die Roscoes bedingungslos helfen ändert er seine Meinung nicht
Ich denke auch, das da Roy nur einer von vielen war. Denn gerade zu der Zeit waren die Indianer ja bei allen Weißen schlecht angesehen.
Puh, die Schicksale der Hauptpersonen in Harufs Romanen waren ja immer hart, doch hier kommt es mir sehr krass vor.
Ich finde auch, das er es dieses Mal noch krasser beschreibt wie bei seinen anderen Büchern. Wobei ich leider nur 2 von ihm kenne und bei den anderen nicht dabei war, da kannte ich den Autor noch nicht. Aber ich mag seine Beschreibungen und mit wie viel Engagement er die Menschen beschreibt.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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66
Igitt, die Szene mit dem melken und der Nachgeburt - sehr romantische Beschreibung ha ha ha. Mein Sohn will Landwirt werden :think:rofl. Okay, beim melken etc. hat sich in den vergangenen 100 Jahren auch einiges gewandelt (denke ich), so dass es so schlimm wahrscheinlich nicht mehr ist :cool:.
Dann lass ihn das Buch mal lieber nicht lesen.
 

Lesehorizont

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29. März 2022
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Mainz
Ich bin nun mit dem ersten Abschnitt durch. Leider hat mich das Buch noch nicht so richtig gepackt.
Ich war und bin neugierig, welche Schuld die 80 jährige Edith auf sich geladen hat, dass ein Prozess auf sie wartet, sobald sie genesen ist.
Haruf holt weit aus, um sich dann vermutlich Schritt für Schritt der Beantwortung dieser Frage anzunähern.
Wir lesen über das Leben zur Zeit rund um die Jahrhundertwende in der Stadt Holt. Es war keine leichte Zeit für die Farmer. Für Ada kommt hinzu, dass Roy nicht leicht ist. Als sie früh stirbt, bemüht sich dieser nicht einmal ihr, letzte Wünsche zu erfüllen. Das sagt doch alles aus.
Der Unfall, bei dem Roy nahezu alle Finger verliert, verschärft die Sitation insbesondere für Edith. Sie kann es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren, sich für John zu entscheiden und fortzugehen. Roy heißt die Verbindung ohnehin nicht gut und nutzt den Unfall, um die Kinder und insbesondere Edith stärker an sich zu binden, ein Widerling.
Harufs Beschreibungen würde ich als authentisch einstufen.
Ich lese neugierig weiter und bin gespannt, wie der Bogen in die Gegenwart geschlagen wird.
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Igitt, die Szene mit dem melken und der Nachgeburt - sehr romantische Beschreibung ha ha ha. Mein Sohn will Landwirt werden :think:rofl. Okay, beim melken etc. hat sich in den vergangenen 100 Jahren auch einiges gewandelt (denke ich), so dass es so schlimm wahrscheinlich nicht mehr ist :cool:.
Stimmt, das dachte ich auch sofort, wie gut es ist das man heute nicht mehr so melken muss. Ich konnte da Ediths Übelkeit gut nachvollziehen, den oft ist ja schon der Geruch im Stall nicht gerade angenehm.
 

claudi-1963

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29. November 2015
2.965
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Ich war und bin neugierig, welche Schuld die 80 jährige Edith auf sich geladen hat, dass ein Prozess auf sie wartet, sobald sie genesen ist.
Haruf holt weit aus, um sich dann vermutlich Schritt für Schritt der Beantwortung dieser Frage anzunähern.
Ich denke, das macht er damit man sich besser in Edith hineinversetzen kann. Er holt da immer gerne etwas aus, aber ich finde das auch gut.
 

Federfee

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13. Januar 2023
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Es beginnt mit einer Art Rahmengeschichte, sehr geschickt, denn der Leser wird durch einen Ich-Erzähler gleich dazu gebracht, Sympathie für die schon so alte Edith Goodnough zu empfinden, obwohl sie anscheinend ihren Bruder umgebracht hat (?). Der Autor stellt es erst mal so dar, dass Unsicherheit besteht. Und wir empfinden Mitleid: sie liegt im Krankenhaus, ist stark abgemagert und es soll ihr 'der Prozess gemacht' werden. Das klingt martialisch, zumal auch von Handschellen die Rede ist.​

Der Ich-Erzähler ist ein Nachbar, Sanders Roscoe, anscheinend der Enkel einer Halb-Cheyenne. Er mag Edith, das merkt man gleich und als ein Reporter kommt und ihn ungeschickt ausfragen will, reagiert er wütend und sarkastisch und mit bitterbösen Beschimpfungen.

Diese Journalisten-Aufdringlichkeit soll der Auslöser sein, weshalb der Ich-Erzähler-Nachbar uns ihre Geschichte erzählt. Er spricht uns als Leser zwischendurch auch immer wieder an, gibt zu, dass er nicht alles weiß, sondern den Rest vermutet. Dann erzählt er in teils geraffter Erzählweise das Leben der Eltern Goodnough und ihrer beiden Kinder Edith und Lyman und in sehr ausufernder Ausführlichkeit die schwere Arbeit auf der Farm.

Das wird erst richtig schlimm, als der Vater einen schwerwiegenden Unfall hat und fortan nicht mehr arbeiten kann. Es erscheint mir unglaublich, wie viel ein Mensch schuften kann und wie schwer. Es wird aufgezählt, was Edith alles macht und wie eklig es z.B. beim Kühemelken vor sich geht. Auch der Bruder Lyman muss hart arbeiten und dabei ertragen, dass der Vater ihn nur herumkommandiert, geradezu erniedrigt und er kein bisschen eigenständig arbeiten darf. Hätte Edith und Lyman nicht mal aufmucken können? Für ihr eigenes Wohl zumindest protestieren müssen?

Edith und John Roscoe werden ein Liebespaar; er will sie heiraten, aber sie fühlt sich dem Vater und dem Bruder verpflichtet. Der Vater ist ein unglaubliches Ekel und beschimpft sie in übelster Weise. Er hackt sich auch noch den restlichen kleinen Finger ab, damit Edith nicht weg kann. Schockierend! Bitterböse!

Allerdings kann ich es nicht nachvollziehen, dass Edith und Lyman sich so fügen. Sie hätten ja weiter für den Vater sorgen können, sich aber auch um ihr eigenes Leben kümmern sollen, ja sogar müssen.​
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Allerdings kann ich es nicht nachvollziehen, dass Edith und Lyman sich so fügen. Sie hätten ja weiter für den Vater sorgen können, sich aber auch um ihr eigenes Leben kümmern sollen, ja sogar müssen
Das erscheint uns heute schwer vorstellbar. Aber erstens hat man sich damals seltener gegen die Wünsche der Eltern aufgelehnt. Und zweitens: Wie hätte das konkret aussehen sollen. Klar, Edith hätte den Vater zu sich holen können. Der hätte aber nie seine Farm aufgegeben. So nebenbei zwei Farmen bewirtschaften? Schwer vorstellbar. Edith hätte Kinder bekommen, um die sie sich hätte kümmern müssen. Die Arbeit war vorher schon kaum zu bewältigen. Und dieser Vater im Hintergrund wäre eine ständige Belastung für die Ehe gewesen. Lyman mit dem Vater allein lassen. Das hätte der nie gepackt. Edith hat wahrscheinlich alle Alternativen im Kopf durchgespielt und ihre Entscheidung getroffen.
Heute wäre Roy in ein Pflegeheim gekommen und ab und zu besucht worden.