Liebe Leserunde! Ich habe hier eine verspätete Punktlandung mit dem Buch, inzwischen habe ich es mir nämlich privat besorgt und heute den ersten LA gelesen.
Die Rezensionen zu lesen habe ich mir erstmal verkniffen, aber natürlich gesehen, dass die meisten von euch doch recht hoch bepünkteln ... Ich bin gespannt.
Den Ansatz mit den verschiedenen Interviews finde ich sehr interessant, auch die verschiedenen Erzählstimmen gefallen mir. Sabine gefällt mir besonders, ich mag den leicht rotzigen Tonfall, den sie oft anschlägt.
Till (den ich ... hm, angeberisch finde) ist von der Unschuld seines Freundes überzeugt oder gibt das jedenfalls an; für Sebastian gilt (wenn ich es richtig deute) dasselbe, Benjamin weiß es nicht. Emilia gibt sich sehr vorsichtig und Sabine - das finde ich am interessantesten: in ihrem ersten Statement sagt sie: "soll er doch in seiner Zelle ... verrotten". Es scheint so, dass sie zwar an die Unschuld ihres Freundes glauben möchte, ihm aber jedenfalls übel nimmt, dass er sie in diese Situation gebracht hat.
Ich erwarte keinen klassischen Krimi. Wenn am Ende immer noch unklar ist, ob der Verurteilte den Mord begangen hat, würde mich das nicht wundern.
Dass "der Gefangene" keinen Namen hat, nervt mich übrigens ein wenig. Ich hoffe, Poschenrieder hat dafür einen guten Grund, der sich noch erschließen wird?
ps. Ich habe schon oft gehört, dass in Deutschland fast alle Morde aufgeklärt werden. Bei solchen Statistiken muss man allerdings immer beachten: dass jemand für den Mord verurteilt wird, bedeutet nicht immer zwingend "aufgeklärt". So ist im Mordfall Weimar von 1986, der uns damals, als es passierte, sehr beschäftigt hat, jetzt viele Jahre später plötzlich eine neue Spur aufgetaucht, die wieder Zweifel aufwirft. Von einem hundertprozentig aufgeklärten Mord kann man wohl nur sprechen, wenn man ein (glaubhaftes!) Geständnis vorliegen hat.
Umgekehrt dürfte es aber auch Morde geben, bei denen der Täter bekannt ist, aber nicht verurteilt werden kann, weil falsche Alibis gegeben werden, im Bandenmilieu vor allem.