So. Mein Buch ist am Samstag endlich auch eingetrudelt. Es kann losgehen.
Viele Eindrücke teile ich natürlich mit euch.
Zunächst einmal sind die Veränderungen, die die Taliban vornehmen, für uns unglaublich: getrennte Krankenhäuser, Mädchen dürfen nicht mehr zur Schule. Christen werden gekreuzigt. Welch eine havarierte Welt! der Überbringer der schlechten Nachricht war natürlich ein konvertierter Deutscher - das hatte für mich ein Gschmäckle.
Dass der Schleuser aktiv Menschen anspricht, ist mir auch neu, macht aber auch Sinn: Er pickt sich Menschen heraus, die über en gutes Einkommen verfügen und überhaupt materiell in der Lage sind, die sicherlich horrenden Gebühren zu bezahlen... Denen macht er Angst - ein Geschäftsmodell.
Der Schreibstil hat mich sofort mitgenommen, ich habe keine störenden Elemente wahrgenommen, auch kein störendes und, und... Im Gegenteil lesen sich manche Stellen besonders spannend, vermutlich fällt das zusammen.
Die schönen Textstellen und Metaphern werden sehr stimmig und keinesfalls übertrieben eingefügt.
Man kann die Ambivalenz Farouks sehr gut nachempfinden: Einerseits führt er eine einigermaßen gleichberechtigte Ehe, andererseits will er als Mann aber auch der Macher, der Entscheider, sein. Insofern müsste es ihn entlasten, als Martha ihm Absolution erteilt: "Farouk, mein Liebster, das hier ist immer noch besser, als untätig herumzusitzen und auf den Tod zu warten".
Dass er den Tod seiner Familie nicht wahrhaben will, kann ich nachvollziehen. Dass er den Leuten, die seinen Asylantrag bearbeiten, allerdings Märchen erzählt (und in Folge wohl auch für einen Lügner gehalten wird), empfinde ich als übertrieben. Geben tut es in einer solchen Extremsituation wohl viele Verhaltensweisen, die man verstandesmäßig nicht erfassen kann.