1. Leseabschnitt: Erster Teil bis einschließlich Sechstes Kapitel

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Man kann sich einen guten Eindruck vom Schauplatz verschaffen, wenn man bei Google Maps "Gabilan Range" eingibt und soweit verkleinert, dass die Monterey-Bucht und Moss Landing im Nordwesten erkennbar sind. Der mehrfach erwähnte Salinas-Fluss zieht sich zwischen zwei Gebirgszügen entlang. Im Südosten liegen King City und San Ardo, laut Steinbeck unfruchtbares Land, wo sich ärmere Familien ansiedeln. Östlich von King City sind die Hamiltons zu Hause, eine vielköpfige Familie mit Samuel Hamilton als Oberhaupt. Letzterer ist offenbar vielseitig interessiert und gebildet, auch geschickt, bringt es aber nie zu Reichtümern, von seinen Ideen profitieren immer die anderen.

Im Mittelpunkt steht aber zunächst die Familie Trask mit den Halbbrüdern Adam und Charles. Bereits in ihrer Kindheit zeichnet sich ab, was später Hauptthema des Romans sein wird, das Ringen zweier Brüder um die Zuneigung des Vaters.

Die Welt in "Jenseits von Eden" ist eine Männerwelt, daran lässt Steinbeck keinen Zweifel. Männer steuern das Geschehen, Frauen existieren nur zu ihrer Unterstützung (putzen, kochen, ein Heim schaffen, Kinder gebären). Die Söhne der Hamiltons werden jeder eingehend vorgestellt, die "dazwischen eingestreuten" Töchter in wenigen Zeilen abgehandelt, und im Umfeld der Trasks gibt es überhaupt keine Frauen außer gelegentlichen Putzfrauen ("schlampigen Weibsbildern") und Prostituierten.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Man kann sich einen guten Eindruck vom Schauplatz verschaffen, wenn man bei Google Maps "Gabilan Range" eingibt und soweit verkleinert, dass die Monterey-Bucht und Moss Landing im Nordwesten erkennbar sind. Der mehrfach erwähnte Salinas-Fluss zieht sich zwischen zwei Gebirgszügen entlang. Im Südosten liegen King City und San Ardo, laut Steinbeck unfruchtbares Land, wo sich ärmere Familien ansiedeln. Östlich von King City sind die Hamiltons zu Hause,
Vielen Dank für den Hinweis.
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Essen
Ich bin fertig mit dem ersten LA und habe meine Furcht vor dem dicken Wälzer verloren. Das schaffe ich! angetrieben durch die lebendige und interessante Sprache des Autoren, die interessanten Charaktere und die Bilder vermittelnden Beschreibungen von Landschaft und Gesellschaft.

Ich war sofort drin in dem Buch, habe mich im Salinas-Tal irgendwie eingefunden und fiebere mit den Figuren mit. Ja, es geht um eine Männerwelt. Der Vater setzt die Regeln und die Richtung und alle haben sich zu unterwerfen. das ist bei beiden Familien, die wir kennenlernen, genauso wahr wie wohl in der gesamten Umwelt drumherum. Mal schauen, ob daraus wirklich Gutes erwachsen kann???? Zweifel sind angebracht.
Beeindruckt hat mich die rigorose Darstellung der historischen Verhältnisse Amerikas (v.a. S. 12ff). da kommt die indigene Bevölkerung genauso schlecht weg wie die weißen Siedler und Grundeigentümer.
Daumen hoch bis jetzt für dieses Buch!
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
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Mich hat der Roman auch nach der Landschaftsbeschreibung eingefangen. Der Konflikt zwischen den ungleichen Brüdern sorgt für entsprechende Dynamik. Ich bin gespannt, wie sich dieser weiter entwickeln wird. Charlys Aggressionen sind psychologisch auffällig - er kann es nicht ertragen an 2.Stelle zu stehen, umso bedenklicher der Brief...Ich lese gespannt weiter.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Beeindruckt hat mich die rigorose Darstellung der historischen Verhältnisse Amerikas (v.a. S. 12ff). da kommt die indigene Bevölkerung genauso schlecht weg wie die weißen Siedler und Grundeigentümer.
Diesen Exkurs fand ich auch sehr interessant. Allerdings bin ich gleich über den zweiten Satz gestolpert: „ Zuerst waren die Indianer dagewesene, ein minderwertiger Schlag ohne Tatkraft, Erfindungsgabe oder Kultur, die, zu faul zum Jagen oder Fischen...“
Allerdings relativiert sich die Aussage später, als er über die Amerikaner schreibt.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Diesen Exkurs fand ich auch sehr interessant. Allerdings bin ich gleich über den zweiten Satz gestolpert: „ Zuerst waren die Indianer dagewesene, ein minderwertiger Schlag ohne Tatkraft, Erfindungsgabe oder Kultur, die, zu faul zum Jagen oder Fischen...“
Allerdings relativiert sich die Aussage später, als er über die Amerikaner schreibt.
Darüber bin ich auch zunächst gestolpert :D.
 

RuLeka

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Frauen waren in diesen Zeiten für Männer „ eine vergängliche Ware“. Es war normal, dass man mehrere Ehefrauen hatte, da diese immer sehr schnell starben ( Kindbett usw.) und Männer brauchten eine Frau, für den Haushalt und natürlich für ihre Bedürfnisse.
Alice Trask wird beschrieben als „ leidenschaftliche Bodenwischerin und Winkelfegerin“ , ihre fehlende Schönheit war eher von Vorteil, „ darum brauchte man nicht auf sie aufzupassen.“
Ihre höchste Tugend war, dass sie , außer wenn sie gefragt wurde, nicht redete.
 

Querleserin

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Wadern
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Frauen waren in diesen Zeiten für Männer „ eine vergängliche Ware“. Es war normal, dass man mehrere Ehefrauen hatte, da diese immer sehr schnell starben ( Kindbett usw.) und Männer brauchten eine Frau, für den Haushalt und natürlich für ihre Bedürfnisse.
Alice Trask wird beschrieben als „ leidenschaftliche Bodenwischerin und Winkelfegerin“ , ihre fehlende Schönheit war eher von Vorteil, „ darum brauchte man nicht auf sie aufzupassen.“
Ihre höchste Tugend war, dass sie , außer wenn sie gefragt wurde, nicht redete.
Es ist eine männerdominierte Welt, die Steinbeck darstellt. Frauen dienen als Haushaltshilfe, Mutter und im Fall der Freudenmädchen als Befriedigung sexueller Bedürfnisse. Ersichtlich vor allem daran, dass die Söhne der Hamiltons in ihren Eigenschaften ausführlich und zuerst vorgestellt werden. Dazwischen kommen die Mädchen, eine davon Olive ist die Mutter des Erzählers, der an der Stelle offen zutage tritt.
 
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MRO1975

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11. August 2018
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Es ist eine männerdominierte Welt, die Steinbeck darstellt. Frauen dienen als Haushaltshilfe, Mutter und im Fall der Freudenmädchen als Befriedigung sexueller Bedürfnisse. Ersichtlich vor allem daran, dass die Söhne der Hamiltons in ihren Eigenschaften ausführlich und zuerst vorgestellt werden. Dazwischen kommen die Mädchen, eine davon Olive ist die Mutter des Erzählers, der an der Stelle offen zutage tritt.
Ich hatte mich von Anfang an gefragt, wer der Ich-Erzähler ist. Die Aufdeckung kommt ja erst recht spät im ersten Leseabschnitt. Sehe ich es richtig, dass zwischen den Ich-Erzählerkapiteln auch Kapitel mit einem allwissenden Dritterzähler eingestreut sind?
 
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MRO1975

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11. August 2018
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Ich schließe mich eurem positiven Ersteindruck an. Die Geschichte wird spannend. Allerdings merkt man schon, dass es sich um einen älteren Roman handelt. Die ersten Kapitel sind sehr beschreibend und weniger erzählend. Ich habe mal nach vorn geblättert. Dort und auch am Ende des ersten Leseabschnitts nehmen die Dialoge deutlich zu. Ich gehe daher davon aus, dass Steinbeck in diesen ersten Kapiteln vor allem die Grundlagen für seine Hauptgeschichte schafft. Deshalb wird auch relativ zügig die Geschichte des Landes und der beiden Familien abgehandelt. Vom Stil her empfinde ich das als etwas altmodisch, aber ok.