1. Leseabschnitt: EINS bis DREI (Beginn bis Seite 69)

G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Außerdem spielt die Geschichte in den späten 1950er, frühen 60er Jahren. Da war auch noch nicht so viel Selbstreflexion angesagt und die meisten Menschen waren noch nicht weltweit unterwegs. Wenig Reisen, kein Fernsegen, kein Internet. Man konzentrierte sich in der Regel auf sein konkretes Umfeld.
Neigt der Mensch nicht zur Grübelei? Gut, wenn man keine oder wenig Zeit zum Grübeln hat oder zu kaputt vom Tagwerk dazu ist, fällt die Grübelei flach. Aber eine menschliche Eigenschaft ist dies doch schon, oder?
 

petraellen

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11. Oktober 2020
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Ich habe hier mit meinem komischen Gefühl nicht das Geschenk gemeint, dieses Gehörn mit der Gravierung. Klar, man schenkt, was da ist. Ist ja eigentlich auch schön. Zeigt eine Verbindung zur Umgebung.
Ich habe die Art gemeint, wie dies von Elide und Paul zelebriert wurde, dieses Anstoßen, dieses Kichern. Transportiert dies bloß ein keusches Lachen über das notwendige Liebesspiel. Oder ist hier eine Information enthalten, dass zwischen Bert und Martha etwas nicht stimmt und das Dorf davon weiß.
Von der etwas eigenartigen Beschreibung des Händereibens mit dazwischenliegendem Zahn mal ganz abgesehen. Zum diebisch freuen braucht man ja keinen Zahn, oder? Noch dazu wenn man unter Zahnausfall leidet.
Der Zahn könnte ein Symbol des Schmerzes, des Ausgeliefertseins und der Hoffnungslosigkeit. sein. Denn (laut Klappentext) bricht ja irgendwann der Vulkan aus. Gehörn, das wurde hier schon geschrieben, bedeutet unter anderem sexuelles Symbol.
Inwieweit dann die Symbolik auf Elite und Paul greift, müssen wir im weiteren Verlauf feststellen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Der Zahn könnte ein Symbol des Schmerzes, des Ausgeliefertseins und der Hoffnungslosigkeit. sein. Denn (laut Klappentext) bricht ja irgendwann der Vulkan aus. Gehörn, das wurde hier schon geschrieben, bedeutet unter anderem sexuelles Symbol.
Inwieweit dann die Symbolik auf Elite und Paul greift, müssen wir im weiteren Verlauf feststellen.
Ich glaube nicht, dass dem Gehörn hier so eine immense Bedeutung von der Autorin zugeschrieben wurde. Das ist ein einfaches Geschenk in meinen Augen, eben das was da ist künstlerisch etwas aufwerten. Die Zeit für Fruchtbarkeitssymbolik ist seit der Christianisierung und der Macht der Kirche ein für allemal vorbei in meinen Augen.
 

petraellen

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11. Oktober 2020
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Ich glaube nicht, dass dem Gehörn hier so eine immense Bedeutung von der Autorin zugeschrieben wurde. Das ist ein einfaches Geschenk in meinen Augen, eben das was da ist künstlerisch etwas aufwerten. Die Zeit für Fruchtbarkeitssymbolik ist seit der Christianisierung und der Macht der Kirche ein für allemal vorbei in meinen Augen.
Eine immense Bedeutung für den Fortgang der Geschichte kann ich mir auch nicht vorstellen. Aber die Autorin wird sich schon was dabei gedacht haben. Man könnte es auch als Jagdtrophäe interpretieren.
 

Irisblatt

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15. April 2022
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Ich glaube nicht, dass dem Gehörn hier so eine immense Bedeutung von der Autorin zugeschrieben wurde. Das ist ein einfaches Geschenk in meinen Augen, eben das was da ist künstlerisch etwas aufwerten.
Das denke ich auch.
Die Zeit für Fruchtbarkeitssymbolik ist seit der Christianisierung und der Macht der Kirche ein für allemal vorbei in meinen Augen.
Das sehe ich anders. Gerade die nicht christlichen Symbole sind doch auch heute noch weit verbreitet: Osterhase, Osterei, Weihnachtsbaum, Reis werfen, Blumenstreukinder bei Hochzeiten, der Glaube, dass wenn es bei einer Hochzeit regnet, es gut für die Fruchtbarkeit ist ... wahrscheinlich lässt sich die Liste endlos fortsetzen
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Essen
Marianna Kurtto schreibt Gedichte, und das merkt man ihrer Sprache an.
Das kann man wohl sagen. Es gibt manchmal Sätze, die die Wirklichkeit, die hier geschildert wird in sich aufnehmen und diese lyrisch verschlüsselt wieder abgeben. Da muss man an einigen Sätzen wirklich Stoppen, innehalten und sie wie eine Gedichtzeile entschlüsseln. Ich bin nicht so ganz der lyrische Typ, deshalb fällt mir das nicht so ganz leicht. Aber, ich sehe auch die Schönheit darin und lese gern weiter.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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diese lyrisch verschlüsselt wieder abgeben. Da muss man an einigen Sätzen wirklich Stoppen, innehalten und sie wie eine Gedichtzeile entschlüsseln.
Das mache ich gern bei einem Gedicht. In diesem Roman war mir die Häufung dieser Bilder einfach zu viel. Es hätte für mich nicht so viele verschlüsselte Botschaften gebraucht.
 

Lesehorizont

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29. März 2022
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Den ersten Abschnitt habe ich nun auch gelesen und bin bisher von der Sprache recht angetan.
Im Mittelpunkt stehen zwei Paare, die auf je unterschiedliche Art unglücklich zu sein scheinen bzw. nach Anderem streben: Lars und Lise haben einen gemeinsamen Sohn Jon; Lars scheint sich jedoch wegen einer Anderen von Lise trennen zu wollen. Martha, Jons Dorflehrerin, ist mit Bert verheiratet, aber kinderlos geblieben. Die ENttäuschung darüber zeigt sich u.a. darin, das der Tosch mitunter für drei statt für zwei gedeckt wird. So lässt sich jedoch kein Kind herbeizaubern.
Über Jon scheinen sich die Schicksale der beiden Paare zu kreuzen. Und bei beiden Paaren spielt die Sehnsucht, spielen unerfüllte Wünsche eine große Rolle.
Bisher gefällt mir die Geschichte, und ich bin gespannt, in welche Richtung sie sich weiter entwickeln wird.
 

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29. März 2022
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Martha will mehr, als das, was ihr die Insel und Bert zu bieten hat. Ihr genügt, im Gegensatz zu ihrem Mann, das tägliche Einerlei nicht.
Bei Martha und Lars spüre ich eine große Sehnsucht nach Leben, nach der weiten Welt. Die Enge der Insel reicht ihnen nicht.
Ja genau, in gewisser Weise treibt beide Paare die Sehnsucht nach etwas Anderem an. Die Frage ist letztlich, on sie dies dauerhaft auseinandertreiben wird oder ob irgendwas existiert, an dem sie sich festhalten könnten, um der Beziehung eine Chance zu geben.
Doch mit der Formulierung auf S. 19 unten ("kleiner Erwachsener", "redet klüger daher") hat Marianna Kurtto das ganz charmant gelöst und der Kritik den Wind aus den Segeln genommen.
Das stimmt. Deswegen habe ich mich daran nicht weiter gestört.
Ich musste an "Die Unschuldigen" von Michael Crummey und eben "Die Himmelskugel" denken. In beiden Romanen spielt die Abhängigkeit von den Schiffen eine zentrale Rolle.
Leider kenne ich beide Bücher nicht...
Mir hat die Sprache sehr gut gefallen. Immer wieder habe ich Passagen noch einmal gelesen und darüber sinniert. Und ich genieße diese Sprache. Ein negatives Gefühl zur Sprache hat sich bei mir noch nicht eingestellt.
Dem kann ich mich zu hundert Prozent anschließen.