1. Leseabschnitt: "Die Reise" (Beginn bis Seite 45)

Literaturhexle

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Eigentlich mag ich keine Reiseromane. Dachte ich bis jetzt. Aber unsere LR verführen immer mal wieder dazu, etwas Neues auszuprobieren. Und? Was soll ich sagen? Der erste Abschnitt hat mich voll am Haken!

Ich kann mir diesen kühlen Hamburger Banker Harald Steen wunderbar vorstellen. Er will nichts über sich preisgeben. Diese Niederländerin Ruth Versteeg reizt ihn zwar auf eigentümliche Weise, doch ihre penetrante Ausfragerei nervt ihn. Was hat er für eine Mission, an der er niemanden teilhaben lassen will? Ich wittere eine lange geplante Reise und ein Geheimnis, die genauen Abläufe sind unserem Protagonisten sehr wichtig. Er wirkt ungemein steif, diese unkonventionelle Überfahrt will nicht zu ihm passen

Das Buch scheint aus personaler Erzählperspektive erzählt zu werden. Wir bekommen sehr viel über Haralds Gedankenwelt mitgeteilt:
- Er hat sich nie jemandem anvertraut
- Mit Freundschaften tat er sich immer schwer
- Er liebt Musik, kann mehrere Sprachen
- fühlt sich auf dem Meer angstfrei, leidet ansonsten unter Beklemmungen, für die er Medikamente braucht.

Ich kann mir die Schauplätze in Ecuador sehr gut vorstellen, sie werden bildreich und authentisch beschrieben. Den Dreck in Straßen und am Hafen kann man riechen, die Armut der Kinder ist bedrückend. Die Bauwerke (Theater und Kirche) habe ich mir im Internet angeschaut.
Der Sog der eigenen Geschichte war immer stärker geworden. Es hätte kein Entrinnen gegeben, selbst wenn er es gewollt hätte. Er war unterwegs. 42
Nun hat er sich auf einem zweiten, maroden Frachtschiff eingebucht. Er will unbedingt auf diese Art reisen, damit sich die Behörden nicht um ihn kümmern. Offenbar will er für immer/für lange auf der Insel Floreana bleiben. Warum ist der Anreisetermin (4.Sept. 99) so wichtig?
Es war sein Schiff in die Vergangenheit und in die Zukunft gleichermaßen. 43
Spannend und gleichfalls unterhaltsam empfand ich die Szene in der Bar. Was wird wohl in dem Päckchen sein? Eine Waffe?

Mir gefällt der Schreibstil sehr. Er hat die richtige Mischung. Sogar ich kann mir manchmal ein Lächeln nicht verkneifen. Es wird immer mal wieder ein federleichter Satz eingestreut, der das herausfordert. Nett!
 

Wandablue

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Brandenburg
Also "nett" würde ich nicht sagen. Sondern gut. Die Schreibweise ist wirklich wunderbar. Die genau richtige Mischung aus interessanten Details und allgemeinen Betrachtungen. Details: welches Schiff es ist, (ein Panamax, aber kein Neopanamax, das nämlich nicht mehr durch den Panamakanal passen würde), wie lang es ist, wieviel Passagiere auf dem Schiff mitfahren, (5) und dass Steen den Panamakanal uninteressant findet. Wieso das denn, der Panamakanal ist wieder mal ein Denkmal der Ingenieurskunst, etc.etc. Ich hoffe, wir finden keine Phrasen in dem Roman!

Also, ich mag Reiseromane. Kommt halt drauf an. Es gibt solche und solche! Langweilige und total spannende.

Dass man mit einem oder zwei VHSKursen die Sprache "kann" wage ich doch sehr zu bezweifeln, Steen ist auch kein Sprachgenie. Aber er kommt wohl klar.
Interessant finde ich seine Selbsteinschätzung, er ist eigentlich kein Draufgänger und schon gar kein Abenteurer, diese Reise ist eine Ausnahme. Er hat sie so unternommen, wie man sich vom Dach stürzt: einfach einen Schritt nach vorne tun. Dann beginnt die Reise ... nichts lässt sich mehr aufhalten.

Wenn er auf Musik nicht verzichten kann, warum nimmt er keine mit? Auch 2000 gibt es schon moderne Mitnehmtechniken. Nun gut.
Seine Motive sind noch unklar, wie es in den News so schön heißt.
Kurzer Zwischenstop in Ecuador, zuerst in einer Stadt mit unaussprechlichem Namen, (nie gehört), dann eine Woche Quito - wovon wir fast gar nichts mitkriegen. Dass er eine Waffe gekauft hat, glaube ich auch.

Was hat er vorher gemacht? Die Reise kann er sich wieder einmal nur leisten, weil Mutters Erbe ihm dazu verhilft. Hat er nix sparen können, wollen? Meine Sympathien halten sich in Grenzen. Diese Info macht ihn für mich super unsympathisch. Ein Parasit.
 
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Die Häsin

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Rhönrand bei Fulda
Also "nett" würde ich nicht sagen. Sondern gut. Die Schreibweise ist wirklich wunderbar. Die genau richtige Mischung aus interessanten Details und allgemeinen Betrachtungen. Details: welches Schiff es ist, (ein Panamax, aber kein Neopanamax, das nämlich nicht mehr durch den Panamakanal passen würde), wie lang es ist, wieviel Passagiere auf dem Schiff mitfahren, (5) und dass Steen den Panamakanal uninteressant findet. Wieso das denn, der Panamakanal ist wieder mal ein Denkmal der Ingenieurskunst, etc.etc. Ich hoffe, wir finden keine Phrasen in dem Roman!



Was hat er vorher gemacht? Die Reise kann er sich wieder einmal nur leisten, weil Mutters Erbe ihm dazu verhilft. Hat er nix sparen können, wollen? Meine Sympathien halten sich in Grenzen. Diese Info macht ihn für mich super unsympathisch. Ein Parasit.
Er war Bankangestellter und hat schon was gespart, aber anscheinend nicht viel - es ist die Rede von "geringen Ersparnissen" und einem "schmalen Erbe".
Ich bin noch nicht am Ende des Leseabschnitts, wollte aber zwischendurch rasch nachschauen, wo er Gustavo Dudamel erlebt. Es ist in diesem Gebäude hier, auch das Denkmal mit den Ellipsen ist zu sehen:

Teatro Centro de arte

Dudamel ist ja längst eine internationale Berühmtheit. Ich habe nochmal nachsehen müssen, wann der Roman spielt: kurz vor der Jahrtausendwende, heißt es.
Später gerne mehr.
 

Wandablue

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@Die Häsin : Fein, Frau Hase, danke. Ich kenne den Bildhauer nicht. Ist er ein Bildhauer? Unter der Beschreibung des Autors entstand bei mir kein Bild, und schon gar nicht so eins. Das Gebilde scheint freistehend zu sein, ich dachte auf einer Vortreppe oder so. Wahrscheinlich denkt der Autor, "man" kennt es sowieso. - Nee, ganz Falsch, dieser Gustavo ist der Dirigent. Na für solche interessiere ich mich nur peripher. wer hat das Kunstwerk gemacht?
 

Die Häsin

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. wer hat das Kunstwerk gemacht?
Stand leider nicht dabei, der Link geht zu einer Nachrichtenseite, soweit ich sehen konnte.
Für einen Europäer ohne Reiseerfahrung finde ich es übrigens auch ganz schön sportlich, jeden Tag Ceviche zu essen. Das ist roher (marinierter) Fisch. Ist schon sehr lecker, aber hat der Mann keine Angst vor "Montezumas Rache"?
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Also "nett" würde ich nicht sagen. Sondern gut. Die Schreibweise ist wirklich wunderbar.
Jajaja, das meinte ich doch.
Meine Sympathien halten sich in Grenzen. Diese Info macht ihn für mich super unsympathisch. Ein Parasit.
Er heischt auch gar nicht nach Sympathien. Er ist, wie er ist. Eher geizig als spendabel. Du überschätzt das Einkommen eines normalen Bankangestellten, Steuerklasse 1. Leben in der Großstadt, zumal wenn man an der Kultur teilnehmen wil, ist teuer. Außerdem plant er eine lange Reise. Wie lang, wissen wir noch nicht. Er scheint mir keinesfalls ein Parasit zu sein. Evtl. hat er sich sogar um die Mutter gekümmert, weil er erst nach ihrem Tod losfährt.

Es ist in diesem Gebäude hier, auch das Denkmal mit den Ellipsen ist zu sehen:
Schön, du hast es verlinkt. Ich musste auch schauen, ebenso nach der goldenen Kirche. Es lebe Google!

Unter der Beschreibung des Autors entstand bei mir kein Bild, und schon gar nicht so eins.
Oh, da bin ich froh! Zu ausgedehnte Beschreibungen können schnell ermüdend sein und nicht alles muss ich genau wissen. Das Theater ist ja eher eine Randepisode.

Das ist roher (marinierter) Fisch. Ist schon sehr lecker, aber hat der Mann keine Angst vor "Montezumas Rache"?
Haha! Unser Sohn weilt gerade in Chile. Vater empfahl ihm auch einen solch marinierten Fisch, von wegen landestypische Spezialität und so... Der Freund vertrug es prima, er nicht. Montezuma und so...
Aber man will die Herrlichkeiten des Landes ja kennenlernen- no risk no fun;). Man gewöhnt sich mit Sicherheit auch an einen höheren Bakteriengehalt in der Nahrung mit der Zeit.

Auch vor dem Hintergrund dieser Sohnesreise interessiert nich der Abschnitt sehr.
 

Die Häsin

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Haha! Unser Sohn weilt gerade in Chile. Vater empfahl ihm auch einen solch marinierten Fisch, von wegen landestypische Spezialität und so... Der Freund vertrug es prima, er nicht. Montezuma und so...
Aber man will die Herrlichkeiten des Landes ja kennenlernen- no risk no fun;). Man gewöhnt sich mit Sicherheit auch an einen höheren Bakteriengehalt in der Nahrung mit der Zeit.
Ich wollte das unbedingt probieren, als ich vor ein paar Jahren in Lima war. Wir haben uns extra erkundigt, wo wir als gerade erst eingetroffene Europäer hingehen sollen, um das gefahrlos essen zu können. Herrn Hase ist es trotzdem nicht recht bekommen (von richtig Montezuma kann allerdings keine Rede sein, Gott sei Dank), ich habe es prima vertragen. Schmeckt ausgezeichnet!

Aber nun mal zum Herrn Steen: Ich finde ihn eigentlich recht sympathisch. Er ist anscheinend der Typ, der ziemlich ahnungslos und verschusselt herumstolpert, aber irgendwie immer Glück hat. Wie schon gesagt wurde: eineinhalb Spanischkurse und los, das ist 'ne Unternehmung! Ich finde das Buch bisher sehr angenehm zu lesen, habe aber gewisse Vorbehalte. Die Schilderung seiner Unternehmungen in Guayaquil, vor allem das mit der Kneipe, ist mir allzu plakativ. Es mag ein schriftstellerisch geschickter Schachzug sein, zu sagen "sieht aus wie ein Marvel-Comic", bevor man mit vollen Händen in die Klischeekiste greift. Aber ich hoffe, das wird nicht zur Gewohnheit.
 
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Wandablue

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@Die Häsin: hahaha - klischeehaft. Marvelcomics sagen mir gar nichts.
@Literaturhexle: ja, muss nicht sein mit ellenlangen Schilderungen von Zeug/Kunstwerken, aber unter d e r Schilderung konnte ich mir rein gar nichts vorstellen und es hat mit dem von Der Häsin verlinkten Werk echt nichts zu tun. Oder er meinte die zwei Gestalten rechts und links vom Eingang. Ein bisschen Genauigkeit muss schon sein, oder man lässt es aus.
Jetzt lese ich weiter. Also sozusagen gleeeich .....
Wir werden das ja noch rauskriegen, wie Steen wirklich ist. Will er sich umbringen? Da wird dann Ruth auftauchen und ihn davon abhalten (Negativvorahnungen?).
 
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@Literaturhexle: ja, muss nicht sein mit ellenlangen Schilderungen von Zeug/Kunstwerken, aber unter d e r Schilderung konnte ich mir rein gar nichts vorstellen und es hat mit dem von Der Häsin verlinkten Werk echt nichts zu tun. Oder er meinte die zwei Gestalten rechts und links vom Eingang. Ein bisschen Genauigkeit muss schon sein, oder man lässt es aus.
Er schreibt von himmelwärts strebenden Gestalten auf Ellipsen. Das entspricht schon dem, was ich da links sehe. Insgesamt glaube ich aber, diese Schilderung diente nicht der Beschreibung eines Kunstwerks, sondern sollte unterstreichen, dass man für Prestigeobjekte wie dieses Opernhaus eine Menge Geld investiert, während die übrige Stadt vergammelt.
 
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Wandablue

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Ja, wenn man es einmal gesehen hat, stimmts. Wie genau du liest. Aber wenn man es nie gesehen hat, wirkt es schwammig. Mein Vorstellungvermögen war überfordert. Einen Satz mehr oder zwei, dann wäre es präziser geworden. Aber einerlei, daran hängt die Qualität des Romans jetzt nicht.
 

Renie

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Dieser Roman fesselt mich von Beginn an. Mich beschäftigt vor allen Dingen eine Frage: Wie kommt ein Bankangestellter aus Hamburg im Vorruhestand dazu, diese Reise anzutreten? Noch dazu ohne Wiederkehr. Steen ist nun wirklich kein Naturbursche oder Aussteigertyp, dem man ein derartiges Vorhaben zutrauen würde. Insofern bin ich unglaublich gespannt, welche Beweggründe er hat.
Noch ist mir nicht ganz klar, worin genau seine Pläne bestehen. Soweit ich mich an die Buchbeschreibung erinnere, die ich vor einiger Zeit gelesen habe, steigt er aus seinem bisherigen Leben aus und geht auf die Galapagos-Inseln, um sich ein neues Leben aufzubauen. Der Roman beschreibt, wie es ihm dabei ergeht. Doch irgendetwas sagt mir, dass mehr dahintersteckt als eine Auswanderer-Story. Die Hinweise im Text sind mir einfach zu "bedeutungsschwanger".
 

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Er ist ein Eigenbrötler, Einzelgänger, aber als Bankangestellter hat er wohl nicht so viel verdient, aber das macht ihn für mich nicht zum Parasiten. Er teilt seine Ausgaben auf der Reise nach seinen finanziellen Möglichkeiten ein, das kann ich nachvollziehen. Schrullig, aber mir ist er sympathisch.
 

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Die Sprache gefällt mir sehr gut, ich genieße die Schilderungen und die Rätsel, die noch darauf warten, geklärt zu werden. Das Thema Galapagos Affäre wurde ja auch literarisch schon mehrfach behandelt, aber hier kommt nun eine fiktive Figur in eine reale Handlung und ist auf der Suche nach etwas. Ich vermute, dass die Familie von Steen irgend etwas mit den Ereignissen 1934 zu tun hat, doch was? Das wird interessant. Auch diese genauen Abläufe, es darf kein Flug sein, sondern eine Reise mit dem Schiff, zu einem genau vorgegebenen Datum. Eine schon jetzt spannende Geschichte und dazu sehr gute Schilderungen, die sofort Bilder vor den Augen entstehen lassen.
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Mit diesem Buch begebe ich mich auf eine Reise. Und wo bin ich lieber??? Irgendeine Mission treibt den biederen Hamburger Steen in das entfernte Südamerika, genauer nach Floreana - eine der Galapagos Inseln. Und das auf einem Frachtschiff und nicht etwa mit einem komfortablen Flieger, wie das im ausgehenden 20. Jhrt. (in dieser Zeit sind wir, was ich ganz am Ende des LA erfahren habe. Bis dahin war ich zu der Frage hin und hergerissen.) Normalität wäre. Aber überhaupt: nichts scheint normal zu sein an dieser Reise. Aber das bleibt vorerst nur eine Vermutung und Interpretation, denn das Geheimnis rund um diese Reise (es gibt eines) wird uns bisher nicht gelüftet. Das und die exotische Stimmung der Reise und des Reisezieles bringt Spannung und Interessantes in die Lektüre. Ich mache also erstmal weiter und stürze mich in den 2. LA.
 

petraellen

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Wie gefällt euch der Einstieg in den Roman? Hat euch der Autor "abgeholt"?
Schon der Beginn des Romans ist vielversprechend. Der Leser befindet sich nicht auf einem Kreuzfahrtschiff mit jeglichen Luxus, sondern auf eine Containerschiff. Hautnah bekommen die Passagiere das eintönige Leben auf dem Schiff mit. „Nur die Sonnenauf-und Untergänge „bringen Abwechslung. Schon diese Beschreibung läßt Abenteuergefühle aufkommen. Einige Seiten weiter hören wir Mahlers Fünfte.


„Mahlers Fünfte geriet zu einem berauschenden Erlebnis. Die Musik entführte Steen in eine andere Welt, absorbierte ihn vollkommen.“ (S. 31)





Was für ein Auftakt!


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petraellen

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Also "nett" würde ich nicht sagen. Sondern gut. Die Schreibweise ist wirklich wunderbar. Die genau richtige Mischung aus interessanten Details und allgemeinen Betrachtungen. Details: welches Schiff es ist, (ein Panamax, aber kein Neopanamax, das nämlich nicht mehr durch den Panamakanal passen würde), wie lang es ist, wieviel Passagiere auf dem Schiff mitfahren, (5) und dass Steen den Panamakanal uninteressant findet. Wieso das denn, der Panamakanal ist wieder mal ein Denkmal der Ingenieurskunst, etc.etc. Ich hoffe, wir finden keine Phrasen in dem Roman!

Also, ich mag Reiseromane. Kommt halt drauf an. Es gibt solche und solche! Langweilige und total spannende.

Dass man mit einem oder zwei VHSKursen die Sprache "kann" wage ich doch sehr zu bezweifeln, Steen ist auch kein Sprachgenie. Aber er kommt wohl klar.
Interessant finde ich seine Selbsteinschätzung, er ist eigentlich kein Draufgänger und schon gar kein Abenteurer, diese Reise ist eine Ausnahme. Er hat sie so unternommen, wie man sich vom Dach stürzt: einfach einen Schritt nach vorne tun. Dann beginnt die Reise ... nichts lässt sich mehr aufhalten.

Wenn er auf Musik nicht verzichten kann, warum nimmt er keine mit? Auch 2000 gibt es schon moderne Mitnehmtechniken. Nun gut.
Seine Motive sind noch unklar, wie es in den News so schön heißt.
Kurzer Zwischenstop in Ecuador, zuerst in einer Stadt mit unaussprechlichem Namen, (nie gehört), dann eine Woche Quito - wovon wir fast gar nichts mitkriegen. Dass er eine Waffe gekauft hat, glaube ich auch.

Was hat er vorher gemacht? Die Reise kann er sich wieder einmal nur leisten, weil Mutters Erbe ihm dazu verhilft. Hat er nix sparen können, wollen? Meine Sympathien halten sich in Grenzen. Diese Info macht ihn für mich super unsympathisch. Ein Parasit.
Als Phrase kann ich die Aussage „Meisterwerk der Ingenieurkunst“ nicht bezeichnen. Ich selbst hatte 2019 die Gelegenheit am Panamakanal zu sein. Es ist eine gigantische Anlage die weiter ausgebaut wird. Zu sehen wie ein Schiff durch die Schleuse fährt, ist ein Erlebnis. Auch die Beschreibung mit Einfahrt in den Panamakanal änderte ich das Klima, kann ich nur unterstreichen. Selbst die Natur um den Panamakanal ist einzigartig.

Ecuador, hier Quito ist allgemein die Anlaufstation für die Überfahrt nach Galapagos Inseln. Insofern wurde das genau richtig geschildert. Musik im „Urwald“ life ist doch was anderes als Mitnahme Music. Stichpunkt „Fitzcarraldo“. Für mich ist auch diese Szene eindrucksvoll.