1. Leseabschnitt: Blumen für Vera (Beginn bis Seite 34)

milkysilvermoon

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Habe ich da was überlesen? Er schreibt doch gerade mal zwei Sätze dazu und dann noch die Aussage über O-Beine, das war es auch schon. Für mich dient das mehr der Darstellung, wie dieser von sich überzeugte Nazi, der ja zu den auserwählten Ariern (blond, groß, muskulös) 'gehört', schlicht eine Witzfigur war. Sogar 'jüdische Ohren' hatte er.

Er erwähnt an mehreren Stellen, dass Eichmann nicht attraktiv war. Ich bin inzwischen im zweiten Abschnitt. Da setzt sich das fort. Nicht falsch verstehen. Man kann sein Aussehen beschreiben und auch erwähnen, dass er nicht arisch ausschaute. Aber der Autor reitet schon darauf herum, dass Eichmann nicht so ansehnlich war, indem er es immer wieder einfließen lässt, finde ich.
 
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ThomasWien

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Er erwähnt an mehreren Stellen, dass Eichmann nicht attraktiv war. Ich bin inzwischen im zweiten Abschnitt. Da setzt sich das fort. Nicht falsch verstehen. Man kann sein Aussehen beschreiben und auch erwähnen, dass er nicht arisch ausschaute. Aber der Autor reitet schon darauf herum, dass Eichmann nicht so ansehnlich war, indem er es immer wieder einfließen lässt, finde ich.
Möglicherweise reitet der Autor darauf herum, weil es sich scheinbar um eine Fehlbildung am Kopf handelt. Die Nazis haben damals Kinder getötet nur weil der Kopfumfang etwas zu groß war, eben ein Wasserschädl. Vielleicht spielt er darauf in irgendeiner Art an.
 

ThomasWien

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Außerdem ist sie sehr fromm, die Ehe gilt als Sakrament.
Habe ich da etwas falsch verstanden. Ich dachte die Ehe wurde in Deutschland bereits geschieden, falls sie von feindlichen Agenten überwacht werden. Also so fromm dürfte sie nicht gewesen sein. Aber wie du schon sagtest, möglicherweise liebte sie ihn tatsächlich, auch wenn mich alleine schon die Vorstellung zum kotzen bringt.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Auch tragen die einzelnen Abschnitte römische/arabische Ziffern und Buchstaben, die mich gleich an Aktenordner denken ließen.
Da habe ich mittlerweile etwas bei Wiki zu gefunden: die symbolisieren die Abteilungen und Referate, die Eichmann geleitet hat. IV B 4 war die Bezeichnung für "Juden- und Räumungsangelegenheiten" :eek: Da wird mir schon beim lesen schlecht...
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Ich könnte die Liste solcher verstörender Zitate des Selbstmitleids und der fehlenden Einsicht hier noch lange verlängern.

Oh ja, diese Verquerung der Tatsachen und die daraus resultierende Logik der Gedanken sind mir natürlich auch gleich ziemlich aufgestoßen. Einerseits verstörend, aber auch faszinierend wie Magnus uns das ganz selbsverständlich präsentiert.

An den Schreibstil mit den teils doch sehr verschachtelten Sätzen musste ich mich erst gewöhnen.

Aber absolut passend für die Denkweise und Beschreibung Eichmanns.
Den ersten Satz finde ich großartig. „ Warum musste er immer so ein Pech haben?“ Wie passt das zu einem Mann, der einer der größten Verbrecher des 20. Jahrhunderts war

Vor allem wenn man bedenkt, wie oft man sich selbst schon mal diese, oder eine ähnliche Frage gestellt hat und sogleich mit dem Protagonisten in einen Topf geworfen wird. Da ist man erst sprachlos, dann hilflos, dann empört...
Die Kinder tun mir leid, für sie wird es sicher nicht leicht sich mit den Taten des Vaters auseinanderzusetzen.
Sie folgen erst einmal der Mutter und kommen in ein anderes Land. Wissen sie überhaupt, was ihr Vater getan hat?
Eichmann muss ein von sich selbst eingenommener Hochstapler gewesen sein, dessen Persönlichkeit sich in der Partei wunderbar entfalten und zur Höchstform auflaufen konnte. Er war an der Schule gescheitert, hat seine Ausbildung abgebrochen, hat dann eine Weile malocht...

Gerade für solche Leute muss das dritte Reich ein Paradies gewesen sein, das ihrem Ego geschmeichelt hat. Ich bin mir sicher dass solche Menschen auch gezielt für solche "Jobs" ausgesucht wurden.
Aber der Autor reitet schon darauf herum, dass Eichmann nicht so ansehnlich war, indem er es immer wieder einfließen lässt, finde ich.

O.k., ich habe bisher nur den 1. Abschnitt gelesen, bin aber so begeistert, dass ich Magnus ein wenig "Draufrumhackerei" gönne. Er macht das schon gut. Normalerweise mag ich die Beschränkung auf Äußerlichkeiten auch nicht, aber Magnus beschränkt sich nicht nur darauf und hackt gerechterweise in die selbe Kerbe, wie die Nazis es mit ihrem Ariertum getan haben.

Mir tuts schon ein wenig leid, dass ich nicht hundertprozentig bei der Sache bin, denn es scheint ein Buch, ganz nach meinem Geschmack zu sein. Umso hilfreicher empfinde ich gerade eure Bemerkungen, die mich noch einmal zum Pudels Kern zurückführen - danke dafür!
 

Literaturhexle

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Er macht das schon gut. Normalerweise mag ich die Beschränkung auf Äußerlichkeiten auch nicht, aber Magnus beschränkt sich nicht nur darauf und hackt gerechterweise in die selbe Kerbe, wie die Nazis es mit ihrem Ariertum getan haben.
Ja, genau so empfinde ich es auch. Für das "Zuviel", das Milky empfindet,scheine ich immun zu sein. Es ist schon paradox, dass Leute wie Hitler, Goebbels und auch Eichmann von einem teutonischen Ideal besessen waren, dem sie selbst äußerlich kein bisschen entsprachen. Das ist gerade so, als wenn ein Adipöser sich über dicke Leute echauffiert....
Eigen- und Fremdwahrnehmung. Es ging ja nicht nur um das Jüdische, auch Handicaps in jeder Form waren verpönt...
Darüber habe ich mir bereits in der Schule Gedanken gemacht und mich gewundert.
 

RuLeka

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Ja, genau so empfinde ich es auch. Für das "Zuviel", das Milky empfindet,scheine ich immun zu sein. Es ist schon paradox, dass Leute wie Hitler, Goebbels und auch Eichmann von einem teutonischen Ideal besessen waren, dem sie selbst äußerlich kein bisschen entsprachen. Das ist gerade so, als wenn ein Adipöser sich über dicke Leute echauffiert....
Das müsste doch damals auch jedem aufgefallen sein. Goebbels wahrlich kein Athlet, im Gegenteil,klein, dünn außerdem gehandicapt durch einen sog. Klumpfuß, Göring , morphiumsüchtig und übergewichtig usw.
 

Renie

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Ich bin nur schwer in diesen Roman reingekommen, da ich Schwierigkeiten habe, den Gedanken gängen von AE zu folgen. Oft muss ich Passagen mehrfach lesen, bis ich einigermaßen dahinter steige, was er meint. Dabei beschäftigt mich von Anfang an die Überlegung, ob die Voreingenommenheit, mit der ich der Romanfigur begegne, nicht das Bild verfälscht, das der Autor von AE darstellen möchte. Es wäre leichter, wenn ich intensiver in die Gedankenwelt der Romanfigur einsteigen könnte. Im Moment bekomme ich es noch nicht hin.

Mal sehen, was Ihr so schreibt.
 

Renie

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Nein, er hat Pech, denn ausgerechnet an diesem Tag, wo er nach Jahren seine Frau wieder in den Arm nehmen kann, gibt es keine Blumen. Ausverkauft, weil Evita Perón gestorben ist und das ganze Volk trauert.
Dieser "Zufall" mit dem Zeitpunkt des Ablebens von Evita Perón ist ein sehr origineller Kniff des Autors. Und dann die Verbindung zu Eva Braun, die AE anstellt und sein Frauenbild, das er dabei offenbart - grandios!
 

Renie

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Warum ist die Frau nach Argentinien gereist? Warum hält sie nicht die Kinder von diesem Ekel fern?
Als Frau von AE in Nachkriegsdeutschland oder sonst wo auf der Welt hatte sie keine guten Karten. Und für eine streng gläubige Katholikin gilt eh die Devise "bis dass der Tod uns scheidet".
 

Renie

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Ich würde mir freiwillig ne andere Familie suchen. Okay, ist als Kind nicht wirklich möglich, aber sobald ich das entsprechende Alter hätte, wäre ich weg und würde meinen Vater verleugnen.
Da die Kinder von klein auf indoktriniert wurden, haben sie die Sichtweise der Eltern schon längst übernommen. Eine andere Meinung kennen sie nicht (kein Zugang zu anderen Informationsquellen) Der Vater glaubt ja selbst an den Quatsch, den er von sich gibt. Das wird später harte Arbeit, die Kinder von der Realität zu überzeugen.
 

Sassenach123

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Da die Kinder von klein auf indoktriniert wurden, haben sie die Sichtweise der Eltern schon längst übernommen. Eine andere Meinung kennen sie nicht (kein Zugang zu anderen Informationsquellen) Der Vater glaubt ja selbst an den Quatsch, den er von sich gibt. Das wird später harte Arbeit, die Kinder von der Realität zu überzeugen.
Leider hast du da völlig Recht. Und da Eichmann nun wieder den vollen Zugriff auf seine Sprösslinge hat, kann er sie weiter prägen
 
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milkysilvermoon

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Möglicherweise reitet der Autor darauf herum, weil es sich scheinbar um eine Fehlbildung am Kopf handelt. Die Nazis haben damals Kinder getötet nur weil der Kopfumfang etwas zu groß war, eben ein Wasserschädl. Vielleicht spielt er darauf in irgendeiner Art an.

Das wäre ein guter Grund. Aber es wird alles spöttisch kommentiert: seine Körpergröße, das lichte Haar, der Zustand der Zähne… Nicht nur arische Merkmale und Deformationen.

O.k., ich habe bisher nur den 1. Abschnitt gelesen, bin aber so begeistert, dass ich Magnus ein wenig "Draufrumhackerei" gönne. Er macht das schon gut. Normalerweise mag ich die Beschränkung auf Äußerlichkeiten auch nicht, aber Magnus beschränkt sich nicht nur darauf und hackt gerechterweise in die selbe Kerbe, wie die Nazis es mit ihrem Ariertum getan haben.

Ja, genau so empfinde ich es auch. Für das "Zuviel", das Milky empfindet,scheine ich immun zu sein. Es ist schon paradox, dass Leute wie Hitler, Goebbels und auch Eichmann von einem teutonischen Ideal besessen waren, dem sie selbst äußerlich kein bisschen entsprachen. Das ist gerade so, als wenn ein Adipöser sich über dicke Leute echauffiert....
Eigen- und Fremdwahrnehmung. Es ging ja nicht nur um das Jüdische, auch Handicaps in jeder Form waren verpönt...

Klar, dem Autor ist es nicht zu verdenken. Und natürlich waren selbst viele hochrangige Nazis nicht ohne die (vermeintlichen) Makel. Das ist total widersprüchlich und absurd. Aber Magnus ist doch moralisch überlegen und muss sich nicht auf Eichmanns Niveau herablassen, oder? Ich hätte es ihm angerechnet, wenn er sich das gespart hätte. Ich kann aber auch damit leben, dass euch das gefällt. ;)