Ich könnte die Liste solcher verstörender Zitate des Selbstmitleids und der fehlenden Einsicht hier noch lange verlängern.
Oh ja, diese Verquerung der Tatsachen und die daraus resultierende Logik der Gedanken sind mir natürlich auch gleich ziemlich aufgestoßen. Einerseits verstörend, aber auch faszinierend wie Magnus uns das ganz selbsverständlich präsentiert.
An den Schreibstil mit den teils doch sehr verschachtelten Sätzen musste ich mich erst gewöhnen.
Aber absolut passend für die Denkweise und Beschreibung Eichmanns.
Den ersten Satz finde ich großartig. „ Warum musste er immer so ein Pech haben?“ Wie passt das zu einem Mann, der einer der größten Verbrecher des 20. Jahrhunderts war
Vor allem wenn man bedenkt, wie oft man sich selbst schon mal diese, oder eine ähnliche Frage gestellt hat und sogleich mit dem Protagonisten in einen Topf geworfen wird. Da ist man erst sprachlos, dann hilflos, dann empört...
Die Kinder tun mir leid, für sie wird es sicher nicht leicht sich mit den Taten des Vaters auseinanderzusetzen.
Sie folgen erst einmal der Mutter und kommen in ein anderes Land. Wissen sie überhaupt, was ihr Vater getan hat?
Eichmann muss ein von sich selbst eingenommener Hochstapler gewesen sein, dessen Persönlichkeit sich in der Partei wunderbar entfalten und zur Höchstform auflaufen konnte. Er war an der Schule gescheitert, hat seine Ausbildung abgebrochen, hat dann eine Weile malocht...
Gerade für solche Leute muss das dritte Reich ein Paradies gewesen sein, das ihrem Ego geschmeichelt hat. Ich bin mir sicher dass solche Menschen auch gezielt für solche "Jobs" ausgesucht wurden.
Aber der Autor reitet schon darauf herum, dass Eichmann nicht so ansehnlich war, indem er es immer wieder einfließen lässt, finde ich.
O.k., ich habe bisher nur den 1. Abschnitt gelesen, bin aber so begeistert, dass ich Magnus ein wenig "Draufrumhackerei" gönne. Er macht das schon gut. Normalerweise mag ich die Beschränkung auf Äußerlichkeiten auch nicht, aber Magnus beschränkt sich nicht nur darauf und hackt gerechterweise in die selbe Kerbe, wie die Nazis es mit ihrem Ariertum getan haben.
Mir tuts schon ein wenig leid, dass ich nicht hundertprozentig bei der Sache bin, denn es scheint ein Buch, ganz nach meinem Geschmack zu sein. Umso hilfreicher empfinde ich gerade eure Bemerkungen, die mich noch einmal zum Pudels Kern zurückführen - danke dafür!