1. Leseabschnitt: Beginn bis Seite 97 (Teil I.)

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29. März 2022
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Mainz
Ich werde von Diogenes selten enttäuscht. Wenn Roman draufsteht (Literaturecke), bin ich dabei.
Pech gehabt :p
Stimmt, Diogenes hat ein recht ansprechendes Programm. Da erscheint zum Beispiel auch alles von John Irving, dessen Bücher ich sehr liebe. Da dürfte sein letzter großer Roman im Frühjahr 2023 erscheinen. Ich freue mich schon wie ein Keks :D
 

luisa_loves-literature

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9. Januar 2022
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Sie ist sehr viel distanzierter und irgendwie auf eine gewisse Art emotionslos.
Und das macht es für mich leider auch ein wenig öde.
Davon gab es Tausende.
Richtig - und ich kann wirklich nicht herausfinden, was Willem jetzt so besonders macht. Das Haus als Bindeglied ist ja eine schöne Idee, aber da muss einfach noch mehr kommen als schwarz-weiß Fotos von Dekorationsdetails und Ausblicken auf andere Häuser. Ich denke leider immer die ganze Zeit: "Was hätte man aus dem Grundgerüst machen können?" Sicherlich mehr als diesen doch recht nüchternen Bericht.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Doch, es ist ein Roman. Und noch dazu ein sehr schöner.
Es ist in meinen Augen eine Romanbiografie, keine Biografie, also kein Sachbuch. Denn in einem solchen dürfte es keine wörtliche Rede geben, die ja sicher nicht genau so gesagt wurde.

So, ich bin insgesamt wahnsinnig überrascht über diesen ersten Teil. Und zwar gar nicht wegen des Inhalts, sondern weil eine - ganz offensichtlich mit fiktionalen Elementen angereicherte - Biografie als "Roman" verkauft wird. Zumindest auf dem Schutzumschlag. Dreist. Hätte ich mich für dieses Buch interessiert und angemeldet, wenn ich gewusst hätte, dass es kein Roman ist? Ehrlich gesagt vermutlich nicht. Habe ich es bereut? Nee, auch nicht, dafür liest es sich zu gut und flüssig. Ein bisschen sauer bin ich trotzdem.
Das verstehe ich nicht. "Romanbiografie" ist ein eigenes Genre und gehört zur Belletristik. In meinen Augen hat der Verlag alles richtig gemacht. Bei Jonathan Lees "Der große Fehler" war es doch genauso!
Den Namen hatte ich vorher noch nie gehört. Ist das eigentlich eine Bildungslücke? Und nein, die Geschichte von Willem fesselt mich auch nicht- jedenfalls nicht, so wie das Buch erzählt ist. Grundsätzlich interessiere ich mich zwar für diese Zeit, aber da erwarte ich dann schon eine tiefere psychologische Auseinandersetzung mit den Charakteren und der Frage, warum sie agiert haben, wie sie es taten. Das ist aber nicht das Ziel des Autors.
Ich lese das Buch nicht als Buch über diesen speziellen Willem, sondern als Studie darüber, wie Menschen zur SS kamen. Der Name wird mir nicht im Gedächtnis bleiben, das Schicksal dagegen schon.
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.874
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Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Ich lese das Buch parallel zu "Amelia" von Anna Burns, ein wirres Geschreibsel, bei dem die Autorin mehr verschleiert (unaufgelöste Abkürzungen, Straßennamen, deren Bedeutung ich nicht kenne...) als erzählt. Stefan Hermans schreibt dagegen sehr klar und gut sortiert. Ich bin deshalb sehr angetan und wenn ich nicht schon (zu) viele ähnliche Bücher gelesen hätte, wäre ich vermutlich begeistert. Ich lese gerne Biografien, gerade auch über Menschen, die mir vorher gar nicht bekannt waren. Biografischen Romanen wie diesem stehe ich dagegen normalerweise eher skeptisch gegenüber, denn ich weiß dann nie, was stimmt, und was nicht. Hier stört mich das allerdings nicht, denn so genau muss es bei diesem mir unbekannten Mann nicht sein.
Ich gebe euch aber recht: Mientje wäre die noch interessantere, da klügere Figur.
 

buchregal

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8. April 2021
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Ich war krank und dazu machte mir dann auch noch das warme Wetter sehr zu schaffen. Totalausfall! Ich habe zwar versucht zu lesen, bin aber darüber ständig eingeschlafen. Besonders mit diesem Buch habe ich mich schwergetan, da man es aufmerksam lesen sollte.

Der Autor Stefan Hertmans erfährt durch ein Buch von Adriaan Verhulst mehr über die Geschichte des Hauses in Gent, das er vor zig Jahren gekauft hatte und nun wieder abgestoßen hat. Eigentlich war es gegen jede Vernunft, das Haus zu kaufen, denn es war in einem sehr heruntergekommenen Zustand. Doch der morbide Charme zog Hertmans an.

Willem Verhulst bewohnte mit seiner Familie dieses Haus. In groben Zügen erfahren wir etwas über seinen Werdegang. Es geht los mit der Kindheit, in der er bei einem Auge die Sehkraft verliert. Wir erfahren, wie er das Augenlicht des einen Auges verliert. Zu seiner Mutter, die ihn ziemlich verwöhnt, hat er eine sehr enge Bindung. In der Schule dagegen muss er einstecken. Während des Studiums lebt er bei einem Bäcker und beginnt mit Elsa, der Frau des Bäckers, ein Verhältnis. Willem ist vorlaut und gibt zu, dass er ein radikaler Flandern-Aktivist sei. Doch dann muss er sich absetzen, weil er sonst als Kollaborateur vor Gericht zu kommen könnte. Elsa schließt sich ihm an. Sie landen in Den Haag, aus seinen Sympathien für die flaamse Sache macht er keinen Hehl daraus und trifft Gleichgesinnte. Er heiratet Elsa, die bald darauf sehr krank wird. So lernt er Mientje kennen, die er nach Elsas Tod heiratet. Er wirbt beharrlich um sie und überzeugt sie so. Mientje ist ihm intellektuell überlegen.

Willem kann charmant sein und nimmt Menschen für sich ein, aber er ist auch ein rücksichtsloser Egoist.

Mir gefällt es, wie diese Geschichte erzählt wird, aber ein Roman ist es eigentlich nicht. Natürlich weiß ich um der Konflikte zwischen Franzosen und Flamen, aber zwischendurch muss ich immer wieder auch nach weitergehenden Informationen suchen. Das Buch ist keines, dass man schnell mal runterliest.
 

buchregal

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8. April 2021
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Im ersten Teil findet der Ich-Erzähler ( in dem Fall der Autor selbst) im Jahr 2001 ein Buch (geschrieben vom Sohn des Protagonisten, bei dem Stefan Hertmans studiert hat) und erfährt, dass er 20 Jahre in Gent in einem Haus eines SS-Mitglieds gewohnt hat.
Wenn man so etwas erfährt, ist man bestimmt mehr interessiert, als wenn man keine Beziehung zu dem Haus hätte. Aber es ist schon ungewöhnlich, so viel Recherche in die Sache zu stecken.

Sehr stimmig ist das alte Haus in diesem lange nicht bewohnten Zustand beschrieben, man hat sofort ein Bild vor Augen.
Ich finde es auch gut beschrieben und trotzdem hätte mich der Zustand abgeschreckt und ganz bestimmt nicht angezogen.
Mir gefällt es, wie der Autor himself (?) sich Geld von seinem Vater leiht, um spontan ein altes Haus zu erwerben, in das er sich wegen seines Geruchs nach Schimmel und Moder verliebt hat!
Merkwürdig, den Geruch von Schimmel und Moder anziehend zu finden - oder?

Willem hat mir auch leid getan, hat jedoch trotz seiner pazifistischen Frau einen falschen Weg eingeschlagen. Es war ihr nicht möglich sich dem entgegen zu stellen.
Sie zeigt zwar, dass sie einiges nicht gut findet, aber es fehlt die Konsequenz. Aber so war das in jenen Zeiten nun mal, die Frauen hatten wenig oder nichts zu melden.
 

otegami

Bekanntes Mitglied
17. Dezember 2021
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Ich war krank und dazu machte mir dann auch noch das warme Wetter sehr zu schaffen. Totalausfall! Ich habe zwar versucht zu lesen, bin aber darüber ständig eingeschlafen. Besonders mit diesem Buch habe ich mich schwergetan, da man es aufmerksam lesen sollte.
Dann noch gute Besserung und dass Du schnell wieder richtig fit wirst! Neeee, ein Buch für den Krankenstand ist dieses bestimmt nicht ;) , da hast Du vollkommen Recht! (Außerdem sollte man auf seinen Körper hören und wenn der Schlaf fordert.............dann ist es besser, der/die Kranke folgt! :cool: (Ich habe meine ganzen Krankheiten auch immer verschlafen! ;) )