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Barbara62

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19. März 2020
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Mir ist es zwar aufgefallen, stört mich aber nicht im geringsten. Ich habe auch nix mit der Kirche (erst recht nicht der katholischen) am Hut, will aber trotzdem mal nach Santiago...:cool:
Ich nicht. Ich bin Protestantin und ein Besuch in Lourdes hat mich für alle Zeiten geheilt. Dabei kann ich wunderbar mit Katholiken und habe früher oft bei ökumenischen Gottesdiensten mitgeplant, aber was ich in Lourdes gesehen habe, hat mich traumatisiert, ich kann es nicht anders ausdrücken.
Allerdings war ich später - nicht ganz freiwillig und mit riesigen Vorbehalten - in Assisi und das war zugegebenermaßen völlig anders.
 
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kingofmusic

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Ich nicht. Ich bin Protestantin und ein Besuch in Lourdes hat mich für alle Zeiten geheilt. Dabei kann ich wunderbar mit Katholiken und habe früher oft bei ökumenischen Gottesdiensten mitgeplant, aber was ich in Lourdes gesehen habe, hat mich traumatisiert, ich kann es nicht anders ausdrücken.
Allerdings war ich später - nicht ganz freiwillig und mit riesigen Vorbehalten - in Assisi und das war zugegebenermaßen völlig anders.
Wobei Santiago glaube ich auch kulturell viel zu bieten hat (neben der Kathedrale)...:cool:
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Ich habe mich mit dem Einstieg ins Buch schwergetan. Bei allem Mitgefühl für Lias Seelenqualen nach der brutalen Tat: Wie pietätlos und egozentrisch ist es, ausgerechnet am Sarg so etwas zu sagen? Auch dass sie ihren Vater nötigt, seine Krankheit zu verschweigen und ihm damit die Möglichkeit nimmt, sich zu verabschieden, macht sie mir nicht sympathisch. Mateo empfinde ich als wesentlich angenehmeren Charakter, der allerdings nicht in sich stimmig ist.

Richtig gestört hat mich, wie holzschnittartig Carmen und die Mutter dargestellt werden. Bei Lias Perspektive kann ich das noch verstehen. Aber auch bei Mateo sind die beiden Monster ohne menschliche Züge. Ich hoffe, dass sich dieser Eindruck nicht verfestigt.

Obwohl die Geschichte durch den Mordfall und Mateos Verschwinden spannende Elemente hat, haben mich mehrere weitschweifige Passagen wie die zu den unterschiedlichen Pflanzennamen etwas gelangweilt.

Ich habe beim Lesen das Gefühl, dass alles, was mit dem Glauben zu tun hat, in einen Topf geworfen wird. Nicht nur die Kirchenvertreter und streng gläubige Personen bekommen ihr Fett weg, sondern auch der Katholizismus und der Glaube an Gott an sich. Die schlechten Menschen sind diejenigen, die glauben. Die, die nicht glauben, sind dagegen die Guten. Das ist mir zu einfach.
 

Barbara62

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Baden-Württemberg
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Ich habe beim Lesen das Gefühl, dass alles, was mit dem Glauben zu tun hat, in einen Topf geworfen wird. Nicht nur die Kirchenvertreter und streng gläubige Personen bekommen ihr Fett weg, sondern auch der Katholizismus und der Glaube an Gott an sich. Die schlechten Menschen sind diejenigen, die glauben. Die, die nicht glauben, sind dagegen die Guten. Das ist mir zu einfach.
So habe ich das nicht empfunden. Den Vater finde ich sympathisch geschildert. Er hat durchaus seinen Glauben, ist aber weder fanatisch noch missionarisch und sieht lediglich die Institution Kirche zunehmend kritisch. Mit ihm kann ich mich gut identifizieren.
 

milkysilvermoon

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Als Psychologe wäre das jedenfalls die einzige Richtung, die er einschlagen könnte.

Über den Studienwechsel musste ich ein wenig die Augen verdrehen. Jemand, der offensichtlich psychische Probleme hat, beginnt natürlich ein Psychologiestudium. :rolleyes:

Sie wollte nicht am Sarg beten, weil das Heuchelei gewesen wäre. Hätte sie aus Rücksicht auf die Familie schauspielern sollen? Eine schwierige Frage.

Für mich macht es einen großen Unterschied, ob jemand nicht aktiv mitbetet oder mehrfach am Sarg ausdrücklich mündlich ausgedrückt, dass man nicht glaubt.

So habe ich das nicht empfunden. Den Vater finde ich sympathisch geschildert. Er hat durchaus seinen Glauben, ist aber weder fanatisch noch missionarisch und sieht lediglich die Institution Kirche zunehmend kritisch. Mit ihm kann ich mich gut identifizieren.

Ich lese es so, dass er immer nur gute Miene gemacht hat und eine Art Mitläufer war - aus Rücksicht auf seine Frau. Er interessiert sich für Kathedralen und ähnliche Dinge, aber aus weltlichen Gründen.
 

Barbara62

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Ich lese es so, dass er immer nur gute Miene gemacht hat und eine Art Mitläufer war - aus Rücksicht auf seine Frau. Er interessiert sich für Kathedralen und ähnliche Dinge, aber aus weltlichen Gründen.
Irgendwo stand explizit, dass er gläubig war, aber zunehmend der Institution Kirche kritisch gegenüberstand. Vielleicht war es auch später, ich bin schon weiter.

Sicher hat er nicht die Konfrontation mit seiner fanatischen Frau und der Tochter Carmen gesucht - es ist ja auch schwer, mit solchen Menschen zu diskutieren. Ich schätze ihn so ein, dass er, um des lieben Friedens willen, geschwiegen hat und die Erziehungsarbeit seiner Frau überließ. Aber seinen Glauben würde ich ihm deshalb nicht absprechen.
 

RuLeka

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Ich habe beim Lesen das Gefühl, dass alles, was mit dem Glauben zu tun hat, in einen Topf geworfen wird. Nicht nur die Kirchenvertreter und streng gläubige Personen bekommen ihr Fett weg, sondern auch der Katholizismus und der Glaube an Gott an sich. Die schlechten Menschen sind diejenigen, die glauben. Die, die nicht glauben, sind dagegen die Guten. Das ist mir zu einfach.
Das gefällt mir auch garnicht. Anscheinend hat Claudia Pinriro schlechte Erfahrungen mit der katholischen Kirche und Katholiken gemacht. Aber ganz so leicht darf man es sich nicht machen.
Der Roman, der Dawkins „ Gotteswahn“ illustriert ( das Buch wird zweimal im Roman erwähnt).
 

Barbara62

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19. März 2020
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Das gefällt mir auch garnicht. Anscheinend hat Claudia Pinriro schlechte Erfahrungen mit der katholischen Kirche und Katholiken gemacht. Aber ganz so leicht darf man es sich nicht machen.
Der Roman, der Dawkins „ Gotteswahn“ illustriert ( das Buch wird zweimal im Roman erwähnt).
Ist es nicht eher so, dass sie fanatischen Katholizismus kritisiert? Als Fundamentalkritik habe ich es nicht gelesen. Da ist beispielsweise die Lehrerin/Nonne in Anas und Marcelas Schule, die sich ausgesprochen positiv und empathisch verhält. Und Julián schätzte seine katholische Schule und die jungen Priester so sehr, dass er werden wollte wie sie. (Sorry, das kommt erst etwas später, verrät aber hoffentlich nicht zu viel.)
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Jemand, der offensichtlich psychische Probleme hat, beginnt natürlich ein Psychologiestudium.
Wie im richtigen Leben :rolleyes:
Habe ich zumindest schon oft beobachtet.
Ist es nicht eher so, dass sie fanatischen Katholizismus kritisiert? Als Fundamentalkritik habe ich es nicht gelesen.
Ich auch nicht. Die betreffenden Figuren sind wahrlich keine "Durchschnittskatholiken", sondern welche, die Gottes Wort ausschließlich im Sinne der eigenen misogynen Doktrin deuten. Sie haben eine völlig schräge Einstellung zu Sexualität und zu Frauen.
Auch wenn die Autorin Atheistin sein mag, sehe ich hier keine breit angelegte Kritik am Katholizismus, sondern an seinen Extremen (ich gehe wie gesagt davon aus, daß diese in Argentinien extremer sind.)
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Ist es nicht eher so, dass sie fanatischen Katholizismus kritisiert? Als Fundamentalkritik habe ich es nicht gelesen. Da ist beispielsweise die Lehrerin/Nonne in Anas und Marcelas Schule, die sich ausgesprochen positiv und empathisch verhält. Und Julián schätzte seine katholische Schule und die jungen Priester so sehr, dass er werden wollte wie sie. (Sorry, das kommt erst etwas später, verrät aber hoffentlich nicht zu viel.)

Ich lese erst heute Abend weiter. Dass das Ganze noch differenzierter wird, macht mir Mut für die weitere Lektüre. :smileeye
 

parden

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13. April 2014
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Hui, hier ist ja schon was los... :) Es zeigt sich wieder einmal, wie unterschiedlich man Texte und Aussagen empfinden kann, je nach eigenem Hintergrund und der eigenen Erfahrung.

Ich fand das Verhalten von Lía am Sarg im Gegensatz zu einigen hier absolut nachvollziehbar. Vermutlich war sie schon lange nicht mehr gefestigt in ihrem Glauben, und dieses Verhalten der "gläubigen" Familie am Sarg der ermordeten Ana war in meinen Augen dermaßen heuchlerisch und unangemessen - ärgs. Da noch so zu tun als hätte solch ein Ereignis tatsächlich etwas mit "Gottes Willen" zu tun und man hat sich damit also gefälligst zu arrangieren, unfassbar. Die einzige, die zu trauern schien, war in Lías Augen jedenfalls Anas Freundin, die einfach geschlagen am Boden saß. Echte Emotionen. Alle anderen verkriechen sich im Korsett der Dogmen der katholischen Kirche - das mag Halt geben, erdrosselt aber womöglich auch jede echte menschliche Regung.

Nun treiben es einige Mitglieder der Familie hinsichtlich des katholischen Glaubens aber auch derart auf die Spitze, dass es sehr übertrieben wirkt. Aber aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es genau solche Menschen gibt - und gerade die erweisen sich im "echten" Leben oft als wahre Miststücke. Sorry für die deutliche Wortwahl, aber aus Gründen... Die Autorin hat womöglich ähnliche Erfahrungen gemacht, und daher... Naja, jedenfalls schockiert mich Lías Verhalten am Sarg wohl weniger als einige andere hier... Sie hat sich konsequent aus einem familiären Dogma-Gefüge befreit, auch wenn sie sich mit ihrem Maulkorberlass dem Vater gegenüber wohl gleich in ein neues geflüchtet hat. Jedenfalls ist es Lía gelungen, bis zur Todesnachricht des Vaters abseits der Familie ein zufriedenes Leben zu führen.

Mateo ist unreifer, natürlich, allein aufgrund seines Alters, aber eben auch, weil er zeitlebens die volle Dröhung Carmen mitbekommen hat. Ob die sich schlussendlich wirklich als die unnahbare (Schein-)Heilige erweist, als die sie bislang erscheint? Ich bin neugierig, mehr über die Hintergründe ihrer Einstellungen und Handlungen zu erfahren. Dieser Wahn, unbedingt die Briefe ihres Vaters in die Hände zu bekommen und zu betonen, dass der am Ende seines Lebens nicht mehr ganz richtig im Kopf gewesen sei - das finde ich ziemlich merkwürdig. Fast als habe sie etwas zu verbergen oder wisse um etwas was besser ungesagt bleiben sollte. Aber was könnte das sein?

Wen ich bislang am meisten mag, ist Mateos Großvater, Lías Vater. Der scheint das menschlichste Familienmitglied zu sein, der im Stillen seinen Überzeugungen entsprechend handelt ohne andere damit zu brüskieren - Leben und leben lassen. Der aber auch versucht, die "Abtrünnigen" nicht fallen zu lassen, sondern zu ermutigen, zu unterstützen, zu lieben. Und doch deutet auch er ein Geheimnis an, das ihm schrecklich deucht. Hat das mit seinen heimlichen Nachforschungen zu Anas Tod zu tun?

Ich bin jedenfalls neugierig auf den Fortgang der Erzählung.
 
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