1. Leseabschnitt: Beginn bis Seite 85

Emswashed

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9. Mai 2020
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Wie versteht ihr den Satz auf S. 9: (…) während seine Grenzen über die Jahre hinweg schrumpften und sich ausdehnten und mal niemanden und dann praktisch jedermann in Wayne County einschlossen.“
Der Bauer auf der Kuppe gehörte nicht zu Linden Hills, hat nie dazu gehört, doch als er sein Land verkauft hat und die Gegend immer besser wurde, wollten alle zu Linden Hills gehören.
 

Renie

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19. Mai 2014
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Mich verwundert hier die dauernde Erwähnung von Malcolm X. Hat Malcolm X heute noch die gleiche Bedeutung wie früher? Gab es da nicht einmal einen Bruch und er versank in einer gewissen "Bedeutungslosigkeit" bei einem Teil seiner bisherigen Anhängerschaft, weil er einen Fehler gemacht hat. Oder täusche ich mich hier?
Malcolm X wird in Verbindung mit Willie und Lester genannt. Ich betrachte seine Erwähnung daher als Schwärmerei von zwei Anfang 20-Jährigen für einen Helden und Rebellen, ohne dass sie die genauen Hintergründe kennen.
 

Renie

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19. Mai 2014
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Ich hatte es so verstanden, dass er sie wegen des hellhäutigen Babys einsperrte. Er glaubt nicht, dass es seines ist und wirft ihr Untreue vor. Ich gehe davon aus, dass es sehr wohl sein leibliches Kind ist.
Natürlich, irgendwann geht die Rechnung mit den Chromosomen nicht mehr auf. ;)
 

Irisblatt

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15. April 2022
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Die unterschiedlichen Luthers wollen die hellsten Frauen, die sie kriegen können, wollen aber gleichzeitig ein höhergestelltes Viertel der Schwarzen. Irgendwie ein Widerspruch. Sollte man da nicht die dunkelsten Frauen haben.
Es ist natürlich ein Widerspruch. Leider gibt es auch innerhalb der Schwarzen Community Menschen, die der Hautfarbe einen hohen Stellenwert bemessen. Und da ist es oft so: je heller umso besser. Ich denke dass Naylor diese Denkweise auch kritisiert, indem sie solch absurden Rechnungen wie 1/8 weiß ins Spiel bringt.
Und schämt sich nicht auch Willie an irgendeiner Stelle, weil er so dunkel ist? Es geht hier viel um Diskriminierung u.a. aufgrund von Hautfarbe innerhalb der eigenen Community. In Linden Hills wurde ein System von Macht und Abhängigkeiten innerhalb der Schwarzen Community errichtet. Interessant war ja auch in dieser Hinsicht, dass einer der Nedeeds (welcher? :apenosee) niemandem eine Immobilie anbieten wollte, der politisch für die Gleichberechtigung der Schwarzen eintrat. Also niemand wie Nat Turner, der für den Sklavenaufstand verantwortlich war.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ich finde das Buch literarisch sehr dicht und habe das Gefühl, ganz viel Inhalt nicht zu erkennen, weil mir der historische und politische Hintergrund der damaligen Zeit fehlt. Ich lege da große Hoffnung in euch!
Mir geht es da wie dir, ich weiß auch nur die wichtigen Eckdaten. Ein Amerikaner liest diesen Roman sicher ganz anders als wir
Töten wohl nicht, aber einsperren. Vielleicht sind die Geräusche von ihr oder dem Sohn?
Daran musste ich auch denken, die Richtung würde ja passen. Ruth sprach davon das sie die Zeremonie hören könne, wenn Beerdigungen auf dem Friedhof stattfinden
Was ich mich frage, ist dieses Linden Hills fiktiv? Soll sozusagen als ein Beispiel dienen. Oder ist dies ein realer Ort? Was denkt ihr?
Ich habe bisher angenommen, dass es fiktiv ist.
Ich hatte es so verstanden, dass er sie wegen des hellhäutigen Babys einsperrte. Er glaubt nicht, dass es seines ist und wirft ihr Untreue vor. Ich gehe davon aus, dass es sehr wohl sein leibliches Kind ist.
Und mit seiner 1/8 Regel hat er wahrscheinlich großen Einfluss darauf gehabt, dass sein Sohn, der in seinen Augen nicht sein leiblicher ist, so ist wie er ist
 
Zuletzt bearbeitet:

Sassenach123

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Der Anfang war etwas holperig, aber nun bin ich sehr gespannt darauf wie es mit Lesters und Willies Plänen in Bezug auf Arbeit weitergeht. Anhand der beiden bekommt man recht gute Einblicke in die Probleme der Schwarzen zur damaligen Zeit, wobei die Problematik in und um Linden Hills spezieller Natur zu sein scheint.
Interessant finde ich auch, dass die beiden Freunde an sich schon sehr unterschiedlich groß geworden sind, dennoch verbindet sie eine enge Freundschaft.
Die Handlung um Ruth und Norman finde ich sehr skurill, ich bin gespannt, ob wir noch von ihnen hören werden
 

Wandablue

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Den Einstieg finde ich noch interessanter als dann das erste richtige Kapitel "19.Dezember". Die ganze Zeit frage ich mich, was will Nedeed eigentlich errichten? Zuerst dachte ich, klar, er zeigt den Weißen, wo der Hammer hängt. Und das tut er ja auch. Der Friedhof ist eine super tolle Gelegenheit, er liegt in seinem Territorium und da kommen dann alle hin, auf sein Gebiet. (Gibt es nur einen einzigen Friedhof in der Gegend?).
Er verdient Geld damit, dass er ausschließlich an Schwarze vermietet.
Aber dann, als er allmählich wohlhabend wird, bzw. seine Nachfahren, weiß ich nicht mehr so richtig, was er will. Er sortiert aus. Nach welchen Gesichtspunkten habe ich nicht begriffen. Nach denen, die versuchen werden, nach oben zu kommen? Sortiert er diejenigen aus, die sich politisch engagieren wollen - ich denke ja. Er will Leute um sich haben, die ihn als "Gott" anhimmeln.
Die örtlichen Gegebenheiten sind so - dass das beste Gelände das ist, das sich in seiner Nähe befindet und Nedeed wohnt unten am Hügel, nicht oben!
Warum gibts immer Platz in Linden Hills? Das muss ich noch einmal nachlesen. Weil er missliebigen Leuten ihr Wohnrecht wieder abkauft? Und wer ist missliebig?
Und klar, dann geht was schief und das Blut gefriert in meinen Adern zu Eis.
Aber dann, Cut, ein Glück und das Buch geht normal los.

Der Rest ist Unterhaltung. Oder fast.
Der Stil hat sich allerdings gewandelt.
Interessant, was aus Oma Tilsons Haus geworden ist, die ja zu den Missliebigen gehörte, deren Wohngebiet "überbaut" werden sollte.
Alles verstehe ich nicht, muss ich ganz offen sagen, besonders im ersten Kapitel gab es einige Sätze, die ich nicht kapiert habe.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Dantes Höllenkreisen
Es war ein Fehler, diesen Roman in meiner Bildungszeit auszusparen.

Überhaupt hat jeder nachfolgende Sohn Linden Hills neu geprägt: einer zog einen Wassergraben um sein Haus, der nächste hatte die Idee, Hütten entlang des Tupelo Drive zu bauen und diese zu vermieten. Durch den 1000 Jahre Pachtvertrag stellte er sicher, dass alles in Schwarzer Hand blieb usw.
Genial!

ch bin mit dem ersten Leseabschnitt durch und mir erging es anders mit diesem Buch. Den ersten Leseabschnitt mit den verschiedenen Luthers fand ich richtig gut. Der Sarkasmus in den Worten und das etwas böse angehauchte Geschriebene haben mir sehr gefallen.
Dito.

Hat Malcolm X heute noch die gleiche Bedeutung wie früher?
Kenn ihm nicht. Früher nicht. Heute nicht. Also: bedeutungslos ;-).

Was aber auch nicht zu den Herren Luthers passt.
Finde ich auch komisch. Ich hatte ja gedacht, er wollte den Weißen zeigen, wie weit es die Schwarzen bringen. Aber die größte Demütigung eines Schwarzen besteht doch darin, wie ein weißer sein zu wollen. Oder?
 

Irisblatt

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15. April 2022
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Die Handlung um Ruth und Norman finde ich sehr skurill, ich bin gespannt, ob wir noch von ihnen hören werden
Ja, sehr. Zu Beginn wirkten sie freundlich und nett ohne größere Probleme. Und dann kam die psychische Erkrankung, die das gesamte Inventar in einem anderen Licht erscheinen lässt. Genau diese Art gefällt mir unglaublich gut bei Naylor. Oberflächlich gesehen ist vieles gut oder auch ganz anders als beim näheren Hinschauen. Auch dass die beiden Jungs ein Herz für die Lyrik haben, hätte ich nicht vermutet.
 

Irisblatt

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Nach welchen Gesichtspunkten habe ich nicht begriffen. Nach denen, die versuchen werden, nach oben zu kommen? Sortiert er diejenigen aus, die sich politisch engagieren wollen - ich denke ja. Er will Leute um sich haben, die ihn als "Gott" anhimmeln.
Ich hatte es auch so verstanden. Er sucht loyale Mieter, die ihm Respekt erweisen und niemanden, der Forderungen stellen könnte oder politisch aktiv ist.
Warum gibts immer Platz in Linden Hills? Das muss ich noch einmal nachlesen. Weil er missliebigen Leuten ihr Wohnrecht wieder abkauft?
Vielleicht. Aber vielleicht auch, weil einige Mieter merken, dass das Leben dort doch nicht so toll ist. Wir wissen bisher nicht, was Luther so treibt. Bisher habe ich da auch Fragezeichen.
Und wer ist missliebig?
Gute Frage.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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So, nun habe ich auch den zweiten Teil (19. Dezember) gelesen.

Was ist das nur für eine merkwürdige Krankheit (pinks) die Norman da regelmäßig befällt? Die Krankheit trieb Ruth und Norman auseinander, aber auch wieder zusammen, als Ruth bemerkte, dass Norman in höchster eigener Not immer noch an Ruth dachte. Wow, so was muss man aushalten können.

Und was für ein merkwürdiges lyrisches Paar sind Lester und Willi? Die wollen so gar nicht in die Klischeekiste passen.

Wenn die Klagelaute wirklich aus Nedeeds Keller stammen, wieviele Jahre hockt seine Frau denn schon da drin? Das ist ja gruselig, aber spannend.
 

Lesehorizont

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29. März 2022
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Ich bin nun auch mit dem ersten Abschnitt durch. Wie einige Andere auch, war der Einstieg für mich nicht so leicht, auch glaube ich nicht alles verstanden zu haben. Die Thematik finde ich aber grundsätzlich interessant. Da bin ich sehr gespannt, wie es weiter geht.
Mit dem "Personal" blicke ich auch nicht immer durch, aber da helfen mir, wie insgesamt, Eure schlauen Kommentare. Ich hoffe ansonsten, dass ich noch besser in die Geschichte hineinfinde...
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Genau diese Art gefällt mir unglaublich gut bei Naylor. Oberflächlich gesehen ist vieles gut oder auch ganz anders als beim näheren Hinschauen. Auc
Das trifft es gut. Mir gefallen diese Figurenzeichnungen. Wir sehen zunächst nur Fassade, dann lässt Naylor intensivere Blicke zu und wir erleben Überraschungen.

Der erste Teil wirft gleich ein Schlaglicht auf die Ambivalenz, die auch innerhalb der schwarzen Community vorherrscht. Auch dort meinen es nicht alle gut miteinander und dann kommt noch der eigene Rassismus der Farbschattierungen dazu... Das werde ich nie begreifen.

Das Ende der Einleitung ist natürlich ein Schock: Frau und Sohn werden im Keller eingesperrt! Völlige Wende!

Das Buch geht ja nur über ein paar Tage vor Weihnachten. Dieser Abschnitt stellt uns Willie und Lester in ihrem Umfeld vor. Da habt ihr viel Wissenswertes zusammengetragen.
Besonders spannend fand ich Willies Familienkonstellation: Da klaffen Anspruch und Wirklichkeit an mehreren Stellen ebenso auseinander wie die Eigen- und Fremdwahrnehmung. Natürlich hat man Verständnis für Lesters Mum: Wer will nicht, dass das Kind eine sichere Zukunft hat? Bildung ist der Schlüssel dazu. Lester lehnt das bewusst ab:
"Er hat beschlossen nichts zu sein und nichts aus seinem Leben zu machen, und er lässt keinen Tag vergehen, um mich in irgendeiner Art daran zu erinnern." S.72
Bittere Erkenntnis.

Ich mag den dichten Stil der Autorin. Immer wieder blitzen wunderschöne Sätze hervor, die Dinge auf den Punkt und Weisheit hervorbringen. Die oben angesprochenen Zäune sind nur ein Beispiel dafür. Oder das humorige Streitgespräch über Namenslängen oder oder. Auch die Dialoge haben Tiefe und Esprit, sie gefallen mir sehr.

Dieser wiederkehrende gespenstische Schrei gibt der Geschichte etwas Schauderhaftes. Im Grunde kann es nur ein Wiederhall des besagten Schreies sein. Auf S. 84 wird er definiert als ein "Flehen um verlorene Zeit" - was immer das sein soll. Aber gewiss steht es im ZUsammenhang mit der eingesperrten Frau des x-ten Luther Nedeed (aber das muss lange her sein).

@Wanda: Malcolm X hat große Bedeutung für die jüngere Geschichte der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Er war ein ähnliches Idol wie Martin Luther King. Wir haben früher im Englischunterricht ewig über ihn gesprochen. Man kann also nicht sagen, dass er oder die Verehrung der jungen Männer "nichts" sind;).
 

Irisblatt

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15. April 2022
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Auch dort meinen es nicht alle gut miteinander und dann kommt noch der eigene Rassismus der Farbschattierungen dazu... Das werde ich nie begreifen.
Auch das ist eine Folge von rassistischen Strukturen, Erfahrungen in unserer Welt, die sich im Selbstbildnis festgesetzt haben und über Generationen "vererbt" wurden. Wenn klar ist, dass vor allem weiße Menschen erfolgreich sind, eine gute Ausbildung machen können, leichter Jobs und Wohnungen bekommen, dann ist es einfacher das zu erreichen, wenn der eigene Hautton heller ist. Auch Linden Hills existiert nicht isoliert, die erfolgreichen Schwarzen haben dieselben Mechanismen übernommen. Auch in Indien verkaufen sich z.B. schädliche Bleichcremes immer noch. Heller sein ist "schön", weil es auch mit Erfolg und Status gleichgesetzt wird. Es ist natürlich nicht logisch, aber es hat sich so eingefressen, dass es einer echten Auseinandersetzung von Menschen jeglicher Hautfarbe) bedarf, um zu verstehen, woher dieser Irrsinn kommt, Strukturen zu hinterfragen und zu ändern.
Naylor bringt den Hautfarbenirrsinn so ganz nebenbei, sehr differenziert auf den Punkt.
 
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