Das genieße ich sehr.Es ist großartig, wie gut sich die Autorin in ihre Figuren einfühlen kann. Und gerade die beiden Hauptpersonen, der Junge und Frau Aitch, werden sehr komplex gezeichnet.
Mir auch.Dass deutsche Waisenkinder nach dem Krieg in die USA kamen, war mir bisher unbekannt.
Ja - damals war das aber noch nicht im Bewusstsein und es wurde auf Verdrängung und Vergessen gesetzt.Seine Pflegeeltern scheinen es gut mit ihm zu meinen, dringen aber nicht in sein Innerstes vor. Im Grunde müssten solche Pflegefamilien geschult werden im Umgang mit kriegstraumatisierten Kindern. Aber wahrscheinlich war man froh, welche zu finden.Dass es mit dem Ratschlag, Vergangenes einfach zu vergessen, nicht getan ist, weiß man.
Finde ich sehr spannend gezeichnet. Es gibt ein Bild, das sich ständig verändert und richtig greifbar ist es nicht.Und die Ehe zwischen Mrs. Aitch und ihrem Mann scheint hochkompliziert zu sein.
Das wird sehr deutlich.Sie scheint sich auch einsam zu fühlen neben ihrem schweigsamen Mann.
Genau - wie sie sagt. Ich bin mir gerade nicht so sicher, inwiefern sie sich das selbst auferlegt hat. Stutzig wurde ich ja als er sagte, die Strandbesucher würden ihn überhaupt nicht stören.Gleichzeitig vermeidet sie jede Gesellschaft, um ihrem Mann die nötige Ruhe zu verschaffen, wie sie sagt.
Das ist bestimmt frustrierend.Doch sie hasst es auch, immer ins Abseits geschoben zu werden, denn ihr Mann, der berühmte Künstler, steht sofort im Fokus des Interesses.
Ich mag die Bilder von Hopper auch gerne. Tatsächlich habe ich aufgrund der Beschreibung, dass er hier eine Rolle spielt, aber eher gezögert. Mich reizen Romane über reale Persönlichkeiten wenig. Dagegen interessiert mich die Geschichte des deutschen Waisenjungen, der in die USA gebracht wurde sehr.Dass es sich hier um das Ehepaar Hopper handelt, weiß man durch den Klappentext. Das war für mich mit ein Grund, mich für diese Leserunde anzumelden. Denn ich liebe die Bilder von Edward Hopper.
Ich stimme zu: Im Grunde hätte man die Pflegefamilien im Umgang mit den traumatisierten Kindern aus Deutschland schulen müssen - bin mir nur nicht sicher, ob man diese seelischen Beeinträchtigungen wirklich damals schon erkannt und als solche bewertet hat. Schließlich hatten im Krieg ja alle “Schlimmes” erlebt. In erster Linie ging es wohl darum, zu vergessen und sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern…Auch mich hat der Roman von Beginn an begeistert. Es ist großartig, wie gut sich die Autorin in ihre Figuren einfühlen kann. Und gerade die beiden Hauptpersonen, der Junge und Frau Aitch, werden sehr komplex gezeichnet.
Michael leidet noch sehr unter den Kriegserlebnissen. Sein Vater scheint gefallen zu sein, wie die Mutter umkam, werden wir vielleicht noch erfahren. Dass deutsche Waisenkinder nach dem Krieg in die USA kamen, war mir bisher unbekannt.
Seine Pflegeeltern scheinen es gut mit ihm zu meinen, dringen aber nicht in sein Innerstes vor. Im Grunde müssten solche Pflegefamilien geschult werden im Umgang mit kriegstraumatisierten Kindern. Aber wahrscheinlich war man froh, welche zu finden.Dass es mit dem Ratschlag, Vergangenes einfach zu vergessen, nicht getan ist, weiß man.
Und die Ehe zwischen Mrs. Aitch und ihrem Mann scheint hochkompliziert zu sein. Eine Art Hassliebe. Sie war früher ebenfalls Künstlerin, musste aber zugunsten ihres Mannes zurückstecken. Eine bekannte Geschichte! Aber Mrs. Aitch leidet immer noch darunter und ihre Wut darüber nimmt verschiedene Formen an. Sie scheint sich auch einsam zu fühlen neben ihrem schweigsamen Mann. Gleichzeitig vermeidet sie jede Gesellschaft, um ihrem Mann die nötige Ruhe zu verschaffen, wie sie sagt. Doch sie hasst es auch, immer ins Abseits geschoben zu werden, denn ihr Mann, der berühmte Künstler, steht sofort im Fokus des Interesses.
Dass es sich hier um das Ehepaar Hopper handelt, weiß man durch den Klappentext. Das war für mich mit ein Grund, mich für diese Leserunde anzumelden. Denn ich liebe die Bilder von Edward Hopper. Hoffentlich habe ich nach der Lektüre des Buches immer noch Freude an den Gemälden, wenn ich weiß, was er für ein Mensch war. Sympathisch kommt er jedenfalls nicht rüber.
Ich bin gespannt auf die nähere Begegnung mit dem seelisch verletzten Jungen und der schwierigen Frau.
Ein Volk von Traumatisierten. Damals hat man sich keine Gedanken gemacht, was das für Folgen haben könnte. Aber wie auch? Man kann nicht alle therapieren. Deshalb Ärmel hoch- weitermachen und vergessen. Anders ging es nicht. Ich mache da niemanden einen Vorwurf.Ich stimme zu: Im Grunde hätte man die Pflegefamilien im Umgang mit den traumatisierten Kindern aus Deutschland schulen müssen - bin mir nur nicht sicher, ob man diese seelischen Beeinträchtigungen wirklich damals schon erkannt und als solche bewertet hat. Schließlich hatten im Krieg ja alle “Schlimmes” erlebt. In erster Linie ging es wohl darum, zu vergessen und sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern…
Nein, so habe ich es auch nicht verstanden. Ich fühlte mich nur kurz an eine Lesung letzte Woche erinnert - Ulrike Draesner: „Die Verwandelten“, da ging es auch um Traumata des zweiten Weltkrieges, wie sie damals und wie sie heute wahrgenommen werden. Aber das führt uns jetzt ein Stück weit weg von unserer Lektüre.Ein Volk von Traumatisierten. Damals hat man sich keine Gedanken gemacht, was das für Folgen haben könnte. Aber wie auch? Man kann nicht alle therapieren. Deshalb Ärmel hoch- weitermachen und vergessen. Anders ging es nicht. Ich mache da niemanden einen Vorwurf.
Wir sind auch offen für Abschweifungen. Zumal Kriegstraumata für den Roman sehr wohl eine Rolle zu spielen scheinen.. Aber das führt uns jetzt ein Stück weit weg von unserer Lektüre.
Mir auch!!!Mir gefällt der Roman bisher ausgesprochen gut.
Es ist die Zeit, in der Kinder zu funktionieren haben. Das kommt noch hinzu. In dem Zusammenhang hat mir der betrunkene Kriegsveteran gefallen. Was eine tolle Idee, eine solche Figur im Zug auftreten zu lassen, die eben mal andere Gedanken einbringt!Frau Nurse sagt, er solle den Krieg nicht nach Amerika tragen. Dass das unmöglich ist, zeigen die Erinnerungen an schreckliche Kriegserlebnisse,
Ja. Man hat ihn gern. Er hat gelernt, zuzuhören, zu verstehen. Alles versteht er nicht, aber er weiß z.B. von Mrs Aunts Schwangerschaft, was seine Angst befeuert, nicht zurückkehren zu dürfen... Wie rührend seine Sorge um die Kekse, die er dann verschenkt, um sie nicht mit Richie teilen zu müssen... Aber warum lügt er so krankhaft? Aufmerksamkeitsdefizit, würde ich heute sagen.Überhaupt mag ich diesen kleinen Kerl sehr gern.
Das ist ungeheuer geschickt und nötigt mir Respekt ab.Die Autorin erzählt ruhig und trotzdem sehr lebendig. Mit wenigen Worten zeichnet sie ein Bild der damaligen Gesellschaft.
Ja, sage ich oben auch. Wir sind uns einigIch mag, dass dieser Roman so viele Ebenen hat, die nebenbei einfließen
Michael? Ist der Name schon gefallen? Für mich ist der Junge (noch) namenlos.Michael leidet noch sehr unter den Kriegserlebnissen
Ihr KlappentextleserDass es sich hier um das Ehepaar Hopper handelt, weiß man durch den Klappentext
Ich auch nicht.Ich bin mir gerade nicht so sicher, inwiefern sie sich das selbst auferlegt hat
Mich ebenfalls selten. Ich habe mich auf die Empfehlung des Verlags verlassen und nicht weiter hingeschaut. Zum Glück!Mich reizen Romane über reale Persönlichkeiten wenig.
Ja, der Stil der Autorin gefällt mir auch sehr. Ich dachte anfangs, es sei ein Erstling - aber der Klappentext belehrte mich eines Besseren.Ich bin schwer begeistert, es endlich wieder mit einer richtigen Autorin zu tun zu haben, einer, die Beziehungen, Gefühle und vor allem ihre Figuren komplex darstellen kann. Auch die Dialoge sind gelungen und glaubwürdig (wenn ich da an mein letztes Buch denke)! Also der Schreibstil hat es mir von den ersten Zeilen an angetan (emotional, gut beobachtet, assoziativ, fließende Übergänge).
Egal ob Mrs Aunt, Mrs Aige oder der Junge: sie alle haben viele Schattierungen. Man hat Empathie mit dem traumatisierten Kind, das an vielen Stellen etwas sieht und hört, was nicht da sein kann, das seine Sprache verlieren soll (wie seine Vergangenheit), das sich zu Henry und seinen Freunden hingezogen fühlt und Angst hat, erneut verstoßen zu werden. Viele nehmen ihn als verstockt wahr, in Gegenwart von Henry wirkt er aber aufgeweckt, wissensdurstig und klug.
Mrs Aunt wurde uns zunächst in einem negativen Licht gezeigt. Sie wirkt überfordert, launenhaft, gefühllos dem Jungen gegenüber. Sie hat Angst aufzufallen, davor, was die Leute sagen. Offenbar hat sie einen Sohn verloren und Henry brachte den Jungen mit durch Vermittlung von Mrs Kaplan, die für mich bis jetzt sehr positiv besetzt ist.
Mrs Aige scheint sich in der Rolle der Künstlergattin wohlzufühlen, sie hat sich selbst darauf reduziert und sich selbst isoliert. Während sie am Strand wie eine Furie auftrat, ist sie dem Jungen gegenüber recht umgänglich. Der Junge wieder: warum lügt er so entsetzlich? Auch eine Folge seines früheren Lebens? Weil niemand wissen durfte, wer er war? Ist er jüdischer Herkunft? Es ist spannend, dass man es noch nicht weiß. Immer wieder werden uns Puzzlesteinchen geliefert, die die Handlung interessant machen, das Bild komplettieren. Auch die kindliche Perspektive empfinde ich als sehr gut getroffen (was selten genug vorkommt).
Die Autorin verwebt die verschiedenen Perspektiven äußerst geschickt. Neben den Wechseln kommen Träume, Reflektionen, Gespräche und Erinnerungen hinzu. Das ist Schriftstellerei par excellence!
Bilde ich es mir ein, oder gibt es tatsächlich Parallelen zwischen Hoppers Bildern und der Schreibweise dieses Buches? Nicht, dass ich mich mit Kunst auskenne. Aber ich habe in Erinnerung, dass in Hoppers Bildern bspw. die Einsamkeit ein Thema ist. Diese Einsamkeit finde ich in den Charakteren und ihren Erzählperspektiven wieder. Jeder wirkt isoliert und in sich verschlossen.Dass es sich hier um das Ehepaar Hopper handelt, weiß man durch den Klappentext. Das war für mich mit ein Grund, mich für diese Leserunde anzumelden. Denn ich liebe die Bilder von Edward Hopper. Hoffentlich habe ich nach der Lektüre des Buches immer noch Freude an den Gemälden, wenn ich weiß, was er für ein Mensch war. Sympathisch kommt er jedenfalls nicht rüber.
Ich wusste gar nicht, dass er Michael heißt, da ich den Klappentext nicht gelesen habe. Ich habe mich schon gefragt, warum der Junge namenlos bleibt.Michael leidet noch sehr unter den Kriegserlebnissen.
Das ist mir auch aufgefallen. Zusätzlich zu Deinen Anmerkungen möchte ich noch Farben und Licht ergänzen, die bei den Beschreibungen der Szenen eine größere Bedeutung haben als ich das normalerweise in anderen Texten wahrnehme.Bilde ich es mir ein, oder gibt es tatsächlich Parallelen zwischen Hoppers Bildern und der Schreibweise dieses Buches? Nicht, dass ich mich mit Kunst auskenne. Aber ich habe in Erinnerung, dass in Hoppers Bildern bspw. die Einsamkeit ein Thema ist. Diese Einsamkeit finde ich in den Charakteren und ihren Erzählperspektiven wieder. Jeder wirkt isoliert und in sich verschlossen.
Dann erinnere ich mich, dass Hopper gern Szenen gemalt hat, die dem Betrachter das Gefühl geben, von Außerhalb drauf zu blicken. Das findet sich hier auch mehrfach. Der Betrachter ist dabei der jeweilige Prota, der aus seiner Erzählperspektive Situationen schildert, die er beobachtet oder hört. Beispiel: Mrs. H., die die Kaplan-Truppe am Strand beobachtet, oder der Junge, der auf der Veranda sitzt und hört, wie drinnen der Kaffeeklatsch stattfindet und über ihn gesprochen wird.
Es gibt bestimmt noch mehr Verbindungen, und sofern ich mir diese nicht einbilde, ist das genial geschrieben.
Was den Sympathiefaktor betrifft, schenken sich Mr. und Mrs. Hopper nichts. Tatsächlich finde ich sie mit ihrem Jähzorn nerviger.Sympathisch kommt er jedenfalls nicht rüber.
Ich wusste es auch nicht - aber im nächsten LA erfahren wir seinen Namen.Ich wusste gar nicht, dass er Michael heißt, da ich den Klappentext nicht gelesen habe. Ich habe mich schon gefragt, warum der Junge namenlos bleibt.
Für mich ist sie eher hilflos, weiß nicht, wie sie an den Jungen herankommen soll. Er macht es ihr auch nicht leicht. Wir haben vermutlich eine Frau, die bemuttern möchte und einen Jungen, der sich nicht bemuttern lassen kann, weil er traumatisiert ist.Mrs Aunt wurde uns zunächst in einem negativen Licht gezeigt. Sie wirkt überfordert, launenhaft, gefühllos dem Jungen gegenüber.
Wobei sie das sicher anders sieht: sie betrachtet sich als Opfer des Ruhms ihres Mannes und er ist Schuld daran, dass sie ist, wie sie ist.Mrs Aige scheint sich in der Rolle der Künstlergattin wohlzufühlen, sie hat sich selbst darauf reduziert und sich selbst isoliert.
Das frage ich mich auch. Vielleicht will er seine Realität leugnen, ein anderer sein, als derjenige, der er ist: ängstlich, schüchtern, verschlossen, traumatisiert.Der Junge wieder: warum lügt er so entsetzlich?
Man muss kein Klappentextleser sein. Das Cover hat mich an Hopper erinnert und ist tatsächlich auch von ihm. Als dann Mrs. H. auftauchte, habe ich eins und eins zusammengezähltIhr Klappentextleser
Aber es war klar, dass es sich um eine bekannte Person handeln muss
Stimmt, ich stolpere immer wieder über blau und weißZusätzlich zu Deinen Anmerkungen möchte ich noch Farben und Licht ergänzen, die bei den Beschreibungen der Szenen eine größere Bedeutung haben als ich das normalerweise in anderen Texten wahrnehme.
Es geht in diesem LA ja vor allem um die Situation, dass er weggeschickt werden soll. Beim Jungen kommen da massiv Ängste hoch: Verlust der Eltern, Zugfahrt durch ein zerstörten Land, Fahrt ins Ungewisse. Nach seiner Rückkehr erwarten ihn ein neues Haus, eine neue Schule ....Für mich ist sie eher hilflos, weiß nicht, wie sie an den Jungen herankommen soll. Er macht es ihr auch nicht leicht. Wir haben vermutlich eine Frau, die bemuttern möchte und einen Jungen, der sich nicht bemuttern lassen kann, weil er traumatisiert ist.
Und wahrscheinlich gibt es auch hier die Angst, was aus ihm wird, wenn ein eigenes Kind da ist.Es geht in diesem LA ja vor allem um die Situation, dass er weggeschickt werden soll. Beim Jungen kommen da massiv Ängste hoch: Verlust der Eltern, Zugfahrt durch ein zerstörten Land, Fahrt ins Ungewisse. Nach seiner Rückkehr erwarten ihn ein neues Haus, eine neue Schule ....