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claudi-1963

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Simulieren halte ich auch für eher unwahrscheinlich. Es gibt eine Stelle, die etwas nach halbseitiger Gesichtslähmung klingt. Aber der Rest passt für mich nicht so zu einem Schlaganfall. Ich bin allerdings keine Medizinerin.
Ich vermute eher, das Barbara was schwerwiegendes hat und ihrem Mann nichts davon gesagt hat. Am Morgen hatte sie sicher einen Schwächeanfall im Bad.
 
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claudi-1963

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Auch der Hausarzt reagiert seltsam. Barbara ist völlig entkräftet im Bett und Schmidt soll sie in die Praxis bringen...
Fand ich ebenfalls ein wenig eigenartig, normalerweise ruft der dann doch eher den Krankenwagen. Und vor allem was flüstert er mit Barbara, weiß er doch mehr als er Walter erzählt?
 

Wandablue

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HERR Schmidt eigentlich zuständig war
Geld und Sex.
Allein schon die Tatsache, dass Walter vom Erzähler immer mit Herr Schmidt angesprochen wird, Barbara aber nie mit Frau Schmidt sondern mit Vornamen, erzeugt eine Nähe zu Barbara.
ist mir gar nicht gleich aufgefallen, aber du hast so was von recht.
Walter Schmidt erinnert mich irgendwie an Ove aus "Ein Mann namens Ove" von Fredrik Backman.
Mich auch. Zur Unterscheidung muss noch was kommen. Aber wir sind ja noch nicht weit.

In diesem Fall wahrscheinlich eher Mitleid, weil Barbara sich zu Beginn ihrer Ehe nicht wehren konnte.
Er hat sie wohl aus dem Ostblock. Es sollte mich nicht wundern, wenn es eine sog. arrangierte Ehe (aus dem Katalog) gewesen wäre.

Ansonsten gibt es leider solch unselbständige Männer, das weiß ich aus eigener Anschauung, denn in meiner Familie existierte ein ähnliches Exemplar. Als er einmal notgedrungen ein Brot in der Mikrowelle auftauen musste, hat er auf volles Rohr 30 Minuten eingestellt. Die Speisekammer brauchte hinterher eine Totalüberholung, Maler eingeschlossen.
Kommt mir echt unwahrscheinlich vor. Ich war froh über den Satz. "Herr Schmitz war nicht dumm", kann sein, dass er erst zu Anfang des 2. LA fiel, aber nur kurz nach dem ersten.

Könntet ihr euch auch vorstellen, dass Barbara einfach die Schnauze voll hat und simuliert?
Das war mein erster Gedanke. Aber zwei Tage quasi nicht essen und kaum trinken. Nö. Sie hat was. Vllt Krebs.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Eindeutig sind wir im Genre Humor gelandet. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass es so jemanden in diesem Extrem wirklich gibt, finde ich es lustig.
Ich mag auch die Dialoge. Und ich finde es viel witziger als den Ove von Backmann.
Ich bin sicher, Herr Schmidt macht sich noch.
Besonders witzig finde ich solche Dinge, wie, Barbara glaubt doch wohl nicht, dass die Eier von selber nach Hause laufen, haha, alles Dinge, die er selber geglaubt hat. Ich mag es, dass er sich an Griesbrei macht und den Koch imitiert. Ich mag die Frage nach der Fernsehzeitung.
Besonders mag ich diesen Satz: "An der Kasse saß ein Mädchen mit glitzernden Wimpern und gestreiften Krallen dort, wo normale Menschen Nägel haben." Das ist köstlich.
Die Frage ob der Koch etwa Pole sei. Pole! Das geht ja gar nicht.
Ich finds herrlich.

Was Barbara hat? Krebs, Burn-out? Es spielt eigentlich keine Rolle.
Das einzige wirklich Unglaubwürdige ist, dass Barbara nicht selber sagt, ruf einen Arzt an. Das hätte sie noch gekonnt. Und das wäre sicherlich meine erste "Anweisung" gewesen.
 

Wandablue

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Ach, eines noch: Die Sache mit der Tiefkühltruhe. Ich kenn das. Von meinen Eltern. Eher wird eine zweite angeschafft als die erste geleert. Und die Marmeladengläser von vielen vergangenen Jahren. Auch bekannt. Jahrelang habe ich keine Marmelade gegessen als ich aus dem Haus war ... !
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Ach, eines noch: Die Sache mit der Tiefkühltruhe. Ich kenn das. Von meinen Eltern. Eher wird eine zweite angeschafft als die erste geleert. Und die Marmeladengläser von vielen vergangenen Jahren. Auch bekannt. Jahrelang habe ich keine Marmelade gegessen als ich aus dem Haus war ... !
Es ist halt die Kriegsgeneration, da wurde nie was weggeschmießen. Ich kenne das auch von meinen Eltern und meiner Schwiegermutter.
 
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Xirxe

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19. Februar 2017
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Dessen Frau war beretis gestorben, wenn ich mich recht erinnere, aber er war ähnlich schräg drauf wie eben jener Herr Schmidt.
Stimmt, aber er war deutlich selbständiger. Ich glaube, er konnte sogar ein bisschen kochen.
Aber ist er wirklich Deutscher oder will er nur den Schein erwecken? Er hat Barbara, offenbar einer Russin, durch strenges Üben den Akzent ausgetrieben. "Stell dir vor, ich wäre nicht so streng gewesen, was wären wir jetzt? (...) Wir wären hier Russen, Barbara.
Ich sehe das auch so, dass auch er Russlanddeutscher oder ähnliches ist, vielleicht aber aus einer Familie kommt, die schon vorher Deutsch gelernt hat. Und nun erklärt er seiner Frau die Welt und die Sprache - er weiß ja, wie es läuft. Männer sind doch für sowas prädestiniert, oder ;)?
Mitleid mit der Ehefrau oder selbst schuld, weil sie ihrem Walter ein solches Machoverhalten durchgehen ließ und weil manche Frauen ihre Männer regelrecht fernhalten von allen häuslichen Aufgaben, um einen eigenen Machtbereich zu haben? In diesem Fall wahrscheinlich eher Mitleid, weil Barbara sich zu Beginn ihrer Ehe nicht wehren konnte.
Woher weißt Du das? Irgendwo steht, dass sie schon immer stur war. Aber so, wie Herr Schmidt in seiner Rolle steckt und sich vermutlich darin sehr wohl fühlt, hat sie ihre Rolle, die ihr zwar nicht annähernd so gut gefällt, die sie aber so ausfüllt, wie es sich scheinbar gehört; Die Verantwortung für die Familie und den Haushalt zu haben. Dumm ist Barbara nicht, sie liest viel, hat die Sprache wohl perfekt gelernt, aber es fehlte wohl der Mut zum richtigen Widerstand. Ich sehe da durchaus eine Mitschuld bei ihr.
Aber einen Champignon erkennt doch wohl jeder?
Sie Dir da nicht so sicher ;) In der Kantine meines Lebensgefährten hat ein Mitarbeiter eine Mango komplett mit Schale in den Obstsalat geschnitten, vor nicht allzu langer Zeit. Und wer Champignons nur in Scheiben aus der Dose kennt, wird mit den ganzen Exemplaren wohl nicht so viel anfangen können.

Ich bin bei diesem Buch ein bisschen hin- und hergerissen. Mir geht es wie Vielen, dass ich mich über dieses Ekel Schmidt ärgere, dass zwar übertrieben dargestellt wird, aber doch nicht so fern der Realität ist. Andererseits erkenne ich aber auch gute Züge an ihm und dass seine Unfähigkeiten durchaus herangezogen wurden. Wenn man Männer immer von der Küche fern hält (und das machen verflixt viele Frauen - "mein Reich"), wie soll man sie dann dafür interessieren, wie man kocht? Wenn man immer Alles schluckt und nie widerspricht, keine anderen Auffassungen widergibt und nichts Neues in den Alltag kommen lässt - wie sollen sich dann Einstellungen ändern? Natürlich ist es schön in der Komfortzone, wo man Alles kennt und sofort richtig zu beurteilen weiß. Aber wer sich nicht daraus wegbewegt (und dem Anderen vielleicht einen Tritt dazugibt (einen kleinen ;))), der wird alles Unbekannte erstmal rundweg ablehnen. Ist doch schön so!
Die Geschichte erinnert mich ein bisschen an ein Buch von Marina Lewycka:
Auch hier sind die Sympathien schnell verteilt: Alter Mann heiratet junge Ukrainerin, die sich die Brüste vergrößern lässt. Für die Töchter ist klar: Die will nur seine Kohle. Aber ganz so einfach ist es mit der Schuldzuweisung gut-böse dann doch nicht. Und so ähnlich sehe ich das hier auch. Ich bin gespannt, was da noch kommt.