1. Leseabschnitt: Beginn bis Seite 68

Literaturhexle

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2. April 2017
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macht sie ihn zu einer literarischen Figur
Die Erklärung gefällt mir, der erfundene Name nicht.
Deshalb: planen lässt sich im Leben eh nichts.
Das sage ich jedem älteren Paar, das alle Eventualitäten abdecken und besprechen will. Step by step. Nichts überstürzen, aber Vorsorge treffen mit einer umfassenden Vollmacht, so denn eine Vertrauensperson da ist.
stört mich ungemein;
Schön. Bin ich nicht die einzige;)
Sicher nicht. Wenn man jung ist, denkt man an so etwas nicht und das ist ja auch gut so (
Ich bin unsicher. Auf Insta tummeln sich die jungen Leser/innen und ich habe ausschließlich lobende Worte für das Buch vernommen. Wir lesen ja auch Bücher mit jungen Protas. Wenn es gut gemacht ist, hilft auch ein solcher Roman bei der Weitung des eigenen Gesichtsfelds.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Sie scheint unglaublich viel physische Kraft zu haben aber auch seelische. Sie hat zwar palliative Hilfe, aber die Hauptlast trägt dennoch sie. Bewundernswert! Aber sie gibt auch ehrlich zu, wie schwer es ist:
Wie du schon geschrieben hast, gehört nicht nur die körperliche Kraft dazu. Ich persönlich stelle es mir unheimlich schwierig sich selbst bei so einer Aufgabe nicht gänzlich aus den Augen zu verlieren. Für eigene Interessen bleibt sicher keine Zeit, alles dreht sich um den kranken Partner
 

Federfee

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13. Januar 2023
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Auf Insta tummeln sich die jungen Leser/innen und ich habe ausschließlich lobende Worte für das Buch vernommen. Wir lesen ja auch Bücher mit jungen Protas. Wenn es gut gemacht ist, hilft auch ein solcher Roman bei der Weitung des eigenen Gesichtsfelds.
Das könnte gut sein und würde dann das gegenseitige Verständnis fördern. Außerdem haben die jungen Leute ja auch Großeltern.
Für eigene Interessen bleibt sicher keine Zeit, alles dreht sich um den kranken Partner
Leider ja, aber man hat nicht den Eindruck, dass sich H. Sch. darüber beklagt. Sie scheint sich in ihr Schreiben zu flüchten, abends oder nachts.
Noch dazu diese dörfliche Abgeschiedenheit, die einer Isolation gleichkommt. Kein Leben, keine Abwechslung, wenn man das Haus nicht mehr (nicht mal auf einen Spaziergang) verlassen kann:(
Ich würde als alter Mensch nicht 'in die Pampa' ziehen, eben aus diesem Grund. Es mag im dörflichen Bereich manches schöner sein, aber die Infrastruktur ist schlecht und von Verkehrsanbindung kann auch kaum die Rede sein. Sie haben das allerdings selber so gewählt, die Helga Schubert und ihr Mann.
 

otegami

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17. Dezember 2021
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Ich würde als alter Mensch nicht 'in die Pampa' ziehen, eben aus diesem Grund.
Die wenigsten ziehen als alter Mensch 'in die Pampa', sondern wohnen seit x Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten, dort (wie auch Helga Schubert und ihr Mann). Und was in mittleren Jahren seine Reize hat, wird im Alter problematisch! (Diese lange Sicht haben aber leider nicht alle! ;) ) Nur........ in diesem Alter wieder einen Umzug stemmen? Stelle ich mir schwierig vor! (Nicht umsonst sagt man: einen alten Baum verpflanzt man nicht!)
Ich habe mir ein paar Mal im Buch gedacht, dass div. Situationen in der Stadt leichter zu händeln gewesen wären.
 
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Federfee

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13. Januar 2023
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Zunächst ja, aber jetzt nicht mehr. Sie erzählt, dass sie lieber wieder nach Berlin ziehen würde, aber ihr Mann will nicht. Also bleibt sie da. Einer ihrer Verzichte
Sie hätten eher aus diesem Künstlerdorf wegziehen müssen; jetzt ist es zu spät. Wenn jemand dement ist und dann woanders hin muss, wirkt sich das - soviel ich weiß - nicht gut aus.
 

Lesehorizont

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29. März 2022
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Daran habe ich mich überhaupt nicht gestört, es macht Sinn für mich.
Dadurch, dass Helga Schubert über ihren Mann schreibt, macht sie ihn zu einer literarischen Figur ( auch wenn der Text autobiografisch ist). Sie schreibt für mich nicht nur für sich, sondern will anderen etwas sagen, Mut machen. D.h. es macht einen Unterschied, wenn ich jemanden pflege, den ich liebe. So steht ihr Mann für den geliebten Partner vieler.
Ich habe mich an der Namensgebung auch nicht gestört. Es ist ja ein Roman. Eine Geschichte, die Schuberts persönliche ist, aber gleichzeitig auch eine ist, in der viele andere sich wiedererkennen.
Sicher nicht. Wenn man jung ist, denkt man an so etwas nicht und das ist ja auch gut so (s. Matthäus-Zitat).
Tendenziell stimme ich Euch zu, auch wenn mir dies zu pauschal ist - zumindest was die Bereitschaft angeht, schon früh im Leben über Krankheit und Tod nachzudenken. Es liegt immer daran, was einem selbst widerfährt. Ich war als Kind und Jugendliche sehr viel krank und mich haben solche Gedanken zeitlebens beschäftigt. Ob ich ein solches Buch als junge Leserin gerne gelesen hätte, vermag ich nicht zu sagen.
 
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luisa_loves-literature

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9. Januar 2022
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Das ist zum Beispiel etwas, was mir gar nicht gefällt. Jeder Mensch hat einen Namen. Da es offensichtlich ist, dass Schubert hier autobiografisch über ihren Mann schreibt, hätte sie auch seinen Vornamen benutzen können. "Derden", (ich liebe), empfinde ich als konstruiert und anonym.
Warum sie ihren Mann DERDEN nennt? Sie erklärt, wie es sich zusammensetzt, aber warum sie das tut, weiß ich dennoch nicht. Es stört mich ungemein; ich denke immer an den Vornamen Deidre und ich neige auch sonst zur falschen Betonung.
Da bin ich aber erleichtert, dass es euch auch so geht und nicht alleine damit bin. Als ich begann die Beiträge hier zu lesen, dachte ich erst, ich bin kleinlich, wenn ich das jetzt bemängele. Aber es stört mich so. Für mich ist das auch ein sehr konstruierter Vorname. Die Anonymisierung spielt für mich irgendwie auf ihre Zeit als Geliebte zurück, als vielleicht anfänglich noch keiner von der Beziehung der beiden wissen durfte. Dazu ist "Derden" für mich einfach kein schöner Name und auch die Erklärung "der, den ich liebe" finde ich etwas herbeigerufen...Ich stolpere jedenfalls immer noch über diese Bezeichnung.
Man überlegt sich wahrscheinlich schon, was das heißt, „ in guten wie in schlechten Tagen“ und hat dann auch den Willen dazu ( hoffe ich zumindest). Welche Auswirkungen das konkret haben kann, stellt man sich nicht vor. Sollte man vielleicht auch nicht, denn es gibt so viele Varianten von „ schlechten Tagen“.
Das mag sehr pessimistisch klingen (und vielleicht auch überheblich), aber bei der jetzigen heiratsfähigen Generation wage ich zu bezweifeln, dass das noch eine ernstzunehmende Bedeutung hat. Ich habe da manchmal das Gefühl, Partner seien grundsätzlich austauschbar und Heiraten ist immer erstmal nur für den "heutigen Tag" gemacht. :rofl Längere Jobverträge sind da ja auch schon ein Riesenthema, weil Abwechslung und der Fun-Faktor so wichtig sind. Die "Aufmerksamkeitsspanne" ist einfach anders geworden.
Leider ja, aber man hat nicht den Eindruck, dass sich H. Sch. darüber beklagt.
Und das gefällt mir außerordentlich. Sie ist sehr ehrlich, führt auch ihre "schlechten" Gedanken ins Feld, aber es findet kein Klagen oder Jammern statt. Für mich ist es eine recht sachliche, liebevolle und vor allem auch transparent-ehrliche Auseinandersetzung mit der Situation, ihren Höhen und Tiefen. Dass sie mit der Situation so gut zurecht kommt, zeugt von großer mentaler Stärke - wenn man allein ist, kann man ja viel Nachdenken und das ist nicht immer gut.
 

luisa_loves-literature

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9. Januar 2022
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Das war tatsächlich ein Roman, vor dem ich vorher großen Respekt hatte. Thematisch ist es nicht unbedingt das, was in meiner Komfortzone liegt, aber Helga Schubert hat mich einfach sehr interessiert.

Ihre Art zu schreiben empfinde ich als sehr besonders, sie kann in wenigen Worten über Alltäglichkeiten viel Sinnhaftes und Bedeutungsvolles transportieren. Die zurückgenommene Art, mit der sie mittlerweile sich selbst und ihre Welt betrachtet, fasziniert mich, vor allem, weil ich in ihren Rückblicken auf das jüngere Ich nicht das Gefühl habe, dass sie so gut in die "zweite Reihe" treten konnte. Dadurch wird der Text für mich auch zu einer sehr lebendigen Darstellung von Lebens- und Altersweisheit.

Dazu hatte ich befürchtet, dass der Text sehr bedrückend und belastend sein könnte, für mich ist er das aber gar nicht. Ich lese ihn wie eine große Liebeserklärung an ein reiches Leben an der Seite der großen Liebe mit allen Höhen und Tiefen und dem nun unvermeidlich nahenden Ende. Aus jeder Zeile spricht so viel liebevolle Dankbarkeit, dass mich das Buch sehr demütig stimmt. Es lässt mich innehalten und ich lese es langsam, auch weil ich es genieße, dass es mir zeigt und bewusst macht, wie wertvoll eine Beziehung, Liebe, feste Bezugspersonen im Leben sind - etwas, was wir im Alltag vielleicht oft genug vergessen wertzuschätzen.

Ich erlebe selten, das Bücher mich gedanklich und auch auf emotionaler Ebene so beschäftigen, aber hier gelingt das sehr gut.

Die Rückblicke sind sehr interessant, auch weil nebenbei so eindrücklich DDR-Leben und -Gewohnheiten geschildert werden wie der Wohnungstausch und die Studiererlaubnis, mit denen ich kaum vertraut bin.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Das war tatsächlich ein Roman, vor dem ich vorher großen Respekt hatte. Thematisch ist es nicht unbedingt das, was in meiner Komfortzone liegt, aber Helga Schubert hat mich einfach sehr interessiert.

Ihre Art zu schreiben empfinde ich als sehr besonders, sie kann in wenigen Worten über Alltäglichkeiten viel Sinnhaftes und Bedeutungsvolles transportieren. Die zurückgenommene Art, mit der sie mittlerweile sich selbst und ihre Welt betrachtet, fasziniert mich, vor allem, weil ich in ihren Rückblicken auf das jüngere Ich nicht das Gefühl habe, dass sie so gut in die "zweite Reihe" treten konnte. Dadurch wird der Text für mich auch zu einer sehr lebendigen Darstellung von Lebens- und Altersweisheit.

Dazu hatte ich befürchtet, dass der Text sehr bedrückend und belastend sein könnte, für mich ist er das aber gar nicht. Ich lese ihn wie eine große Liebeserklärung an ein reiches Leben an der Seite der großen Liebe mit allen Höhen und Tiefen und dem nun unvermeidlich nahenden Ende. Aus jeder Zeile spricht so viel liebevolle Dankbarkeit, dass mich das Buch sehr demütig stimmt. Es lässt mich innehalten und ich lese es langsam, auch weil ich es genieße, dass es mir zeigt und bewusst macht, wie wertvoll eine Beziehung, Liebe, feste Bezugspersonen im Leben sind - etwas, was wir im Alltag vielleicht oft genug vergessen wertzuschätzen.

Ich erlebe selten, das Bücher mich gedanklich und auch auf emotionaler Ebene so beschäftigen, aber hier gelingt das sehr gut.

Die Rückblicke sind sehr interessant, auch weil nebenbei so eindrücklich DDR-Leben und -Gewohnheiten geschildert werden wie der Wohnungstausch und die Studiererlaubnis, mit denen ich kaum vertraut bin.
Dann kann ich Dir auch das vorige Buch „ Vom Aufstehen“ empfehlen. Dort geht es mehr um ihr ganzes Leben, Kindheit, das problematische Verhältnis zur Mutter und das zum
„ Zwergenstaat“ DDR.Die Erzählweise und der Sound sind derselbe.
 
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dracoma

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16. September 2022
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Ich stolpere jedenfalls immer noch über diese Bezeichnung.
Freut mich. Ich kann die Erklärungen der anderen zwar nachvollziehen, aber trotzdem stört es mich. Will sie ihn damit schützen? Dann darf sie aber auch nicht über volle Windeln und dergleichen schreiben.
vor allem auch transparent-ehrliche Auseinandersetzung mit der Situation, ihren Höhen und Tiefen.
Das hast Du so schön auf den Punkt gebracht...! Und dazu gehören auch diese kleinen Episoden, die nicht direkt mit der Pflege etwas zu tun haben. aber zum Leben dazugehören.
 
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Federfee

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13. Januar 2023
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Und das gefällt mir außerordentlich. Sie ist sehr ehrlich, führt auch ihre "schlechten" Gedanken ins Feld, aber es findet kein Klagen oder Jammern statt. Für mich ist es eine recht sachliche, liebevolle und vor allem auch transparent-ehrliche Auseinandersetzung mit der Situation, ihren Höhen und Tiefen. Dass sie mit der Situation so gut zurecht kommt, zeugt von großer mentaler Stärke - wenn man allein ist, kann man ja viel Nachdenken und das ist nicht immer gut.
Da kann ich nur voll zustimmen. Sie scheint sehr in sich zu ruhen.
 
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Federfee

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13. Januar 2023
2.163
8.957
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Dazu hatte ich befürchtet, dass der Text sehr bedrückend und belastend sein könnte, für mich ist er das aber gar nicht. Ich lese ihn wie eine große Liebeserklärung an ein reiches Leben an der Seite der großen Liebe mit allen Höhen und Tiefen und dem nun unvermeidlich nahenden Ende. Aus jeder Zeile spricht so viel liebevolle Dankbarkeit, dass mich das Buch sehr demütig stimmt
Es ist erstaunlich, wie auch Bücher mit eigentlich traurigem Inhalt nicht niederdrückend sind. Melancholisch ja, aber es gibt einiges an Altersweisheit, von dem man sich ein paar Scheibchen abschneiden kann. Und deshalb kann man es gut lesen.
Die Rückblicke sind sehr interessant, auch weil nebenbei so eindrücklich DDR-Leben und -Gewohnheiten geschildert werden wie der Wohnungstausch und die Studiererlaubnis, mit denen ich kaum vertraut bin.
Das fand ich auch interessant, weil ich das nicht wusste und auch, weil es unmittelbar ihr Leben betraf.
Dann kann ich Dir auch das vorige Buch „ Vom Aufstehen“ empfehlen. Dort geht es mehr um ihr ganzes Leben, Kindheit, das problematische Verhältnis zur Mutter und das zum
„ Zwergenstaat“ DDR.Die Erzählweise und der Sound sind derselbe.
Das werde ich wahrscheinlich auch lesen. Denis Scheck hat sie im Garten besucht und mit ihr darüber gesprochen (YouTube)
Will sie ihn damit schützen?
In dem Porträt im ZDF sagt sie dazu etwas, als sie ihm vorliest... Nein, schützen nicht, denn jeder weiß ja, dass es Johannes Helm ist.
 
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RuLeka

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30. Januar 2018
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Es ist erstaunlich, wie auch Bücher mit eigentlich traurigem Inhalt nicht niederdrückend sind.
Ich wundere mich über Leute, die immer nur „ Leichtes“ lesen wollen und nicht mit anderen Problemen sich belasten möchten. Dabei helfen solche Bücher doch ungemein. Erstens relativiert es oft die eigenen Probleme, zweitens zeigt es einem, dass man nicht allein ist mit seinen Schwierigkeiten und drittens hilft es zu lesen, wie man mit diesen Herausforderungen umgehen kann.
 
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Federfee

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13. Januar 2023
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Ich wundere mich über Leute, die immer nur „ Leichtes“ lesen wollen und nicht mit anderen Problemen sich belasten möchten. Dabei helfen solche Bücher doch ungemein. Erstens relativiert es oft die eigenen Probleme, zweitens zeigt es einem, dass man nicht allein ist mit seinen Schwierigkeiten und drittens hilft es zu lesen, wie man mit diesen Herausforderungen umgehen kann.
Da kann ich dir nur 100% zustimmen. Das gilt für mich auch für schreckliche Vorkommnisse wie dieser Krieg gerade, seine Vorgeschichte etc. Die Welt ist nun mal leider so und man muss Bescheid wissen. Dieses Buch hier hilft und ich empfinde es als tröstlich.
 
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