Ich möchte zunächst einmal voranstellen, dass ich damals nicht für diesen Roman abgestimmt habe, weil die Beschreibung irgendwie recht banal und nicht besonders spannend auf mich wirkte.
Als feststand, dass es eine Leserunde geben wird, habe ich die Leseprobe gelesen - und war total angetan von dieser wirklich aberwitzigen Konstellation in der Altbauwohnung. Die Familie darf nur einziehen, wenn der Ex-Mann dort wohnen bleiben darf. Wer macht so etwas? Also außer Coordt und Franziska? Jedenfalls hatte ich das Gefühl, diese Konstellation könnte die Grundlage eines wirklich spannenden Romans werden. Und siehe da: Bisher wurde ich nicht enttäuscht.
Denn ohne genau zu wissen, warum, fasziniert mich "Unser Glück" bislang auf eine seltsame Art und Weise. Und um die alte Floskel zu bemühen, konnte ich es wirklich schwer beiseite legen.
Die Sprache gefällt mir. Sie ist klar, schnörkellos, was für mich nicht zwingend ein Qualitätskriterium ist, da ich es auch mal ein wenig verschachtelter mag. Die Sätze sind kurz. Aber hier funktioniert es für mich gut und harmonisiert mit dem Inhalt, denn auch die Kommunikation zwischen Coordt und Franziska ist ja eher nicht besonders ausschweifend.
Die Hitzewelle wird eindringlich dargestellt, die Trägheit des Sommers überträgt sich auf die Figuren. Auf mich aber nicht, denn ich möchte immer wissen, was als nächstes geschieht.
Die Figuren sind ein wenig spröde, Franziska sogar recht unsympathisch. Coordt ist dem Namen entsprechend (sorry an alle Coordts) vielleicht etwas langweilig, aber nicht unsympathisch. Bobo ist natürlich ein Phänomen. Ich dachte sofort an das auf S. 43 geschilderte Hikikomori-Phänomen, da ich mal einen sehr gelungenen deutschen Film dazu sah. Er heißt "1000 Arten Regen zu beschreiben". Da Bobo manchmal aber doch den direkten Kontakt sucht, scheint es das nicht zu sein.
Gewundert hat mich in diesem Zusammenhang, dass Coordt Franziska überhaupt nicht danach fragt, woher sie seinen (seltsamen) Namen weiß. Er lässt sich das gesamte Gespräch erzählen, aber auf den Namen geht er überhaupt nicht ein.
Sehr gut gemacht ist außerdem, wie langsam aber stetig sich das Konfliktpotenzial zwischen dem Paar aufbaut, ohne dass es dafür großer Worte bedarf. Erstaunlich auch, wie sich Franziska entwickelt, indem sie sich offenbar assimiliert. Das finde ich auch aus soziologischer und psychologischer Sicht sehr spannend.
Deshalb reicht es jetzt auch mit dem Schreiben und ich lese gespannt weiter...