1. Leseabschnitt: Beginn bis Seite 63

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Man liest bei diesem Schreibstil langsam, aber ich muss sagen, Marías hat mich dennoch damit am Haken. Ich kann mich dabei so herrlich geistig ausruhen. Damit meine ich, dass die heutige Schreibweise eher hektisch ist. Doch Marías hat Zeit. Zeit zum Erzählen und Denken.
Zum Inhalt: Juan - woher wissen wir zu diesem Zeitpunkt, dass es Juan ist, der erzählt? - mag sein, es wurde erwähnt ...
ist auf Hochzeitsreise mit Luisa. Merkwürdige Ansichten über die Ehe hat er. Mit diesen Ansichten (die Ehe ist das Ende offener Zukunft; die Ehe bewirkt, dass man kein Privatleben mehr hat) hätte er besser nicht geheiratet.
In Kuba belauschen die beiden ein Paar im Nebenzimmer, Guillerme und Miriam. Hm, dass die Kubanerin Miriam heißt, finde ich merkwürdig.
Miriam möchte, dass Guillermo sie heiratet; bedauerlicherweise ist da - viellt - noch eine Ehefrau im Wege. Die soll sterben. Entweder von selber oder man hilft ein wenig nach.
Die Faszination, die Miriam in Juan auslöst, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Auch warum Luisa sich fürchten soll oder beklommen sein soll, als sie aufwacht und (nur) eine Stimme draussen näher kommen hört, ist befremdlich.
Aber viel befremdlicher ist die Familiengeschichte von Juan. Seine Mutter hat den Mann ihrer Schwester geheiratet, nachdem diese Suizid beging.
- 1992/96 (dauerte vier Jahre bis die Ü da war!) - wir bauchen keine Luftschnapper (holte tief Luft) befürchten, man benutzte diese überflüssige Phrase damals noch nicht, obwohl - und darauf möchte ich hinweisen, man auch damals bereits atmete :rofl
dafür arbeitet Marías mit Klammern.
Die vielen Wiederholungen sind ein Stilmittel, sie stören mich nicht. Es ist ja heiß, kein Wunder, dass Juan sich wiederholt.
Werden wir etwas über Juans Vater und über Teresa erfahren?
 

Wandablue

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18. September 2019
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Diese Szene wird zum Schlüsselerlebnis.
Wissen wir das bereits? Macht neugierig.

und transportiert die liebevolle Fürsorge Juans für seine Frau.
Na, ich weiß nicht ....

Zur Sprache: Juan spricht vier Sprachen, als Dolmetscher/in sind er und Luisa es gewohnt , zuzuhören.
Und die fliessend. Es ist schwer für ihn, abzuschalten. Ein interessanter Gedanke.

das alles finde ich äußerst ermüdend.
Jaaaa, aber es ist doch alles ermüdend. Luisa ist müde und erschlagen von der Hitze und etwas Krankheit, Juan ist erschöpft, Miriam ist erschöpft (aber auch voll Kraft) - die Menschen sind alle erschöpft, deshalb ist auch alles andere ermüdend, selbst das Denken. Man merkt durch die Sprache, wie wild Juan die Gedanken durch den Kopf schießen. Durch diese "Ermüdung" kommt die Hitze Kubas und die Mattigkeit, die alle erfasst hat, prima rüber. Die Gedankens sind wie flüssiger Teer, zäh. / Ich mag das.
 
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In diesem ersten Abschnitt ist für mich die Sprache eher etwas zäh, als elegant. Bedenklich finde ich die Sorgen, die sich der Ich-erzählende Juan über seine Hochzeit und das Leben nach der Heirat macht, für mich klingt das nicht nach einem begeisterten, liebevollen Ehemann, der noch in den Flitterwochen ist. Warum er wohl überhaupt geheiratet hat, wenn er keine Lust auf eine gemeinsame Wohnung und ein gemeinsames Leben hat? Auch die kranke, erschöpfte Luisa scheint gleichzeitig besorgt, was die Zukunft betrifft. Ich vermute auch, dass diese scheinbar zufälligen und zunächst unabsichtlichen Beobachtungen und das Belauschen der Ereignisse um Miriam und Guillermo eine tiefere, später wichtige Bedeutung haben, die sich mir jetzt jedoch noch nicht erschließt. Für die nächsten Abschnitte erhoffe ich mir mehr Ereignisse und weniger sich im Kreise drehende, sich wiederholende innere Überlegungen und Gedanken von Juan.
 
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Wandablue

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@alasca: Nach dem Ausruhsatz gibt es einen zweiten, "damit meine ich"... Kann man natürlich überlesen ... Es geht dabei ums Verweilen, im Gegensatz zur heutigen Hektik. Das kann man sicher auch anders sehen; aber bei dir klingt es so, als ob du dich lustig machen wolltest über meinen Satz. Bestimmt ist das völlig unrichtig.
 

alasca

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13. Juni 2022
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@alasca: Nach dem Ausruhsatz gibt es einen zweiten, "damit meine ich"... Kann man natürlich überlesen ... Es geht dabei ums Verweilen, im Gegensatz zur heutigen Hektik. Das kann man sicher auch anders sehen; aber bei dir klingt es so, als ob du dich lustig machen wolltest über meinen Satz. Bestimmt ist das völlig unrichtig.
Habe ich nicht überlesen, und nein, ich wollte mich keineswegs lustig machen. Ich sehe es nur anders und überspitze meine Sichtweise manchmal, nichts Neues, oder?

Das, was du Verweilen nennst, ist für mich halt langweilig, und die Zeit, die Marias sich nimmt, nimmt er vor allem mir - zudem kommt sie mir nicht besonders gedankenvoll vor mit all den Redundanzen.

Ich glaube, Marías ist ein Autor, der polarisiert.
 

Wandablue

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Ob Langeweile oder Verweilen: das liegt an der Sprache und kommt darauf an, ob sich die Figuren irgendwann einmal bewegen.
Denn dieses Erschrecken nur wegen eine näherkommenden Person vor dem Fenster und einem belauschten Gespräch von nebenan kommt mir übertrieben vor.
 
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Barbara62

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19. März 2020
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Vor allem transportiert sie das Unbehagen, das er in seiner taufrischen Ehe empfindet, und dass er sich durch ihre Regungen gestört fühlt beim Belauschen von Guillermo und Miriam. Fürsorge drückt er auch aus, aber die fand ich wenig überzeugend und überschattet durch seine Ressentiments.
Warum fällt ihm erst nach der Eheschließung auf, dass er nun nicht mehr alleine in seiner Wohnung ist? Ich finde den Ton sehr wehleidig.

Heute komme ich damit wohl nicht mehr zurecht, oder es liegt daran, dass ich die Konzentration nicht in erforderlichem Maß aufbringe - ich hoffe letzteres, dann wird es vielleicht auch wieder besser.
Konzentration brauche vor allem auch deshalb, weil Marías keine Punkte setzen kann. Mich nerven die ellenlangen Sätze. Wenn atemlos erzählt wird, wenn es brennt, verstehe ich das eher, hier scheinen mir die Wurmsätze unangebracht.

Da ich gerade mein Bücherregal sortierte, kam es wieder ans Tageslicht.
Ich habe jetzt erst angefangen und das Unglück mirerlebt. Mein erster Eindruck ist toll. So zu erzählen, mit diesem Einzelheiten, das traut sich doch heute keiner mehr.
Jetzt geht es weiter ...
Die Einzelheiten, die genauen Beobachtungen, mag ich auch. Dass es handlungsmäßig eher mau ist, stört mich nicht. Aber den selbstmitleidigen Ton kann ich überhaupt nicht ab (siehe Loschütz & Co.). Ich hoffe, das wird noch besser, sonst garantiere ich nicht, dass ich bis zum Ende durchhalte.