1. Leseabschnitt: Beginn bis Seite 62 (bis Kapitel 10)

ulrikerabe

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Literaturhexle

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Vor allem, wenn es eine elektrische ist. Ist wohl nicht. Man schreibt doch viel schneller!
Nee Nee. Ist eine ohne Strom. Denn es gibt keinen Strom in der Zelle. Ich denke, es kommt ihm anonymer vor, weniger persönlich. Er ist ja einer, der Handschriften interpretiert und liest. Das könnten andere auch tun. Es hat was mit Gefühlen zu tun.
 

ulrikerabe

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Positiv möchte ich noch anmerken, dass die Autorin das Feeling in einem Gefängnis großartig rüberbringt; sie hat ja selbst in einem Gefängnis gearbeitet und recherchiert. Außerdem macht sie durch Simon auf Missstände aufmerksam:

Von Resozialisierung war man damals noch weit entfernt...
Die Denkweise, bei lebenslang Veruteilten (und in GB bedeutete das mitunter auch lebenslang), keine Resozialisierung oder Aus/Weiter/Bildung zu fördern, ist wahrscheinlich volkswirtschaftlich gesehen sinnlos und zu teuer, so zynisch das klingen mag. Es kommt vielleicht sogar billiger einen Rückfallstätter wieder einzusperren, als ihm irgendwelche Programme anzubieten. Auch hier gilt: mit humanem Strafvollzug gewinnt man keine Wähler. :(
 

ulrikerabe

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Übrigens: Bei all dieser Korrektheit, die nun überall eingehalten werden soll: Dürfen Männer aus Frauensicht und Frauen aus Männersicht überhaupt noch schreiben? Sarah Jane und nun dieses hier geht doch eigentlich gar nicht mehr, oder ;)? Was würde uns dadurch nur verloren gehen!
Ich hatte shon bei Sarah Jane einen ähnlichen Gedanken.
"Geht das überhaupt?"
Ja natürlich geht das. Wenn es gut gemacht ist.
Kennt ihr das Buch Haus, Frauen, Sex, von Margit Schreiner

Da habe ich lang gebraucht, um den Knoten im Kopf zu lösen.
 
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Reaktionen: Emswashed und Xirxe

ulrikerabe

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14. August 2017
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Manche Wortschöpfungen finde ich seltsam.
Das Bong-Mo (S. 10) und immer wieder die "Schlusen". Was hier wohl im Original für den Schließer verwendet wird?

Ist das "dichte blonde Haar", mit dem sich Simon beschreibt, echt oder eine Erfindung für die Frauen, denen er schreibt. Jedenfalls irritiert mich das im Zusammenhang mit dem Coverbild. Welches äußere Biold von Simon habt ihr?

und überhaupt, dass das Buch schon vor 17 Jahren geschrieben wurde, schön für uns, dass es jetzt übersetzt wurde
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Vor allem, wenn es eine elektrische ist. Ist wohl nicht. Man schreibt doch viel schneller!

In der ersten Haftanstalt gibt es aber keine Steckdosen in den Zellen. Das wurde anfangs irgendwo noch einmal explizit erwähnt. Ich fands erstaunlich, dass er gleich die "richtige" Schreibmaschine bekam, die er auch ohne Strom gebrauchen konnte.... ich hätte bei so einer "Spende" nicht darüber nachgedacht.
Nee Nee. Ist eine ohne Strom.

Och menno, hab ich zu spät gelesen...
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Das Buch lässt sich bisher gut lesen, ein wenig schade finde ich, das wir recht wenig über Simons Vergangenheit erfahren. Es sei den, das Tamina das aus ihm herauskitzelt, den sie scheint ja nun eine Brieffreundin zu sein, die sich sehr für den wahren Simon interessiert. Während die erste Brieffreundin eher noch aus Lügen, Fantasie und dem Versuch von Simon Kontakt zu knüpfen dann gescheitert ist. Aber ich muss ehrlich sagen, ich finde es auch besser so, den so hat Simon gelernt Lügen haben kurze Beine, es ist besser wenn er auch in seinen Briefen ehrlich ist.

Ich bin gespannt wo diese Briefwechsel noch hinführen, den ich würde sehr gerne mehr über Simon erfahren. Den irgendwie habe ich den Eindruck er gehört nicht in dieses Gefängnis.

Toll finde ich, das er aus den wenigen Mitteln die er in der Haft hat soweit gekommen ist. Hat Lesen gelernt, bemüht sich ohne das er Internet hat rechtschreiberisch gute Briefe zu schreiben und das ist für ihn sicher nicht einfach gewesen.

Den Alltag in der Haft erzählt sie wirklich sehr realistisch und man kann richtig mitfühlen und ich leide vor allem mit Simon wie ihn da Big T über den Tisch zieht und schließlich auch noch missbraucht.
Seine Tattoos finde ich sehr bemitleidenswert, den sie sind ein Zeugnis davon wie Anderen einen Menschen mit Worten fertigmachen können. Das er sie sich auf die Haut geschrieben hat ist ein Zeichen aber auch ganz schön hart wenn man jeden Tag diese Beleidigungen lesen muss.

Manches ist mir mitunter fast zu ausführlich geschildert und da geht es mir wie Hexle, das ich nicht weiß wo das noch hinführt.

Ich bin gespannt wie es weitergeht, aber verzeiht das ich etwas langsam bin, den ich habe noch weitere LR nebenher.
 
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claudi-1963

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Manche Wortschöpfungen finde ich seltsam.
Das Bong-Mo (S. 10) und immer wieder die "Schlusen". Was hier wohl im Original für den Schließer verwendet wird?

Ist das "dichte blonde Haar", mit dem sich Simon beschreibt, echt oder eine Erfindung für die Frauen, denen er schreibt. Jedenfalls irritiert mich das im Zusammenhang mit dem Coverbild. Welches äußere Biold von Simon habt ihr?

und überhaupt, dass das Buch schon vor 17 Jahren geschrieben wurde, schön für uns, dass es jetzt übersetzt wurde
Schlusen ist vielleicht so eine Art Häftlingsprache?

Das dichte blonde Haar habe ich eher als Lüge gedacht von ihm, vielleicht dachte er blonde Haare kommen besser an bei den Frauen. Oder aber er wollte sein Äußeres überhaupt nicht preisgeben wie alles andere was er erfunden hat. Ich finde das Cover sehr realistisch und kann mir Simon sehr gut so vorstellen.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Ich bin leider erst jetzt mit dem ersten Abschnitt durch und möchte, bevor ich morgen die vielen Beiträge lese und kommentiere, kurz hier ein paar Gedanken einbringen.

Es ist natürlich wunderbar zu lesen, wie das Lesen- und Schreibenkönnen einen Menschen verändert - zum Positiven, möchte ich hoffen. Simon hat nach seiner Verurteilung zu lebenslanger Haft die ersten sieben Jahre dafür genutzt und diverse Schulungen gemacht. Nachdem er seine Fähigkeiten anschließend anderen gegen Bezahlung angeboten hat, beschließt er dann, sie zum eigenen Wohl einzusetzen: dazu, Kontakt zu einer Frau außerhalb des Gefängnisses zu suchen, um sein Frauenbild zu verändern.

Auf Seite 39 heißt es: "...wenn Leute Briefe an Fremde schreiben, befinden sie sich am Wendepunkt zwischen zwei Lebensphasen." Für Simon scheint das zuzutreffen, denn einige der Punkte, die im F25-Bericht über ihn dokumentiert sind, widerlegt er in seinem Brief an Tasmin: Er gesteht ihr den Mord an seiner Freundin (anstatt ihn zu verdrängen und sich nicht damit auseinanderzusetzen) und zeigt keine Arroganz.

Dass der erste Briefkontakt mit Vivienne schiefgeht, macht ihm sehr zu schaffen. Es wiederholt sich ein Muster, das er anscheinend aus seiner Kindheit kennt: Zurückweisung und Verlassenwerden.

Ich schwanke hin und her, wie ich Simon einschätzen soll. Einerseits ist er ein verurteilter Frauenmörder, der einen Hass auf das weibliche Geschlecht hat, soweit es ihm überlegen scheint (Thatcher, Lehrerinnen, Madonna...). Er wird als arrogant, sarkastisch und Zeitbombe beschrieben. Andererseits nimmt die Perspektive auch für ihn ein. Sein Interesse für Bildung und seine Fähigkeit, aus dem Misserfolg der ersten Brieffreundschaft die richtige Konsequenz zu ziehen, nötigen mir Respekt ab.

Was veranlasst eine 17-Jährige aus "gutem Haus", sich auf einen Briefkontakt mit einem verurteilten Frauenmörder einzulassen? Neugier, Sensationslust, Abenteuerlust? Wenn sie es schafft, dass Simon sich seiner Tat stellt, hat sie vermutlich mehr erreicht als die Gefängnispsychologen und -betreuer.

Es ist nach "Shuggie Bain" mein zweiter Roman in kürzester Zeit, der während der Thatcher-Ära spielt und sich mit den Folgen ihrer Politik auseinandersetzt (allerdings weniger). Ist das Zufall oder wird diese Zeit in Großbritannien gerade aufgearbeitet?
 
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Barbara62

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19. März 2020
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mit-büchern-um-die-welt.de
Das gibt es übrigens tatsächlich häufiger, dass Frauen mit fremden Sträflingen Briefe austauschen. Einige sind sogar so vernagelt, dass sie sich einbilden verliebt zu sein. Aber hier scheint das wirklich anders zu sein. Aber so ganz klar sind mir die Beweggründe der Studentin noch nicht.....
Hat zufällig jemand heute Abend den Kölner "Tatort" gesehen? Da ging es genau um dieses Thema. Das Syndrom hat sogar einen Namen, den ich mir aber nicht merken konnte.
 

Xirxe

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19. Februar 2017
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Hat zufällig jemand heute Abend den Kölner "Tatort" gesehen? Da ging es genau um dieses Thema. Das Syndrom hat sogar einen Namen, den ich mir aber nicht merken konnte.
Rotkäppchen-Syndrom - hat sich mir eingeprägt, aber frag nun bloß nicht warum. Keine Ahnung. Ja, die Ähnlichkeit des Tatorts zu unserer aktuellen Lektüre fiel mir auch gleich auf, wobei 'Simons Frauen' wohl eher nicht an diesem Syndrom leiden ;) Trotzdem gefiel mir dieser Zufall - Manches kam mir doch recht bekannt vor.
Die Auflösung war gelungen, fand ich. Damit hatte ich nicht gerechnet.