1. Leseabschnitt: Beginn bis Seite 62 (bis Kapitel 10)

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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selbstlos, löst Gefühle in ihm aus und er verspürt plötzlich selbst den Wunsch, das Vergangene damit festzuhalten. Und er spürt, dass sein Panzer Risse bekommt - der Panzer, den er sich sein Leben aufgebaut hatte.
Genau das ist es, er will diese Mauer um sich herum, alles andere bedeutet Verletzlichkeit. Es muss hart sein, wenn die eigene Mutter einen nicht will. Wer weiß was noch so schief gelaufen ist, die Pflegemutter deutete da ja auch sowas an
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Der erste LA ist sehr eindringlich. Wir begleiten Simon in den Knast und erfahren einige Dinge über ihn.

Er hat seine Freundin umgebracht. Er ist 29. Er lernte erst im Knast lesen. Scheint aber sehr intelligent zu sein, denn er hat sofort alles aufgesogen. Er hätte das Abi gemacht, wenn man ihn gelassen hätte. Aber man hat ihn verlegt, um ihn von der Bildung zu trennen. Why? why? why? Zuviel Wohltat für einen Sträfling?

Im neuen Knast lernt Simon zu überleben. Das Leben ist hier kein Ponyhof.

Sein erster Versuch einer Brieffreundschaft schlägt fehl. Schade. Die Dame mit dem Alkoholproblem und der Gelehrsamkeit interessierte mich viel mehr als so ein junges Ding. Obwohl ich ja glaube, die ist nicht so harmlos und treibt vllt ihrerseits ein Spiel mit dem Insassen. Das wäre interessant. Sie bringt ihn zum Reden. Was nicht einmal dem Therapeuten bisher gelungen ist.

Was Simon will, weiß ich nicht. Er kommt mir nicht so harmlos vor. Vllt will er jemanden ermorden, sobald er rauskommt. Qui sait?

Der Schreibstil ist enorm suggestiv, man ist sofort in der Geschichte. Lesesog. Großes Kino bis jetzt. Ich bin wieder einmal sehr angetan. (Mal gucken ob die Begeisterung bis zum Ende trägt).
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Obwohl ich ja glaube, die ist nicht so harmlos und treibt vllt ihrerseits ein Spiel mit dem Insassen. Das wäre interessant.
Das gibt es übrigens tatsächlich häufiger, dass Frauen mit fremden Sträflingen Briefe austauschen. Einige sind sogar so vernagelt, dass sie sich einbilden verliebt zu sein. Aber hier scheint das wirklich anders zu sein. Aber so ganz klar sind mir die Beweggründe der Studentin noch nicht.....
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Ja, das "Warum?" hatte ich auch riesengroß vor Augen. Aber wie ich schon schrieb: von Resozialisierung hat man zu der Zeit noch nichts gehört - und Thatcher hätte wahrscheinlich auch die Augen davor verschlossen...
Schon. Aber ich hatte den Eindruck als ob man ihn absichtlich verlegt hätte, von einer liberaleren Anstalt zu einer rückständigen, genau um ihm diesen Weg zu verwehren.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Siehst Du das als spielen? Ich habe den Eindruck, er will von sich nichts preisgeben (weil er sich nicht verstanden fühlt, sich schämt, seine Verdrängung sonst aufgeben müsste ...) und ist intelligent genug um zu wissen, wie er das machen muss. Wenn Du das mit spielen meinst, kann ich das nachvollziehen.

Spielen war vielleicht auch nicht exakt das passende Wort. Jetzt bin ich ja etwas schlauer und ich würde sagen, dass er ungern die Kontrolle abgibt (um eben so wenig wie möglich preiszugeben).
Dürfen Männer aus Frauensicht und Frauen aus Männersicht überhaupt noch schreiben? Sarah Jane und nun dieses hier geht doch eigentlich gar nicht mehr, oder ;)? Was würde uns dadurch nur verloren gehen!

Dadurch, dass persönliche Briefe selten geworden sind, hat sich wahrscheinlich auch ihre Bedeutung verschoben und ich denke vor allem die jüngere Generation sieht darin schon eine Intimität, die vielleicht missverstanden wird. Natürlich sollte man "Briefe schreiben" dürfen. Verurteilungen resultieren aus Verunsicherung, fast wie ein fremdes Land mit unbekannten Sitten.
 

Wandablue

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Brandenburg
Also Briefe ... heute schreibe ich keine mehr per Hand. Ich ziehe den Computer doch vor. Aber früher - als ich noch keinen Fernseher hatte, da war das abendfüllend. Allerdings mangelte es oft an adäquaten Gesprächspartnern. Da machte ich mir die Mühe und schrieb seitenlang über Literatur - dann kam zurück: Bei uns ist das Wetter auch schön. Gut, ich übertreibe, aber ihr versteht mich. (Ich hätte einen Hans gebraucht ;-).
Jetzt gibt es Bücherforen und ich kann endlich reden, reden und reden. Dh. schreiben. Ist wie Briefschreiben. Nur öffentlich. Gut, das lässt sich nicht vermeiden.
 

Literaturhexle

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Simon ist ein komischer Vogel. Er ist überdurchschnittlich klug, hat in Haft fleißig gelernt und seinen Schulabschluss gemacht. Dann hat man die Lernerei wieder gestoppt: für wichtigere Aufgaben.
Als Baby verlassen, oft enttäuscht. Man spürt, dass Simon einen psychischen Knacks davon getragen hat. Ted mochte er. Ted ist gestorben. Barry ist okay. Bekommt aber auch einen neuen Job...
Simon will eigentlich niemandem mehr vertrauen. Trotzdem sehnt er sich nach Kontakt, die Idee mit dem "falschen" Brieffreund wird geboren. Tev nutzt seine Stellung weitlich aus. Das geht bis zum sexuellen Missbrauch. Brutal geschildert. Fast emotionslos erträgt das Simon, muss sich aber anschließend die Nutte auf die Haut brennen.

Eine grausame Männerwelt in diesem Knast. Sehr bedrückend realistisch geschildert. Irritierend, das Simon so leicht reizbar ist. Sein Verstand kann ihn meist bremsen, aber er wirkt wie ein Pulverfass auf mich, kann sich aber extrem gut kontrollieren.
Nur manchmal muss er weinen, sehr zu seinem Missfallen, gibt es doch etwas vom Inneren preis.

Eine neue echte Brieffreundin tritt in sein Leben. Erstaunlich, wie entspannt die junge Frau mit seinem Schicksal umgeht. Tatsächlich erwägt Simon, sich ihr zu öffnen. Offenbar geht es mit der Schreibmaschine leichter.

So richtig weiß ich noch nicht, wo das hingeht und wie ich es finde.