1. Leseabschnitt: Beginn bis Seite 59

Literaturhexle

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1. Leseabschnitt: Beginn bis Seite 59

Letzter Satz:
"Als ich nach ein paar Tagen ihre Lippen gewohnt war, konnte ich von nichts Köstlicherem mehr träumen."
 

Eulenhaus

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13. Juni 2022
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Ich habe den Roman vor einigen Jahren als HB gehört und mich an die leidenschaftliche Verliebtheit des Protagonisten erinnert.
Ein Pennäler verliebt sich in die einige Jahre ältere Marthe (sein Förderer Jean Cocteau hatte eine ältere Schwester dieses Namens) die mit einem Soldaten verlobt ist und kurz vor der Hochzeit steht. Es ist die Zeit des 1.Weltkrieges. Mehr und mehr drängt der Ich-Erzähler sich in ihr Leben.
Sehr gekonnt drückt der Autor die jugendliche Verliebtheit der Hauptfigur und seine intensiven Bemühungen, ihre Zuneigung zu gewinnen, aus. Schmunzelnd genießt man seine Beeinflussung Marthes beim Wäsche- und Möbelkauf.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Was für ein frecher kleiner Mann hier heranwächst. Seinen Altersgenossen weit voraus und mit einer hohen Intelligenz ausgestattet, weiß er sich elegant aus dem Schulalltag herauszulavieren, indem er ein raffiniertes Spiel mit seinem Vater und dem Direktor der ersten Schule spielt.
Er lässt sich von seinen Handlungen treiben, hat aber sofort einen Rachplan parat, als er auf dem Schulhof gedemütigt wird.
Das scheint sich später mit Marthe zu wiederholen. Seine Verliebtheit steigert sich, als er merkt, er kann sie eigentlich nicht haben. Seine Genugtuung ist zunächst, dass er Marthe beim Möbelkauf beeinflusst.

Er spielt eigentlich die ganze Zeit mit der Unbeschwertheit der Jugend, der Gewissheit von Straffreiheit und der großen Ausrede der besonderen Umstände des Krieges.

Ein Opportunist in jeder Hinsicht. Seine kurze Freundschaft mit Renè verdeutlicht die Schnelllebigkeit seiner Leidenschaften, die Kürze seiner Aufmerksamkeitsspanne.

Ich denke, wenn er bekommt, was er begehrt, hört die Leidenschaft bestimmt auf. Ein Adrenalinjunkie, wie die zitternden Beine bei der Beobachtung des Hausmädchens auf dem Dach beweist.
 

luisa_loves-literature

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9. Januar 2022
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Ich bin noch unentschieden, was ich von dem Roman halten will. Ganz ehrlich: umgehauen hat mich der Text bisher noch nicht. Unsere Erzählinstanz ist mir doch sehr unsympathisch, sehr berechnend, sehr kalkulierend und dabei irgendwie doch ohne Charme. Er mag Marthe um den Finger wickeln, bei mir gelingt es bis jetzt nicht.;) Und das Spiel zwischen erzählendem und erlebenden Ich ist auch noch recht reduziert. Mir fehlt da irgendwie insgesamt die direktere Einbeziehung des Lesers, eine deutlichere Ansprache...normalerweise erliege ich nämlich durchaus der Faszination des Unsympathischen.

Auch habe ich den Eindruck, dass einige Schlussfolgerungen nicht ganz durchdacht sind, bisweilen fehlt mir gar ein ganzes Stück der Handlung. Wann genau ist denn nun der Moment, an dem er sich für Marthe auf dem Spaziergang begeistert? Irgendwie wünsche ich mir immer ein oder zwei Sätze mehr - es ist mir ein bisschen dürr.

Meine Lieblingsszene bisher ist auf jeden Fall das Dienstmädchen auf dem Dach. Das war ein toller Einfall, eine gelungene Darstellung und überaus spannend, dazu ein Moment des "wahren" Gefühls. Dagegen erschien mir die Erfüllung des Kusses, der Nähe eher nüchtern, beobachtend.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Er spielt eigentlich die ganze Zeit mit der Unbeschwertheit der Jugend, der Gewissheit von Straffreiheit und der großen Ausrede der besonderen Umstände des Krieges.
Eine wunderbare, treffgenaue Zusammenfassung!

So richtig fassen kann ich den Protagonisten auch noch nicht. Seine Jugend, die damit einhergehende Sprunghaftigkeit und Selbstüberschätzung sind überdeutlich. Man kann ihn nicht ernst nehmen, er wirkt wie ein unzuverlässiger Erzähler auf mich, ein jugendlicher Schelm. Was passt, denn von Haus aus genießt er viele Freiheiten, muss wenige Regeln einhalten - solange er pünktlich zum Abendessen erscheint. Klug ist er obendrein.

Was zunächst mit einem Spiel beginnt, wird auf den letzten Seiten ernst: Der Prota verliebt sich. Ob jetzt auch sein Ton ein anderer wird?

Gestört habe ich mich natürlich an seiner Berechnung, wie er Marthe zu dominieren versucht. Dabei verstand ich nicht, dass sie sich das gefallen lässt, dass sie sich die Einrichtung ihrer Wohnung zum Beispiel diktieren lässt. Man spürt deutlich, dass das die Rolle der Frauen war: sich anzupassen, zu gehorchen, die eigenen Wünsche zu unterdrücken :smilehorn

Marthe hat mit dieser Liason viel zu verlieren. Insofern wundert mich ihre Freizügigkeit. Was fasziniert sie an dem unreifen Schnösel, warum lässt sie sich auf ihn ein? Ist ihr Verlobter so gar keine Alternative?

Die Szene rund um das Dienstmädchen auf dem Dach verstehe ich nicht recht. Argumentiert wird mit den Wirren des Krieges. Was hat es mit ihrem Dienstherrn auf sich, der alle Fenster verriegelt und sich offenbar nicht um die Frau auf dem Dach kümmert?
 

Lesehorizont

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29. März 2022
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Mainz
Ein Jüngling, der es faustdick hinter den Ohren hat.
Zunächst legt er den Direktor rein und haut diesen in die Pfanne. Dann geht es Marthes Verlobten an den Kragen - indirekt. Ob er tatsächlich ein wirkliches Interesse an Marthe hat, sei dahin gestellt. Ihn fuchst es vermutlich mehr, dass sie vergeben ist. Ich glaube diese Unerreichbarkeit weckt seinen Kämpfergeist.
Er mag seinen Altersgenossen voraus sein, doch wirkt er dennoch recht unreif.
Bezieht sich der Titel auf seine Gerissenheit, dseine Neigung, alles zu seinen Gunsten drehen zu wollen?
Ich bin gespannt.
In jedem Fall lese ich das Büchlein bisher sehr gerne. Ich finde es im Übrigen wundersxchön gestaltet.
 

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Seine Verliebtheit steigert sich, als er merkt, er kann sie eigentlich nicht haben. Seine Genugtuung ist zunächst, dass er Marthe beim Möbelkauf beeinflusst.
Ja, so scheint es mir auch. Was er nicht haben kann, wird für ihn interessant. Ich denke, er liebt es, zu manipulieren. Daher auch dieser Möbelkauf. Das ist schon böse, dennoch musste ich darüber schmunzeln.
Ich denke, wenn er bekommt, was er begehrt, hört die Leidenschaft bestimmt auf. Ein Adrenalinjunkie, wie die zitternden Beine bei der Beobachtung des Hausmädchens auf dem Dach beweist.
Das ist genau mein Eindruck.
Gestört habe ich mich natürlich an seiner Berechnung, wie er Marthe zu dominieren versucht. Dabei verstand ich nicht, dass sie sich das gefallen lässt, dass sie sich die Einrichtung ihrer Wohnung zum Beispiel diktieren lässt. Man spürt deutlich, dass das die Rolle der Frauen war: sich anzupassen, zu gehorchen, die eigenen Wünsche zu unterdrücken :smilehorn
Das hat mich tatsächlich auch sehr gewudnert. Marthe lässt sich von ihm einwickeln. Doch warum? Warum hat dieser junge, unerfahrene Spund so viel Macht über sie?
Marthe hat mit dieser Liason viel zu verlieren. Insofern wundert mich ihre Freizügigkeit. Was fasziniert sie an dem unreifen Schnösel, warum lässt sie sich auf ihn ein? Ist ihr Verlobter so gar keine Alternative?
Über ihren Verlobten haben wir bisher ja so gut wie nichts erfahren. Ist es eine Vernunftliaison und der Jüngling daher eine willkommene Abwechslung?
 

Eulenhaus

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13. Juni 2022
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Info aus dem Booklet zu meinem HB vom Übersetzer H.Schmidt-Henkel: Die Geschichte um die verwirrte Hausangestellte ist für den Roman unbedeutend. Ein Einschub, um seine erzählerischen Fähigkeiten zu präsentieren.
Zum Handlungsort der Geschichte: Radiguet beschreibt die Natur an der Marne, Spaziergänge, Marthe wohnt nach der Hochzeit in der Nähe, das Dorf/Kleinstadt ist nicht weit vom Fluss entfernt. 1914/18 fanden entscheidende Schlachten an der Marne statt. Die Marne ist wahrscheinlich ein Ausdruck der pazifistischen Grundhaltung des Autors, die in Pariser Künstlerkreisen vorherrschend war. Außerdem ist ausgerechnet ein Frontsoldat der Betrogene.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Info aus dem Booklet zu meinem HB vom Übersetzer H.Schmidt-Henkel: Die Geschichte um die verwirrte Hausangestellte ist für den Roman unbedeutend. Ein Einschub, um seine erzählerischen Fähigkeiten zu präsentieren.
Zum Handlungsort der Geschichte: Radiguet beschreibt die Natur an der Marne, Spaziergänge, Marthe wohnt nach der Hochzeit in der Nähe, das Dorf/Kleinstadt ist nicht weit vom Fluss entfernt. 1914/18 fanden entscheidende Schlachten an der Marne statt. Die Marne ist wahrscheinlich ein Ausdruck der pazifistischen Grundhaltung des Autors, die in Pariser Künstlerkreisen vorherrschend war. Außerdem ist ausgerechnet ein Frontsoldat der Betrogene.
Danke für die Hinweise @Eulenhaus!
 

pengulina

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22. November 2022
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Ich finde den Text bisher auch eher sprunghaft, zerfasert, wenig stimmig. Ja, er ist sehr verliebt, ja, er schwänzt die Schule, um mit ihr Möbel und anderes für die neue Wohnung zu kaufen, aber ich glaube, er probiert sich da einfach ein bißchen aus. Ich habe mir eine Stelle notiert, die ich bezeichnend finde:
"Daran, dass ich den Unterricht versäumte, erkannte ich, dass ich Marthe liebte. Ich irrte mich. Marthe war nur ein Vorwand zum Schwänzen. Der Beweis: Nachdem ich gemeinsam mit ihr die Freuden der Freiheit gekostet hatte, wollte ich sie auch allein genießen, und dann wollte ich andere dazu verführen. Die Freiheit wurde rasch meine Droge." (S. 45)
Erst später, am Kamin, geht ihm auf, dass beide sich lieben.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Eigentlich sollte das erste Verliebtsein doch anders ablaufen! Sich an eine eigentlich unerreichbare Frau heranzumachen, hätte ich nicht unbedingt von so einem Jungspund erwartet, Intelligenz hin oder her. Unser junger Mann ist anders als die breite Masse, soviel steht fest, aber bisher gefällt mir seine Art überhaupt nicht. Auch seine Liebe zu Marthe wirkt auf mich eher als Herausforderung zum tristen Alltag, als eine Liebe die wirklich von Herzen kommt.
Dass sein Vater ihm so viele Freiheiten einräumt, ist für die Zeit glaube ich recht ungewöhnlich, und manchmal habe ich eher das Gefühl, er bräuchte auch mal jemanden, der ihm sagt wo es lang geht
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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die Schnelllebigkeit seiner Leidenschaften, die Kürze seiner Aufmerksamkeitsspanne.
All das findet man auch in seiner Erzählweise, die ähnlich sprunghaft wirkt. Viele Dinge entspringen einfach dem Gefühl der Jugend, ohne großes Nachdenken.
Wann genau ist denn nun der Moment, an dem er sich für Marthe auf dem Spaziergang begeistert?
Es wird nicht deutlich. So wie für mich insgesamt nicht deutlich wird, warum er Marthe überhaupt liebt. Falls er sie liebt. Vielleicht ist er eher fasziniert davon, eine junge Frau mehr oder weniger nach seiner Pfeife tanzen zu lassen.
Die Geschichte um die verwirrte Hausangestellte ist für den Roman unbedeutend.
Finde ich gar nicht, auch wenn HSH das anders deuten mag. Damit macht er es sich ein bisschen zu leicht. Für mich ist die Geschichte ein Vorbote der Wirren des Krieges - einerseits. Es liegt quasi ein gewisser Wahn in der Luft. Andererseits mag die Begegnung François' Frauenbild prägen: Sie werden leicht hysterisch, wenn man sich ihnen nähert - und manchmal tanzen sie dem Herrn des Hauses auf der Nase herum. Zudem reizt ihn vielleicht allein schon die Beobachtung einer Frau über einen recht langen Zeitraum.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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So, schon wieder ein von Hinrich Schmidt-Henkel übersetzter Klassiker, wie gerade schon "Der Keim".

Mit der wirklich komischen Szene des zwölfjährigen Don Juan wird der Protagonist in meinen Augen ganz hervorragend eingeführt. Man merkt sofort: Dem frühreifen Bengel kann wohl nicht jeder das Wasser reichen. Klasse, wie er die Erwachsenen um den kleinen Finger wickelt.

Nicht alles ist zu verstehen. Seine Absichten, seine Gefühle - dafür sind wir wohl zu alt ;). Was ist das Faszinierende an Marthe außer ihrem Alter und dass sie einem anderen versprochen ist? Ich habe das Gefühl, erst durch François wird sie überhaupt interessant.

Der Krieg ist für ihn bloß ein willkommener Anlass, nicht zur Schule gehen zu müssen. Er langweilt sich dort, die Mitschüler können ihm nicht das Wasser reichen.

Treffend charakterisiert er sich auf S. 23: "Ich liebte es, wenn mein Herz schnell und unregelmäßig schlug." Das merkt man fast jeder Zeile an. Alles ist so überhöht und schnell, wie es nur in der Jugend ist.

Meine Lieblingsstelle bisher auf S. 55: "Meine Tränen brannten. Wenn eine davon auf ihre Hand fiel, war ich immer darauf gefasst, dass sie aufschrie." Große Emotionen, die man so häufig nur noch in Klassikern liest (oder in "Kronsnest"). ;)
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Was fasziniert sie an dem unreifen Schnösel, warum lässt sie sich auf ihn ein? Ist ihr Verlobter so gar keine Alternative?
Vielleicht reicht schon, dass er anwesend ist und ihr Mann im Krieg. Er verbringt Zeit mit ihr, ist charmant und klug.
Er mag seinen Altersgenossen voraus sein, doch wirkt er dennoch recht unreif.
Ja, natürlich, das macht ja den Reiz aus - wohl auch für Marthe. Er ist gerade einmal ca. 14 oder 15 Jahre alt.
Ich finde es im Übrigen wundersxchön gestaltet.
Finde ich auch. Und schau mal die Zeichnung auf S. 17 an und vergleiche sie mit dem Foto von Raymond Radiguet auf S. 167. :)
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Große Emotionen, die man so häufig nur noch in Klassikern liest (oder in "Kronsnest"). ;)
Christian, auf dich habe ich gehofft! Wir brauchen hier einen Männer-Versteher, der sich in den jugendlichen Erzähler hineinversetzen kann:)
Auch du kannst über ihn lachen. Eine Fähigkeit, die ich leider nicht besitze angesichts der großen Emotionen. Eine Schelmengeschichte in meinen Augen.
Dass zwei Menschen ein Buch so unterschiedlich lesen können - immer wieder überraschend.
 

luisa_loves-literature

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9. Januar 2022
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Finde ich gar nicht, auch wenn HSH das anders deuten mag. Damit macht er es sich ein bisschen zu leicht. Für mich ist die Geschichte ein Vorbote der Wirren des Krieges - einerseits. Es liegt quasi ein gewisser Wahn in der Luft. Andererseits mag die Begegnung François' Frauenbild prägen: Sie werden leicht hysterisch, wenn man sich ihnen nähert - und manchmal tanzen sie dem Herrn des Hauses auf der Nase herum. Zudem reizt ihn vielleicht allein schon die Beobachtung einer Frau über einen recht langen Zeitraum.
Das sehe ich so wie du.

Die Szene ist für mich ein Kommentar auf den Krieg und vielleicht auch die Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Der "Wahn in der Luft" wurde ja gerade auch sehr passend bei Raphaela Edelbauer in "Die Inkommensurablen" in Szene gesetzt und die Idee der "schlafwandelnden Nationen", die mit dem Krieg in den Abgrund taumelten ist durch Christopher Clarks Buch bekannt gemacht worden. Beide Aspekte sind bereits bei Radiguet in der Dienstmädchen-Szene vereint.

Die Vorgesetzten, die Alten, die den Krieg am Schreibtisch planen, sind für die die Maréchauds - sie verschließen ihre Augen vor der Realität, dass sie die Jungen und die Arbeiterklasse an die Front geschickt und als Kanonenfutter geopfert haben, warten im Dunkeln, dass es vorübergeht, entziehen sich der Verantwortung und begutachten hinterher die Schäden. Das Dienstmädchen als Sinnbild der Arbeiterklasse taumelt orientierungslos auf diesem schmalen Grat zwischen Hoffnung und Zerstörung, weiß nicht wie ihm geschieht, es gibt keine Führung und keine Hilfe und endet schließlich mit dem Sturz in den Graben.

Der Erzähler reagiert mit Ohnmacht auf die Szene - auch das passend, wenn man die Szene als allegorisch verstehen möchte.

Die Szene funktioniert ebenfalls als Kommentar auf Eltern-Kinder-Beziehung: Eltern verschießen die Augen vor der Entwicklung ihrer Kinder, diese taumeln beseelt von Leidenschaften ihrem Unglück entgegen usw. würde somit möglicherweise ein Vorauszeichnen des weiteren Handlungsverlaufs sein.

Auf alle Fälle ist diese Szene aber für den Roman bedeutsam - das ist auch der Grund, warum sie mir so überaus stark in Erinnerung geblieben ist.
Große Emotionen, die man so häufig nur noch in Klassikern liest (oder in "Kronsnest"). ;)
"Kronsnest" kenne ich noch nicht, aber "Habichtland" habe ich gerade gelesen - toll!
Eine Schelmengeschichte in meinen Augen.
Für den ersten Abschnitt unterschreibe ich das! Jetzt - im 2. - nicht mehr!:)
Dass zwei Menschen ein Buch so unterschiedlich lesen können - immer wieder überraschend.
Das ist immer wieder faszinierend!