1. Leseabschnitt: Beginn bis Seite 59 (MA- erste Hälfte)

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Ich habe nach einem zeitlichen Anker gesucht. Steht das Jahr tatsächlich im Text?
frage ich mich auch gerade.
Hätte auch das Geburtsjahr von Amor sein können; durch die "verworrene" Erzählweise konnte ich die Jahreszahl zunächst nicht einordnen. Hätte alles sein können.
So musste ich beispielsweise einige Passagen zweimal lesen, weil ich sie zunächst falsch verstanden hatte
Oder gar nicht. Dito. Empfinde das als verworrenen Stil, später wirds auch noch esoterisch, Tote spuken herum.
Dass dies eine zukunftsorientierte Aussage ist, leuchtete mir erst später ein.
Verworren!
die sich bislang auch als moralischste Figur zeigt
Wissen wir noch nicht. Ich bin da immer vorsichtig. Aber du schreibst ja "bislang". Na ja, wie kann ein Kind nicht "moralisch" sein.
"Sie sahen mich nicht, ich war wie eine Schwarze für sie." Der bislang vielleicht traurigste Satz.
Ein rassistischer! Aber so was von!
aber im Gegensatz zu den Weißen bleiben sie bisher oberflächlich gezeichnet,
Sehe ich anders, sobald wir Lexington in den Kopf gucken können, wissen wir einiges über ihn. Er buckelt. Ist der Arzt eigentlich auch schwarz? Er hasst die Swarts. Tu ich auch.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Oh je, ich muss noch 2 Seiten eurer Ergüsse lesen.

Als ich anfing zu lesen, erinnerte ich mich sofort an das unsägliche "Das Weinen der Vögel" von Chigozie Obioma (oder so). Auch dort wusste man selten, wer redet und warum. Geister waren penetrant zugange. und nervten.

Die Erzählperspektive wechselt häufig, sogar Tote können rumwuseln, denken, etc. Manchmal spricht jemand, wir wissen nicht wer, den Leser an.

Klar wird mir nur, dass wir in einer Familie gelandet sind, die zu der privilegierten Schichten gehört, jedoch wahrscheinlich innerhalb derer zur unteren Abteilung. Schauplatz Südafrika. Unruhen. Die Familie beschäftigt Angestellte, die vermutlich allesamt schwarz sind. Der Freund von Amor ist das wohl auch.

Ein Trauerfall und viele Heuchler. Der Ehemann ist ein Oberheuchler. Er hurte herum und glaubte, er hätte ein Recht darauf, dass seine Frau ihm verzeiht. Er ist deshalb ein Heuchler, weil er das christliche Prinzip überhaupt nicht verstanden hat. Vergebung ist Gnade. Man kann sie nicht einfordern.

Die Geistlichen sind Witzfiguren. Der eine hat seinen Glauben verloren, der andere denkt nur daran, wie er sich das Land der Familie unter den Nagel reißen kann. Darum wirds wohl allen gehen: sich das Land unter den Nagel zu reißen.

Ich kann nicht sagen, dass ich von der Erzählweise angetan wäre, aber es kann noch in jede Richtung gehen, das ist noch offen bei mir, ganz übel, ganz groß. Mal sehen. Erinnert auch an "Der Schattenkönig" von Mengiste.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Mich hat das anfangs etwas irritiert, aber anscheinend ist der Wechsel Programm.
ja, aber es m u s s einem nicht gefallen!

wo vielleicht auch du aufgewachsen bist. Wo alles angefangen hat
Es bleibt erst einmal vieles offen - das ist ok.

Kommen wir zu Anton: er hat gerade eine Frau erschossen. Völlig ohne Grund. Nur aus Wut. Was ist das für ein merkwürdiges Gespräch, das Anton mit Payne führt? Nur in seinem Kopf? Es ist komisch.
Der Erzähler kommt mir vor wie ein Geist. Ein afrikanischer Geist. Er macht was er will und schlüpft mal in diese, mal in jene Person und spricht auch selber. Schlüpft auch in Tote. (Grds mag ich so was nicht).

Guter Satz: die Mutter ist "die Pforte, durch die ich die Welt betrat" (S.52).
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Schöne Sätze lassen sich genug finden. „ Woran sollte man auch erkennen, dass sie ein Geist ist? Auch viele Lebende sind bloße Schatten ohne Ziel, das ist kein Makel, der allein den Verstorbenen anhaftet.“

Aber diese Passage kommt erst im zweiten Abschnitt. Bitte nicht spoilern! :p
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Offenbar scheint es auch nicht ehrlich zuzugehen (Korruption?). Der Erzähler ist überrascht, dass ein Strauß Trauerblumen tatsächlich beim Adressaten angekommen ist...
Das lässt tief blicken.

Ich hatte es eher so verstanden, dass die Farm abgelegen ist oder aber die Post unzuverlässig, also nicht pünktlich, liefert.
Korruption ist, davon abgesehen, aber bestimmt ein Problem.
 

Literaturhexle

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Oh je, ich muss noch 2 Seiten eurer Ergüsse lesen.
Das ist das Spiel, Wanda. Aber wir bemühen uns immer, Wiederholungen zu vermeiden. Du schaffst das schon;)

Gehe ich recht in der Annahme, dass du nicht so begeistert bist wie wir? Langsam lesen. In Ruhe. Kann man nicht durchhetzen. Dann geht zu viel verloren. Bei solchen Büchern ist es von Vorteil, wenn man eine Leseschnecke ist wie ich.
 

Christian1977

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Ist der Arzt eigentlich auch schwarz?
Das glaube ich kaum, denn während der Apartheid gab es in Südafrika ja kaum Bildungschancen für die Schwarzen. Zudem habe ich große Zweifel daran, dass sich die Familie von einem schwarzen Arzt behandeln lassen würde.
Kommen wir zu Anton: er hat gerade eine Frau erschossen. Völlig ohne Grund. Nur aus Wut
Für mich klang es eher wie eine Art Fehlhandlung im Bürgerkrieg. Er hatte geglaubt, die Frau würde einen Stein auf ihn werfen wollen. Das zeigt, was Krieg aus den Menschen macht.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Denke nur an die fiesen Kinder im Booker Preis-Vorgänger Shuggie Bain. Zwar umständebedingt, aber keine Ausnahmen...
Letztlich wissen wir von Amor noch nicht viel. Aber das ist Erbsenzählerei. Ich nehme jetzt mal an, dass sie eine Gute ist. Übrigens habe ich jetzt interpretiert, dass der Erzähler mit Amor spricht, nicht mit mir. Also, "die Stimme".
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Das ist das Spiel, Wanda. Aber wir bemühen uns immer, Wiederholungen zu vermeiden. Du schaffst das schon;)

Gehe ich recht in der Annahme, dass du nicht so begeistert bist wie wir? Langsam lesen. In Ruhe. Kann man nicht durchhetzen. Dann geht zu viel verloren. Bei solchen Büchern ist es von Vorteil, wenn man eine Leseschnecke ist wie ich.
Ich bin verhalten. Nicht direkt begeistert. Skeptisch.
Stimmen. Geister. Verworrenheiten beim Erzählen. Da muss ich skeptisch sein.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Er hatte geglaubt, die Frau würde einen Stein auf ihn werfen wollen.
Schon. Aber. Und dann steht da: "Und da packte ihn eine Wut: ... Er dachte nicht weiter darüber nach, er hasste sie, er löschte sie aus. " Sie hat einen Stein, er ein Maschinengewehr. Sie ist eine schwache Frau, er ein kräftiger junger Mann. Sie ist allein, er ist allein, was hätte sie ihm wirklich tun können?
 

Literaturhexle

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Schon. Aber. Und dann steht da: "Und da packte ihn eine Wut: ... Er dachte nicht weiter darüber nach, er hasste sie, er löschte sie aus. " Sie hat einen Stein, er ein Maschinengewehr. Sie ist eine schwache Frau, er ein kräftiger junger Mann. Sie ist allein, er ist allein, was hätte sie ihm wirklich tun können?
Ich denke auch, dass es da nicht viel zu entschuldigen gibt. Im Grunde weiß Anton das auch selbst. Nicht umsonst plagt ihn sein Gewissen ("Meine Mutter ist gestorben und ich habe eine andere Mutter umgebracht", sagt er irgendwo). Er sucht auch Gesprächspartner und eine Absolution (die es natürlich nicht geben kann). Diese Kurzschlusshandlung ist unverzeihlich. Mal schauen, ob sie Konsequenzen haben wird. Bedingt durch den Trauerfall wurde er ja vorzeitig nach Hause beordert.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Die Lektüre empfinde ich bislang als sehr intensiv, manchmal etwas anstrengend, was ich aber nicht negativ meine.
Da bin ich ganz bei dir, es fordert beim lesen ein wenig heraus. Ich habe mich allerdings schnell daran gewöhnt, und erwarte gar keine langen Passagen mehr aus der Sicht eines einzelnen.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Das Versprechen bezüglich des Hauses für Salome könnte den Interessen des alten Geistlichen Alwyn Simmers entgegenlaufen, der Manies neuentdeckte Frömmigkeit für seinen eigenen bzw. den Vorteil seiner Kirche nutzen will.
Damit scheinst du tatsächlich richtig zu liegen. Ich fand es schon bezeichnend, als seine Gedanken bezüglich des Landes der Swarts erwähnt wurden. So stellt man sich einen Geistlichen eigentlich nicht vor……