1. Leseabschnitt: Beginn bis Seite 59 (MA- erste Hälfte)

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Wie kommt man von Herman Albertus auf den "Spitznamen" Manie? Wurde er erst so genannt, nachdem er sich zu Gott bekannt hat - nach dem Blitz (wohlgemerkt: eine schreckliche Geschichte...)?
 
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Reaktionen: Emswashed und RuLeka

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Sehr gelungen und absolut außergewöhnlich finde ich die Perspektivwechsel des Erzählers. Manchmal habe ich bei der Lektüre das Gefühl, einer Art Erzähler-Drohne zu folgen, die über das Geschehen saust und sogar in die Köpfe der Figuren blicken kann.

Ich hatte die Assoziation mit der Fernsehkamera, die hin und her schwenkt und einzelne Personen ranzoomt. Da hatten wir wohl ähnliche Bilder im Kopf. :)
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Ich schließe mich euren Meinungen an. Für mich ist der Roman ein ungewöhnliches, aber auch sehr einnehmendes und überzeugendes Buch, zumindest bis jetzt.

Der Schreibstil ist ein wenig herausfordernd und braucht ein aufmerksames Lesen. Aber er macht den Roman zu einem eindringlichen und intensiven Leseerlebnis. Ich empfinde ihn als recht düster und zugleich atmosphärisch stark. Ich habe einige Seiten gebraucht um durchzublicken. Dann hat sich aber ein Sog entwickelt, sodass ich nur ungern nach dem ersten Abschnitt eine Pause eingelegt habe.

Mir geht es so, dass mir keine Person sympathisch ist - mit Ausnahme von Amor, obwohl wir noch nicht richtig viel über sie wissen. Mir gefällt es aber gut, dass wir immer wieder in andere Charaktere abtauchen und so ein großes Bild sehen.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Ich habe einige Seiten gebraucht um durchzublicken. Dann hat sich aber ein Sog entwickelt, sodass ich nur ungern nach dem ersten Abschnitt eine Pause eingelegt habe
So ging und geht es mir auch!
Der Schreibstil ist ein wenig herausfordernd und braucht ein aufmerksames Lesen. Aber er macht den Roman zu einem eindringlichen und intensiven Leseerlebnis. Ich empfinde ihn als recht düster und zugleich atmosphärisch stark.
Vor allem durch die nichtexistente "wörtliche Rede". Okay, solche Bücher sind ja nicht selten, aber trotzdem ist es immer erst mal wieder gewöhnungsbedürftig :cool:.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Was mir beim Blick auf die einzelnen Teile aufgefallen ist: es gibt nur MA, PA, ANTON und ASTRID, aber nicht AMOR. Ob das noch eine Bedeutung bekommt? Verstehen könnte ich es, wenn es in Ich-Form aus der Sicht von Amor geschrieben wäre; das ist es jedoch nicht. Ich bin da echt gespannt.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
querleserin.blogspot.com
Ich kann euren ersten Eindrücken und Analysen nichts mehr hinzufügen. Ich bin völlig überwältigt von dieser fantastischen Erzählweise, in der die personale Erzählweise so oft wechselt, wie ich es bisher noch nicht gelesen habe. Ständig muss ich mich als Leserin auf neue Gedanken, Einstellungen, Meinungen einlassen, rücke ganz dicht an die Figuren heran. Im Unterschied zur Filmkamera darf ich in ihren Kopf schauen, auch wenn mir viele Figuren zuwider sind. Ich bin begeistert und lese trotz der erforderlichen Komzentration gebannt weiter.Was mir auch aufgefallen ist, sind die ungewöhnliche Bilder und Vergleiche.
Wird das Versprechen eingehalten? Wahrscheinlich nicht.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Bei aller bisherigen Begeisterung hätte dem Buch ein Register der "Afrikaans"-Wörter gut getan. Klar, manches ergibt sich aus dem späteren Inhalt, aber nicht jeder Leser oder jede Leserin möchte die Übersetzung im Internet nachlesen. Aber das ist meckern auf allerhöchstem Niveau und schmälert nicht im Geringsten meine Begeisterung.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Sie ersten Seiten haben mich erst einmal gehörig irritiert. Wer ist hier wo und vor allem was? Tannie Marina und Oom Ockie zu Tante und Onkel einzuordnen hat mich von der ganzen Sitaution mächtig abgelenkt und überhaupt, die wechselnden Erzählpersepektiven (ihr erwähntet sie ja schon) haben mich derart herausgefordert, dass ich mit diesem einfachen Strang, Tochter wird vom Internat ans Totenbett ihrer Mutter gebracht, fast überfordert gewesen wäre.
Aber eben nur fast, denn ich weiß nicht wie, aber dass es Galgut geschafft hat, die Szenen auf dieser kurzen Strecke mit tausend kleinen Worten derart zu bevölkern, dass innerhalb dieser ersten 60 Seiten ein ganzes Kaleidoskop entsteht und ich sämtliche Farben dieses nur scheinbar idyllischen Landlebens zu sehen bekam.
Fast schon zuviel der Informationen, möchte ich meinen, denn obwohl ich den Abschnitt erst heute las, mussten eure Kommentare schon Vergessenes aus der Versenkung holen.

Ein winziges bisschen unglücklich fand ich jetzt die Seitenteilung, denn ich las die Seite 60 inklusive und da taucht plötzlich die tote Mutter auf... absolutes Gänsehautfeeling. Aber bitte, das ist keine Kritik, denn wie soll mein ein Buch teilen, dessen Inhalt man noch nicht kennt.

Ich weiß nicht, ob das jetzt so klar rüberkam, aber ich bin absolut begeistert. Vielleicht auch, weil Galgut den Leser herausfordert und nicht alles auf dem Silbertablett serviert.

Natürlich scheint Amor hier eine Hauptrolle zu spielen, aber jeder andere dort scheint auch sehr spannend zu sein. Wie gesagt, fast jeder Satz eröffnet hier ein neues Spielfeld.
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Wie kommt man von Herman Albertus auf den "Spitznamen" Manie? Wurde er erst so genannt, nachdem er sich zu Gott bekannt hat - nach dem Blitz (wohlgemerkt: eine schreckliche Geschichte...)?
Das war für mich auch erst irritierend. Aber aus Herrmann könnte man ja auch Manni machen und so vielleicht aus Herman Manie. Ich frage mich, wie man es ausspricht. Manni oder Maani oder Maníe. Gelesen habe ich Maanie.
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Was mir beim Blick auf die einzelnen Teile aufgefallen ist: es gibt nur MA, PA, ANTON und ASTRID, aber nicht AMOR. Ob das noch eine Bedeutung bekommt? Verstehen könnte ich es, wenn es in Ich-Form aus der Sicht von Amor geschrieben wäre; das ist es jedoch nicht. Ich bin da echt gespannt.
Nach den Überschriften für die Teile habe ich zuerst geschaut. Ich habe mich gefragt, wieso MA und PA (M A und P A?) großgeschrieben war und Astrid und Anton normal. Vielleicht hat es auch keine Bedeutung.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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mit tausend kleinen Worten derart zu bevölkern, dass innerhalb dieser ersten 60 Seiten ein ganzes Kaleidoskop entsteht und ich sämtliche Farben dieses nur scheinbar idyllischen Landlebens zu sehen bekam.
Das ist ein sehr treffendes Bild.
Ich bin überwältigt, wie viele Informationen wir aus verschiedenen Perspektiven bekommen. Dabei stimmt das Offensichtliche oft nicht mit dem Hintergründigen überein, will sagen: es wird viel geheuchelt, gelogen und misstraut. bislang gab es noch keine aufrichtig liebenswürdige Geste angesichts der Trauer im Haus.

Der Vater umarmt Amor zwar, bezweifelt aber zum wiederholten Mal seine Vaterschaft. Die Tante ergötzt sich daran, Amor in den Arm zu zwicken. Die ältere Schwester treibt Amor aus dem mütterlichen Schlafzimmer, um ein Armband zu stehlen, das sie gleich als ihr eigenes deklariert. Vorher behauptete sie dreist, beim Sterben der Mutter dabei gewesen zu sein. Diese Liste könnte man endlos fortsetzen. Was sind das für Menschen?! Der Doktor kann die gesamte Familie Swart nicht leiden. Hat er Recht?

Das Versprechen wurde zunächst beiläufig erwähnt. Schnell bekommt es Tragweite. Amor trägt es nach außen, zu ihrem Freund (?) Lukas und unterstreicht es gleich mit dem Satz. "Ein Christ steht zu seinem Wort." Das glaubt sie bestimmt auch selbst. Damit weiß die andere Seite zumindest Bescheid. Es gibt mehrere Interessenten am Grundstück. Der Pfarrer wurde schon erwähnt, aber da ist auch noch die Tante, die Grund und Boden als Machtinstrument sieht und sich freut, dass die ungeliebte Schwägerin endlich weg ist.

Die Tante übernimmt die Rolle des Familiendrachens. Sie ist eine Ausgeburt an Scheinheiligkeit. Nach außen gibt sie die Hilfsbereite, im Inneren ist sie eiskalt. Ihren Neffen Anton bezeichnet sie als "Unfall".

Einen weiteren zitierwürdigen Satz möchte ich erwähnen:
Das Verschwinden (beim Tod) beginnt sofort und hört in gewissem Sinne niemals auf. S. 25
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Die gesamte Charakterisierung Salomes, die der Großvater beim Kauf umsonst dazu bekommen hat, ist spannend. Ihr habt vieles bereits erwähnt. Ihre Hände sind voller Narben, die Spuren und Hinterlassenschaften unzähliger "Kollisionen". Wie banal das klingt, oder?

"Und auch, was Salome empfindet, ist unsichbar."
Die Tante spricht Salome jedes Recht zu trauern ab! Dabei ist es naheliegend, dass Rachel ein vertrautes Verhältnis mit der schwarzen Frau gehabt hat, sonst hätte sie das Vermächtnis für sie nicht erstritten.

Ich liebe diesen Erzählstil! Da steckt überall soviel drin! Das wird ein Buch werden, das man bestimmt nach dem Zuklappen gleich noch ein weiteres Mal lesen will.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Was ich hier auch ganz spannend finde ist der Blick auf die südafrikanische Gesellschaft. Wir sehen sie meist als einen Konflikt zwischen Schwarz und Weiß, der ja auch besteht. Doch die weiße Gesellschaft ist nicht homogen. Hier die Familie Swart, die stolz ist auf ihre Vergangenheit als burische Siedler, obwohl vom alten Glanz nicht mehr viel übrig ist. Daneben die jüdische Verwandtschaft. Beide trennt nicht nur die Religion.

Ja, Sympathieträger gibt es bisher wenige. Amor als junge Außenseiterin mit ihrem klaren Blick auf die Verhältnisse hat das Potential dazu. Auch Salome, die schwarze Bedienstete.
Pa, ein weinerlicher, schwacher Mensch, der irgendwann seine Erweckung zum Glauben fand, einem Glauben, der mehr aus Gerede besteht. Seine Schwester …fürchterlich.
Astrid und Anton…auch zwiespältige Figuren. Aufgrund ihrer Jugend noch auf der Suche. Halt findet man in der Familie nicht.

Galgut schreibt unheimlich dicht. Da muss man konzentriert lesen, um nichts zu verpassen. Obwohl er auch scheinbar Nebensächliches erwähnt.

Schöne Sätze lassen sich genug finden. „ Woran sollte man auch erkennen, dass sie ein Geist ist? Auch viele Lebende sind bloße Schatten ohne Ziel, das ist kein Makel, der allein den Verstorbenen anhaftet.“
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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bislang gab es noch keine aufrichtig liebenswürdige Geste angesichts der Trauer im Haus.
Das stimmt wohl. Ich möchte dennoch den Blick auf eine Figur richten, die bislang hier noch gar nicht diskutiert wurde: Amors Cousin Wessel. Er ist sehr negativ gezeichnet, faul, gefräßig, offenbar ein Nichtsnutz. Und dennoch gelingt ihm vielleicht als Einzigen eine empathische Frage an Amor, auch wenn er sie eher beiläufig äußert: "Bist du sehr traurig? [...] Hast du sie liebgehabt?" Das klingt auf den ersten Blick banal, und er befasst sich auch gar nicht wirklich mit Amor und ihrer Trauer. Aber immerhin fragt er sie überhaupt etwas in diese Richtung.
Der Doktor kann die gesamte Familie Swart nicht leiden. Hat er Recht?
Nein, das finde ich nicht - und nicht nur, weil er eine Art Sadist zu sein scheint. Ich mag Amor und Anton.