1. Leseabschnitt: Beginn bis Seite 54

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Ich hoffe, es ist nicht die Katastrophen-Übersetzung, die ich damals hatte. Ich bin bei weitem nicht so heikel wie andere hier, aber das war unlesbar. In meiner Erinnerung war die Schrift auf dem Cover lila und Nikol der Verlag, aber ich kann mich auch irren. Ich könnte mir übrigens vorstellen, dass hier ausnahmsweise die Verfilmung sogar noch besser ist.
Nikol ist tatsächlich der Verlag. Ich dachte, das muss was sein, weil es eine Menge erklärende Fußnoten gibt, was ich als Indiz aufgefasst habe, dass sich da jemand Gedanken gemacht hat. Die Übersetzerin heißt Johanna Elsworth. Naja, es ist ein Buch aus einem Nachlass; wenn es nix ist, kommt es halt weg.
 
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Literaturhexle

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Was denkt ihr eigentlich über das Lesen von Briefen aus Nachlässen? Viele meiner Bekannten, die im Moment die Nachlässe ihrer Eltern ordnen, lesen ganz selbstverständlich deren Korrespondenz.
Meine Eltern waren keine großen Schreiberlinge. Deshalb habe ich auch nicht allzu viel Korrespondenz gefunden. Was mich interessiert hat, habe ich aber wie selbstverständlich gelesen. Allerdings standen wir uns immer sehr nah und ich war sicher, auf keinerlei "Geheimnisse" zu treffen. Das Lesen war für mich eine Form liebevoller Erinnerung, die zeigte, dass auch andere die Eltern geschätzt haben. Rührend waren meine eigenen Briefe, die ich einst heimwehkrank aus der Ferne geschrieben hatte: sie lagen in Mutters Nachtspint, ihr immer ganz nah. Die hatte ich längst vergessen:).
 
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Christian1977

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8. Oktober 2021
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Ich hatte mir das auch überlegt, aber hätten die Eltern dann dem gemeinsamen Urlaub zugestimmt? So tolerant?
Vielleicht konnten die beiden ja eine heimliche Beziehung führen - oder es ist "nur" ein heimliches Schwärmen.
Alle reden ständig von den Verstorbenen, sie scheinen noch Teil der Gemeinschaft zu sein, aber der Friedhof ist "ein vernachlässigter Winkel dieser Welt".
Dazu passt auch diese gewisse Scheinheiligkeit, die hinter der Fassade vielleicht doch ein wenig durchblitzt. Zum Beispiel war niemand aus der Familie bei der Beerdigung der Großtante, und die Patton beklagt das ja auch.

Und Kate hatte - trotz oder wegen der Demenz - sogar jahrelang keinen Kontakt mehr zu ihr.
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Gepflegte Langeweile ist das, was das Buch für mich ausstrahlt und ein ungeheurer Drang zum Konservativen, Bewahrenden:
ich halte es für ein großes Privileg, eine ältere Dame in der Nachbarschaft zu haben, die stolz ist und konservativ und ein Leben in Würde führt; die keine Heuchelei und keine nutzlosen neuen Erfindungen duldet und an ihrer Lebensart und den alten Sitten festhält, als gehörten sie zu ihrer Religion.
Gepflegte Langeweile ist es so auch, was die Heldinnen in Deephaven suchen (und finden). Aber ist es das auch, was ich in dem Buch gesucht habe ????
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Gepflegte Langeweile ist das, was das Buch für mich ausstrahlt und ein ungeheurer Drang zum Konservativen, Bewahrenden:

Gepflegte Langeweile ist es so auch, was die Heldinnen in Deephaven suchen (und finden). Aber ist es das auch, was ich in dem Buch gesucht habe ????
Dass die beiden Langeweile suchen, würden sie so bestimmt nicht sagen. Sie betrachten ihre Umgebung wie durch eine Lupe und beschäftigen sich mit kleinen Dramen.
Ich muss aber sagen, dass es schon ein Gschmäckle hat, wie die Erzählerin immer wieder betont, wie toll das alles ist und wie glücklich sie selbst. Das hat schon einen Beiklang von Selbstvergewisserung.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Dass die beiden Langeweile suchen, würden sie so bestimmt nicht sagen. Sie betrachten ihre Umgebung wie durch eine Lupe und beschäftigen sich mit kleinen Dramen.
Ich muss aber sagen, dass es schon ein Gschmäckle hat, wie die Erzählerin immer wieder betont, wie toll das alles ist und wie glücklich sie selbst. Das hat schon einen Beiklang von Selbstvergewisserung.
Es klingt etwas naiv. Wie kann es sein, dass zwei Vierundzwanzigjährige keinen anderen Lebenszweck sehen? Für die Ferien wäre es ok, aber es klingt nicht durch, dass sie sonst eine Aufgabe hätten. Da sie anscheinend auch keine Ehe anstreben, klingt das für mich traurig.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Ich bin noch nicht sehr weit fortgeschritten, da ich nochmal von vorn begonnen habe, weil es doch aufgrund der "Nichthandlung" anspruchsvoll zu lesen ist und mir (wie ich merke) beim ersten Durchgang der ersten 2 Kapitel etwas entgangen ist. Klingt kurios, empfinde ich aber so :cool:.
Aber ihr seht das doch auch so, oder? Wenn mir ein bestimmter Dichter (Alfred Lord Tennyson) bereits zum vierten Mal in knapp vier Monaten in vier Büchern begegnet, will der Dichter wohl, dass ich mir etwas von ihm zulege, oder? :D :D:D
 

Barbara62

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Ich bin noch nicht sehr weit fortgeschritten, da ich nochmal von vorn begonnen habe, weil es doch aufgrund der "Nichthandlung" anspruchsvoll zu lesen ist und mir (wie ich merke) beim ersten Durchgang der ersten 2 Kapitel etwas entgangen ist. Klingt kurios, empfinde ich aber so :cool:.
Aber ihr seht das doch auch so, oder?
Ich kann das nur unterstreichen. Ich muss mich unglaublich konzentrieren, damit ich nicht gedanklich abschweife, und oft einen Abschnitt zweimal lesen. Die Ereignisarmut erschwert mir die Konzentration.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich kann das nur unterstreichen. Ich muss mich unglaublich konzentrieren, damit ich nicht gedanklich abschweife, und oft einen Abschnitt zweimal lesen. Die Ereignisarmut erschwert mir die Konzentration.
Das tut mir so gut! Ich dachte (mal wieder) nur ich wäre davon betroffen... Im zweiten Abschnitt scheint es ein bisschen besser zu werden. Ich lese täglich ein bis zwei Geschichten. Das reicht mir, sonst schlafe ich ein;)
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Ich kann nicht umhin, mich zu fragen, ob diejenigen von uns, die nach und nach übrig bleiben und unsere Generation repräsentieren, ein ähnlich elegantes Benehmen an den den Tag legen werden; ob auch wir so viel Respekt und Wertschätzung erfahren werden. Das kann man sich kaum vorstellen. Wir wissen, dass die Welt neue Raffinessen und eine bessere Kultur erlangen wird; doch werden wir derartig beeindruckende Damen und Herren wie jene der alten Schule nicht mehr erleben. (S. 38)
"Kürzlich dachte ich noch, dass man mit seinen alten Verwandten achtsam, freundlich und rücksichtsvoll umgehen sollte. Bald ist es zu spät, ihnen Gutes zu tun, und hinterher tut es einem immer leid." (S. 45)
Das sind Sätze/Absätze für die ich alte und neue Bücher liebe. Ein bisschen mehr Achtsamkeit und Wertschätzung sollten wir uns trotz oder gerade IN Krisenzeiten bewahren :cool:.
 

Renie

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19. Mai 2014
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renies-lesetagebuch.blogspot.de
An diesem Roman schätze ich natürlich die wohltuende Stimmung, die vermittelt wird. Es passiert nicht viel, die Handlung - sofern man von Handlung sprechen kann - plätschert vor sich hin. Im Mittelpunkt des Romans steht dieser Ort und seine Einwohner aus einer anderen Zeit, nicht nur aus heutiger Sicht, sondern auch aus der Sicht von Kate und Helen.
Die beiden jungen Frauen scheinen mit ihren 24 Jahren den Altersdurchschnitt um einiges zu senken.
Alle, mit denen sie es zu tun bekommen, sind mindestens 30 Jahre älter. Lässt man Mrs. Kews Neffen außen vor, der selbst von Helen mit seinen 40 Jahren als "Jüngling" bezeichnet wird.
Ich mag die Geschichten, die die Deephavener erzählen oder die von Helen wiedergegeben werden sehr.
Was die verstorbene Mrs. Brandon wohl für ein Mensch war? Die detaillierte Beschreibung ihres Hauses und der darin vorhandenen Erinnerungsstücke deuten auf manches hin. Sie war auf jeden Fall ein hoch angesehenes Mitglied der Dorfgemeinschaft.