1.Leseabschnitt: Beginn bis Seite 50
Letzter Halbsatz: "..., ist es so, dass sie manchmal dabei ist und manchmal nicht."
Letzter Halbsatz: "..., ist es so, dass sie manchmal dabei ist und manchmal nicht."
"Ich ging diesen Weg nie allein, auch wenn mich niemand begleitete, weil in meinen Gedanken immer die Menschen dabei waren, die ich verlassen hatte oder die mich verlassen hatten."
Dass sich diese Landschaft in mir festgefressen hatte wie eine Krankheit.
Womit ich wenig anfangen kann, sind die Träume. Sie unterstreichen das bohrende Heimweh, das den IE nun schon seit Jahren quält. Wer ist der Mann im Zug, der angeblich aus dem Fenster sprang? Ist das nicht eine Phantasie unseres IE selbst?Gerade du müsstest doch wissen, dass man nichts mitnehmen kann und das Gepäck leicht halten muss
Ja. Von der ersten Zeile an fängt einen die Sprache ein, auch wenn man die Handlung noch nicht einordnen kann. Habe ich empfunden wie du.Die Sprache ist beeindruckend, elegant, gewaltig.
Hat man ja auch. ich meine, in der Vorschau habe ich nichts von der Neuauflage gelesen. Ich dachte zunächst auch, es wäre ein neuer Roman - obwohl wenn er relativ dicht auf das Unglück folgte.Den hätte man mir auch als neues Werk verkaufen können. Zeitlose Kunst!
Hach, Christian! Wie schön du das wieder formuliert hast!Er hat etwas ganz Besonderes, etwas Eigenes. Eine gewisse Tragik, Melancholie, Traurigkeit.
Den Begriff „ Strophen“ finde ich sehr stimmig, wäre allerdings nicht selbst darauf gekommen. Passt natürlich zur Bezeichnung „ Ballade“.Ein wenig sprunghaft sind die ersten Strophen
Die autobiographischen Bezüge sind auf jeden Fall vorhanden. Die Flucht aus Genthin scheint Loschütz‘ Lebensthema zu sein Darum und um die Folgen geht es auch in „ Ein schönes Paar.Vergleicht man seine Lebensgeschichte mit der Karstens fallen einem sofort autobiografische Bezüge auf. Die Flucht aus dem Osten, aus Genthin, wie schon in der "Besichtigung eines Unglücks" ein Thema. Plothow wird also Genthin sein, Wildenburg wohl Dillenburg in Hessen.
Doch der Sohn hält sich überhaupt nicht daran. Er wird sich sein Leben lang umdrehen und Rückschau halten. Ist das gut für einen Neubeginn? Sollte man sich nicht verabschieden können, um vorwärts zu sehen?Das "Dreh dich nicht um", wird zum Mantra eines ganzen Lebens.
Ich musste das auch suchen und bin bei der "Zeit" fündig geworden. Offenbar hat Gert Loschütz auch in "Ein schönes Paar" aus Genthin Plothow gemacht. Die Wildenburg gibt es hingegen im Kreis Euskirchen, aber nichts spricht dafür, dass dieser Ort gemeint ist. Die Hinweise auf die Großstadt F. und den Flughafen sprechen für Frankfurt, deshalb würde Loschütz' Fluchtort Dillenburg passen. In "Ein schönes Paar" machte er daraus Tautenburg, weiß die "Zeit".Ich war überrascht, dass es diesen Ort Plothow, der eine Stunde mit der Bahn entfernt von Westberlin liegt, gar nicht gibt, diesen Sehsuchtsort des Erzählers.
Das ging mir genauso. Gert Loschütz erreicht mit seiner Sprache, seinem Sound wirklich eine hohe Intensität. Irgendetwas bringt er damit in mir zum Schwingen, wenn man das so sagen kann.Aber es wird so intensiv, so eindringlich, in so detaillierten Bildern erzählt, dass man den Schmerz fühlen kann.
Das hatte ich nicht so verstanden, aber du könntest natürlich recht haben. Diese Ablehnung, weil er Deutscher ist, habe ich zwar auf dieser Feier gespürt, aber ich dachte, dieser Engländer hätte das gesamte Hotel gebucht. Kann auch ein Vorwand gewesen sein.wie er aus dem Hotel geworfen wird, weil er Deutscher ist. Ja, die Kriegswunden sind noch nicht verheilt.
Diesen Gedanken musste ich einige Male lesen, um ihn zu verstehen. Ich halte ihn auch für einen der intensivsten Momente des ersten Abschnitts, der in knappen Worten das ganze Dilemma des Protagonisten ausdrückt.Interessanter Gedanke: Der Ich- Erzähler reist nicht gerne, weil ihm sein Rückzugsort fehlt , der Kollege ist ständig auf Reisen und kehrt dann in seinen Heimatort zurück.
Meistens glaubt man doch, der Reisende sei ein Ruheloser, der nirgends daheim ist und der „ Stubenhocker“ genießt sein Heim.
Doch, das sollte man natürlich. Aber manchmal geht es wohl nicht. Insbesondere wenn diese Entwurzelung bereits in der Kindheit stattfindet, der Junge nichts wiedersieht, weder Freunde noch Landschaft. Zentral ist wohl auch die Verbindung des Datums mit dem Tod der Mutter.Ist das gut für einen Neubeginn? Sollte man sich nicht verabschieden können, um vorwärts zu sehen?
Sehr intensive Lektüre bisher...Was ist das, das macht: Pakete schnüren, Koffer packen, Kind belügen, Freunde stehlen, Spielplätze zerstören, Stuhl und Tisch allein lassen, Wohnung abschließen, weggehen? (S. 41)
Wie gut, dass ich da nicht die einzige bin! Ich tue mich generell mit psychologischen Deutungen schwer, die über gesunden Menschenverstand hinausgehen.Mit Träumen in Büchern tue ich mich generell schwer.
Gut recherchiert. Da habe ich mich beim Lesen des schönen Paars gar nicht darum gekümmert. Das ist der Vorteil, wenn man in (guter) Gesellschaft liestdeshalb würde Loschütz' Fluchtort Dillenburg passen. In "Ein schönes Paar" machte er daraus Tautenburg, weiß die "Zeit".
Die italienischen Veteranen haben die Befreiung, die Anlandung der Alliierten, gefeiert. Da wollten sie den deutschen "Feind" nicht im Festsaal haben. Der Mann am Strand hat ja noch sein Bedauern geäußert, dass damit kein Rauswurf aus dem Hotel gemeint war. So jedenfalls mein Verständnis.Diese Ablehnung, weil er Deutscher ist,
Dank eich habe ich ihn nun auch verstanden. Zuvor habe ich ihn eher als belanglos abgetan. Aber belanglos ist hier nichts.Diesen Gedanken musste ich einige Male lesen, um ihn zu verstehen.
Ja, und sehr gewählt, fast vornehm .Die Sprache ist beeindruckend, elegant, gewaltig.
Halte ich auch ehrlich gesagt für schwierig - man kann glaube ich noch so dagegen anarbeiten; zurückblicken tut man immer. Spätestens wenn man im Sterben liegt."Sieh dich nicht um." (u. a. S. 20) Eine Forderung, die Karsten auch nach 30 Jahren nicht erfüllen kann.
Das spürt man in jeder Zeile, jedem Absatz - überwältigend.Er hat etwas ganz Besonderes, etwas Eigenes. Eine gewisse Tragik, Melancholie, Traurigkeit.
Ich glaube, da leiden viele drunter, die geflohen sind, fliehen mussten...Er leidet unter seiner Flucht in den Westen, auf die ihn seinerzeit niemand vorbereitet hat, die gegen seinen Willen vollzogen wurde.
Warum nicht?Ehrlich gesagt, kann ich mir das kaum vorstellen.
Das habe ich auch so empfunden .Wer ist der Mann im Zug, der angeblich aus dem Fenster sprang? Ist das nicht eine Phantasie unseres IE selbst?
Weil ich denken/hoffen/wünschen würde, dass man eine neue Heimat mit neuen lieben Menschen findet und der Schmerz nachlässt. "Die Zeit heilt alle Wunden", heißt es nicht ganz zu Unrecht. Natürlich bleiben Narben, die manchmal auch weh tun. Aber sie schmerzen halt immer weniger.Warum nicht
Da hat er ein bisschen was von Kafka .Melancholie neigender Denker ist, sonst könnte er Gefühle nicht dermaßen intensiv ausdrücken.
Diese Episode ist die einzige, die mit einer Jahreszahl zu verorten ist, sie muss nach meinen Recherchen 1984 spielen.In Anzio hat der Erzähler das erste Mal das Datum vergessen. Man freut sich, um kurze Zeit später zu erleben, wie er aus dem Hotel geworfen wird, weil er Deutscher ist. Ja, die Kriegswunden sind noch nicht verheilt.
Das muss er sein. Er war also 10 bei der Flucht, seine Mutter 35 und sie starb mit 36.Wer ist der Mann im Zug, der angeblich aus dem Fenster sprang? Ist das nicht eine Phantasie unseres IE selbst?
1990 hat der Titel sicher gepasst, heute ist er "verbraucht".Aber der Titel ist um Klassen besser ("Flucht" klingt doch völlig banal und passt nicht zum Schreibstil).
Tut es. Der zweite Abschnitt liest sich etwas "leichter" und ein paar Szenen aus dem ersten Teil werden aufgelöst .Mal sehen, ob das noch kommt.
Du machst mir Mut!Tut es. Der zweite Abschnitt liest sich etwas "leichter" und ein paar Szenen aus dem ersten Teil werden aufgelöst .
Ich übernehme aber keine Garantie! Jede:r empfindet es anders *g*.Du machst mir Mut!
Definitiv! Den Vorwurf muss er sich gefallen lassen. Aber er kommt wahrscheinlich nicht aus seiner Haut raus. Vielleicht macht es die Tatsache schwerer, dass es für ihn so rücksichtslos plötzlich kam und er keine Zeit hatte, Abschied zu nehmen?Andererseits verhindert die intensive Zurücksicht hier offensichtlich das Ankommen.
Schöne Erklärung. Mir leuchtet es eigentlich nicht ein. Wenn ich kein Zuhause habe, bin ich doch im Grunde überall daheim- oder nirgends.Der fehlende Wille zu Reisen bei seiner Heimatlosigkeit leuchtet mir ein. Er hat seine Wurzeln verloren und hat deshalb keine Flügel.
Ja, ich glaube an diesem "Überfall" knabbert er sein ganzes Leben. Auf der anderen Seite wollte seine Mutter ihn vielleicht dadurch "schützen" oder verhindern, dass er sie unbewusst verrät. Wir wissen es nicht .Vielleicht macht es die Tatsache schwerer, dass es für ihn so rücksichtslos plötzlich kam und er keine Zeit hatte, Abschied zu nehmen?
Aus Sicht der Mutter ist das Verhalten absolut verständlich. Ein Verplappern hätte weit reichende Folgen gehabt. Aber für den Jungen macht es das schwerer.Ja, ich glaube an diesem "Überfall" knabbert er sein ganzes Leben. Auf der anderen Seite wollte seine Mutter ihn vielleicht dadurch "schützen" oder verhindern, dass er sie unbewusst verrät. Wir wissen es nicht .