1. Leseabschnitt: Beginn bis S. 101

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Der Schreibstil der Autorin ist sehr locker und flüssig. Ich habe mich beim lesen sehr wohl gefühlt.
Die Geschichte selbst scheint aus dem Leben gegriffen, da ich aus dieser Zeit und Gegend allerdings nicht viel weiß, kann ich dies nur vermuten, es erscheint mir aber plausibel. Die Armut, die die Autorin beschreibt wirkt authentisch.
Die Charaktere Sunja und ihre Mutter Yangjin haben es nicht leicht, der Tod des Vaters Hoonie hat eine große Lücke in deren Leben gerissen. Sunjas Schwangerschaft stellt in der damaligen Zeit ein großes Problem dar. Ein wenig unrealistisch wirkt die Selbstlosigkeit von Isak Sunja zu heiraten. Es ist für mich kaum vorstellbar, dass ein Mann zur damaligen Zeit so handeln würde. Er ist dankbar für die Hilfe als er schwer krank war, für Sunja und das Kind die Rettung. Für den weiteren Verlauf der Handlung ist diese Heirat bestimmt der Aufhänger, wobei ich vermute, dass Isak mit seiner Vermutung richtig liegt, und er sie früh zur Witwe machen wird.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ein wenig unrealistisch wirkt die Selbstlosigkeit von Isak Sunja zu heiraten.
Das dachte ich zunächst auch. Doch aufgrund seiner ewigen Krankheiten hatte er eigentlich nicht damit gerechnet, eine Familie zu bekommen. Außerdem ist er sehr gläubig und sieht sich an ein Gleichnis erinnert: Sunja ist demnach die Frau, die er retten muss. Irgendwie habe ich ihm das abgenommen. Gewundert habe ich mich eher darüber, dass sein Bruder das so klaglos akzeptiert...
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Der langsam flüssige, neutral und dennoch mit-/einfühlende Sprachstil wurde schon erwähnt und er hat auch mich in Bann genommen.
Die Autorin nimmt sich zur Entwicklung der Geschichte hier erfreulich viel Zeit. Aus dem Klappentext wissen wir, dass es um die Geschichte zweier Brüder gehen soll. Diese sind aber auch am Ende unseres Teil 1 noch gar nicht Gegenstand der Erzählung. Einer wohl als Embryo aber schon "in Vorbereitung". Die Autorin geht in die Vergangenheit zurück bis zu den Urgroßeltern der Brüder und hält deren Geschichte und Hintergrund deshalb wohl offenbar für wichtig zum Verständnis der späteren Brüdergeschichte. Mal sehen, ob wir das am Ende nachvollziehen können.
 

Xanaka

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12. Juli 2015
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Ich finde das Buch liest sich ausgesprochen gut. Es ist flüssig geschrieben, die Story ist spannend. Lediglich an die fremdländischen Namen muss ich mich ein wenig gewöhnen, aber das wird.

Interessant findet ich die Beschreibung des Lebens der Menschen in Korea. Eigentlich wissen wir doch viel zu wenig darüber. Mir war z.B, nicht bewusst, dass Korea faktisch von den Japanern regiert wurde, dass die Koreaner in ihrem eigenen Land als minderwertig behandelt wurden.

Auch die etwas ausführlicheren Ausführungen über Hoonie, dem es trotz seiner Behinderung gelang eine Frau zu bekommen (er hatte sie ja nicht gesucht :)) und eine Familie zu gründen, fand ich wirklich interessant. Sein Vater war ja zumindest so schlau ihm wenigstens eine schulische Grundausbildung zukommen zu lassen. Schade, dass er es bei Sunja, seiner Tochter, nicht durchgesetzt hat. Vielleicht wäre dann Sunja auch nicht so naiv in ihr Unglück gelaufen. Wobei sie ja noch großes Glück hat, dass Isak sie heiraten will. Vielleicht gelingt es ihr ja mit ihm ein wenig Glück zu finden.
 

Xanaka

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12. Juli 2015
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Das dachte ich zunächst auch. Doch aufgrund seiner ewigen Krankheiten hatte er eigentlich nicht damit gerechnet, eine Familie zu bekommen. Außerdem ist er sehr gläubig und sieht sich an ein Gleichnis erinnert: Sunja ist demnach die Frau, die er retten muss. Irgendwie habe ich ihm das abgenommen. Gewundert habe ich mich eher darüber, dass sein Bruder das so klaglos akzeptiert...

Das denke ich auch. Für ihn ist es die Chance vielleicht doch annähernd ein "normales" Leben zu führen. Da nimmt er das Kind doch gern in Kauf, es muss doch niemand erfahren, dass es nicht von ihm ist.
 

Xanaka

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12. Juli 2015
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Die Autorin nimmt sich zur Entwicklung der Geschichte hier erfreulich viel Zeit. Aus dem Klappentext wissen wir, dass es um die Geschichte zweier Brüder gehen soll. Diese sind aber auch am Ende unseres Teil 1 noch gar nicht Gegenstand der Erzählung. Einer wohl als Embryo aber schon "in Vorbereitung". Die Autorin geht in die Vergangenheit zurück bis zu den Urgroßeltern der Brüder und hält deren Geschichte und Hintergrund deshalb wohl offenbar für wichtig zum Verständnis der späteren Brüdergeschichte. Mal sehen, ob wir das am Ende nachvollziehen können.

Ich habe jetzt den Klappentext nicht noch einmal gelesen. Jetzt bin ich umso gespannter, wie es weitergeht.
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Lediglich an die fremdländischen Namen muss ich mich ein wenig gewöhnen, aber das wird.
Die haben es wirklich in sich. Bis jetzt habe ich überwiegend die Hörbuchfassung genossen. Ich habe gerade wenig Lesezeit und bin begeistert von Gabriele Blum als unaufgeregter Vorleserin!
Khunglee spricht sich wie Connee und Sunja wie Sunscha... ;)
Man folgt dieser Geschichte gern.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Die haben es wirklich in sich. Bis jetzt habe ich überwiegend die Hörbuchfassung genossen. Ich habe gerade wenig Lesezeit und bin begeistert von Gabriele Blum als unaufgeregter Vorleserin!
Khunglee spricht sich wie Connee und Sunja wie Sunscha... ;)
Man folgt dieser Geschichte gern.
Interessant, man neigt ja schnell dazu die Namen nach der deutschen Lautsprache auszusprechen, zumindest mir geht es oft so bei fremden Sprachen, die mir vom Klang her nicht vertraut sind.
 

Leseglück

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Auch die etwas ausführlicheren Ausführungen über Hoonie, dem es trotz seiner Behinderung gelang eine Frau zu bekommen (er hatte sie ja nicht gesucht :)) und eine Familie zu gründen, fand ich wirklich interessant
Ich sehe hier auch ein bisschen eine Wiederholung in der Familiengeschichte. Hier sind Personen mit geringen Aussichten auf dem Heiratsmarkt, auch wenn die Ursachen verschieden sind. Die Wahrscheinlichkeit für Hoonie eine Familie zu gründen war ja sehr gering, trotzdem hat es geklappt. Seine Tochter Sunja hat ja als schwangere Frau eigentlich auch nur eine minimale Chance einen Mann zu finden, auch sie hat ja gar nicht gesucht und trotzdem ist das unwahrscheinliche Ereignis eingetreten. Sie hat nun einen Mann, der ebenfalls nie an Heirat gedacht hatte wegen seiner Krankheiten. Das alles passt in der speziellen Geschichte gut zusammen.
 

MRO1975

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11. August 2018
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Ich schließe mich euren Einschätzungen an. Mir gefällt auch die schlichte Sprache und die langsame Entwicklung der Geschichte mitsamt den Hintergründen auch aus der ferneren Vergangenheit. Alles ist sehr anschaulich erzählt und liest sich - trotz der ausländischen Namen - sehr gut.

In diesem ersten Abschnitt wird viel über die Rolle der Frau berichtet. Es hat mich erschreckt, dass es offenbar an der Tagesordnung war, dass Frauen, die vergewaltigt oder außerehelich schwanger wurden, sich das Leben nehmen. Die „Verfehlungen“ der Männer werden dagegen nicht geahndet. Dass Männer Geliebte haben scheint kein Problem zu sein. Auch für Hansu ist das ja völlig normal.

Warum sich Sunja mit Hansu eingelassen hat, habe ich nicht ganz verstehen können. Die beiden stammen aus völlig verschiedenen Welten und zumindest zu Anfang hat er sie missbraucht. Dass sie sich trotzdem in ihn verliebt haben soll, konnte ich nicht ganz glauben. Stockholmsyndrom?

Isaks Beweggründe, Sunja zu heiraten, habe ich dagegen besser nachvollziehen können. Die Ehe wird nicht aus Liebe, sondern aus Zweckmäßigkeitsgründen mit der Hoffnung auf Liebe geschlossen. Damit kann ich (im Buch) leben.

Überrascht war ich davon, dass Isak Christ ist, was mich zu der Frage führte, wann und wie das Christentum nach Korea gekommen ist - das muss ich noch nachlesen.
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Hilter am Teutoburger Wald
wordpress.mikkaliest.de
Ein wenig unrealistisch wirkt die Selbstlosigkeit von Isak Sunja zu heiraten. Es ist für mich kaum vorstellbar, dass ein Mann zur damaligen Zeit so handeln würde.

Ich denke, da spielen zwei Dinge eine Rolle: zum einen hat er wohl nie erwartet, jemals zu heiraten, weil er ja gedacht hat, er würde jung sterben. Und zum anderen ist er ein junger christlicher Priester, der gerade beinahe gestorben wäre, da liegt der Gedanke vielleicht nahe: Gott hat mir diese Frauen geschickt, damit sie mich retten, jetzt werde ich sie retten.
 

Mikka Liest

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Interessant findet ich die Beschreibung des Lebens der Menschen in Korea. Eigentlich wissen wir doch viel zu wenig darüber. Mir war z.B, nicht bewusst, dass Korea faktisch von den Japanern regiert wurde, dass die Koreaner in ihrem eigenen Land als minderwertig behandelt wurden.

Ich bin auch immer wieder überrascht, dass die Geschichte asiatischer Länder anscheinend in unserer Schulausbildung gar nicht berücksichtigt wird! Jedenfalls haben wir in meiner Schule überhaupt nicht darüber gesprochen, vielleicht ist das inzwischen anders? (Ist bei mir über 20 Jahre her.)

Das ist mir das erste Mal so richtig bewusst geworden, als ich "Menschenwerk" von Han Kang gelesen habe und mir dachte: mein Gott, 1980 gab es in Gwangju ein großes Massaker, als die Militärregierung Studentenproteste zerschlug? Warum hab ich da noch nie von gehört?!

Schade, dass er es bei Sunja, seiner Tochter, nicht durchgesetzt hat. Vielleicht wäre dann Sunja auch nicht so naiv in ihr Unglück gelaufen.

Möglich! Vielleicht aber doch, wenn man verliebt ist, macht man dumme Sachen... Wobei sie ja wirklich nicht wissen konnte, dass er zuhause Frau und Kinder hat.
 

Mikka Liest

Bekanntes Mitglied
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Ich sehe hier auch ein bisschen eine Wiederholung in der Familiengeschichte. Hier sind Personen mit geringen Aussichten auf dem Heiratsmarkt, auch wenn die Ursachen verschieden sind. Die Wahrscheinlichkeit für Hoonie eine Familie zu gründen war ja sehr gering, trotzdem hat es geklappt. Seine Tochter Sunja hat ja als schwangere Frau eigentlich auch nur eine minimale Chance einen Mann zu finden, auch sie hat ja gar nicht gesucht und trotzdem ist das unwahrscheinliche Ereignis eingetreten. Sie hat nun einen Mann, der ebenfalls nie an Heirat gedacht hatte wegen seiner Krankheiten. Das alles passt in der speziellen Geschichte gut zusammen.

Stimmt, jetzt, wo du es sagst.. Ob sich auch wiederholt, dass der Mann nicht alt wird?
 
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Mikka Liest

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In diesem ersten Abschnitt wird viel über die Rolle der Frau berichtet. Es hat mich erschreckt, dass es offenbar an der Tagesordnung war, dass Frauen, die vergewaltigt oder außerehelich schwanger wurden, sich das Leben nehmen. Die „Verfehlungen“ der Männer werden dagegen nicht geahndet. Dass Männer Geliebte haben scheint kein Problem zu sein. Auch für Hansu ist das ja völlig normal.

Leider ist das ja etwas, das sich durch alle Kulturen zieht...

Warum sich Sunja mit Hansu eingelassen hat, habe ich nicht ganz verstehen können. Die beiden stammen aus völlig verschiedenen Welten und zumindest zu Anfang hat er sie missbraucht.

Ich weiß nicht, ob sie das selber als Missbrauch sah? Da war sie ja eigentlich schon verliebt in ihn, jedenfalls hat sie ständig an ihn gedacht.

Überrascht war ich davon, dass Isak Christ ist, was mich zu der Frage führte, wann und wie das Christentum nach Korea gekommen ist - das muss ich noch nachlesen.

Das Christentum kam wohl schon Mitte des 16. Jahrhunderts nach Korea – mit japanischen Truppen, in denen damals auch Christen kämpften.
 

Renie

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Warum sich Sunja mit Hansu eingelassen hat, habe ich nicht ganz verstehen können. Die beiden stammen aus völlig verschiedenen Welten und zumindest zu Anfang hat er sie missbraucht. Dass sie sich trotzdem in ihn verliebt haben soll, konnte ich nicht ganz glauben
Du hast ein Mädchen, das in der Pubertät steckt. Sie arbeitet von morgens bis abends und hat kaum Gelegenheit ihren Träumen nachzugehen. Sie ist behütet und sehr unscheinbar. Da kommt dann auf einmal jemand, der ihr das Gefühl gibt, etwas Besonderes zu sein. Und dieser Jemand stellt selbst auch etwas dar. Da wird die Vernunft schnell über den Haufen geworfen.
 

Xanaka

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Überrascht war ich davon, dass Isak Christ ist, was mich zu der Frage führte, wann und wie das Christentum nach Korea gekommen ist - das muss ich noch nachlesen.

Darüber war ich auch erstaunt und habe mich gewundert. Ich habe aber noch nicht geschafft, irgend etwas darüber nachzulesen.
 

Xanaka

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12. Juli 2015
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Du hast ein Mädchen, das in der Pubertät steckt. Sie arbeitet von morgens bis abends und hat kaum Gelegenheit ihren Träumen nachzugehen. Sie ist behütet und sehr unscheinbar. Da kommt dann auf einmal jemand, der ihr das Gefühl gibt, etwas Besonderes zu sein. Und dieser Jemand stellt selbst auch etwas dar. Da wird die Vernunft schnell über den Haufen geworfen.

Das denke ich auch. Die Aufmerksamkeit eines Mannes, der auch noch sehr gut gekleidet war und offenbar etwas darstellte, muss sie ungemein beeindruckt haben. Und ich glaube Sunja hat sich selbst auch als eine graue Maus gesehen.
 

Momo

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10. November 2014
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Das dachte ich zunächst auch. Doch aufgrund seiner ewigen Krankheiten hatte er eigentlich nicht damit gerechnet, eine Familie zu bekommen. Außerdem ist er sehr gläubig und sieht sich an ein Gleichnis erinnert: Sunja ist demnach die Frau, die er retten muss. Irgendwie habe ich ihm das abgenommen. Gewundert habe ich mich eher darüber, dass sein Bruder das so klaglos akzeptiert...

Ich denke auch, dass Isak sich selbst nach einer Familie gesehnt hat. Mit seiner Erkrankung hätte er so schnell keine Frau finden können. Sunja ist ja selbst ein geprägtes Kind, dass sie schwanger von einem verheiratetem Mann geworden ist. Hätte Isak sie nicht geheiratet, wäre Sunja ein von der Gesellschaft verstoßenes Kind.